Bodenlange Kleider – Traum oder Grauen?

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In einer Frauenrunde kam es kürzlich zu einer Diskussion über bodenlange Kleider. Also über diese luftigen Sommerkleider, die fast bis zum Boden reichen. Die einen fanden die ganz toll und tragen sie auch, ich war der Meinung, dass sie niemandem stehen. Wir brauchen einen Schiedsrichter: Was meinen Sie? D. S.

Liebe Frau S., ich bin ganz klar auf Ihrer Seite. Ich finde diese langen Kleider schauderhaft. Und Ihre Freundinnen, die anderer Meinung sind, müssen mir gar nicht mit Heidi Klum kommen, weil die schliesslich auch schon dergestalt gewandet gesichtet worden sei, denn auf diese Frau aus Bergisch-Gladbach reagiere ich sehr ungnädig. Grundsätzlich und im Speziellen deshalb, weil sie, was Stil angeht, nicht gerade ein Leuchtturm in der Dunkelheit ist, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Bodenlange Kleider machen alt. Ich habe lange darüber nachgedacht, weshalb dem so ist, und keine einleuchtende Erklärung gefunden – aber es ist so. Sie verströmen matronenhaften Charme, und wenn man gerne aussehen möchte wie eine Matrone, dann ist das optimal, dann bringt das die Matronenhaftigkeit perfekt zur Geltung. Aber wenn man das jetzt eher nicht so erstrebenswert findet, dann sollte man die Finger davon lassen. Möglicherweise vertreten Ihre Freundinnen auch die Ansicht, diese wallenden Gewänder würden einen hippiesken Hauch verströmen, und finden das verwegen, aber für mich riecht der bloss nach Patschuli.

Sehen Sie, bodenlange Kleider haben nicht den Effekt, den man sich erwünscht. Sie mögen luftig sein und sommerlich, und sie kaschieren auch problembehaftete Zonen aller Art, gleichzeitig macht aber just das die Trägerin oft voluminöser, als sie ist. Und handelt es sich nicht um einen grandiosen Stoff, sondern beispielsweise um dünne Baumwolle, zeichnet der das Hinterteil auf die allerfieseste Art überhaupt ab, nämlich so formlos ausserForm-geraten-hängend – Sie wissen schon, ganz traurig.

Das bodenlange Sommerkleid ist eines jener Kleidungsstücke, die nur an gertenschlanken, elfenartigen Wesen mit knabenhaften Hüften gut aussehen, und selbst nur dann, wenn diese in einer kolossal mondänen Umgebung für ein Foto posieren.

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16 Kommentare zu «Bodenlange Kleider – Traum oder Grauen?»

  • Jacques sagt:

    Das sehe ich etwas anders. Ein echtes Hippie-Girl liebt die Abwechslung, und sieht in Jeans, Minirock und eben auch bodenlangem Kleid bezaubernd aus. Natürlich auch beim Nacktbaden.
    Mit „Hippie-Chic“ oder Patschuli hat das überhaupt nichts zu tun, eher mit Lebensphilosophie.
    Beispiel: Grace Slick (ex-Jefferson Airplane) sieht auch heute noch blendend aus, très charmante, besonders mit Hut …

  • Monica Ruoff sagt:

    „Das bodenlange Sommerkleid ist eines jener Kleidungsstücke, die nur an gertenschlanken, elfenartigen Wesen mit knabenhaften Hüften gut aussehen.“ Diese Aussage gilt nicht nur für bodenlange Sommerkleider, sondern für alle Kleider. Warum sonst würden wohl sämtliche Modelle, egal welche Kleider sie vorführen, diesen Anforderungen genügen müssen? Spätestens mit zwanzig müssen wir uns eben entscheiden, ob wir vorteilhaft aussehen oder kalorienreich essen wollen, den Fünfer und das Weggli kann man nun mal nicht haben.

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    grundsätzlich bin ich der meinung von frau weber. a-ber. bei korpulenteren damen sind diese immer noch die bessere alternative als zu kurze, knapp geschnittene kleidung wo man dann ausschaut wie das pirelli-männchen.

  • chris sagt:

    Na ja, ich trage solche Kleider mit meinen 1,75m gut und gerne und sehe sogar gut aus darin…

  • Ylene sagt:

    Mit gutem Stoff und kombiniert mit ein paar eleganten und/oder auffälligen Accessoires sehen die Kleider durchaus toll aus. Wenn Sie eher mollig sind, sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihr Dekolleté ins rechte Licht rücken und dass der Stoff Ihre Speckröllchen nicht zur Geltung bringt. Kleine Frauen wirken in diesen Dinger noch kleiner – so als hätten Mädchen den Schrank von Mama geplündert. Am Schluss sollten Sie aber immer anziehen, was Ihnen gefällt und gute Laune macht. Sie müssen und können nun mal nicht jedem gefallen.

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