Im roten Bereich

IMG_8271

Die Boulevardzeitung «Blick», liebes Publikum, verfügt über eine Rubrik, wo sich Evastöchter aus dem Volk wenig bekleidet ablichten lassen können, was dann drolligerweise als «VIP Shooting» bezeichnet wird. Die Sache wird ausserdem begleitet durch einen Fragebogen bzw. Ausfüllbogen, und ebendort entdeckte ich neulich eine Wendung, die ich für Sie fotografiert habe, nämlich: «Den würde ich nicht von der Bettkante stossen». Ich war überrascht, dass diese Metapher noch im Schwange ist; ich dachte, sie sei im Aussterben begriffen, so wie «Da brat mir einer ’nen Storch!» oder «Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!». Doch offenbar wird «XY würde ich nicht von der Bettkante stossen» im Angestelltenmilieu (oder wenigstens in jenem Teil davon, der sich für den «Blick» auszieht) immer noch benutzt für: «XY wirkt auf mich erotisch attraktiv.» (Das Angestelltenmilieu wiederum habe ich deduziert einerseits aus der Wahl von Channing Tatum für ebendiese Person, die man nicht von der Bettkante stossen würde; andererseits aus der Entscheidung für «Sex unter der Dusche» sowie der Benennung von «Ich gehe zu oft shoppen» als «grösstes Laster» sowie die Verwendung des Wortes «shoppen» überhaupt.) Sie wissen ja, meine Damen und Herren, dass ich eine Schwäche für Wörter habe; yes, I know, I’m a total nerd. Schon vor einigen Jahren ist bekanntlich das «Lexikon der bedrohten Wörter» erschienen, das Begriffe wie «Yuppie» oder «Sättigungsbeilage» auflistet, die angeblich vom Aussterben bedroht sein sollen – das Projekt wird online laufend fortgesetzt. Ich hingegen möchte Ihnen heute einige Wörter und Wendungen ans Herz legen, deren Aussterben Sie unbedingt befördern sollten – sofern Sie nicht für ein Mitglied der Mittelklasse gelten wollen, das sich für 300 Franken in Unterwäsche photographieren lässt. Da hätten wir:

  1. «Kult»

  2. «mega»

  3. «Knackpunkt»

  4. «Querdenker»

  5. «querbeet»

  6. «ein gutes Glas Wein»

  7. «ein gutes Gespräch»

  8. «im grünen Bereich»

  9. «Urgestein»

  10. «Power-Frau»

Wieder viel häufiger benutzt werden sollten dagegen folgende Ausdrücke:

«schammpaar»

«gäbig»

«schammpaar gäbig»

«dufte»

«Krawallnudel»

«Rowdy»

30 Kommentare zu «Im roten Bereich»

  • Mario Monaro sagt:

    Ach immer diese Sprachpolizei…

  • Hans Flütsch sagt:

    ernst gemeinte Frage: ist Tingler Deutscher, dass er schampar mit doppeltem m&a schreibt? würde zu ‚dufte‘ und ‚Krawallnudel‘ passen…sagen Sie auch ‚Räppli‘?

  • Gottfried Jenzer sagt:

    Man soll nicht zwei Sprachen zusammen putten..

  • Mike sagt:

    Ganz wichtiges Addendum für die Vokabular-Todesliste: „Pferde stehlen“.

  • DK sagt:

    Ein Ausdruck, der idiotischer nicht sein könnte, ist „… eine Duftmarke setzen …“, den Sportreporter und -journalisten landauf und landab häufig gebrauchen. Wenn einer eine Bestzeit aufstellt, ein tolles Tor schiesst, sonst eine bemerkenswerte sportliche Leistung erzielt … „Da hat XY gleich mal eine Duftmarke gesetzt!“. Äxgüsi, Duftmarken setzen z.B. Kläffer aller Gattungen, wenn sie an ihren Stamm-Baum pissen …

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.