Archiv für die Kategorie ‘Regelrecht’

Erste Erkenntnisse

Rrr am Sonntag den 20. September 2020

Die Corona-Polizei teilt mit: Saisonstart so weit geglückt, aber es gibt Verbesserungspotenzial.

Überbordender Jubel ist bekanntlich ab sofort verboten, das teilrevidierte SFL-Schutzkonzept Covid-19 für den Trainings- und Spielbetrieb sagt es in Artikel 10.19 auf Seite 20 klar: “Beim Torjubel sind intime Berührungen wie Umarmungen oder Küsse, Shakehands oder das Abklatschen mit offener Hand untersagt. Ein Körperkontakt kann mit der Faust, dem Ellenbogen oder mit den Füssen erfolgen.”

Die Young Boys haben das schon gut im Griff, beim FCZ gibt es noch etwas Luft nach oben. Bei Lugano auch, wohingegen die Luzerner löblicherweise die Jubelrudelbildung ganz unterliessen – wobei es sich auch nur um ein Ehrentor in der Nachspielzeit handelte.

  • YB nach dem Ausgleich

  • YB nach dem 2:1

  • FCZ nach dem Führungstor

  • Luganos Jubel nach dem 1:0

Die Maskenpflicht im Stadion wurde in Bern im Grossen und Ganzen ebenfalls gut eingehalten. Im Cornaredo könnten eventuell noch kleine Piktogramme hilfreich sein, die das korrekte Maskentragen auf einfach verständliche Art und Weise erläutern.

Und zu guter Letzt: Die Pflicht für Ultras, das Stadion nicht zu betreten, wurde im Wankdorf und im Cornaredo konsequent befolgt. Wobei die Tessiner Fans deswegen nicht auf den Matchbesuch verzichteten. Sie versammelten sich einfach hinter der eigenen Fankurve – ausserhalb des Stadions. Vom Match sahen sie laut Teleclub nicht viel, aber sie machten viel Stimmung.

(Fotos: Thomas Hodel, Keystone-SDA, Teleclub)

Kurzer Kampf

Herr Shearer am Donnerstag den 10. September 2020

Wie lange dauert ein Fussballspiel?

Das kommt drauf an. Aber zwei mal 45 Minuten, unterbrochen durch eine 15-minütige Pause, sollte man da schon einrechnen. Es geht aber auch in deutlich kürzerer Zeit!

52 Sekunden, um genau zu sein. So lange dauerte letzten Sonntagnachmittag der Match zwischen Louhans-Cuiseaux und Jura Sud in der französischen National 2. Die Gäste von Jura Sud waren bereits arg mitgenommen vom Corona-Virus, wegen Quarantäne konnte das Training erst am Freitag vor dem Spiel wieder aufgenommen werden. Für eine Verschiebung der Partie am Sonntag hatte der Verband auch kein Gehör, und so reiste das Team mit seinem letzten Aufgebot nach Louhans: mit acht Mann. Eine Forfaitniederlage wäre natürlich auch eine Möglichkeit gewesen, hätte aber nach Reglement zusätzlichen Punkteabzug bedeutet.

Bild: JSL/ Michaël Rigollet

Interessant wäre sicher gewesen, wie ein Spiel elf gegen acht geendet hätte, doch leider verletzte sich unmittelbar nach Anpfiff der jurassische Stürmer Mamadou Danfa so blöd, dass er nicht mehr weiterspielen konnte. Dem Unparteiischen blieb nichts anderes übrig, als die Partie abzubrechen.

Und ja, richtig: eine gleichartige Situation gab es schon einmal in der bulgarischen dritten Liga, wie sich ältere Fussballinteressierte vielleicht noch erinnern können.

 

 

Fussi mit Fedayi

Rrr am Montag den 7. September 2020

Filmmatinee, zweiter Teil: “Das Spiel” von Roman Hodel.

Am 10. September 2017 spielten die Young Boys daheim gegen Lugano (und siegten 3:0). Die herkömmliche Zusammenfassung finden Sie im Internet.

Einen anderen Blick aufs Spiel wirft der Regisseur Roman Hodel, dessen 21-minütiger Film “Das Spiel” nun am Filmfestival Venedig Premiere feiert. Am besten lassen Sie zunächst seine fantastische Einstiegsseite im Netz auf sich einwirken.

