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Kolumne «Fast verliebt»Sie haben kleine Kinder und finden, Ihre Freunde müssen jetzt ohne Sie auskommen?

Wie lassen sich Freundschaften und Kinder miteinander vereinbaren? Claudia Schumacher gibt in ihrer Kolumne die Antwort auf diese Frage.

Einer meiner Freunde hat Sonne im Herzen, ging immer gern feiern und fiel sein Leben lang dadurch auf, dass es ihm an einer Sache nicht fehlte: an Freunden. Insofern kam es überraschend, als er mir mit Mitte 30 eröffnete, dass sich da was geändert habe: «Es ist wirklich seltsam, aber ich muss mir eingestehen, dass ich richtig viele Freunde verloren habe.»

Nach der Schule zog er in eine neue Stadt, zusammen mit ein paar Freunden. Im Informatikstudium war er von Männern umgeben, und der Kreis vergrösserte sich. Er lebt bis heute in dieser Stadt und die anderen im Umkreis.

Was ist passiert? «Die wurden Eltern», sagt mein Freund, der Dauersingle ist: «Das hat sie irgendwie engstirnig werden lassen.» Viele seiner Freunde zogen mit ihrer Familie raus in den Vorort. Nun gab es die einen, die sich so sehr auf ihre kleine Herde fixierten, dass sie sich nicht mehr meldeten. Wenn es zu einem Treffen kam, dann deshalb, weil mein Freund anrief und rausfuhr – um einen Nachmittag lang im Kinderlärm keine zwei Sätze mit seinem Freund wechseln zu können.

Die anderen machten es ähnlich, nur kam bei denen hinzu, dass sie in der neuen Dörflichkeit ihres Vororts politisch nach rechts drehten, sich also auch in dieser Hinsicht von meinem Freund entfernten. Die Bindungen wurden labiler, irgendwann meldete sich auch mein Freund nicht mehr. Und das wars.

Warum vergessen so viele, ihre Freundschaften zu pflegen, wenn sie Kinder bekommen?

Eine meiner Freundinnen, Mitte 40, erlebt gerade schon die nächste Phase: Nachdem ein paar ihrer alten Freundinnen spurlos im Kinderkriegen verschwanden, sind die Kleinen heute gross und ihre Mütter zurück. «Ich weiss aber nicht, ob ich jetzt noch was mit denen machen will», sagt meine Freundin etwas ratlos. Das sei nämlich alles ziemlich verletzend gewesen.

Eine ihrer vormals engsten Freundinnen habe sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Und jetzt stehe sie plötzlich dauernd bei ihr auf der Matte. «Sie versteht nicht, dass sich auch in meinem Leben etwas verändert hat», sagt meine Freundin, die in der Zwischenzeit neue Leute kennen gelernt hat: «Wenn ich mal keine Zeit für sie habe, ist sie gleich beleidigt.» Ach ja, die Ironie des Lebens.

Dabei ist die Wahrheit einfach: Man kann Menschen nicht jahrelang im Stich lassen und dann nahtlos weitermachen wie vorher. Auch nicht, wenn der Grund dafür Kinder sind.

Zum Glück geht es ja auch anders! Ich kenne Mütter, die es schaffen, trotz kleiner Kinder ihre Freundinnen auch mal allein zu treffen. Die sich regelmässig melden und einen Babysitter engagieren, um mal ohne Kinder auf eine Geburtstagsparty zu kommen. Für solche Freundinnen zeigt man sich auch gern zeitlich flexibel und fährt eher mal raus in die Vorstadt.