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MeinungSchweizer Kokoswasser? Lieber nicht, danke

Kokoswasser – das schmeckt bestimmt super, wenn man gerade in Brasilien weilt. Aber hier?

Kennen sie den Flachlandtapir? Die Säugetierart mit der rüsselartigen Nase ist vielleicht nicht ganz so putzig wie sein Verwandter, der Kabomanitapir, und auch nicht so hübsch gezeichnet wie der Schabrackentapir, der in Asien lebt. Doch unser Flachlandtapir ist gefährdet. Sie können ihn unterstützen, indem Sie ein bestimmtes Kokoswasser kaufen, zehn Prozent des Gewinns fliessen an ein Schutzprogramm für den armen kleinen Kerl.

Eine schöne Sache, finde ich, selbst wenn ich noch nie ein Exemplar gesehen habe, weder im Zoo noch in Brasilien, wo Flachlandtapire leben und Kokosnüsse wachsen. Und um die geht es hier eigentlich. 

Eine Zürcher Digitalagentur, so war kürzlich zu lesen, lanciert ein Kokoswasser. Dieses wird aus dem Saft von handverlesenen, fünf Monate alten, noch grünen Kokosnüssen produziert, ohne Zusatzstoffe oder Zucker. Das Wasser wird pasteurisiert, ultraerhitzt, abgepackt, und alle Beteiligten werden für ihre Arbeiten fair entlöhnt – dafür sorgt die Plantage unter Schweizer Führung (was dem Getränk das irreführende Prädikat «aus Schweizer Produktion» verleiht). Und Ausbildungsstätten wurden auch noch geschaffen, in Brasilien.

Kurz: Korrekter geht es kaum. Erfrischender übrigens auch nicht, es gibt fast nichts, was schneller so angenehm anregt wie Kokoswasser, dieses Kokain der Bioladenkunden, das seit Jahren und derzeit gerade extrem im Trend liegt.

Und trotzdem stört mich an dieser Geschichte (fast) alles. Es ist nicht einmal der Verdacht, dass mit den schutzbedürftigen Tieren von anderen Problemen abgelenkt werden soll. Sondern die Tatsache, dass ein verdammt grosser Aufwand betrieben wird, damit sich jemand nach dem Sport ein bisschen frisch machen kann. Denn das wird allen Kokoswässerchen nachgesagt: Sie regeln den Elektrolythaushalt supergut, die Mineralstoffe verhelfen zu einem ewigen Leben oder machen sonst irgendwie glücklich. So wie gesunde Lebensmittel das eben so tun. 

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Hierzulande ist wohl kein nachhaltigeres Kokoswasser zu bekommen als jenes der Zürcher Firma, dessen Tetrapäckli schliesslich mittels Camion, Frachtschiff, Zug und noch einmal Camion von Brasilien via Rotterdam nach Basel gelangen. Dennoch finde ich beim besten Willen kein Argument, warum sie – und alle anderen Kokoswasser – ihre Reise überhaupt erst antreten sollten.

Vielmehr wage ich zu behaupten, dass es andere Mittel und Wege gibt, dem Flachlandtapir ein angstfreies Herumkauen auf Knospen und Zweigen zu ermöglichen. Wer sich Elektrolyte zuführen will, kann Pommes Chips essen. Oder eine Aprikose. Aus dem Wallis vielleicht. 

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