Was tun für das Sexleben danach?

Meine Frau und ich sind 84 Jahre alt und seit rund 60 Jahren verheiratet. Wir hatten jahrelang ein erfülltes Sexleben. Doch seit meiner Prostata-Operation kann ich nicht mehr in sie eindringen. Wir möchten gerne eine beschränkte sexuelle Aktivität zurückgewinnen. Gibt es Anleitungen für Übungen dazu?

Eine stramme Erektion alleine macht noch lange keinen Mann. Foto: Raisa Durandi

Zuerst möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, dass Sie nach all den Jahren und trotz der aktuellen Hürden und Probleme den Wunsch haben, Ihr Sexualleben weiterhin aufrechtzuerhalten, und auch aktiv etwas dafür tun möchten. Leider sind Erektionsprobleme nach einer Entfernung der Prostata, und trotz verbesserter Operationsmethoden, nach wie vor häufige unerwünschte Nebenwirkungen. Sie können nach ein bis zwei Jahren abklingen, sofern es operativ gelungen ist, die Gefässe und Nerven zu schonen, sodass die Funktionalität wieder erlangt werden kann.

Wege zur «künstlichen» Erektion

Doch auch hier gilt: Übung macht den Meister. Denn gerade nach der OP ist es wichtig, durch regelmässige «Trainingseinheiten» – zu zweit oder alleine – das Schwellkörpergewebe elastisch zu halten. In der postoperativen Therapie gibt es verschiedene Behandlungsschemata, die Sie am besten mit Ihrem Urologen besprechen und individuell ausprobieren, denn nicht alle funktionieren bei jedem gleich gut. Oft kommen neben den bekannten PDE-5-Hemmern (Viagra, Levitra und Co.) Selbstinjektionstherapien (Skat) mit gefässaktiven Substanzen oder andere Hilfsmittel wie Vakuumpumpen zur Anwendung. Skat hat eine sehr hohe Wirkwahrscheinlichkeit, stellt aber eine «invasive» Therapieform dar, da die Substanz direkt in den Schwellkörper gespritzt werden muss und so eine «künstliche» Erektion bewirkt.

Vakuumpumpen können helfen, den Anteil an glatten Muskelzellen in den Schwellkörpern zu erhalten. Sie führen Studien zufolge bei rund 80 Prozent der Patienten zu einer vollständigen Erektion. Zudem stellen sie eine kostengünstigere und nebenwirkungsarmere Methode dar als Medikamente. Zusätzlich und unterstützend können Sie Intervallübungen zur Stärkung des Beckenbodens durchführen. Einige Betroffene berichten auch hier über Erfolge. Jedoch benötigt dies ein gewisses Mass an Geduld und Disziplin. Auch sollte man nicht vergessen, dass mit steigendem Lebensalter die Erektionsfähigkeit ohnehin langsam nachlässt.

Wann ist ein Mann ein Mann?

Setzen Sie sich also nicht unnötig unter den Erfolgsdruck, sofort und immer mit einer strammen Erektion reagieren zu müssen, denn so ein Eingriff ist einschneidend und bringt Veränderungen. Selbst wenn keine der genannten Methoden ausreicht, um die Erektionsfähigkeit wieder herzustellen, ist ein erfülltes Sexualleben möglich. So kann die Gelegenheit genutzt werden, alte Verhaltensmuster zu durchbrechen und neue Wege zu erkunden.

Eine stramme Erektion alleine macht noch lange keinen Mann. Studien zeigen sogar, dass lediglich 33 Prozent der Frauen Wert auf einen postoperativ potenten Mann legen – im Gegensatz zu den zwei Dritteln der Männer, welche hoffen, dass die erektile Funktion auch nach der Operation erhalten bleibt. Es gibt zahlreiche Alternativen, einen Mann oder eine Frau zu befriedigen und Intimität auszutauschen.

Ein Kommentar zu «Was tun für das Sexleben danach?»

  • Michael sagt:

    Hat den Sex miteinander nur etwas mit einer penetration zu tun ? Da gibt es doch noch viele andere Möglichkeiten, um sich gegenseitig lustvolle Gefühle zu verschaffen.

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