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Eine Art Liebeserklärung Bärlauch, du Teufelszeug! Du bist göttlich

Gärtnern für Faule: Die Bärlauchernte ist bis Ende April möglich.

«All good things are wild and free» hat der amerikanische Autor und Philosoph Henry David Thoreau einst geschrieben. Die Aussage – alle guten Dinge sind wild und frei – mag abgelutscht klingen, aber sie ist wahr. Und stimmig. Am meisten im Frühling, und am meisten dann, wenn einem dieser eine Geruch in die Nase kriecht und dort hocken bleibt. Dann, wenn man den Blick zur Seite wendet und sieht: Ah, es ist ein Flecken voller Bärlauch! 

Ich bin immer wieder erstaunt, wie krass der allium ursinum aus dem Boden schiesst. Das Bild ist falsch, natürlich, Bär-Lauch wächst, aber er scheint es über Nacht zu tun, er ist plötzlich da. Und er ist gratis. «Free» auf Englisch. In der Sprache, in der er «wild garlic» heisst. Wilder Knoblauch.

Natürlich, man muss bei der Ernte ein kitzekleinwenig aufpassen, dass man nicht versehentlich Herbstzeitlose oder Maiglöckchen einpackt. Doch keine der beiden giftigen Pflanzen riecht nach Knoblauch, so wie der Bärlauch. 

Stinkt, sagen feindlich Gesinnte. Schon, ja, der Geruch hat etwas Stichelndes, beim Pflücken und beim Essen dann auch. Das ist ja das Geniale: Er verleiht dem langweiligsten Produkt Charakter. Käse, Würsten, Suppen. Oder man macht statt Basilikumpesto eines mit Bärlauch ein – gleiches Rezept, gleiche Farbe, nur interessanter.

Bärlauch ist nicht gesellschaftsfähig, sagen Zweiflerinnen auch. Teufelszeug, furchtbar! Weil man nach Verzehr wegen Mundgeruch aufs hotte Date verzichten muss? Okay, dann halt. 

Früher wurde dem Bärlauch nachgesagt, mutig zu machen – und zu erhitzen (von wegen heissem Date). In der alpinen Volksmedizin gilt er als Blutreiniger und Verdauungsanreger, etwa als Schnaps genossen (ein Appenzeller braucht dazu über 40 Kräuter und viel Zucker, dies nur nebenbei). 

Gerne bilde ich mir ein, dass die Liebe gegenseitig ist: Ich liebe Bärlauch, der Bärlauch liebt mich. Wie Spinnen (die ich hasse) entdecke ich Bärlauch überall und sofort, manchmal bilde ich mir ein, seinen Ruf zu hören. Und wenn Sie jetzt denken, die spinnt: Im Frühling werden Gefühle unberechenbar, nicht wahr?

Nicht so der Bärlauch. Er wächst. Jedes Jahr. Und schmeckt. Jedes Jahr.