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Empfehlungen für kostenpflichtige AppsWofür wir im Internet gerne zahlen

Diese Dienste sind unserer Redaktion etwas wert (v.l.): Flickr, Pocket Casts, Ulysses und iCloud.

Mathias Möller: Flickr (71 Fr. pro Jahr)

Lange vor Facebook und Twitter und erst recht vor Instagram war Flickr. Zu einer Zeit, als man sich auf Myspace über die Freundschaft mit Tom freute, war die Fotoplattform meine tägliche Anlaufstelle. Nicht nur, weil ich viel fotografierte, sondern auch wegen der Gemeinschaft. Eine Freundschaft fürs Leben habe ich dort geschlossen und mein Leben geteilt, ungefiltert und ohne Effekthascherei.

Zehntausend Fotos habe ich dort hochgeladen, 30 Gigabyte schwer. Die kommen immerhin auf knapp 1,6 Millionen Views, das heisst, jedes Bild ist rund 160-mal angesehen worden. Das «erfolgreichste» Bild zeigt einen altertümlichen Aktenschrank aus der Maison Autrique des Art-Nouveaux-Architekten Victor Horta in Brüssel. Warum ausgerechnet dieses Foto zwanzigtausendmal betrachtet wurde, verstehe ich nicht. Für meine mageren 267 Follower würden Influencer von heute nicht mal das Handy zücken.

Da liegen meine Aufnahmen, und da liegen sie gut.

Meine liebste Gruppe auf Flickr: Guess where Berlin, wo man Bilder aus der deutschen Hauptstadt gepostet hat und erraten durfte, wo genau sie aufgenommen worden waren. Ich wohne seit 17 Jahren nicht mehr dort, die Gruppe läuft auch ohne mich. Und auch mein Verhältnis zur Fotografie und zur Plattform selbst hat sich abgekühlt. Heute bin ich nur noch selten dort, schaue dann aber immer ein bisschen durch die alten Bilder, die mein Leben dokumentiert haben.

Flickr war der erste Dienst, für den ich im Internet gezahlt habe. Trotz mehrfacher Besitzerwechsel und der Tatsache, dass sich die Website seit gefühlt 15 Jahren nicht verändert hat, bin ich noch Kunde. Aus Nostalgie? Sicher, ein Stück weit. Aber ganz ehrlich auch aus Faulheit. Da liegen meine besten Aufnahmen, und da liegen sie gut.

Matthias Schüssler: Pocket Casts (40 Fr. pro Jahr)

Pocket Casts ist eine der vier Apps, die bei meinem iPhone im Dock sitzt: Dort, wo nur die essenziellen Apps hinkommen. Denn so seniorenhaft-besserwisserisch das jetzt auch klingt, ist es trotzdem eine Tatsache, dass ich Podcasts schon gehört habe, bevor es cool war. In der Anfangszeit musste man sie am Computer mit iTunes abonnieren und per Kabel auf den iPod synchronisieren. Von diesem umständlichen Prozedere hat uns das Smartphone erlöst: Ab 2011 habe ich Instacast benutzt und bin, als die 2015 eingestellt wurde, notgedrungen auf Pocket Casts umgestiegen (fürs iPhone und Android).

Die App ist für meinen Alltag so wichtig geworden.

Diese App hat alles, was ich brauche, um meinen Konsum in die richtigen Bahnen zu lenken: Es lässt sich einstellen, welche Podcasts automatisch der Warteschlange hinzugefügt und welche als optional bereitgehalten werden. Es ist möglich, für einzelne Podcasts eine erhöhte Abspielgeschwindigkeit festzulegen (maximal dreifach), Pausen automatisch auszulassen und Intros und Endgeplänkel zu eliminieren. Und es gibt einen eingebauten Katalog mit Empfehlungen.

