Archiv für die Kategorie ‘Der schwarze Kontinent’

Neuartige Nationaltrainersuche

Briger am Montag den 26. Juni 2023

Nigerias Verbandspräsident bittet die Fans um Mithilfe.

José Peseiro, hier noch als Coach von Venezuela 2020. (Federico Parra, Pool via AP)

Wie genau, dass weiss er zwar noch nicht, aber der Präsident der nigerianischen Fussballföderation (NFF) Ibrahim Gusau ist unzufrieden mit der Leistung der Super Eagels unter Nationaltrainer José Peseiro. Zwar gewann man unter dem Portugiesen 10:0 gegen São Tomé und Príncipe, aber man verlor auch zu Hause gegen Guinea-Bissau. Insgesamt ist Peseiros Bilanz mit 4 Siegen und 5 Niederlagen negativ. Fans und Presse sind erbost über die Auftritte und die Aufgebote und nun läuft der Vertrag des Trainers Ende Monat aus. Die Anhänger sollen nun bestimmen dürfen, ob Peseiro bleibt und wenn nein, ob ihn ein Ausländer oder ein Nigerianer ersetzen soll. Nur wie er das machen will, weiss Gusau offenbar noch nicht. Ein Club aus Bern könnte ihm dabei sicher behiflich sein.

NVVIP in Nairobi

Lars: L am Dienstag den 16. Mai 2023

Unser Korrespondent wurde ins legendäre «Verwandten-Derby» Kenias reingeschmuggelt. Angesagt war ein Besuch der VVIP-Loge…

Die Fans des Tabellenführers Gor Mahia vor dem Spiel. Afrika ist laut, es ist voll Energie, Rhythmus, Musik, Tanz, Trommeln. Das ist Afrika, wir müssen dies so annehmen. (Josef Sepp Blatter)

Eigentlich war ein Besuch in der VVIP-Loge angesagt. Doch da tummelten sich zum Derby wichtige Politiker. Hier der Präsident Kenias (MVVIP) und hinten der Oppositionsführer. Klappt es mit dem Logenbesuch doch noch? Bleiben Sie dran…

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😡

Briger am Dienstag den 11. April 2023

Die Fans von Zamalek sind wütend. Der Präsident jetzt auch.

Mortada Mansour, streitbarer Präsident des al Zamalek SC, eben nach einer einmonatigen Gefängnisstrafe auf seinen Posten zurückgekehrt, nachdem er den Präsidenten des Rivalen al Ahli, Mahmoud El Khatib, beleidigt hatte, ist schon wieder auf 180.
Grund: die eigenen Fans. Rund 150 von diesen bildeten nach dem zwischenzeitlichen 3:2-Treffer der Sudanesen von Al-Merriekh in der afrikanischen Champions League ein wütendes Emoji auf der Tribüne. Der Club aus Kairo gewann letztlich noch 4:3, hatte aber bereits vor dem Spiel keine Chance mehr auf die nächste Runde.

Mansour störte sich vor allem auch an der Bekleidung der Fans. “Zamalek trägt weiss mit zwei roten Linien”, so der 70-jährige. “Wer immer uns unterstützen will, ist willkommen, aber nicht in schwarz. Diejenigen, die gegen Al-Merriekh in schwarz erschienen sind, dürfen nicht mehr ins Stadion.”

Maulender Marinică – Teil II

Briger am Montag den 10. April 2023

Malawi braucht einen neuen Nationaltrainer.

Erste Kandidatinnen für die Nachfolge von Marinică bringen sich bereits in Stellung. Hier an der Chipala Primarschule in Lilongwe(AP Photo/Carolyn Kaster)

Ältere Leser*innen erinnern sich, vor einer Woche berichteten wir an dieser Stelle über die Krise im malawischen Nationalteam. Mario Marinică, der bisherige Trainer, beklagte sich, dass die “Flammen” von Malawis Bevölkerung zu wenig geliebt würden. Nun ist er seinen Job per Ende April los. Der Rumäne, der Malawi beim letzten Africa Cup in Kamerun in den 1/8-Final führte, sei bis Ende Monat im geplanten Jahresurlaub und kehre dann nicht mehr zurück, so der malawische Fussballverband.

