So geht die Welt unter, und das ist die nächste

Zwei Dutzend Ausstellungen über die Folgen menschlicher Eingriffe in die Realität – das Beste von den Bieler Fototagen 2017.

«Wolfgang», 2016. © David Fathi

Kann ein nobelpreisgekrönter Quantenphysiker dem Aberglauben verfallen? Wolfgang Pauli (1900–1958) glaubte selber an den «Pauli-Effekt» – daran, dass seine blosse Anwesenheit wissenschaftliche Experimente schiefgehen lassen kann. David Fathi holt Fotos aus dem Archiv des Cern, bearbeitet sie teilweise und macht sie zur Projektionsfläche für eine Geschichte zwischen Fakt und Fiktion («Wolfgang», 2015/16).

«Wolfgang», 2016. © David Fathi

«Wolfgang», 2016. © David Fathi

 

Wer hier wohnt, hat schwankenden Boden unter den Füssen: Die schwedische Stadt Kiruna entstand wegen der dortigen Eisenerzminen, doch jede unterirdische Sprengung beschädigt ihr Fundament um einen weiteren Riss. Katrin Streicher («Night Time Tremors», 2015) berichtet von einem Ort mit unsicherer Zukunft.

«Night Time Tremors», 2015. © Katrin Streicher

«Night Time Tremors», 2015. © Katrin Streicher

«Night Time Tremors», 2015. © Katrin Streicher

 

Im Untergrund einer gigantischen Salzwüste in den bolivianischen Anden liegen die weltweit grössten Lithiumvorkommen: Daniel Hofer zeigt in «Salar» (2011) die surreale Schönheit einer Landschaft, die es vielleicht schon bald nicht mehr gibt.

«Salar», 2011. © Daniel Hofer

«Salar», 2011. © Daniel Hofer

«Salar», 2011. © Daniel Hofer

 

Maria Kourkouta war dabei, als am 14. März 2016 mehrere Hundert Flüchtlinge von Griechenland über die Stacheldrahtgrenze nach Mazedonien wollten. Sie sind gescheitert – Kourkoutas Video «Idomeni» (2016) dokumentiert diesen Akt der Auflehnung in einem Europa, das sich immer stärker einzäunt.

«Idomeni», Frontière grécomacédonienne, 2016. © Maria Kourkouta

«Idomeni», Frontière grécomacédonienne, 2016. © Maria Kourkouta

«Idomeni», Frontière grécomacédonienne, 2016. © Maria Kourkouta

 

3-D-Drucker können mehr, als man meint – wenn sie gross genug sind: Catherine Leutenegger («New Artificiality», 2016) besuchte ein Unternehmen in China, das mit dieser Technik ganze Häuser fabriziert. Ihre Bilder zeigen eine massgeschneiderte Realität, die ihrerseits direkt aus Bildern entsteht.

«New Artificiality», 2016. © Catherine Leutenegger

«New Artificiality», 2016. © Catherine Leutenegger

«New Artificiality», 2016. © Catherine Leutenegger

 

Google unterhält eine Software, die Gesichter auf Street-View-Aufnahmen automatisch unkenntlich macht. Brauchen auch Pharaonen und Buddhas diesen Persönlichkeitsschutz? Marion Balac sammelt die Bilder, die zeigen, was Google weltweit Denkmälern antut («Anonymous Gods», 2014).

«Anonymous Gods», 2014. © Marion Balacm, mit Genehmigung des Künstlers und GSV

«Anonymous Gods», 2014. © Marion Balacm, mit Genehmigung des Künstlers und GSV

«Anonymous Gods», 2014. © Marion Balacm, mit Genehmigung des Künstlers und GSV

Wie überlebt man den Weltuntergang? Und wie den eigenen Tod? Daan Paans porträtiert die Praktiken von Zeitgenossen, die an ein Dasein jenseits von Zeitlichkeit und Sterblichkeit glauben («Letters from Utopia», 2012).

«Letters from Utopia», 2012. © Daan Paans, mit Genehmigung von LhGWR (Den Haag)

«Letters from Utopia», 2012. © Daan Paans, mit Genehmigung von LhGWR (Den Haag)

«Letters from Utopia», 2012. © Daan Paans, mit Genehmigung von LhGWR (Den Haag)

 

Pelze, Federn, Leder – wenn die Modeindustrie Schönheitsideale in Produkte verwandelt, müssen Tiere millionenweise dran glauben. Paolo Marchetti («The Price of Vanity», 2012–2016) zeigt die Opfer auf der Rückseite dieser Ökonomie.

«The Price of Vanity», 2011–2016. © Paolo Marchetti

«The Price of Vanity», 2011–2016. © Paolo Marchetti

«The Price of Vanity», 2011–2016. © Paolo Marchetti

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Die Bieler Fototage laufen noch bis zum 28. Mai.

3 Kommentare zu «So geht die Welt unter, und das ist die nächste»

  • Philippe Nicollier sagt:

    Kiruna liegt nicht in Norwegen, sondern in Schweden.

  • Martina Albertin sagt:

    Ich finde nicht nur die Photografien gut aber auch den Text schön formuliert. Zum Beispiel ..die surreale Schönheit einer Landschaft, die es vielleicht schon bald nicht mehr gibt..
    so endzeit-poetisch…:-) schön die gelungene Kombination. Meines Erachtens.

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