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Kolumne «Fast verliebt»Halt dich an deiner Liebe fest!

«Wir sind dazu verdammt, an uns selbst und unserem Miteinander zu arbeiten»: Claudia Schumacher.

Neulich war ich auf einem wunderschönen Fest, auf dem ich neue bezaubernde Menschen kennen lernte. Aber nur weil Leute klug, lustig oder schön sind, heisst das nicht, dass sie Glück in der Liebe haben. Es war einer dieser Abende, an dem alle irgendwann vor der Bar unter dem Sternenhimmel landen, rauchen und die eigene Seele ausmassieren. Und so erfuhr ich auch von Liebeskummer.

Da war ein Schneewittchen, dessen Blick melancholisch wurde: Sie sei nie länger als acht Jahre mit jemandem zusammen, davon vier Jahre unglücklich. Gerade gehe wieder ein achtes Jahr zu Ende, «wahrscheinlich bin ich bald Single».

Daneben stand eine funkensprühende Mutter, Darling der Nacht, die alle mit ihren gewitzten Gedanken zum Lachen brachte – und in einem ruhigen Moment von der Traurigkeit ihrer Ehe berichtete. Sie habe sich für den falschen Mann entschieden. Er sei aber ein grossartiger Vater, und so bleibe man eben zusammen. Es lag ein Hauch Scarlett O’Hara in der Luft, als sie das sagte, und so hatte ich tröstlicherweise den Eindruck: Die Frau ist ihrem Schicksal schon gewachsen.

Am Ende der Nacht war ich dankbar für die Gespräche und neuen Bekanntschaften – aber auch für die Liebe in meinem Leben. Es ist so leicht, unzufrieden zu sein, nicht? Irgendwas ist immer.

Kommen Sie stets dazu, ein neues Scheit auf das Feuer des Anfangs zu legen, damit es nach zwanzig Jahren Ehe noch knistert? Wäre es nicht schön, man verbrächte mehr entspannte Zeit miteinander und redete weniger über Einkaufslisten? Kein Mensch und keine Beziehung kann jemals perfekt sein. Wir sind dazu verdammt, an uns selbst und unserem Miteinander zu arbeiten.

Liebe ist nicht nur das, was David und Victoria Beckham auf Instagram zelebrieren.

Oft liegt es nahe, sich dabei wie Sisyphos zu fühlen, der schwer an seinem Stein schiebt. Aber ich glaube, es ist wichtig, ab und zu oben auf dem Berg stehen zu bleiben, den blöden Stein runterkullern zu lassen und das Panorama zu geniessen. Vielleicht stellt man dann fest, wie viel Liebe schon da ist im eigenen Leben, trotz allem.

Denn Liebe ist nicht nur das, was David und Victoria Beckham auf Instagram zelebrieren: zwei verstörend schöne Menschen, optisch für immer jung und seit Jahrzehnten ein Paar, das wirkt, als küsse noch immer jeder den Boden unter den Füssen des anderen und gehe ihm alle fünf Minuten an die Wäsche.

Liebe ist so viel mehr: die Mutter, die ihrer erwachsenen Tochter ein Glas selbst gekochte Konfitüre vorbeibringt. Der Kollege, der einen nach einem Bandscheibenvorfall zur Physiotherapie fährt. Der Taxifahrer, der alles versucht, um einen doch noch rechtzeitig auf den Zug zu bringen. Liebe, das sind die kleinen grünen Blätter im Wald, der Wind über dem Wasser oder das Glück, das wir empfinden, wenn wir etwas gut gemacht haben. Und auch, wenn es noch viel zu erreichen gilt: Dafür kann man ruhig dankbar sein.