Warum Blitzdiäten besser sind als ihr Ruf

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Mit Sport hat eine Blitzdiät mehr Erfolg. Foto: Matthew Ragan, flickr.com

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Thomas Frankenbach.

Ob Ananas-, Eiweiss-, Kohlsuppen- oder Low-Carb-Diät. Wenn die Ferienzeit naht, ist vielen von uns jedes Mittel recht, um noch schnell ein paar Kilos zu verlieren. Aber Blitzdiäten haben einen denkbar schlechten Ruf: Sie sorgen zwar für schnellen Kiloschwund, sind aber selten nachhaltig. Doch der Ernährungscoach und Autor («Somatische Intelligenz») Thomas Frankenbach findet: «Blitzdiäten sind besser als ihr Ruf.» Wichtig sei, dass man die Diät für sich herausfinde, die zum Körper und seiner Genetik passe.

Birgt eigentlich jede Crash-Diät den gefürchteten Jo-Jo-Effekt?

Thomas Frankenbach: Mit Crash-Konzepten schaffen es viele, vor den Ferien noch ein paar Kilos loszuwerden. Und genau das ist ja das Ziel. Es geht für einmal nicht um eine längerfristige Ernährungsumstellung, sondern um den schnellen Erfolg. Und nicht bei jedem führt eine Blitzdiät unweigerlich zum immer weder beschworenen Jo-Jo-Effekt. Es gibt bestimmte Konstitutionstypen, die einfach leicht Gewicht verlieren und deren Körper dadurch nicht ökonomisiert, sprich, mit weniger Nahrung auskommt. Für andere Stoffwechseltypen hingegen bringen sie definitiv nichts.

Was versteht man genau unter dem Jo-Jo-Effekt?

Der Körper empfindet durch den drastischen Kalorienentzug Versorgungsnot und lernt so, sich mit weniger Energie zu begnügen. Wenn dann die Diät vorbei ist, bleibt er bei seinem Notfallprogramm. Mit der Folge, dass, da nun ja die Kalorienzufuhr wieder steigt, überschüssige Energie als Fett eingelagert wird.

Gerade viele Frauen setzen auf Blitzdiäten, die in vielen Magazinen propagiert werden.

Gerade bei Frauen ist es oft so, dass sich mit jeder Diät nicht nur ihr Gewicht, sondern Stück für Stück auch ihre Körperproportionen verändern: Viele Frauen reagieren auf eine drastisch reduzierte Nahrungszufuhr mittel- bis langfristig nicht nur mit einem Jo-Jo-Effekt, sondern auch mit einer von Diät zu Diät sukzessiven Verkleinerung der Brust und Vergrösserung der Fettbereiche an Bauch, Po und Beinen. Diese Umverteilung der Proportionen ist dabei in erster Linie das Resultat eines jahrtausendealten genetischen Notfallprogramms, das bei vielen Frauen noch heute ausgelöst wird, wenn sie nur oft genug ihre Nahrungszufuhr entgegen ihrem Hungergefühl zügeln.

Welche Diäten eignen sich Ihrer Meinung besonders, um schnell und nachhaltig abzunehmen?

Gerade in den Sommermonaten fällt vielen Menschen der Umstieg auf viel Obst- und Gemüserohkost leicht. Die haben wenige Kalorien und noch einige andere Eigenschaften, die eine Gewichtsreduktion unterstützen. Sehr effektiv ist zum Beispiel das sogenannte Obst-Kurzfasten, bei dem man bis zum Mittagessen nur rohes Obst zu sich nimmt, und danach auch Mittag- und Abendessen mit einem Frischkostsalat einleitet. Anderen bekommt Trennkost sehr gut, das heisst, eher kohlenhydratreiche Kost wird den ganzen Tag über getrennt von Proteinreichem gegessen. Kartoffeln, Nudeln und Brot also immer getrennt von Fleisch und Fisch; entweder – oder. Andere Menschen schwören auf Low Carb, das heisst, sie reduzieren den Kohlenhydratanteil ihrer Nahrung drastisch und essen stattdessen mehr Proteinreiches. Dem entgegengesetzt und dennoch auch Gewicht reduzierend wirkt oft auch ein veganer Lebensstil. Fazit: Was für den einen funktioniert, wirkt bei einem anderen überhaupt nicht. Es hilft, achtsam zu sein und auf seinen Körper zu hören, was ihm guttut.

Was ist die Gefahr bei Blitzdiäten?

Bei Blitzdiäten kommt es häufig zu einem viel stärkeren Verlust an Muskeln als an Fettgewebe. Mit dem Effekt, dass so mancher, der eine Diät macht, an muskulärer Spannkraft verliert.