Die App ist kostenlos und hat in der Basisvariante alle Funktionen, die ich brauche. Und trotzdem habe ich das Abo abgeschlossen, das 40 Franken pro Jahr kostet – einfach, weil die App für meinen Alltag so wichtig ist, dass sie auf keinen Fall (wie ihr Vorgänger) eingestellt werden darf. Und eine der Plus-Funktionen nutze ich inzwischen gerne: Das ist die Apple-Watch-App, mit der ich die Podcasts beim Sport mit dabei habe.

Pocket Casts: Seit bald zehn Jahren der treue Podcast-Begleiter.

Rafael Zeier: Ulysses (29 Fr. pro Jahr)

Schreiben. Einfach nur schreiben. Mehr mache ich mit Ulysses nicht. Dabei könnte die App so viel mehr: Man kann daraus Blogs publizieren, mit Markdown-Befehlen Text bequem editieren und neuerdings sogar Tabellen und Skizzen erstellen.

Das möchte ich alles nicht. Ich schreibe nur – und kopiere die Texte anschliessend dahin, wo sie gebraucht werden. Man kann nun völlig zu Recht anmerken, das könne doch jede Schreib-App. Auch solche, die gratis auf jedem Computer, Smartphone oder Tablet schon vorinstalliert sind. Notizen auf dem iPhone würde meinen Ansprüchen locker gerecht werden. Oder der Editor unter Windows. (Lesen Sie auch: Eine Ode an den Editor.)

Dank dem Abo muss ich mir keine Sorgen machen.

Warum also ein Abo abschliessen? Ich hatte die App, schon bevor die deutschen Entwickler auf ein Abomodell umgestellt haben. Der Download auf dem iPad kostete mich damals rund 30 Franken. Inzwischen bezahle ich fast so viel pro Jahr. Und das sehr gerne.

Immer mit dabei: Ulysses auf dem iPad. 

Denn ich liebe diese App. Es schreibt sich darin so entspannt, konzentriert, elegant und ohne Ablenkungen. Auf dem iPad, dem iPhone, und da ich neuerdings auch einen Mac nutze, auch darauf.

Meine grösste Sorge vor der Einführung des Abomodells war es, dass die App mit der Zeit ausleiert und die Entwickler das Interesse verlieren. Dank dem Abo muss ich mir nun keine Sorgen um die App und die Entwickler machen. Dafür zahle ich sehr gerne.

Martin Fischer: iCloud-Speicher (120 Fr. pro Jahr)

Oft genug stresst der digitale Alltag. Passwörter funktionieren nicht, Benachrichtigungen wollen unsere Aufmerksamkeit, der Handy-Akku rast gegen null. Für 10 Franken im Monat gönne ich mir etwas Ruhe und Sicherheit: Denn um eine Sache muss ich mir keine Gedanken machen, um meinen Speicherplatz auf Smartphone und Laptop.

Wenn man dieses Gefühl kaufen kann, sollte man zuschlagen.

Ich habe meine iCloud von den standardmässigen und kostenfreien 5 GB auf 2 TB hochverlegt. Apple macht mit seinen Cloudspeichern ein gutes Geschäft, schon 2020 wurden die Einnahmen von «Forbes» auf 5 Milliarden Dollar geschätzt – und die Terabytes sind für meinen äusserst durchschnittlichen Gerätegebrauch natürlich viel zu viel. Ich habe aktuell 200 GB belegt, 180 GB machen Fotos und Videos aus. Doch das nächstkleinere Speicherplatzangebot würde mich nur wieder stressen: Das liegt bei 200 GB (3 Franken pro Monat), um die einzuhalten, müsste ich fortlaufend ausmisten.

Nun zahle ich also 120 Franken im Jahr – oder eben: 10 Franken im Monat, ein Betrag, der nicht wehtut – und kann dafür so viele Fotos und Videos machen, wie ich will, ohne Sorgen und Organisations­aufwand. Wenn man sich dieses Gefühl kaufen kann, sollte man zuschlagen.