Über das Freundschaftsspiel zwischen den Grasshoppers und dem FC Liverpool gibt es wenig zu berichten. Das Geschehen am Rand war weitaus faszinierender.
Die Hertiallmend in Zug hat wohl selten einen solchen Ansturm erlebt wie am letzten Mittwochabend. Wo offiziell 4’900 Gäste Platz haben, drängten sich knapp 6‘000 Fans, die mehrheitlich Rot trugen. Trotz aller Enge und der schwülen Hitze herrschte eine ausgesprochen friedliche Stimmung. Scheinbar alle Fans des FC Liverpool in der Schweiz wollten ihren Club sehen, der zur Zeit in Bad Ragaz sein traditionelles Vorbereitungslager abhält. Wie meistens bei solchen Freundschaftsspielen war das Geschehen auf dem Platz, um es vornehm zu sagen, wenig spektakulär und das Schlussergebnis von 0:0 passte gut zur mageren Kost. Ich konnte mich mit gutem Gewissen dem Geschehen neben dem eigentlichen Spiel widmen und ich habe mich bestens unterhalten.
Die Fans der ‹Reds› waren natürlich gespannt auf den ersten Auftritt ihres Teams unter Roy Hodgson. Das erste Raunen gab es beim Einlaufen der Spieler: Die ‹Reds› trugen das nigelnagelneue dritte Trikot in Schwarz-Gelb. Dann wurde auch der letzte Liverpool-Fan unruhig: Joe Cole und Milan Jovanović, die beiden neuen Spieler, tauchten aus dem Gang auf und setzten sich auf die Klappstühle am Spielfeldrand.
Ringsum zückten die Fans ihre Digitalkameras und schossen Bilder; die Kecksten sausten gleich nach unten und wollten sich das Programm oder ein Shirt signieren lassen. Cole vertröstete seine Anhänger bis zur Pause, wo er dann mit Engelsgeduld alle Wünsche erfüllte. Jovanović wurde von den nicht wenigen serbischen Fans in Beschlag genommen und liess sich zigmal mit ihnen zusammen ablichten.
Überhaupt hatten die Liverpool-Stars keine Berührungsängste und schienen den Kontakt mit den Zuschauern zu geniessen; Cole, Jovanović und Kyrgiakos haben während des Spiels vermutlich mehr mit den Fans geplaudert als mit ihren Team-Kollegen.
Der harte Kern der Grasshopper-Fans feuerte derweil die Blauweissen an und sang aus voller Kehle. Für das Freundschaftsspiel hatte man extra eine neue Textzeile mit subtilem Humor einstudiert. So weiss ich jetzt, dass ich als GC-Anhänger «lieber schwul als Liverpool» bin. Dass Philipp Degen bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde, passte gut dazu.
Nicht nur von links her pfiff es, sondern auch von oben herab. Im Tribünendach nisten Schwalben, die sich vom seltsamen Treiben unter ihnen wenig stören liessen und führten Flugakrobatik rund um das Dach vor. Dasselbe geschah auf dem Platz (GC-Spieler Lenjani, Gelbe Karte).
Dann endlich hatte Schiedsrichter Circhetta ein Einsehen und pfiff die ereignisarme Begegnung ab, worauf die Fans aus lauter Freude gleich den Platz stürmten, um ihren Idolen einmal wirklich nahe zu sein. Auch das liessen die Liverpool-Spieler und die Hoppers geduldig über sich ergehen. Die Trainer Roy Hodgson und Ciriaco Sforza umarmten sich und tauschten noch ein paar Worte aus. Der Fussballabend endete, wie er begann: friedlich.

Liverpool FC
Cavalieri,
Degen (69. Irwin), Kelly, Ayala, Darby,
Leiva (61. Thomas Ince, der Sohn von Paul Ince), Aquilani (61. Shelvey), Spearing, Pallson,
Eccleston (80. Robinson), N‘Gog (61. Dalla Valle)
Grasshoppers
Benito,
Menezes (45. Voser), Colina (45. Vallori), Smiljanic (45. Cvetinovic), Pavlovic (45. Ruiz),
Toko (45. Basha), Salatic (45. Chappuis), Abrashi (45. Hajrovic),
Lang (45. Emerghara), Rennella (45. Brindeiro), Zuber (45. Lenjani)