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Kolumne «Fast verliebt»Sie möchten Ihren Partner verändern?

«Eine Liebesbeziehung ist wie ein Tanz», vermutet Claudia Schumacher.

Neulich war ich mit einer Freundin und ihrem Partner essen – und habe es kein bisschen bereut! Er machte, anders als bei früheren gemeinsamen Treffen, keine grenzwertigen Witze über sie. Sie wählte ihm gegenüber einen Tonfall, der nicht klang, als hätte sie ihm was ins Essen gemischt. Wunderbar! Für einmal musste ich weder vor Stress übermässig schwitzen noch die Notausgänge checken. Die beiden wirkten, als hätten sie eine Zeitreise gemacht. Zurück nach «damals», als sie noch nicht zusammen wohnten und noch so was wie Respekt füreinander hatten.

Sicher kennen auch Sie Paare mit fragwürdigem Kommunikationsmuster. Das heisst nicht mal, dass sie sich nicht lieben: Oft sind es Paare, die sehr aufeinander fokussiert sind, aber eine aufgeregte und gereizte Art haben, miteinander zu sprechen. Jeder von beiden scheint genau zu wissen, was der andere besser machen müsste – zu seinem eigenen Wohl. Sie wollen einander verändern und verstehen es als Liebesdienst. Als Aussenstehende trifft man solche Paare lieber getrennt voneinander.

Gehen Sie einfach davon aus, dass die Schuld bei Ihnen liegt.

Als ich meine Freundin mal wieder allein treffe, frage ich, was passiert sei. «Der Dalai Lama ist passiert», sagt sie und lacht. Sie habe bei ihrem letzten Spa-Aufenthalt ein rumliegendes Buch in die Hand genommen und sei auf eine Lehre gestossen, die grob laute: «Wenn du Demut erfahren willst, betrachte jeden Menschen um dich herum als erleuchtet.» Ich lasse das kurz auf mich wirken. «Autsch», sage ich belustigt: «Das ist aber eine heftige Übung.» – «Ja», sagt sie, «wirkt aber Wunder.»

Können Sie sich das vorstellen? Wenn der Kollege nervt oder ihre Partnerin: Gehen sie einfach davon aus, dass die Schuld bei Ihnen liegt. Grundsätzlich. «Dann lösen sich viele Probleme von allein», sagt meine Freundin: «Denn dann arbeitest du konsequent an dir selbst und deinem Verhalten, was in der Folge auch den anderen verändert.»

Neulich sei sie mal wieder sehr gestresst von der Arbeit heimgekommen, und ihr Freund habe sie als «aufgescheuchtes Huhn kurz vor dem Herzinfarkt» bezeichnet. Anstatt zum Gegenangriff überzugehen, habe sie kurz innegehalten und gemerkt, dass er einfach um sie besorgt sei. «Ich weiss, ich bin manchmal anstrengend», sagte sie also: «Danke, dass du trotzdem an meiner Seite bleibst und mich unterstützt.» Diese Wertschätzung habe ihn völlig überrumpelt, sagte sie: «In den Tagen danach war er viel verständnisvoller und unterstützender.» Gleichzeitig habe sie gemerkt, dass sie mehr Zeit zum Runterkommen einplanen müsse.

Eine Liebesbeziehung ist wie ein Tanz. Man kann Anweisungen bellen, die abprallen. Oder man ändert selbst das Tanzmuster und hofft, dass der andere den neuen Bewegungen in eine andere Richtung folgt. Im Grunde wollen ja beide dasselbe: weitertanzen.