Ist darum Sport wichtig bei dieser Art von Diät?

Auf jeden Fall ist er wichtig. Um Muskeln zu erhalten, aber auch um den ganzen Organismus in Form zu halten: Herz, Hirn, innere Organe, Hormone und Immunfunktion.

Wie merke ich, welche Diät die richtige für mich ist?

Wirklich wichtig ist, eine Diät nicht weiterzumachen, wenn man merkt, dass man gar keine Lust auf sie hat oder wenn einem etwas nicht bekommt. Wenn jemand viel Protein zu sich nimmt und plötzlich Immunprobleme bekommt, etwa Halsschmerzen und Nebenhöhlenentzündung, oder wenn allein schon der Magen nach einer bestimmten Kostform unruhig reagiert.

Besonders beliebt sind Shake-Diäten, bei denen man nur trinkt. Was ist Ihre Meinung dazu?

Ich kenne Menschen, die machen so etwas immer wieder seit Jahrzehnten, und es geht ihnen prächtig damit. Andere wiederum bekommen schon am Tag eins einen Ekel dagegen oder es bekommt ihnen überhaupt nicht. Auch hier gilt: Jeder Mensch ist anders und kommt, allein schon genetisch bedingt, mit etwas anderem klar.

6 Kommentare zu «Warum Blitzdiäten besser sind als ihr Ruf»

  • edith sagt:

    als teenager lernte ich das wort diät hassen. mein vater hat inmer( in den 50igern) jeweils 2 wochen vor ferienbeginn, diese für mich unverständliche und auch nicht wirklich sichtbaren diäten eingeleitet.er ass nur eier/ nur artischoken/ nur tomaten/ nur fleisch etc.. er war schlecht gelaunt ( weil wir assen ja normales essen ) dann in bibione oder später in alicante ass er dann 3 wochen das doppelte was er angegebener weise an kg verloren hatte, an kg s dazu! irrig! und seither hasse ich alles was das wort diät beinhaltet…evtl besser: fdh… könnte funktionieren! edith

  • Irene feldmann sagt:

    Diäten, Gesundheit, Information……ich finde das ein bewusster Lebensstyle alles integrieren muss, auch offen für Veränderung und Anpassung oder Umdenken dieser.

  • Brürrk sagt:

    Was an „Blitzdiäten“ so komisch ist: es geht immer um das Gewicht. das Gewicht kann ohne weiteres pro Tag, pro Woche, pro Monat um 2-3 kg schwanken, nur mit Flüssigkeitsaufnahmen, Nahrungsaufnahme und Ausscheidungen. Wenn eine Blitzdiät 2 Woche dauert und man dabei angeblich 2kg abnimmt, können das ebenso gut normale Gewichtsschwankungen sein. Das dürfte übrigens auch der trick sein, warum so viele auf „Entschlackung“ durch Einläufe setzen. Allein der Stuhl, der aus dem Körper getrieben wird macht schon 1-2kg aus, die man aber nur scheinbar verliert…

    • adam gretener sagt:

      Genau darum wiegt man sich ja immer – am besten am Morgen – zur gleichen Zeit.

      • stefan schneider sagt:

        Ziel der meisten Diäten sollte wohl nicht, wie im Artikel behauptet, sein Gewicht loszuwerden sondern „Fett“ bzw. Fettvolumen. Das Gewicht zu messen gibt einem einen Anhaltspunkt ob das klappt.
        Am besten misst man sich zusätzlich wöchentlich (oder jeden 2-3 Tag) mit einem Massband den Bauch- und Hüftumfang. Natürlich immer an der gleichen Stelle und mit dem gleichen „Zug“. Das bedarf etwas Übung, deshalb vlt. in der Anfangsphase täglich messen, auch wenn sich in diesen zeitlichen Abständen überhaupt nichts tut.
        Die Werte zusammen mit dem Gewicht dokumentieren und auch zusammen interpretieren.

  • Fabrice Pellaton sagt:

    Danke, Herr Frankenbach. Endlich mal wieder jemand, der als zentrale Botschaft das eigene Befinden ins Zentrum stellt, und die Erkentnis, dass nicht jede Diät bei jedem Menschen gleich wirkt. Ich könnte heulen, wenn wieder irgendwo eine Diät angepriesen wird, die schon sooo vielen Menschen geholfen hat, also auch Ihnen! Das ist Demagogie pur, und allzu viele Leichtgläubige und Verunsicherte fallen auf sowas herein. Schön zu sehen, dass die einfachen Weis- und Wahrheiten nicht vergessen gehen: Was für den einen funktioniert, muss nicht automatisch für den anderen auch passen.

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