Schlaff wegen des Wetters?

Von einer solch stabilen Wettersituation kann man momentan nur träumen: Promenade in Vevey. Foto: Jean-Christophe Bott (Keystone)
Seit Wochen zeigt sich das Wetter als Diva: Mal kalt, mal warm inklusive abrupter Temperaturschwankungen, geht es vielen an und auf die Nerven und stresst unseren Körper. Ein Problem ist für manche Menschen das fehlende Sonnenlicht. Wenn wir zu wenig UV-Strahlen abbekommen, werden im Körper weniger Hormone gebildet. Das hat zur Folge, dass sich viele müde und abgeschlagen fühlen.
Mehrheit der Frauen betroffen
Das körperliche Allgemeinbefinden und die Leistungsfähigkeit scheinen also unter den Wetterlaunen zu leiden. Und es gibt auch Betroffene, die einen bevorstehenden Wetterwechsel zum Beispiel an Körperstellen spüren, die einmal gebrochen oder gezerrt waren. Oder sie reagieren bei Veränderungen mit Kopfschmerzen, Rheuma, Schwindel, Schlaflosigkeit oder innerer Unruhe. Bei einer Umfrage des Deutschen Wetterdienstes sahen 57 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer einen Zusammenhang zwischen Wetterlage und der eigenen Gesundheit. So real diese Erfahrungen, so kritisch ist die Wissenschaft, was das Phänomen Wetterfühligkeit betrifft. Aber lässt sich eine Wetterempfindlichkeit medizinisch nachweisen?
Oft nur ein scheinbarer Zusammenhang
Der Atmosphärenphysiker Hans Richner von der ETH Zürich hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern 40 Jahre lang Wetterfühligkeit erforscht. Er ist davon überzeugt, dass Wetterfühligkeit oft mehr mit psychologischen Effekten als mit dem Wetter zu tun hat. «Wenn Biowetterprognosen den Menschen einreden, dass sie Gelenkschmerzen bekommen, dann werden Studien dieses auch genau finden.» Bei vielen beobachteten Effekten handle es sich um eine «Scheinkausalität», sagt Richner. Aber er differenziert auch: «Ob es für Einzelne eine Vorfühligkeit gibt, weiss ich auch nicht. Falls es sie gibt, dann ist man noch weit davon entfernt, sie zu verstehen.»
Wetterfühligkeit ist sicher keine Krankheit, könnte aber, so eine Hypothese, auf ein Ungleichgewicht im vegetativen Nervensystem hinweisen, das wiederum Entzündungsprozesse und die Schmerzwahrnehmung beeinflusst. Dass Wetterfühligkeit kein Fantasieprodukt ist, davon ist Dieter Vaitl, Professor am Institut für klinische und physiologische Psychologie der Universität Giessen, überzeugt. Studien, die an dieser Uni gemacht wurden, zeigen, dass wetterempfindliche Menschen besonders empfindlich auf elektrische Entladungen, wie sie bei Wetterveränderungen auftreten, reagieren.
An die frische Luft!
Bei Wetterfrust und vegetativen Beschwerden ist es auf alle Fälle ratsam, bei jeder Witterung an die frische Luft zu gehen, das härtet nämlich ab. Auch regelmässige sportliche Betätigung und eine vitaminreiche, frische Ernährung tun gut. Wer empfindlich auf das fehlende Licht reagiert, dem könnte eine Lichttherapie helfen und zusätzlich Vitamin D. Zum Beispiel über fetten Fisch oder Vitamin-D-Präparate.
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