Bardot, Bond und Baustellen
Die renommierte Zürcher Fotoagentur Comet Photo AG belieferte die Schweizer Medien bis 1999 mit hochwertigem Bildmaterial. Nun widmen sich ein Buch und eine Ausstellung ihrer Geschichte.
Prototyp des Fotoreporters in Position, ca. 1952. Foto: Jack Metzger
Fotografieren, Entwickeln, Vergrössern, mit einer Bildlegende versehen – und ab auf die Post. Das war eines der Hauptgeschäfte der 1952 in Zürich gegründeten Fotoagentur Comet Photo AG. Die Gründer waren die Fotografen Björn Eric Lindroos, Jack Metzger und Hans Gerber. Sie und ihre Mitarbeitenden belieferten Zeitungen und Zeitschriften in der ganzen Schweiz mit hochwertigen Pressebildern. 1999 ging die Firma in Kon- kurs. Zwei Jahre später übernahm das Bildarchiv der ETH-Bibliothek die 900 000 Pressebilder. Eine kleine Auswahl davon ist im soeben erschienenen Buch «Fotomosaik Schweiz» verewigt, und in Zürich ist derzeit eine Ausstellung über das Schaffen der Agentur zu sehen.
George Lazenby 1968 in einer Drehpause zum Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» auf dem Schilthorn. Foto: Heinz Baumann
Dimitri in Ascona, 1962
Töchter des Präsidenten von Haiti, 1958 in Gstaad. Im Vorjahr war der ehemalige Landarzt «Papa Doc» Duvalier an die Macht gelangt und wenig später schwang er sich zum Diktator auf. Foto Björn Eric Lindroos
Die Comet Photo AG war eine renommierte Fotoagentur. In ihren besten Zeiten arbeiteten in Zürich bis zu 16 Mitarbeitende, die sich selber «Kometen» nannten. Einer davon war der Fotograf Walter Schmid. Er kam 1971 als 23-Jähriger Quereinsteiger von Chur nach Zürich. Zuerst arbeitete er bei der Comet für die Abteilung Film als Tonoperateur und Kameramann. Der «Capo», wie Schmid Lindroos nennt, führte ihn in das Handwerk des Fotografierens ein, um die «Tagesschau» mit aktuellen Hintergrundbildern zu beliefern.
Wichtigstes Element der Landesausstellung in Lausanne war der «Weg der Schweiz», der auf den grossen Platz mit über 3 000 Gemeindefahnen mündete.
Expo 64: Für die Darstellung der «wehrhaften Schweiz» eingesetzte Zivilschutzangehörige.
Kaugummiautomat, 1952. Foto: Hardy Häfliger
Später war er ausschliesslich als Fotograf tätig. Einen gewöhnlichen Arbeitsalltag schildert er wie folgt: «Morgens fotografierte ich zum Beispiel die Checkübergabe einer Bank, raste ins Labor, entwickelte, vergrösserte und brachte die Abzüge zum Kunden. Am Nachmittag lichtete ich ein Brautpaar vor dem Grossmünster ab, fuhr wieder ins Büro, und am Abend hielt ich den im Unispital verstorbenen Vater für seine Angehörigen, die im Ausland lebten, im Bild fest.» Zu den Highlights seiner Tätigkeit zählt er die faszinierenden Flugaufnahmen, die er jeweils bei schönem Wetter schoss. Besonders angetan hatten es ihm Bilder von frisch gegüllten Wiesen. «Das sah von oben aus wie gemalt.»
Ein älterer Mann bestaunt ein Graffiti von Harald Nägeli. 1979, Foto: Markus J. Hässig
Erster Spatenstich Würenlingen, 1956. War hier ein Atomkraftwerk oder nur ein Zwischenlager geplant? Das Bild vermittelt den Eindruck, dass sich diese warm angezogenen Männer bis zur Nutzung von Atomenergie an diesem Urfeuerchen zusätzlich wärmen wollten. Foto: Candid Lang
Rhonegletscher 1963. Damals mussten die Gletscher nicht mit Folien vor der Sonne und dem Schmelzen geschützt werden. Foto: Hans Gerber
Autobahnbau Schönbühl bei Bern, 1960. Foto Hans Krebs
Maggi AG, Kemptthal, Fabrikation und Verpackung, 1965. Foto: Hans Gerber
Eröffnung der Heitersberglinie, 1975. Foto: Jules Vogt
«Mani» Matter, Februar 1970 in Wabern. Foto: Hans Krebs
Erste oder letzte Hilfe beim Frauenfelder Militärwettlauf, 1979. Foto: Hans Krebs
Brigitte Bardot 1961 in Genf.
Häufig war Schmid bei seinen Auslandseinsätzen mit dem Journalisten Werner Catrina unterwegs. Catrina, bekannt für seine Reportagen und seine Firmengeschichten, arbeitete von 1974 bis 1979 bei Comet. Nach seinem Germanistikstudium fing er dort als «Schreiberling» an. «Der Lohn war nicht grossartig, aber für mich war es eine Chance.» Was er schätzte, war die Freiheit, die Lindroos ihm gab. «Wir konnten die Reportagen nach unseren Ideen realisieren, doch die Qualität der Texte und die Bilder mussten stimmen und die Geschichten rentieren. Dieses kommerzielle Denken konnte ätzend, aber auch befruchtend sein», sagt Catrina. «Ich lernte, meine Reportagen an die unterschiedlichsten Adressaten zu verkaufen.» Das konnte die «Schweizer Familie» sein, aber auch die NZZ-Wochenendbeilage, der «Stern» oder «Geo». So lernte Catrina, wie er sich später als Journalist selbstständig behaupten und profilieren konnte. «Dafür bin ich Lindroos dankbar und, dass er mich lehrte, lieber mehr Zeit zu investieren und nachhaltig zu produzieren.»

«Fotomosaik Schweiz, Scheidegger & Spiess, 230 Seiten, 59 Franken.
Ausstellung «Kometen», Counter Space, Röschibachstr. 24, bis 12. Dezember.
2 Kommentare zu «Bardot, Bond und Baustellen»
wunderbare bilder, nur schade, dass man sie auf dem laptop scrollen muss :-( mit dieser art der bilddarstellung geht der gesamteindruck eines bildes verloren – aber das ist ja den seiten-designern egal…
auf kleineren bildschirmen können hochformatige bilder in einem solchen blogformat nicht optimal dargestellt werden. das lässt sich, wenn man generell grossformatige bilder zeigen will, leider nicht verhindern. ich hoffe sie konnten die tollen aufnahmen noch auf einem gröseren bildschirm betrachten; es lohnt sich!