Maulender Marinică

Briger am Montag den 3. April 2023

Malawis Nationaltrainer ist unzufrieden.

epa10541431 Mohamed Salah (R) im Zweikampf mit Gomezgani Chirwa (L) beim Spiel in Kairo. EPA/KHALED ELFIQI

In der Länderspielpause traffen die “Flammen” in der Africa-Cup-Qualifikation zwei Mal auf Ägypten. Die “Pharaonen” konnten beide Spiele für sich entscheiden, mit 2:0 zu Hause und 4:0 auswärts. Insbesondere die Heimniederlage ärgert den rumänischen Trainer der Malawier, denn die “Fans” des Heimteams hätten keine Liebe für Malawi gezeigt. “Als wir raus kamen, haben alle für Ägypten gejubelt. Keiner hat Malawi applaudiert. Das Malawi-Nationalteam ist Malawi gegen alle, weil die (die Fans) uns nicht zu mögen scheinen. Die haben nicht für unsere Stars wie Gabadinho gejubelt, nur für Mo Salah und die anderen Ägypter.” Zwei Runden vor Ende der Qualifikation steht Malawi mit je sechs Punkten Rückstand auf Ägypten und Guinea vor dem Aus.

Unfug auf Naturrasen

Briger am Montag den 27. Februar 2023

Pinkel-Panne in Nigeria.

Via @AyomideJai

Auwal Mohammed, Mitglied des Staffs des nigerianischen Clubs Shooting Stars FC, wird für ein Jahr von sämtlichen Aktivitäten in Zusammenhang mit Fussball ausgeschlossen. Dabei musste er doch nur ganz dringend Wasser lassen. Gut, vielleicht hätte er es am Sonntag vor einer Woche wenige Stunden vor Anpfiff des Spiels der Shooting Stars im Lekan Salami à Ibadan Stadion gegen Akwa United nicht unbedingt im Mittelkreis tun müssen, aber wenn man muss, dann muss man eben.

Dummerweise wurde Mohammed dabei gefilmt und nun also die Sperre und 500.000 Naira Busse für den Club, der zudem ermahnt wurde, dafür zu Sorgen, dass solch schändliches Verhalten nicht wieder vorkommt.

Alter Algerier

Briger am Montag den 23. Januar 2023

Heute lernen Sie Nassim Akrour kennen.

Bild wikimedia commons

Der Franko-Algerier wurde am 10. Juli 1974 in Courbevoie, Département Haut-de-Seine, geboren. 1995 begann er seine Karriere bei Olympique Noisy-le-Sec und wechselte danach nach England zu den Non-League-Teams Sutton United und später Woking, weil Onkel und Tante in England lebten. Über Istres schaffte er es mit 28 doch noch in die Ligue 1 zu Troyes, später spielte er auch mit Grenoble zwei Saisons in der Beletage des französischen Fussballs (12 Tore). Für Istres erzielte er insgesamt 60 Tore, für Grenoble 94, bei beiden Teams ist er Vereins-Topscorer. In Grenoble spielte er auch mit Olivier Giroud und Walid Regragui zusammen, die sich beide bei der Wüsten-WM 2022 im Halbfinale wieder trafen. Und auch Akrour ist immer noch im Fussball tätig – als Spieler. Am 8. Januar 2023 wurde er bei der Cuppartie seines Chambéry Savoie Football gegen de Viertligisten Aubagne FC eingewechselt und bereitete das 3:1 vor. Dank des Sieges wartete reiste am Wochenende der Ligue 1-Verein Olympique Lyon nach Savoyen. Auch dort wurde Akrour eingewechselt, er konnte die 0:3-Niederlage aber nicht verhindern. Gegenüber BBC Sport Africa erklärte er sein Geheimnis für seine lange Karriere: “Kümmere dich um deinen Körper, kenne und höre auf ihn.”

