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Best of Mamablog: Reisen ohne KinderWenn Mama allein in die Ferien fährt

Unsere Bloggerinnen und Blogger machen Ferien. Deshalb veröffentlichen wir eine Auswahl unserer meistgelesenen Beiträge dieses Jahres. Dieser Artikel wurde erstmals am 23.03.2023 publiziert und am 10.08.2023 aktualisiert.

Pause vom Alltag: Eine Reise nur mit sich selber ist nicht immer leicht – aber tut unheimlich gut.

Ja, ich habs wieder getan. Eine Zugreise ohne Uno-Plausch und die Frage «Ischs no wit?» im Zehnminutentakt verbracht und mich an jenen heiligen Ort im Zug begeben, an dem mir akute Lebensgefahr drohte, würde ich ihn je mit den Kindern betreten: das Ruheabteil.

R-U-H-E. Allein dieses Wort zerging auf meiner Zunge schneller als ein lauwarmes Luxemburgerli. Erst recht als mir bewusst wurde, dass diese Ruhe nun ganze fünf Tage an meiner Seite weilen würde. In meinem Koffer gab es Indizien für meine Familienlosigkeit. Zum Beispiel die herrlich erwachsene ölige Sonnencreme anstelle eines Sprays, mit dem man Kinder zur Not auch fliegend im Salto aus drei Metern Distanz einsprühen kann. Auch meine zartrosa Jacke sprach eine deutliche Sprache. Denn wer ist schon so verrückt, eine solche im Familienurlaub zu tragen, ausser es wird dringend ein schwarzer Schlafsack für die nächsten Zeltferien gebraucht?

Und tatsächlich kamen nicht nur Freude, sondern auch schwierige Gefühle hoch.

Jetzt, wo ich das schreibe, sitze ich im Hotelzimmer und schaue über die Dünenlandschaft, hinter der die Wellen der Nordsee meine Spuren längst verwischt haben müssen. Kein Kind nörgelt «Wann gehen wir endlich ins Hallenbad?», kein Mann fragt «Schatz, wo essen wir heute?». Da sind nur die Brandung und Wolkengebilde am Himmel, die sekundenschnell wechseln. Und jene Frau, deren Freundschaft mir so viel bedeutet, weil sie die Einzige ist, die seit meiner Geburt bis zu meinem Ende an meiner Seite ist. Deren Freundschaft darum so viel mehr Pflege verdient als faltige Haut im Kosmetikstudio: ich selbst.

Plötzlich allein, ohne die Bedürfnisse anderer

Schon vor dem Abenteuer Familie bin ich gerne allein gereist. In der Kleinkindphase habe ich es mir aber so sehr abgewöhnt, dass ich meinen Mann verstört anschaute, als er meinte: «Mach das doch wieder mal!» Ich? Allein? Ohne euch? Aber mein Unbehagen war der Beweis dafür, dass es höchste Zeit war, mein Ich mal wieder darauf zu besinnen, was ausser der Frage nach dem perfekten Babybrei und der aktuellen Pendenzenliste noch so in ihm steckt.

Und so zog ich los zu einer dreitägigen Wanderung. Und fühlte mich eigenartig. Die Gedanken rasten. Ich wusste nicht mehr, wie das geht, zurückgeworfen auf mich selbst zu sein. Und tatsächlich kamen nicht nur Freude, sondern auch schwierige Gefühle hoch. Doch im Gegensatz zum Alltag, wo diese kaum durchgefühlt werden konnten und darum hängen blieben, verschwanden sie spätestens mit dem steilen Anstieg des Weges so schnell wie die Nebelschwaden zwischen den Felsen. Denken ging nicht mehr. Nur laufen und atmen. Eine Kur, die jedes Meditationsseminar in den Schatten stellte. Und mich wieder daran erinnerte, dass ich es hie und da einfach brauche, allein, ohne die Bedürfnisse anderer zu sein.

Weil ich danach wieder klar weiss, wer ich ausser «Mama» oder «Schatz» auch noch bin.

Nur etwas fiel mir immer schwer: allein zu essen. Wenn ich da – meistens am Tisch neben dem WC – platziert wurde, glaubte ich, mitleidige Blicke zu ernten. Dann hätte ich mir am liebsten ein Schild umgehängt mit «Ich habe im Fall schon Freunde. Eine Familie! Und eine Katze!». Doch mit der Zeit entdeckte ich all jene Paare, deren Schweigen schwerer zwischen ihnen stand als die Vase auf dem Tisch. Und wer weiss, vielleicht bedeuteten die Blicke, die an mir hafteten, ja auch: «Das möchte ich auch mal machen!»

Vor allem aber lernte ich, dass es egal ist, was andere von mir denken. Dass ich für mich einen Schatz gehoben habe, der nicht nur mir, sondern auch meiner Umgebung zugutekommt. Denn jedes Mal, wenn ich mich so gnadenlos auf mich selbst einlasse, bin ich danach wieder bereit, dies auch bei anderen zu tun. Weil ich wieder klar weiss, wo mein Gegenüber aufhört und ich beginne. Und wer ich ausser «Mama», «Schatz» und im Büro «Könntest du mal bitte…!» auch noch bin. Oder wie ein Spruch so schön sagt: Nur wer in die eigenen Tiefen taucht, kann dies auch bei andern tun.

Sind Sie auch schon alleine verreist, liebe Leserinnen und Leser? Diskutieren Sie mit.