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Mamablog: LGBTQ+Unsere Kinder brauchen uns!

Identitätssuche ist normal für Teenager. In dieser Zeit brauchen sie insbesondere auch Eltern, die sie in den Arm nehmen, trösten und ermutigen, sie selbst zu sein.

«Unsere Kinder werden von den Medien und der Schule indoktriniert!» Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich diesen oder ähnliche Kommentare schon gelesen und gehört habe – sei es unter Onlineartikeln, im Gespräch mit Bekannten oder sogar von Teenagern selbst, die offenbar die Ängste ihrer Eltern wiedergeben. Denn Eltern befürchten immer, sie hätten etwas falsch gemacht. Und wenn nicht sie, dann sind es eben die Schule oder die Medien, die als Sündenböcke herhalten müssen. Doch der eigentliche Fehler liegt wohl darin, zu denken, dass es überhaupt «falsch» ist, wenn unsere Kinder ihre sexuelle Identität suchen.

Gefragt sind Offenheit und Akzeptanz

Wir haben das Glück, dass unsere 15-jährige Tochter einen äusserst diversen Freundeskreis hat. Vielfältig im Sinne von multikulturell – es sind Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen dabei. Auch ihre Talente und Berufswünsche erstrecken sich über eine breite Palette, von angehenden Informatikern über die Kreative bis hin zur Fachfrau Betreuung, die Kinder liebt. In Bezug auf Sexualität repräsentieren sie praktisch die gesamte Bandbreite der Buchstaben LGBTQ+. Viele von ihnen bezeichnen sich zeitweilig als lesbisch, schwul oder bisexuell. Manche ändern ihren Namen und wieder andere entscheiden sich für kurzes Haar, weil sie zwar als Mädchen geboren wurden, sich jetzt aber als Junge identifizieren.

Dankbar sind wir deswegen, weil diese Jugendlichen sich bei uns zu Hause wohlfühlen und offen mit uns über ihre Gedanken und Gefühle sprechen können. Sie teilen mit uns, was in ihnen vorgeht, warum sie sich so fühlen, wie es sie prägt und wie sie sich in ihrem Zuhause verhalten möchten. Denn zu oft ist es so, dass Jugendliche sich daheim nicht so zeigen können, wie sie wirklich sind. Deshalb wird oft täglich gelogen und vieles verheimlicht.

Ein Teenagerleben ist hart

Ich möchte gar nicht abstreiten, dass die (sozialen) Medien diese Themen heutzutage viel häufiger ansprechen als noch vor ein paar Jahren. Auch in der Schule werden sie zunehmend thematisiert. Doch bedeutet das, dass unsere Kinder indoktriniert werden? Ist es Indoktrination, wenn Jugendliche lernen, dass jeder Mensch das Recht hat, so zu sein, wie er oder sie möchte? Wenn Respekt gegenüber allen Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Religion, Nationalität oder sexueller Orientierung, gefördert wird? Sicherlich nicht.

Allerdings gibt es nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern, die ihre Kinder anscheinend nur akzeptieren, solange sie ihren eigenen Vorstellungen entsprechen. Solange sie so sind, wie die Eltern es erwarten, werden sie gelobt, gefördert, geliebt. Sobald ein Kind jedoch anders ist, sich nicht so verhält und fühlt wie «vorgesehen», werden sie auch heute, in der Schweiz 2024, nicht akzeptiert. Es wird kritisiert, verurteilt oder, um es klar auszudrücken: diskriminiert. Von den eigenen Eltern, der eigenen Familie – also von den Menschen, die eigentlich dafür da sein sollten, ihre Kinder zu schützen und ihnen einen sicheren Hafen zu bieten, in dem sie sein können, wer sie wirklich sind.

Das Leben als Teenager ist zweifellos hart. Neben dem Schulstress und der Konfrontation mit Drogen, Alkohol und Pornografie steht auch die Suche nach der eigenen Identität im Mittelpunkt. Leider braucht es nicht viel, bis ein junger Mensch in der Schule gehänselt wird. «Du stinkst!», «Du bisch so schwul!», «Schlampe» – sexistische, rassistische und andere Beleidigungen sind auf dem Schulgelände leider an der Tagesordnung. Diese verbalen Angriffe können – müssen aber nicht – zu ernsthaftem Mobbing führen, obwohl solche Fälle bedauerlicherweise viel zu häufig vorkommen.

Identitätssuche ist normal

Wäre es angesichts dieser Realität nicht nur logisch, sondern vor allem auch menschlich und anständig, wenn unsere Kinder zumindest zu Hause keine Ablehnung oder gar Hass erfahren würden? Wenn sie genau mit solchen Schilderungen zu Mama und Papa kommen könnten, die sie in den Arm nehmen, trösten und ermutigen, sie selbst zu sein, ohne Angst davor zu haben, dieselben Vorwürfe zu hören wie in der Schule? Ich finde schon!

Und bevor nun jemand annimmt, dass es sich hierbei hauptsächlich um Eltern mit Migrationshintergrund handelt: Nein, dem ist nicht so. Wir kennen genug Beispiele von Schweizer Eltern, die leider genauso ablehnend auf die sexuelle Orientierung ihrer Kinder reagieren. Diesen und allen anderen Eltern möchte ich sagen: Die Suche nach der eigenen Identität ist für einen Teenager ganz normal. Genau wie Sie sich früher vielleicht gefragt haben, ob kurze oder lange Haare cooler aussehen, ob Sie eher Popper oder Rocker sein wollten, ob Sie lieber Töffli oder Velo fahren, ob Sie Iron Maiden oder Kylie Minogue hören wollten – so diskutieren heutige Jugendliche ausserdem auch über ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich das Leben Ihres Kindes drastisch verändern wird! Das sage nicht ich, sondern Psychology Today. In seinem Artikel fasst der Psychiater David L. Lopez, Mitglied des LGBTQ±Komitees bei der Group for the Advancement of Psychiatry, zusammen:

  • Einige Jugendliche erforschen die Geschlechtsangleichung als Teil ihrer Identitätsentwicklung.

  • Diese Jugendlichen streben in der Regel keine medizinischen Eingriffe wie Hormontherapie oder Operationen an.

  • Das Wissen, dass die Erkundung der Geschlechtsangleichung ein normaler Teil der Entwicklung sein kann, sollte Eltern beruhigen.

In anderen Worten: Chillts mal, ihr Eltern! Nur weil eure Kinder eine Identitätskrise durchmachen (wie alle Teenager), bedeutet das noch lange nicht, dass sie bald Teil der LGBTQ±Gemeinschaft sind. Aber wenn doch, brauchen sie eure Unterstützung umso mehr.