Beistand von oben

Briger am Montag den 24. Oktober 2022

Ghana ist auf der Suche nach der WM-Form.

Ghanas U20-Team beim Gebet anlässlich der WM 2000.(KEYSTONE/AP Photo/Roberto Candia)

Die “Black Stars” sind 2022 in der Krise. Nur gerade zwei von zwölf Partien konnte das Nationalteam Ghanas 2022 gewinnen (3:0 gegen Madagaskar und 1:0 gegen Nicaragua). Den Trainer, Milovan Rajevac, ersetzte man bereits nach dem schwachen Auftreten beim Afrika-Cup durch Otto Addo, aber auch unter dem immer noch als Talent Manager bei Borussia Dortmund tätigen 47-jährigen geht es nicht wirklich aufwärts. In der Diaspora wurde nach neuen Spielern gesucht, wie der ghanaische Fußball-Verband GFA im Juli mitteilte, sind die bisherigen deutschen U21-Nationalspieler Ransford-Yeboah Königsdörffer und Stephan Ambrosius (beide Hamburger SV) sowie Ex-Junioren-Nationalspieler Patric Pfeiffer (SV Darmstadt 98) von sofort an für die Nationalmannschaft von Ghana spielberechtigt. Daneben wechselten auch Iñaki Williams (Athletic Bilbao) und der englische U21-Nationalspieler Tariq Lamperty den Verband.

Doch das ist offenbar nicht genug und so vertraut man auf ein afrikanisches Gebet, das besagt: “Was Gott nicht kann, das gibt es nicht.” In Ghana wurden daher zwei nationale Gebets- und Fastentage ausgerufen, an denen die muslimische Bevölkerung am Freitag und die Christen am Sonntag teilnahmen. Ob es nützt wird sich vielleicht schon beim Freundschaftsspiel gegen die Schweiz am 17. November in Abu Dhabi zeigen.

Kulturelle Aneignung

Briger am Montag den 3. Oktober 2022

Für einmal nicht in Bern, sondern in Nordafrika.

Das marokkanische Kulturministerium hat bei Adidas interveniert, wie unter anderem die BBC meldet. Grund ist das neue Aufwärmtrikot Algeriens. Das geometrische Muster in Blau, Türkis und Gelb sei ein so genanntes Zellige-Muster, das in marokkanischen Mosaiken üblich sei, so der Anwalt des Ministeriums. Adidas wiederum sagt, dass man sich vom Mechouar-Palast in Tlemcen, unweit der Grenze zu Marokko habe inspirieren lassen.

Der Anwalt Mourad Elajouti schrieb auf Facebook, dass er Adidas im Namen des marokkanischen Kulturministeriums eine rechtliche Verwarnung erteilt habe. In einem Brief an den Vorstandsvorsitzenden von Adidas, Kasper Rorsted, bezeichnete der Anwalt das neue Design als kulturelle Aneignung und “einen Versuch, eine Form des marokkanischen Kulturerbes zu stehlen und es ausserhalb seines Kontextes zu verwenden”. Adidas soll nun das Trikot-Design innerhalb von zwei Wochen ändern.

Zwischen Marokko und Algerien bestehen seit der Unabhängigkeit vom französischen Kolonialreich Spannungen. 1963 kam es zum “Guerre des sables” zwischen den Nachbarstaaten, später unterstützte Algerien die Frente Polisario in der Westsahara und vor rund einem Jahr brach Algerien die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarn wegen “feindlicher Handlungen” ab, was Marokko als ungerechtfertigt zurückwies.

Tierische Transformation

Herr Winfried am Mittwoch den 24. August 2022

Die Nationalmannschaft Benins wechselt ihre Identität. Also ihr Tier.

