Babypuder – ein Risiko?

Bei der weiblichen Intimpflege ist Schongang angesagt. Foto: Pexels.com

Letzten Montag verurteilte ein Gericht in Los Angeles den Pharma-Multi Johnson & Johnson zu einer Rekordstrafe von 417 Millionen Dollar. Das Gericht entsprach so der Klage von Eva Echeverria, die dem Unternehmen vorwarf, nicht genügend vor potenziellen Krebsrisiken seiner Produkte wie Babypuder gewarnt zu haben. Die 63-Jährige leidet seit nunmehr zehn Jahren an Eierstockkrebs und soll jetzt im Sterben liegen.

Echeverria ist nicht allein: Mehr als 4500 Klagen sollen in den USA gegen Johnson & Johnson laufen, die das Urteil allerdings anfechten werden. Noch immer steht das Unternehmen auf dem Standpunkt, dass die Anwendung von Johnsons Babypuder «unbedenklich» sei.

Babypuder ist ein beliebtes Pflegeprodukt, zum Beispiel um nach dem Rasieren Entzündungen zu verhindern. Jetzt stellt sich natürlich für viele Konsumentinnen die Frage, ob bei regelmässigem Gebrauch von Talkpuder ein erhöhtes Krebsrisiko besteht. Stephanie von Orelli, Chefärztin der Frauenklinik im Zürcher Stadtspital Triemli, warnt vor unnötiger «Panikmache».

Dr. med. Stephanie von Orelli ist Chefärztin der Frauenklinik im Zürcher Stadtspital Triemli. Sie ist Fachärztin Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Lehrbeauftragte an der Universität Zürich. Foto: PD

Würden Sie Patientinnen vom Gebrauch von Babypuder bei der Körperpflege abraten?
In der Schweiz ist, im Gegensatz zu den USA, die Verwendung solcher Produkte im Intimbereich nicht sehr verbreitet. Die Klägerin soll ja nach eigenen Angaben den Babypuder während Jahrzehnten regelmässig verwendet haben. Der Zusammenhang zwischen der Verwendung von talkhaltigem Puder und Eierstockkrebs ist wissenschaftlich umstritten. Eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse liess einen sehr leichten Zusammenhang zwischen einer bestimmten Krebsart und langjähriger Verwendung des Puders erkennen.

Von welchen Faktoren ist Eierstockkrebs abhängig?
Da wären das Alter, genetische Prädisposition oder die hormonelle Situation. Die Idee, dass Talkumpuder ein Risikofaktor sein könnte, kommt auch daher, dass der Talkum strukturell dem carcinogenen Asbest gleicht.

Welche Ursachen hat Eierstockkrebs?
Heute gehen wir davon aus, dass ein Teil des Eierstockkrebses in den Eileitern entsteht. Es gibt wenig beeinflussbare Risikofaktoren. Einer davon ist sicher die sogenannte BRCA-Mutation. Bei den betroffenen Frauen können vorsorglich, nach abgeschlossenem Kinderwunsch, die Eileiter entfernt werden, wie zum Beispiel bei Angelina Jolie.

Johnson & Johnson warb unter anderem mit dem Slogan: «A sprinkle a day keeps the odor away.» Babypuder gegen Geruch: Was halten Sie von diesem Versprechen?
Ich halte den Trend zu kosmetischer Perfektion im Intimbereich für bedenklich. Gemäss der Werbung sollen Frauen, wenn sie dem heutigen Ideal entsprechen wollen, möglichst hygienisch und keimfrei sein. Es ist unglaublich, was hierzulande alles angeboten wird, um allfällige Gerüche zu übertünchen und Ausscheidungen zu vermeiden: Seifen mit Duftstoffen, Intimwaschgels, spezielle Sprays, die möglicherweise über die Schleimhäute in den Körper gelangen können. Über die Langzeitwirkung dieser Produke beim Menschen wissen wir wenig. Das gilt nicht nur für Intimprodukte, sondern auch für Kosmetika.

Besteht bei der Körperpflege von Babys eine Gefahr bei der Verwendung von Babypuder?
Es ist wahrscheinlich ungefährlich, wenn die Eltern den Babypo einpudern. Kinderärzte warnen jedoch, dass Kinder den Talkumpuder einatmen und dann Husten bis zu Erstickungsanfällen bekommen könnten.

5 Kommentare zu «Babypuder – ein Risiko?»

  • Roland K. Moser sagt:

    Seit wann wird Talk-Puder als Baby-Puder verwendet? Seit den 70ern?

  • j.mueller sagt:

    Lieber Frau Dr. med. Stephanie von Orelli ,
    Was sagen Sie hier? Weder ja/nein? Was für eine Einstellung.
    Besser nichts zu kommentieren als eine solche dämmliche Aussage!
    Talcum ist und bleibt eine gefährliche Substanz wie Asbest. Punkt.
    Grüsse
    J.Mueller

  • Mia Maria sagt:

    @Enrico
    Ich verstehe Ihren Kommentar nicht – was wird den „frauenverachtendes“ gesagt???

  • Enrico sagt:

    Würde ein Chefarzt die selbe Aussage machen, das wäre dann Frauenverachtender Chauvinist.

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