Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Côte d’Azur ohne SnobsDie Cinque Terre von Frankreich

Die östlichste Stadt an der französischen Riviera hat den Charme der berühmten Küste bewahrt – und ist doch ganz anders.

Schon der Klang: Men-ton! Reines Parfüm für die Ohren. Und dann das Ortsbild! Mittelalterliche Häuser in gelben und rosa Puderfarben ziehen sich den Hügel hinauf, eine Charmeoffensive fürs Auge. Sie erinnern an die Cinque Terre – kein Wunder, Italien ist ja auch grad um die Ecke.

Und als wäre das Bild noch nicht komplett, thront zuhinterst der Roc de l’Orméa. Er schützt Menton vor dem Nordwind und beschert dem Küstenort ein subtropisches Mikroklima mit zauberhaften Gärten und duftenden Zitronenhainen. Der europäische Adel liebte in der Belle Époque das pittoreske Fischerdorf und liess pompöse Grandhotels bauen, wo es sich vergnügt überwintern liess.

Dem subtropischen Klima verdanken sich Zitronenhaine, lauschige Gärten – und schon früh im Jahr herrliche Badeverhältnisse.

Menton ist auch heute noch ein verführerischer Ort – den jedoch bei uns kaum jemand kennt. Er bietet sich für einen Stopp bei einer Reise in den Süden an, aber auch für länger, denn das urwüchsige Hinterland mit seinen Dörfern, die Merveilles, sind eine Sehenswürdigkeit für sich. Was sollte man sich in zwei Tagen unbedingt anschauen?

Am Vormittag

Wir sind sicher, Psychologen würdens bestätigen: Die kräftigen Farben der Häuser in Menton sind gut fürs Gemüt.

In den Gassen der Altstadt kann man sich wunderbar verlieren und geht doch nicht verloren, denn der Weg führt stets bergauf. Zuerst über die einzigartige, gelbe Barocktreppe – les Rampes – zur Basilika Saint-Michel mit ihrem Glockenturm im Genueser Stil und weiter zum Friedhof Vieux Château, wo englische und russische Adlige ihre letzte Ruhe fanden.

Schade, haben sie in ihren prachtvollen Gräbern und Mausoleen keine Aussicht – der Blick ist fantastisch. Unten die malerische Altstadt, dahinter das blaue Meer, links grüsst Italien mit dem nahen Ventimiglia.

Am Mittag

Hinten das Mittelmeer, vorn die pittoreske Stadt – sattsehen kann man sich an diesem Bild nicht.

Die Esplanade des Sablettes zwischen Altstadt und Jachthafen ist der richtige Ort für eine Pause. In die Gewölbe, wo Fischer früher ihre Utensilien lagerten, sind Bars und Restaurants eingezogen. Auch Mauro Calogreco, der in Menton das feine Mirazur mit drei «Michelin»-Sternen führt und dazu Unesco-Botschafter für Biodiversität ist.

Zur Freude der Gäste backt er im Pecora Negra an der Esplanade auch Pizza. Sollte sich also Ihre Kreditkarte gegen die Preise im Mirazur sträuben – unbedingt hier einkehren. Und auch sonst. Der wahre Meister zeigt sich ohnehin im Einfachen. www.pecoranegra.fr

Am Nachmittag

Ein anderer Meister steht jetzt an: Jean Cocteau, künstlerisches Multitalent und zu Lebzeiten passionierter Menton-Liebhaber. Als der Regisseur, Maler und Schriftsteller 1957 an der Wandmalerei des Hochzeitsaals im Rathaus arbeitete, fiel ihm die alte Bastion am Hafen auf. Ein ausgezeichneter Ort für meine Arbeiten, dachte sich Cocteau.

Der damalige Bürgermeister sah das auch so und überliess dem Künstler die ungenutzte kleine Festung aus dem 17. Jahrhundert. Seit 1966 beherbergt sie Werke des Avantgardisten – Fresken, Skulpturen und Mosaike. Gleich im Foyer räkelt sich auf dem Boden eine grosse Eidechse aus grau-weissen Kieseln: «Ein Symbol mediterraner Faulheit», lautete Cocteaus Kommentar. www.museecocteaumenton.fr

Am Abend

Passender könnte der Name der Meerespromenade nicht sein: Promenade du Soleil.

Wir spazieren die Promenade du Soleil entlang, eine Art Promenade des Anglais mit langem Sandstrand wie in Nizza. Nur viel weniger touristisch. Keine Bausünden, auch keine Edelboutiquen, kein Jetset mit Ferrari oder Lambo kurvt hier herum. Wir sind verzückt vom natürlichen Charme des Ortes.

Ah ja, dort ist ja auch die Markthalle – wunderschöner Jugendstil. Da müssen wir morgen hin, wenn die Zeit reicht. Vielleicht hängen wir noch einen Tag an? Bevor wir uns im freundlichen, frisch renovierten Viersternhotel Riva Art & Spa aufs Ohr legen, kehren wir im Restaurant Paris Palace ein: Auf der Terrasse wird gehobene Bistroküche serviert – den Blick aufs Meer gibts gratis dazu. www.rivahotel.com

Am nächsten Vormittag

Zeit für die berühmteste Frucht des Ortes – die Menton-Zitrone. Seit 2015 ist sie als Marke geschützt, Gourmets und Sterneköchinnen flippen aus wegen ihrer Süsse, falls sie welche erhalten; leider übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem. Doch in der Altstadt bieten viele Läden Produkte aus Menton-Zitronen an – Konfis, Terrinen, Liköre, Teigwaren. Erstaunlich, was man alles aus Zitronen machen kann!

Nach einem Café im La Mandragore auf der lauschigen Place aux Herbes fahren wir mit einer Gruppe anderer Gäste zur Domaine der Familie Gannac. Laurent und sein Sohn Adrien sind Zitrusbauern, Feinkostproduzenten und Pflanzschulgärtner in einem. Auf dem steilen Grundstück oberhalb von Menton züchten sie neben den berühmten Zitronen 60 weitere Sorten von Zitrusfrüchten. Ein wahrer Früchtedschungel! In zwei hübschen Gartenhäuschen kann man allerlei Produkte degustieren und auch mitgebrachtes Picknick verzehren. www.lamaisonducitron.com

Am Nachmittag

Rezept für Menton: ans Ufer sitzen, zuhören, wie die Wellen an die Hafensteine klatschen, aufs Meer raus schauen… Warum nicht mit einem Glacé oder Kafi oder Drink in der Hand?

Was wäre Menton ohne die adligen englischen Müssiggänger, die hier im 19. Jahrhundert fantastische Gärten anlegten? Sieben grüne Refugien befinden sich allein auf Stadtgebiet. Etwa der Garten Val Rahmeh mit vielen exotischen Pflanzen oder der Jardin des Colombières, der nur geführt besucht werden kann (jeweils mittwochs).

Doch es lohnt sich: Gartengestalter Ferdinand Bac, ein unehelicher Grossneffe Napoleons, hatte in den 1920er-Jahren für ein reiches Ehepaar einen Themengarten samt Villa geschaffen, die ihresgleichen suchen. Im Patio mit dem verträumten Teich setzte er der griechischen Mythologie mit Wandfresken ein Denkmal: Dort entsteigt der nackte Odysseus dem aufgebrachten Meer und lässt sich seine Blösse von der schönen Nausikaa bedecken. Charmant, charmant. www.lescolombieres.com

www.jardinbotaniquevalrahmeh.fr

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde unterstützt vom Fremdenverkehrsamt Menton, Riviera & Merveilles.