Schön geredet!

Zehn Jahre ist das nun her, meine Damen und Herren. Nein, ich meine nicht die Gründung von Facebook. Ich meine die Inauguration der Wardrobe Malfunction. Die Mutter aller Wardrobe Malfunctions. Vor zehn Jahren. In der Halbzeit-Show beim Super Bowl XXXVIII, als Janet Jackson plötzlich für Sekundenbruchteile bruchteilmässig brustmässig entblösst dastand. Sie erinnern sich? Damals prägte Co-Star Justin Timberlake, der sich an Janets Bustier vergangen hatte, in seiner offiziellen Entschuldigung für die geplante oder ungeplante Enthüllung den Ausdruck «Wardrobe Malfunction», der heute im Oxford Dictionary steht. Dort wird die Wardrobe Malfunction definiert als «ein Vorkommnis, bei dem infolge der Fehlpositionierung oder Fehlfunktion von Bekleidungsteilen unabsichtlich intimere Körperstellen exponiert werden». Die Popkultur war nach diesem Euphemismus nicht mehr dieselbe. Eine mehr oder weniger direkte Folge war die Gründung von Youtube. Und mehr: Die gesamte Celebrity-Kultur des Internet-Zeitalters wäre nichts ohne Wardrobe Malfunctions. Und der nicht unbeträchtliche gesamte Rest der menschlichen Kultur wäre ebenfalls nichts ohne Euphemismen, vom Duden definiert als «beschönigende, verhüllende, mildernde Umschreibung für ein anstössiges oder unangenehmes Wort». Hier kommen fünf der besten, einige zeitlos, andere neu:
- «Beischlaf»
- «Ableben»
- «nicht-traditionelle Landung»
- «Gentleman’s Time»
- «E-Sport»
Bild oben: Janet Jackson und Justin Timberlake kurz bevor es zur «Wardrobe Malfunction» kommt. (Keystone/Rhona Wise)
28 Kommentare zu «Schön geredet!»
Aus aktuellem Anlass: Spielzeugwaffe
Freitod (und Suizid) für Selbstmord. Kollateralschaden.