Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Verfahrensfehler in #MeToo-ProzessGericht hebt historisches Urteil gegen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein auf

Der 72-jährige Harvey Weinstein verbüsst derzeit eine 23-jährige Haftstrafe in einem New Yorker Gefängnis. Er wurde in mehreren Vergewaltigungsfällen verurteilt.

Das Oberste Gericht in New York hat ein Urteil wegen sexueller Übergriffe gegen den ehemaligen Filmproduzenten Harvey Weinstein aufgehoben. Die Entscheidung kam überraschend, wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichten. Weinstein bleibt in Haft, er war in einem weiteren Prozess in Los Angeles wegen Sexualverbrechen zu 16 Jahren verurteilt worden.

Mit einer Stimme Mehrheit entschieden die sieben Richter am Donnerstag, dass das Gericht bei der Verurteilung Weinsteins damals einen schweren Verfahrensfehler begangen habe.

Konkret ging es darum, dass Frauen als Belastungszeugen aussagten und über mutmassliche Übergriffe Weinsteins berichteten, die nicht Teil der eigentlichen Anklage waren. Dies habe keinem wesentlichen Zweck der Beweisführung gedient und «den Angeklagten in einem höchst nachteiligen Licht dargestellt».

Staatsanwaltschaft wollte wiederkehrendes Muster zeigen

Tatsächlich stützte sich die Anklage auf eine Reihe von Zeuginnen, die über nicht angeklagte, mutmassliche frühere sexuelle Handlungen berichteten. Die Staatsanwaltschaft wollte mit ihrer Hilfe zeigen, dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es im Kern um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben.

Weinstein hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt. Alvin L. Bragg, der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, könnte nun versuchen, das Verfahren gegen Weinstein erneut aufzurollen. Bragg hat jedoch gerade einen anderen prominenten Fall auf seinem Schreibtisch: den Schweigegeld-Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

Auslöser der #MeToo-Bewegung

In New York war Weinstein 2020 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Der Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Die Vorwürfe hatten damals die #MeToo-Bewegung massgeblich mit ausgelöst, in der es um die Aufarbeitung von Machtmissbrauch in Verbindung mit sexuellen Übergriffen ging.

Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Weinsteins Masche war es den übereinstimmenden Aussagen der Frauen zufolge, junge Schauspielerinnen unter der Vorgabe, er halte sie für talentiert und wolle ihnen bei ihrer Karriere helfen, in Hotelzimmer zu locken. Dort verlangte er dann demnach sexuelle Handlungen von ihnen.

Der Staatsanwaltschaft zufolge nutzte Weinstein dabei seine herausragende Machtposition in Hollywood aus, um sich die Frauen gefügig zu machen. Er hatte als Geschäftsführer seiner Filmfirma Miramax den Ruf, ein äusserst kraftvolles und lautes, mitunter auch aggressives Auftreten zu haben.

Der 1952 im New Yorker Stadtteil Queens in eine wohlhabende Familie hineingeborene Weinstein produzierte Filme wie «Der englische Patient», «Pulp Fiction», «Good Will Hunting» oder «Gangs of New York» und gewann für «Shakespeare in Love» einen Oscar.

Weinstein war bei dem Prozess in New York stets mit einem Rollator zum Gericht gekommen, was von Kritikerinnen und Kritikern als Versuch seiner Verteidigung gewertet wurde, ihn als schwach und wenig angsteinflössend darzustellen.