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Debatte vor der WMGegen den Volkszorn helfen Patrick Fischer die Stars

Zuletzt war er vor fünf Jahren an einer WM dabei: Roman Josi in Aktion für die Schweiz in Bratislava gegen Norwegen am 15. Mai 2019.

Was ist für die Schweiz eine gute WM? Eine simple und doch schwierige Frage. Dänemark 2018 war zweifellos gut. Die Schweiz stürmte in den Final und unterlag Schweden im Penaltyschiessen. Aber danach? 2019 Out im Viertelfinal. 2020 Corona. 2021 Out im Viertelfinal, 2022 und 2023 dasselbe.

Alles schlecht also? Oder bloss Stagnation? Es sind diese Niederlagen in K.-o.-Spielen, die den Volkszorn gegen Nationaltrainer Patrick Fischer aufkochen liessen. Was ihm in dieser überhitzten Debatte nicht hilft: Weil die Schweiz ihre Tests während der Saison seit zwei Jahren und dem Ausschluss Russlands an der Euro-Hockey-Tour gegen Schweden, Tschechien und Finnland bestreitet, gibt es auch dort fast nur noch Niederlagen.

Das sind die Fakten. Sie sorgen für jene negative Stimmung rund um die Nationalmannschaft, mit der sie nächsten Freitag in Prag in die WM starten wird. Aber: Weil in schnelllebigen Zeiten auch nicht so lange Vergangenes in Vergessenheit gerät, lohnt sich der genaue Blick auf die letzten vier Weltmeisterschaften. Und damit auch die Suche nach der Antwort, was eine gute WM ist.

Zweimal out im Viertelfinal: Sind dann 13:1 Siege schlecht?

2023 und 2022 war die Schweiz souveräne Gruppensiegerin mit total 63:25 Toren, 13 Siegen und nur einer Overtime-Niederlage letztes Jahr im bedeutungslosen letzten Spiel. Zumindest an diesen Turnieren finden sich also auch Fakten, die das Team gut aussehen lassen.

Zuvor stand die Schweiz zweimal mit einem Fuss im Halbfinal: 2021 führte sie gegen Deutschland in der Schlussminute 2:1, verlor aber nach Penaltyschiessen. Sie hatte vorher fünf Gruppenspiele gewonnen und gegen Russland und Schweden verloren. 2019 führte sie im Viertelfinal gegen Kanada gar bis eine Sekunde vor Schluss 2:1 und verlor in der Overtime. Die Gruppenphase war «normal» verlaufen: vier Siege gegen die Kleinen, drei Niederlagen gegen die Grossen.

Das Silbermärchen von 2018? Es begann nicht zauberhaft: Overtime-Sieg gegen Österreich, drei Niederlagen gegen die Grossen, das Zittern um den Viertelfinal bis zum letzten Spiel gegen Frankreich.

WM-Silber: Am 20. Mai 2018 kam die Schweiz dem Weltmeistertitel sehr nah: NHL-Spieler Kevin Fiala war dabei und vergab die beste Chance in der Verlängerung.

Es gab aber auch Parallelen in den Turnieren seit 2018. Eine davon: Der Schweiz gelangen immer wieder gute Spiele gegen die Grossen, in denen sie nicht nur gewann, sondern auch dominant spielte und wie gegen die Kleinen regelmässig viele Tore schoss. Hatte dies mit Fischers Magie zu tun, die nun verblasst ist? Nicht wirklich. Die andere Parallele ist nämlich diese: Es stand an jedem dieser Turniere eine stattliche Zahl an NHL-Spielern im Aufgebot: je sechs 2018 und 2019, vier 2021, sieben 2022 und sechs 2023. Es waren fast immer sie, die die Mannschaft in Schwung brachten und den Rest mitrissen.

2014 bis 2017, als die Schweiz je zweimal im Viertelfinal und nach der Gruppenphase ausschied, waren nie mehr als zwei NHL-Stammspieler dabei. Fischers grösstes Verdienst ist, dafür gesorgt zu haben, dass zuletzt praktisch jeder, der aus der NHL verfügbar war, an die WM kam.

Keine NHL-Spieler? Kaum Tore gegen die Top-Nationen

Die Schweiz ist stärker auf ihre NHL-Spieler angewiesen als die Grossen. Das belegt neben der Euro-Hockey-Tour auch das Bild, das sie an den letzten zwei Olympischen Turnieren ohne NHL-Beteiligung abgab: Sie enttäuschte vor allem offensiv, schoss kaum Tore gegen die Top-Nationen. Messen sich Europas Beste mit ihren auf dem Kontinent beschäftigten Spielern, hinkt die Schweiz hinterher, es fehlt massiv an Breite. Doch das ist eine andere Geschichte.

Und darum ist in der letzten Phase der WM-Vorbereitung die Anzahl Schweizer NHL-Spieler von Bedeutung.

Noch nicht beim letzten Test am Sonntag, aber an der WM werden auch noch Spieler von den Finalisten ZSC und Lausanne dazustossen – welche das sind, ist zurzeit offen. Auch sie sind wichtig für die Breite, gerade jetzt, da wegen der Öffnung der NHL für Olympia 2026 die WM bei den Stars der anderen Nationen auf grösseres Echo stösst. Nicht nur werden Kanada und Co. wie immer fast durchwegs mit NHL-Akteuren spielen, es werden noch bessere Athleten sein als sonst.

Umso wichtiger ist für Fischer darum, dass er wenigstens fünf gute bis sehr gute Spieler aus der NHL dabeihaben dürfte: Jonas Siegenthaler, Nico Hischier und Philip Kurashev sind fix. Die im Playoff ausgeschiedenen Nino Niederreiter und Roman Josi stossen im Normalfall dazu. Für Letzteren brachte ironischerweise ein Treffer Pius Suters das Aus – dem letzten im Kampf um den Stanley-Cup verbliebenen Schweizer.

Mit Kevin Fiala kann auf einen sechsten NHL-Spieler gehofft werden. Doch weil seine Ehefrau während der WM ein Kind erwartet, steht ein grosses Fragezeichen hinter Fialas Teilnahme.