Soeben erreicht uns folgende Anfrage:
Sehr geehrter Dr. Rüdisühli, ein Fan der deutschen Mannschaft hat sein Team nach der Niederlage gegen Südkorea mit diesen Worten kritisiert:
“Da hat keiner mal Bock zu laufen, Mann. Ich versteh das nicht.”
Er macht also mangelhafte Laufbereitschaft verantwortlich für die Schande von Kasan. Waren die Deutschen etwa nicht fit? Oder unmotiviert, trotz WM? MfG, A.W., B.
Lieber Andreas, das ist kompletter Humbug. In keinem Spiel der WM 2018 wurde so viel gelaufen wie im Match Südkorea-Deutschland: Insgesamt 233 Kilometer (zum Vergleich: beim gestrigen Supermatch Argentinien-Frankreich waren es nur 187). Die Südkoreaner liefen geringfügig mehr als die Deutschen – logisch, sie hatten deutlich weniger Ballbesitz. Allerdings ist es nicht immer so, dass die Mannschaft mit weniger Ballbesitz mehr rennt.
Jedenfalls haben viele Fans von unterlegenen Teams den Eindruck, ihre Spieler seien zu wenig gelaufen. Pedro Lenz hat das ja mit den Worten “Meh Bewegig!” auf den Punkt gebracht. Dabei sagt die Laufleistung im modernen Fussball nur wenig aus.
Beispiel Schweiz: Petkovics Team spulte deutlich mehr Kilometer ab als die Brasilianer und holte doch nur einen Punkt. Im zweiten Spiel siegten die Schweizer, obwohl sie weniger liefen als der Gegner. Im letzten Spiel gegen Costa Rica gabs in jeder Hinsicht ein Unentschieden.
Besonders lauffreudig ist übrigens das russische Team, wie die Auswertung der drei Vorrundenspiele zeigt. Das hat sicher nichts mit den seit längerer Zeit im Land grassierenden Staatsdoping zu tun.
Garantiert aussagekräftig ist die Zahl hingegen im Fall des Spiels Japan-Polen. Da gab es ja einen stillschweigenden Nichtsangriffspakt, als das schon ausgeschiedene Polen 1:0 führte und Japan dieses Resultat zum Weiterkommen reichte. Die Folge war ein sehr unschönes Ballgeschiebe. Nur gerade 163 Kilometer wurden in diesem Spiel gelaufen.
Die Zahlen zu allen bisherigen Spielen lesen Sie nach dem Klick. Denken Sie darüber nach oder gehen Sie baden – wie Sie meinen. Beste Grüsse, Ihr Dr. Rüdisühli