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Künstliche IntelligenzKI-generierte Influencer sind die neuen Stars im Netz

Yuna ist keine Person, sondern eine rein virtuelle Influencerin. Die 22-Jährige «lebt» in Berlin und wird von der Firma Studio 71 gesteuert, die zum Prosieben-Konzern gehört.

Türkisblauer Bergsee, weisser Sandstrand oder die atemberaubende Aussicht vom Berggipfel: Wer gern solche Ferienfotos auf Social Media postet, kann damit bald nicht mehr punkten. Werkzeuge, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren, können jetzt schon Fotos generieren, die aussehen wie echte Landschaften.

Wer einer KI die richtigen Befehle gibt, muss für Selfies vom Seealpsee oder vom Aescher Wildkirchli nicht mehr zwingend ins Appenzellerland. «Auch wer ein Bild von sich am Strand von Byron Bay in Australien oder von Maya Bay auf der thailändischen Insel Ko Phi Phi posten will, muss nicht dorthin reisen, sondern kann mittels KI ein solches Bild relativ einfach generieren», sagt Moritz Zumbühl, KI-Experte der Agentur Feinheit. 

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Das heisst: Bildfälschungen sind jetzt viel einfacher und schneller möglich als bisher. Dies betrifft insbesondere die Influencer, die ihren Lebensunterhalt mit ihren Posts auf Social Media verdienen. 

Im Grunde ist Bildmanipulation auf Social Media nichts Neues. Auch in der Welt ohne KI hat es bereits Fälschungen gegeben. Henrik Kammermann, Chef der Marketingfirma Bureau54, erinnert sich an einen Fall, bei dem mehrere Influencer beauftragt wurden, auf dem Jungfraujoch im Berner Oberland ein Foto zu machen und dieses zu posten. Tatsächlich habe dann aber ein Influencer Photoshop verwendet, statt selber dorthin zu reisen. 

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Auch wenn KI dies nun im noch grösseren Stil und einfacher möglich macht, erwartet Kammermann nicht, dass über KI hergestellte Bilder das Geschäftsmodell der Influencer zerstören werden. Wichtig sei jedoch, transparent den Followern zu verstehen geben, dass es sich um ein KI-Bild handelt. Die Follower hinters Licht zu führen, sei falsch, der Influencer würde seinem Ruf enorm schaden. 

Influencer, die nur noch auf dem Screen existieren

Zumbühl von der Agentur Feinheit hingegen sieht es anders. Er sagt: «Viele von uns haben in der Vergangenheit sehr viele Fotografien von uns selber ins Internet geladen. Daraus können neue KI-Werkzeuge wie Midjourney oder Stable Diffusion die unterschiedlichsten Bilder von uns generieren, die wie fotografiert aussehen.»

Heisst: Nicht nur Bewerbungsfotos kann die KI inzwischen generieren, sondern auch Ferien-Selfies mit allen möglichen Hintergründen. Zumbühl geht davon aus, dass so das Geschäftsmodell der Influencer zerfällt, «denn die Betrachterinnen und Betrachter wissen nicht mehr, ob ein Post echt ist oder mit KI generiert wurde».

Echt oder nicht? Das ist kein Foto, sondern ein mit künstlicher Intelligenz generiertes Bild von einer Urlaubsinsel, die in der Realität nicht existiert. 

Wie Kammermann ist David Cappellini diesbezüglich optimistischer. Der Gründer der Social-Media-Agentur Monami weist noch auf eine andere wesentliche Entwicklung hin: Heute schon existieren nämlich zahlreiche Influencer gar nicht mehr wirklich als Person, sondern nur rein virtuell. Sie sehen aus wie echte Menschen, sprechen über ihre Gefühle oder sind sogar politisch aktiv, erscheinen aber nur am Bildschirm.  In Asien sind solche virtuellen Influencer bereits sehr verbreitet, in den USA ebenfalls.

In der Schweiz hat die virtuelle Wettermoderatorin Jade bei einem Westschweizer TV-Sender im April für Aufsehen gesorgt. Über zwei Wochen lang hatten die Zuschauer nicht bemerkt, dass es sich bei Jade um einen rein virtuellen Avatar handelte. 

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Für den TV-Sender hatte der Einsatz des Avatars den Vorteil, dass die Moderatorin täglich vor Ort sein konnte, nie krank war und auch spätabends oder am frühen Morgen im Studio sein konnte, wenn sonst Moderatorinnen aus Fleisch und Blut lieber zu Hause sind oder noch schlafen. Jade war nur am TV anzutreffen, es wäre für die Verantwortlichen ein Leichtes gewesen, in ihrem Namen auch auf Instagram oder Tiktok ein Profil zu betreiben. 

Influencerin Yuna im Park oder im Museum

Den Vorteil der unbeschränkten Verfügbarkeit virtueller Influencer nennt auch David Cappellini. Für ihn ist es «nur eine Frage der Zeit» bis es noch mehr KI-Influencerinnen geben wird. 

In Deutschland macht seit einigen Monaten vor allem Yuna von sich reden. Die rein virtuelle Influencerin ist 22 Jahre alt und lebt in Berlin. Sie wird von einer Firma gesteuert, die zum Prosieben-Konzern gehört. Sie postet auf Instagram unter @iamyunaverse Bilder, die sie im Park zeigen, an Modenschauen oder im Museum. 

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Abgebildet an einem Brunnen: Seit Sommer 2022 ist Yuna auf Instagram zu finden. 
Der virtuellen Influencerin Yuna folgen auf ihrem Instagram-Kanal rund 2300 Follower.

Für die Macher liegt der Sinn in der Unterhaltung. Virtuelle Influencerinnen wie Yuna seien eine Ergänzung der Realität – zudem eine neue Werbefläche, heisst es in einem Artikel des Fachmagazins «T3N». Yuna habe eine Kooperation mit einer Firma, die digitale Kleidung verkaufe.

In der Mode sehen Fachleute denn auch die grössten Chancen für virtuelle Wesen – ebenso in der Unterhaltungsbranche und beim Gaming. Sie werden durch die derzeit rasante technische Entwicklung laufend realistischer und interaktiver.

Vielleicht können deshalb die Betreiber von Schweizer Influencer-Hotspots wie dem Wildkirchli oder der Anlage beim Crestasee wieder aufatmen. Sie wurden in den vergangenen Jahren nämlich so sehr von Schaulustigen überrannt, dass sie teilweise schliessen oder den Zutritt  limitieren mussten.

Auch haben virtuelle Gäste einen weiteren Vorteil: Sie hinterlassen weder Abfall noch beanspruchen sie die Nerven des Gastropersonals. 

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