Wer kennt sie nicht, “Les Ecureuils”, die Eichhörnchen. So nannte man in der Welt des Fussballs bis vor kurzem das Nationalteam von Benin.

Auch ein passendes Maskottchen war jeweils mit dabei, ein Bild von diesem können Sie hier einsehen.

Jetzt wollen die Fussballer aus dem Land in Westafrika aber nicht mehr länger die niedlichen Eichhörnchen sein. Die Fans forderten schon lange eine mächtigere Identifikationsmöglichkeit, wie etwa die nahe gelegenen Länder Kamerun (“die unzähmbaren Löwen”) und Elfenbeinküste (“Elefanten”).

“Les Ecureuils” sind also Geschichte, neu heissen die Beniner “Les Guépards”. “Wir hoffen, dass sie das Feuer, die Geschwindigkeit und die Präzision von Geparden haben”, schreibt der Politjournalist Amir Nourdine Elbachir auf Twitter. Voilà!

Bilder beide via Keystone-SDA

Ein neues Maskottchen für die “Guépards” ist gemäss RL-Recherchen noch nicht designt worden. Gerne erinnern wir Sie an dieser Stelle dafür an eine frühere Serie über Tiere und afrikanische Fussballmannschaften. Ältere Leser*innen erinnern sich.

Despotisch degenerierte Denkmuster

Herr Winfried am Mittwoch den 29. Juni 2022

Kevin Grossenbacher massregelt die angesehene spanische Sportzeitung “Marca”.

Estimad@s periodistas und sonstige Leser*innenschaft,

Ich bin soeben vom Backpacken in Patagonien (Rückreise per Anhalter mit dem Segelboot über den Atlantik) zurück, und habe unfassbar viel über mich und das Leben gelernt. Gerade auch nach dem total authentischen und schönen Kontakt mit Vertreter*innen der indigenen LGBTQIAx+-Community, mit der ich einige Kundgebungen organisiert habe, empöre ich mich umso mehr über den eurozentrischen Alltagsrassismus.

Ich hatte kaum den WG-Kühlschrank geöffnet, um meinen “New Roots” Käse mit einem Demeter-Smoothie abzuwrappen, da ploppt dieses Bild auf meinem Smartphone auf.

Das ist die Titelseite der renommierten spanischen Sportzeitung “Marca”.

Sie induziert den Begriff “Africa Power”, um zu statuieren, dass bei Real Madrid vor allem POC (People of Color) zu den tragenden Elementen gehören – und um zu sagen, dass die abgebildeten Menschen keine europäischen Menschen sind, sondern von “anderswo” her kommen. Dabei ist die Faktenlage klar: Sie sehen hier sechs Menschen, No Borders No Nations! (weil eine nationale Zugehörigkeit dennoch existiert, sind das vier Franzosen, ein Deutscher, ein Österreicher).

Es zählt zu den gängigen stereotypisierten Darstellungen von nichteuropäischen Menschen, dass man “Afrika” als einen einzigen Herkunftsort begreift und zudem afrikanischen Menschen besondere Muskelkraft zuschreibt – dies alles zeigt, wie tief rassistisch die Denkmuster im weissen Cis-Europa nach wie vor verwurzelt sind. Das geschah neulich auch in der Schweiz.

Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, empfehle ich Ihnen auf Anfrage gern einige Papers von Kolleg*innen der postkolonialen Forschung, da habe ich sehr gute Kontakte aus wissenschaftlichen Lesekreisen.

Göttliche Eingebung

Briger am Montag den 7. Februar 2022

Janny Sikazwe, Fussballschiedsricher aus Sambia, erklärt sich.

Vor rund einem Monat hatte er als Spielleiter die Afrika-Cup-Partie zwischen Mali und Tunesien gleich zweimal zu früh abgepfiffen. Einmal nach rund 85 Minuten, und dann nochmals in der 89. Minute. Nun zurück in Sambia erklärte er, wieso es dazu kommen konnte.

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