Hodel zeigt Fussball aus der Sicht des Unparteiischen und gibt (auch dank mehr als 20 Mikrofonen) auf ungewohnte Weise die Emotionen auf dem Platz und auf den Zuschauerrängen wieder. Im Zentrum steht das Spiel Lugano-YB, manche Szenen stammen aber auch aus anderen Partien, wie man bereits im Trailer unschwer erkennen kann. Das liegt auch daran, dass Hodel ursprünglich in Basel drehen wollte, der FCB aber die Zustimmung zurückzog, nachdem Trainer Koller mal auf die Tribüne verbannt wurde. Das Projekt wurde dann im Wankdorf vollendet.

The Game / Das Spiel – Trailer from Roman Hodel on Vimeo.

Wann und wo der Film in der Schweiz zu sehen ist, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Wir verraten es Ihnen, sobald wir es wissen.

Spass in der Masse

Rrr am Donnerstag den 23. Juli 2020

Public Viewing in St. Gallen. Kein Problem, sagt die Polizei.

Weil maximal 1000 Menschen in den Kybun-Park dürfen, lud der Radiosender FM1Today gestern zum Public Viewing ins Espenmoos. Und die Fans kamen in Massen.

Vielleicht täuschen wir uns, aber es scheint ein wenig, als sei der Abstand von 1.50 Metern zwischen den einzelnen Personen nicht ganz konsequent eingehalten worden. Auch sind auf den ersten Blick nicht allzu viele Schutzmasken sichtbar.

Alles sei mit rechten Dingen zugegangen, beschwichtigt die Stadtpolizei St. Gallen auf Twitter. Nach ihrem Erkenntnisstand befanden sich nicht mehr als 1000 Leute im Stadion. Abstandsregeln und Masken seien gemäss Verordnung des Bundes nicht nötig, solange der Veranstalter die Kontaktdaten aller Anwesenden erfasse.

Die Polizei habe demnach keinen Handlungsbedarf erkannt: “Was erlaubt ist und was nicht, geben Gesetze oder Reglemente vor. Diese werden nicht durch die Polizei gemacht.”

Kaderlass mit Konsequenzen

Rrr am Samstag den 4. Juli 2020

Chiasso hängt mächtig durch.

Der Tabellenletzte der Challenge League verlor alle Spiele seit dem Restart. Und seit Mittwoch ist der Kader auch noch arg ausgedünnt: Die Tessiner liessen zum ordentlichen Vertragsende per Ende Juni acht Kicker ziehen, darunter die Stammspieler Bruno Martignoni, Rodrigo Pollero, Patrick Rossini und Giuseppe Aquaro.

Warum auch Geld ausgeben? In der Corona-Saison steigt sowieso niemand aus der Challenge League ab.

Chiasso scheint nicht mehr wettbewerbsfähig. Zu diesem Schluss kamen jedenfalls die grossen englischen Wettportale wie William Hill und Ladbrokes. Sie alle haben die Spiele mit Chiasso von ihren Listen gestrichen. Selbst Swiss Sporttip lässt keine Wetten mehr auf den FC Chiasso zu, wie der Corriere del Ticino berichtet.

Bei diesem Gegentor im Spiel gegen Stade Lausanne könnte man übrigens auch auf andere Gedanken gekommen, warum die Wettanbieter die Chiasso-Spiele gestrichen haben.

Gut und gerecht

Rrr am Samstag den 16. Mai 2020

Bundesliga ohne Fans: Gut für die Gäste. Und die Referees.

Professor Mikel Pitkin von der Universität Stockholm untersuchte 21 italiensche Geisterspiele aus dem Jahr 2007 – die Zuschauer mussten damals wegen Ausschreitungen draussen bleiben. Fazit: Die Schiedsrichter fühlten sich offensichtlich freier in ihren Entscheidungen und pfiffen ausgewogener, weil sie nicht ausgebuht, ausgepfiffen und bedrängt wurden. Unsere Kollegen von Science Direct haben die Studie aufgeschaltet.

Ein Team der University of Lancaster nahm die Saisons 2001-2007 der Premier League und der Bundesliga unter die Lupe. Fazit: Spieler der Gastmannschaft werden tendenziell härter bestraft, wenn sie dasselbe Foul begehen wie ein Spieler des Heimteams. Etwas gemindert wurde der Effekt in denjenigen deutschen Stadien, in denen die Zuschauer nicht direkt am Spielfeldrand sitzen können. Die Details finden Sie hier.

