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Gesund und nachhaltigMais, Kürbis, Bohnen – das Supertrio

Das Essen der Über-Hundertjährigen auf der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica: Kürbis, Mais und Bohnen ergeben eine optimal austarierte Mahlzeit.

Es klingt irgendwie kuschelig: drei Schwestern, die sich gegenseitig unterstützen, aufeinander schauen und dafür sorgen, dass niemand allein auf der Welt ist. Die drei Schwestern, das sind Mais, Kürbis und Bohnen.

Die kleine Familie tritt gerade öfters in Erscheinung, das ist der Saison geschuldet, aber nicht nur. Gerade letzthin, zum Beispiel, an einem Lunch beim Soil-to-Soul-Symposium (die Bewegung setzt sich für regenerative Landwirtschaft und eine nährstoffreiche Ernährung ein), den der Zürcher Koch Andi Handke mit der italienischen Bäuerin Cate Ravano angerichtet hat. Es gab viel Fermentiertes, getrocknete Tomaten – und zum Hauptgang einen «Three Sisters Taco». Dieser bestand aus Maistortilla, Bohnencreme und Kürbistempura.

Es schmeckte fantastisch. Und war zugleich ein politisches Statement: Die drei Schwestern stehen für Biodiversität, für Mischkultur, und möchte man grosse Worte in den Mund nehmen: dafür, wie man die Welt retten könnte. Mit weniger Monokulturen. Und weniger Hunger.

«Perfekter Start in eine genussreiche, nachhaltige Zukunft»

Das sieht auch Andi Handke so, der eben sein Restaurant Bistro Babette in Zürich verkauft hat, um sich vermehrt um sein Projekt Gastro Futura zu kümmern (Gastro Futura ist ein Praxisnetzwerk, das sich für eine zukunftsfähige Gastronomie einsetzt, mit dem Ziel, die Gastronomiebranche sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltiger zu gestalten). «Die drei Schwestern sind ein perfekter Start in eine genussreiche, nachhaltige Zukunft», sagt er.

Diese beziehen sich auf eine traditionelle Anbaumethode und ein Ernährungssystem, das indigene Völker in Amerika während Tausenden von Jahren angewendet haben: Die drei Pflanzen werden auf einem Flecken kultiviert. Die Vorteile liegen – agrartechnisch – auf der Hand:

  • Der Mais dient als Schutzpflanze und ist ausserdem ausgezeichnete Kletterstange für die Bohnen. Dichte Maisfelder bieten Schatten, der das Wachstum von Unkraut unterdrücken kann.

  • Bohnen sind Stickstoffsammler. Andere Pflanzen, auch Mais und Kürbis, können davon profitieren.

  • Der Kürbis konserviert mit seinen grossen Blättern Feuchtigkeit. Man könnte es eine Win-win-win-Situation nennen.

Permakultur in Reinform: Kürbis, Bohnen, Mais, die «drei Schwestern», die sich auf Feld und Teller super verstehen.

Die drei Schwestern unterstützen einander nicht nur auf dem Feld, sondern ebenso im Kulinarischen: Wer die drei in einen Topf wirft, kocht Kohlenhydrate (Mais), Proteine (Bohnen) und Mineralstoffe, Antioxidantien und Ballaststoffe des Kürbisses in einem. Wie gesund das ist, ist etwa bei den Hundertjährigen in einer Netflix-Doku ersichtlich: In «Wie wird man 100 Jahre alt? Die Geheimnisse der Blauen Zonen» bereist ein US-Journalist Gegenden, um das Geheimnis des gesunden Alterns zu erforschen. Auf der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica machte er unter anderem die Entdeckung, dass die drei Schwestern dort eine grosse Rolle spielen. Die älteren Nicoyanerinnen und Nicoyaner haben alle ein Leben lang verschiedene Kombinationen von Mais, Bohnen und Kürbis gegessen.

Leider, so sagt eine junge Frau in der Doku, mögen Kinder keine Bohnen mehr. Lieber essen sie Cornflakes (wie ironisch!). Die Folge davon: Die Menschen auf der Halbinsel werden nicht mehr so alt wie auch schon. Es wird sogar befürchtet, dass diese «Blaue Zone» in wenigen Generationen verschwunden sein wird.

Günstig und gesund

Ist es billig, drei in einen Topf zu werfen? Vielleicht. Aber man kann es auch doppelt wörtlich nehmen und sparen: Kürzlich veröffentlichte etwa der «Guardian» ein Eintopfgericht unter seiner Rubrik «Budget Meals» (günstige Gerichte). Und es stimmt ja auch, die Kombination von Olivenöl, Zwiebel, Peperoni, Knoblauchzehen, Kreuzkümmel, Paprika, Zuckermais, Butternusskürbis, Tomaten, Gemüsebouillon, einer Dose Borlotti-Bohnen sowie Salz, Pfeffer und Koriander kostet nicht viel.

Natürlich müssen es nicht Borlotti-Bohnen sein, mit «beans» bei den Three Sisters aus Nordamerika sind vor allem die gängigen Gartenbohnen gemeint, aber alle Hülsenfrüchte eignen sich, um mit Mais und Kürbis kombiniert zu werden. Mit Bohnen ist es nicht immer ganz einfach. (Vielleicht erinnern Sie sich: In die Krönungsquiche von König Charles II gehören eigentlich Saubohnen. Nur: Die sind in hiesigen Grossverteilern schwierig zu finden. Infolge brach in Kommentarspalten im Frühsommer eine Diskussion darüber aus, was Saubohnen eigentlich sind und ob sie mit Sojabohnen zu ersetzen seien. Natürlich sind sie das.)

Überhaupt ist ein besonderes Augenmerk auf die Bohnen zu werfen. «Beans is how» zum Beispiel ist der Versuch, das zweite Ziel der «Agenda 2030» (aus der Zusammenführung der UNO-Konferenzen für nachhaltige Entwicklung) zu erreichen. Der genaue Wortlaut: «Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern». Die Kampagne fordert die Weltbevölkerung auf, mehr Bohnen zu essen. Die Argumente: Bohnen sind billig, lange haltbar, nahrhaft, vor allem wegen der Proteine, vielseitig, umweltfreundlich und leicht und überall anzubauen.

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