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Mamablog: Erziehung Die fieseste Mama der Welt

Ob zwei Jahre früher oder später ein Handy, ist doch schnurzegal – oder etwa nicht?

Ich erinnere mich daran, wie ich wünschte, ich wäre die Tochter von dem einen Papa mit Lederjacke und Pferdeschwanz, der im Garten rauchte und die ganze Familie an Open Airs schleppte. Oder von der einen Mama, die den türkisen Toyota Previa in Stöggelischuhen besteigend verkündete, dass es zum Zmittag in den McDonalds gehe. Für mich als Teenager waren Eltern, die keine Fragen stellten und bei jeder Gelegenheit lachend von den eigenen Jugendsünden erzählten, hoch im Kurs. Mit der Sozialisation des Nachwuchses steigt für uns alle das Risiko, als doch nicht coolste Eltern auf dem Planeten entlarvt zu werden.

Das ewige Nein und die Selbstzweifel

Es sieht fast so aus, als würde ich gerade meinen Beste-Mama-Status an andere verlieren. Ich bin die aktuell gemeinste Mutter auf der ganzen Welt. Die IMMER Nein sagt. Die NIE etwas gut findet. Die KEINE Ahnung hat, was Kinder brauchen. Das Ironische an der Sache ist, dass mich regelmässig Selbstzweifel quälen, weil ich denke, ich sei zu larifari. Ich so: Hilfe, die tanzen mir auf der Nase herum. Sie so: Hilfe, alle anderen dürfen mehr als wir! By the Way: Über viele Eltern, von denen ich gewünscht hätte, sie wären meine, würde ich heute so fest den Kopf schütteln, dass mir die paar grauen Haare von selbst ausfallen würden.

Anstatt uns zu fragen, ob wir es richtig anstellen mit der Erziehung, sollten wir uns öfter fragen, für wen. Das entspannt schnell. Ich muss laut lachen, wenn ich an den unbeholfenen Stuss denke, den wir manchmal von uns geben. «Wenn du unbedingt die blöden kurzen Hosen anziehen und an deinem in zwei Wochen stattfindenden Geburtstag krank sein willst, mach doch!» Den lächerlichen Kurze-Hosen-Streit führen wir jeden wechselhaften Frühling erneut, obwohl klar ist, dass wir irgendwann aufgeben, weil wir sonst das Kind gewaltsam umziehen müssten. Kürzlich habe ich den altbewährten Hausarrest ausprobiert. Nach einem Tag war klar: Ich bestrafe mich damit selbst. Ich hob ihn ohne Alternative einfach auf, und die Welt drehte sich weiter. Leere Drohung ist mein zweiter Vorname. Meine Inkonsequenz feiert dieses Jahr ihr 12-Jahr-Jubiläum. Wir werden sie genauso überleben müssen wie den dreckigen Sofaanzug, den ich seit Jahren irgendwann mal (nicht) wasche.

Vom Smartphone-Dilemma bis zur Gymi-Prüfung

Hingegen verstehe ich nicht, warum Eltern nicht zusammenspannen und sich gegenseitig darin stärken, einen gesunden Umgang mit Grenzen, Konsum, Medien, Geld et cetera zu kultivieren. Unterdessen haben auch diejenigen im hintersten Hinterpfupfigen Zugang zu Aufklärungsmaterial, das doppelt und dreifach unterstreicht, was Kindern sicher nicht hilft in ihrer Entwicklung. Warum nutzen wir das viele Wissen nicht besser? Gefühlt ist der Druck auf «strengere» Eltern, sich denen anzupassen, die auf den Aufwand der Auseinandersetzung pfeifen, viel grösser als umgekehrt. Es kommt mir vor, als müsste ich mich dafür rechtfertigen, dass mir die körperliche und mentale Gesundheit meiner Kinder wichtig ist. Dass mir Werte etwas bedeuten. Dass ich so viel Positives und Bestärkendes in sie reinbuttern will, wie es geht, solange ich noch kann. Verrückt, dass diejenigen, die lieber wegschauen, offensichtlich ruhiger schlafen. Gönnergy ist jetzt halt die neue Caprisonne, und ob zwei Jahre früher oder später ein Smartphone, ist doch schnurz, Apps sperren fraglich, denn sie müssen ja lernen, sich selbst zu spüren, und Fortnite gehört jetzt halt einfach dazu, was willste machen, wenigstens können sie am Headphone miteinander reden, und der Papa spielt halt auch so gern GTA. Sowieso: Die Gymi-Prüfung ist bestanden, also alles gut.