Kriminalpsychologe Thomas Müller «Noch nie zuvor waren die Menschen so von Ängsten zerfressen»
Kaum einer kennt die dunkle Seite des Menschen besser als der Profiler Thomas Müller. Im Interview verrät er, was die Profiler antreibt und wie man manipulative Menschen erkennt.
Der Beruf des Profilers wird oft missverstanden. Denn diese besehen nicht in erster Linie Täter oder erstellen Täterprofile. Vielmehr besteht ihre Aufgabe darin, das Verhalten eines unbekannten Täters zu identifizieren und mit anderen Fällen zu vergleichen, um daraus Ermittlungsansätze abzuleiten. Zu diesem Zweck führen sie auch Interviews mit Serienmördern. Weil sie erfahren wollen, warum diese so gehandelt haben. Thomas Müller ist der bekannteste Profiler im deutschsprachigen Raum. Auch in der Schweiz half er wiederholt mit, Täter zu finden: Seine Tipps führten zur schnellen Überführung des Waffenläufers Mischa Ebner, der im Jahr 2002 eine Frau tötete und eine weitere schwer verletzte. Auch im Vierfachmord von Rupperswil wurde er beigezogen. Schon in den Neunzigerjahren interviewte er den österreichischen Prostituiertenmörder Jack Unterweger und den US-amerikanischen Serientäter Jeffrey Dahmer. Seither hat Müller unzählige Gespräche mit Schwerverbrechern geführt. Wir trafen ihn im Rahmen eines Vortrags an der Volkshochschule Zürich zum Thema «Dem Verbrechen auf der Spur».