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USA klagen Russen an, auch wegen Spionage in der Schweiz

Verschafften sich Zugang zu fremden Netzwerken: Die USA klagen sieben Agenten des russischen Geheimdienstes an.

Das US-Justizministerium hat eine Anklage gegen sieben Offiziere des russischen Militärgeheimdienstes GRU veröffentlicht. Die sieben namentlich genannten Männer sollen laut Anklage von 2014 bis 2018 in den USA, in Grossbritannien, den Niederlanden und der Schweiz Hacking-Angriffe unternommen haben, unter anderem gegen die Anti-Doping-Agentur Wada, gegen die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen OPCW und gegen ein Atomkraftwerk in den USA.

Die Anklage sei ein Sieg der internationalen Zusammenarbeit, erklärte auf einer Pressekonferenz in Washington John C. Demers, der Leiter der Abteilung für Nationale Sicherheit im US-Justizministerium. Demers bedankte sich auch bei der Schweizer Bundesanwaltschaft, die sehr schnell geantwortet und «bedeutende Beweise» geliefert habe. Die Bundesanwaltschaft bestätigt «die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den amerikanischen Justiz- und Polizeibehörden in diesem Zusammenhang». Die Zusammenarbeit sei über den dafür üblichen Weg der internationalen Rechtshilfe via Bundesamt für Justiz erfolgt. Die Kommunikationshoheit liege jedoch bei den zuständigen amerikanischen Behörden.

Die sieben Männer haben laut US-Anklage die Spionage von Russland aus begonnen, indem sie falsche Identitäten im Netz schufen und sich mit gezielten falschen E-Mails (sogenannte Spearphishing-Mails) Zugang zu fremden Netzwerken verschafften. Als das aus der Distanz nicht mehr so gut funktionierte, begaben sie sich auf Reisen nach Europa und in die USA, um sich aus der Nähe mit speziellen Geräten in die WLAN-Netze von Hotels, Konferenzräumen und Firmen einzuloggen.

In Lausanne Passwörter gestohlen

Die US-Anklage führt dabei auch den Hackerangriff auf die Konferenz der Anti-Doping-Agentur (Wada) in Lausanne 2016 an. Dabei seien die Passwörter und die Akkreditierung eines kanadischen Funktionärs gestohlen wurden, worauf die Russen in kanadische Netzwerke einbrechen konnten. In Kanada laufen die Ermittlungen weiter. Laut Anklage sollen die GRU-Spione auch jene internen Informationen der Wada geliefert haben, die von dem russischen Hacker-Kollektiv «Fancy Bear» ins Netz gestellt wurden.

Etwa zur selben Zeit, im Dezember 2016 und Januar 2017, konnten die Russen auch erfolgreich ins Netzwerk des Weltfussballverbandes Fifa eindringen und Zugangsdaten sowie Laborergebnisse, Ärzteverträge, Informationen über medizinische Tests und Strategiepapiere zur Anti-Doping-Politik stehlen.

Gerät zum Eindringen in WLAN-Netze gefunden

Vier der sieben in den USA jetzt angeklagten Russen wurden heute auch in den Niederlanden als der Spionage Verdächtigte präsentiert. Alle vier wollten mit dem Zug weiter in die Schweiz, zum Chemie-Labor in Spiez, wo unter anderem Proben von dem versuchten Giftmord am Doppelagenten Sergej Skripal untersucht wurden. Sie wurden vor der Abreise in Den Haag festgenommen und nach Russland abgeschoben. Die Niederlande haben nach eigenen Angaben einen Angriff des russischen Geheimdienstes auf die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag vereitelt (zum Live-Ticker von der Medienkonferenz).

In ihrem Mietwagen, der vor dem Gebäude der Anti-Chemiewaffen-Organisation OPCW geparkt war, fanden die Ermittler ein Gerät zum Eindringen in fremde WLAN-Netze. Mit demselben Gerät seien auch die Daten des kanadischen Funktionärs bei der Wada-Konferenz sowie Daten in einem Hotel im Malaysischen Kuala Lumpur abgesaugt worden, heisst es in der Anklage. Die Anklage wird von der Staatsanwaltschaft des Westlichen Bezirks des Bundesstaates Pennsylvania erhoben, da die Russen dort versuchten, in das Netzwerk eines Atomkraftwerkes einzudringen. Hier gehe es nicht um das alte Spiel «Spion gegen Spion», betont auf der Pressekonferenz in Washington Staatsanwalt Scott Brady: «Das ist eine kriminelle Verschwörung, die Opfer forderte.»

Alle sieben Russen sollen sich derzeit in Russland aufhalten. Dass sie jemals freiwillig in die USA kommen, ist unwahrscheinlich. Dennoch betont der Vertreter des US-Justizministeriums, John C. Demers, dass er die Angeklagten hinter Gittern sehen wolle: «Die Justiz ist geduldig.»