Bundesliga-Referee Daniel Siebert nennt noch einen anderen Grund: “Geisterspiele sind leichter zu pfeifen.” Unter anderem könne der Referee die Fouls hören. “Man hört den Fusskontakt, Schienbein an Schienbein oder Sohle an Sohle. Das erzeugt ganz bestimmte Geräusche. Und als Schiedsrichter habe ich ein geschultes Ohr dafür, welcher Kontakt regelwidrig und welcher noch im Rahmen eines fairen Zweikampfes ist.”

Bundesliga-Konferenz, live ab 15.30 Uhr.

Gratis im Fernsehen (auf Sky Sports News HD), unter anderem mit dem Ruhrpott-Derby Dortmund-Schalke. Aber klar, echte Fans schauen sich keine Geisterspiele an.

Auch die Redaktion des Runden Leders boykottiert die BuLi ohne Zuschauer.
“Also genau genommen schaue ich schon, aber heimlich”, sagt Herr Rrr. “Ich auch”, räuspert Herr Winfried. “Aber nur, um mich zu vergewissern, wie Stuhl Fussi ohne Fans ist.” Herr Maldini: “Ich schaue, wenn ich Zeit habe. Ich denke, ich habe schon Zeit.” Herr Briger: “Ha Ho He!” Herr der Ama: “Ich schaue nicht, Bremen spielt erst am Montag.” Herr Shearer: “Was macht ein Alki, wenn der Schnaps alle ist? Er greift zum Pinselreiniger. Prost.”

Bravo Brügge!

Val der Ama am Donnerstag den 2. April 2020

Der Club Brugge KV ist Belgischer Meister.

Meisterschaft abgebrochen, Club Brügge ist Meister. So hat der belgische Fussballverband eben entschieden. Es ist ja so: Gerade mal ein Spiel bevor es in diese ominösen Playoff gegangen wäre, musste die Meisterschaft unterbrochen werden und den damaligen Stand der Tabelle (1. Club Brugge (70 Punkte), 2. KAA Gent (55 ), 3. Charleroi (54), 4. Antwerpen (53), 5. Standard Lüttich (49)), den hat man heute für definitv erklärt.

Brügge und Gent dürfen sich also wahrscheinlich irgendwann in der Champions League versuchen und Charleroi, Antwerpen und Standard gehen dann wohl in die Qualifikation zur Europa League. Ob der Cupfinal zwischen Antwerpen und Brügge noch gespielt wird, hat man heute nicht entschieden. Ebenfalls noch offen ist, wer denn wie, warum und ob überhaupt ab- oder aufsteigen wird. Eine Arbeitsgruppe klärt weiter ab.

(Bild: Photo News)

Zeidlers Zorn

Rrr am Montag den 24. Februar 2020

Was sagen eigentlich die beiden Trainer zur 99. Minute in St. Gallen?

Peter Zeidler, Trainer FCSG:

“Unsere Aufgabe ist es nicht, Schiedsrichterleistungen zu kommentieren. Deshalb mach ichs nicht. Ich machs wirklich nicht.

(Weil ich schätze Herrn Bieri, ich kenn ihn gar nicht gut, aber als Mensch mit seiner Ausstrahlung, als guten Schiedsrichter – eine Sache muss man mir in den nächsten Stunden, und bis morgen geb ich uns allen noch Zeit, erklären: Wie irgendein – der ist glaubich auch Schiedsrichter – der Herr Schärer aus Zürich, der hat uns letzte Woche glaubich gepfiffen, aus Zürich da einfach da anruft, oder keine Ahnung wie die das machen, und sagt: Wiederhol den. Okay, kann er machen, aber ich frage mich, aber da müssen wir die Regularien durchschauen: Warum schaut denn Herr Bieri des nicht nochmals an? Diese Frage – und ich lass mich gerne eines besseren belehren, vielleicht weiss ichs auch nicht richtig, aber wenn er das nochmals angeschaut hätte, dann gibt es glaubs keine zwei Entscheidungen. Aber Herr Bieri hat die Situation nicht nochmals angeschaut. Hat sich auf Herrn Schärer verlassen. Des sollt man nicht immer tun im Leben.)

