Alles perfekt

Heute zunächst vorneweg was Alarmierendes, meine Damen und Herren: Sie haben sicher mitgekriegt, dass verschiedene Blätter und Agenturen gemeldet haben, dass in Nordkorea jetzt alle Studenten dazu verpflichtet sind, die fürchterliche Frisur ihres lächerlichen Diktators Kim Jong-un zu tragen. Dies ist grausam und entsetzlich. Ich meine, stellen Sie sich doch mal vor, hier in unserer schönen Schweiz müssten plötzliche alle Männer über 50 die Haartracht von Christoph Mörgeli aufsetzen. Dies wäre sogar noch grausamer als eine Kim-Jong-un-Frise. Jaja, ich weiss, dass ich oft über die Haare von SVP-Nationalrat und Titularprofessor Christoph Mörgeli spreche, aber die sind ja nun mal auch zutiefst traumatisierend für uns alle. Der arme Herr Mörgeli sieht aus, als wäre ein Eichhörnchen auf seinem Kopf verendet. Genauer: überfahren worden. Nachdem es vorher noch in einen Eimer Farbe gesprungen ist. Korrosionsschutzfarbe. Wieso sagt dem armen Mann das eigentlich keiner? Ausser mir, natürlich.
Und nun füglich zu was anderem: Neulich machte ich mich auf, ein Silberputztuch zu kaufen, weil ich in meiner spärlich bemessenen Freizeit gerne die ungefähr 35 Silberbilderrahmen von Ralph Lauren Home poliere, die bei uns zu Hause rumstehen, wozu ich «I Love Men» von Eartha Kitt höre und mitsinge, yeah, it’s great to be gay, besonders, wenn man gut aussieht und Geld hat und im freieren Teil der Welt lebt, aber das ist wieder ein anderes Thema, wo war ich? Right-o: Ich machte mich also auf, ein Silberputztuch zu kaufen, liebe Leser, und dabei stiess ich auf dieses Staubtuch, dessen Verpackung ich oben für Sie fotografiert habe. Denn letzte Woche haben wir ja an dieser Stelle über Barbie gesprochen, und nun frug ich mich angesichts dieses Staubtuchs: ist die auf dessen Verpackung prangende germanisierte Staubtuch-Barbie mit den spitzen Fünfzigerjahrebrüsten, die in Pumps den Besen schwingt, nicht ein kleines bisschen sexistisch? Und indem ich noch mit dieser Frage rang, stiess ich zugleich via Yahoo auf folgende Schlagzeile: Miley Cyrus Shows Off Bad Sunburn on Chest, Bruise on Butt. No kidding. Sie können das googeln. Steht gleich über Miley Cyrus Stuffs Money in Her Crotch.
Und was ist das jetzt: Postsexismus? Oder freiwillige Selbstaufgabe? Denken Sie mal drüber nach. Bis übermorn. – Oh, nein, halt, Augenblick noch, ich wollte Ihnen ja noch einen Twitter Account ans Herz legen, nämlich: Learn Something. Da sieht man, wie ein Flugzeug im Querschnitt aussieht, zum Beispiel. So was gefällt mir. It’s always nice to learn something, right? Well, meistens. Okay, okay – in der Hälfte der Fälle. Schluss. Bis übermorn.
10 Kommentare zu «Alles perfekt»
wie immer, kann ich auch hier wieder kompeähtent auskunft geben. postsexismus ist die folge der postalkoholischen geilheit.
Also mir gefällt die Peggy Perfect – man muss ja nicht unbedingt eine Zeichnung von Roseanne Barr als Putze auf diese Verpackung tun, denn dann hätte das Vasen-Gestell nicht mehr Platz gehabt.
PS: auch vielen Dank für den Twitter-Tip Herr Tingler. Das adoptierende Eichhörnchen treibt einen beinahe die Tränen in die Augen.
Altmodisch, um nicht zu sagen reaktionär, ist nicht post was auch immer
„Peggy Perfect“ putzt, jederzeit bereit und sexuell attraktiv, auch mit spitzen Brüsten statt modernen Kugeln, für das Haupt der Familie.
Dieses Bild wird heute noch immer benutzt um ein Produkt zu verkaufen, weil ein wesentlicher Teil der Kundschaft für Staubtücher darin, wie auch in der Frisur Herrn Mörgelis, Halt findet, in einer Welt, die sich, wie diese finden, viel zu schnell verändert.
Frank Zappa: Bobby Brown
Woman’s Liberation
came creeping all across the nation
I tell ya people
I was not ready
when….
Da Peggy fast schon gelebte Nostalgie ist, ist es sicher postsexistisch (sprich nur ein seeeehr engstirniger Mensch sieht hierdrin das Abbild des eigenen Geschlechts resp. das Idealbild des Gegengeschlechts).
Und viiiielen Dank für den Twitter-Tipp! Etwas vom Besten!
Was jetzt? Nostalgie oder post? Post ist nachher, Überwindung des Vorhers, Nostalgie ist Schwärmen für das Vorher, zurück zum Vorher. (Kunst: Postkubismus oder Kubofuturismus ist das Gleiche, zumindest in grossen Teilen)
Post und Nostalgie gehen nicht zusammen, post ist modern, so modern, dass es noch nicht präziser definiert werden kann, als das was kam nach dem was vorher war.
Das ist nicht engstirnig, schon gar nicht sehr, und zuallerletzt seeeehr.
Der Text an sich ist ja ganz unterhaltsam, nur FRAGTE ich mich beim Lesen, seit wann denn das Imperfekt/Präteritum von „FRAGEN“ „FRUG“ ist 🙂
Ich versichere Sie, bildungssprachlich ist dieser Imperfekt literarisch verbürgt.
Nehmen wir an, ich früge oder du fragetest etwas Belangloses, weshalb dann sich überhaupt bemühen zu antworten?