Aber nochmals: Kein Kommentar.”

Gerardo Seoane, Trainer YB:

“Wenn Sie meine Meinung wissen wollen, die ist nicht gut, weil die ist mit gelbschwarzer Brille. Und die kommt sowieso gelbschwarz raus, also von dem her lassen wirs sein.”

(Aus der Pressekonferenz nach dem Spiel)

Dok mit Pfiff

Rrr am Dienstag den 4. Februar 2020

Was Sie schon immer über Schiedsrichter wissen wollten.

Vor allem: Was sprechen sie mit den Spielern? Und was diskutieren sie so über Funk mit Assistenten und VAR?

Die ARD klärt auf. Der Sender heftete sich an die Fersen von Deniz Aytekin, den auch in Bern bekannten Referee (er pfiff 2018 das Heimspiel der Young Boys gegen Manchester United). In der Doksendung “Karten, Pfiffe, fette Bässe” ist zu hören und sehen, wie Aytekin auf dem Platz mit Bundesliga-Profis kommuniziert, wie er sich fit hält und wie er sich nach dem Spiel mit Funktionären der Verlierermannschaft austauscht.

“Karten, Pfiffe, fette Bässe” wird um 23.30 Uhr ausgestrahlt. Dann sind Sie sowieso noch vor dem Fernseher und gucken ARD, denn das Erste zeigt zuvor DFB-Pokal (Achtelfinal Werder-Dortmund live, danach Zusammenfassungen von Lautern-Düsseldorf, Frankfurt-Leipzig und Schalke-Hertha).

Dumm gelaufen (XXXII)

Rrr am Dienstag den 21. Januar 2020

Der Trottel des Tages kommt aus Ägypten.

Er heisst Ahmad Hassan und spielt bei Wadi Dagla.

Sein Teamkollege schloss einen Konter mit einem gekonnten Lupfer über den Torwart ab. Der Ball wäre regelkonform ins Tor geflogen, hätte sich Ahmed Hassan nicht bemüssigt gefühlt, das runde Leder kurz vor Überqueren der Torlinie noch kräftig zu treten und so das Tor für sich zu reklamieren. Dumm nur: Hassan stand, anders als der Kollega, im Abseits.

Tröstlich, dass Wadi Degla gegen Aswan FC trotzdem 3:1 gewann.

Ausgefuchste Abseitsfalle

Herr Shearer am Donnerstag den 16. Januar 2020

Wo wird eigentlich überhaupt noch Fussball gespielt?

Ach ja, in Indien natürlich! Dort ist es immer schön warm und drum braucht es auch keine Winterpause. Leider steckt der Sport noch in den Kinderschuhen und noch sind nicht allen alle Regeln geläufig. Ein schwieriges Thema scheint nach wie vor die Abseits-Regel zu sein, wie diese Szene aus der Nachspielzeit zwischen Kolkata und den Kerala-Blasters zeigt. Auf dem Bild sehen Sie den Moment der Ballabgabe, den vollen Genuss liefern Ihnen die Bewegtbilder.

Wieso der Schiedsrichter das Ausgleichstor für den Heimklub nicht anerkannte? Wir können das leider auch nicht schlüssig nachvollziehen.

Rassige Rechenaufgaben

Herr Shearer am Donnerstag den 9. Januar 2020

Den Satz des Thales kennen Sie ja, und bei Pythagoras können Sie auch auf Anhieb sagen, wo der gespielt hat.

Oder steht es mit um Ihr Mathematikwissen etwa auch nicht besser als bei uns auf der Redaktion? Richtig rechnen ist für eine zunehmende Zahl von Schülerinnen und Schülern ein Problem, auch in Frankreich. Der Stoff ist aber auch trocken wie Baguette von vorgestern und überhaupt nicht sexy. Eine Lehrerin aus dem Grossraum Paris weiss, wie sie Ihre Schützlingen abholen kann – mit Fussball geht einfach alles einfacher!

Bereits vor über drei Jahren hat sie damit angefangen, ab und zu stellt sie die Aufgaben auch ihrer Followerschaft auf Twitter. Zwischendurch lässt sie leider etwas die nötige Seriosität vermissen, zum Beispiel bei solchen Aufgaben:

Bildquellen: Twitter