Hilfe, alle Menschen werden gleich!

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Wir dachten immer, wir leben im Patriarchat, aber nun werden Stimmen laut, die sagen, dass eigentlich alles ganz anders ist.

Spannend wird es werden, wenn nächste Woche die Herbsttagung der nationalkonservativen Zeitschrift «Schweizerzeit» von Ulrich Schlüer steigt. Dort nämlich, so war in der «NZZ am Sonntag» zu lesen, soll eine Referentin namens Inge Thürkauf auftreten, die einigermassen erstaunliche Ansichten über das Gender-Mainstreaming zur Sprache bringen wird. Anders als bisher angenommen, ist darunter nicht bloss eine Bestrebung nach Gleichstellung der Geschlechter zu verstehen, sondern eine geheime Weltverschwörung, welche die Geschlechter in toto abschaffen will und zwar mithilfe von Kindertagesstätten und allgemeiner Hirnwäsche. Am Ende, so malt die Autorin ihre düstere Zukunftsvision, wäre nicht nur das Konzept von Mann und Frau, sondern auch von Familie und Christentum abgeschafft. Dass das zu grosser Verwirrung führen kann, musste ich selbst erfahren, als ich weiter in der zeitung las.

Ich blätterte um und versuchte, mir die unsäglichen Schrecken einer solchen neuen Gesellschaftsordnung vorzustellen – gleichgeschalteten, gesichts- und sexlosen Wesen, die ihre Zeit damit verbringen, ihre Kinder in Kindertagesstätten zu fahren, auf dass sie dort für immer ihrer geschlechtlichen Identität beraubt werden. Der heterosexuelle Normalbürger hingegen wird in den Untergrund abtauchen müssen, wenn er einen möglichen Sexualpartner finden will, denn nur dort werden sich die Menschen in dieser Welt der Zukunft als Männer oder als Frauen outen dürfen.

Ich wollte mich schon wieder beruhigen, als ich einen nächsten Artikel von meinem Lieblingssoziologen Walter Hollenstein entdeckte: «Die Männer sind inzwischen das schwache Geschlecht», lautete der Titel. Männer hätten eine schlechtere Gesundheitsbilanz, höheren Suizidraten, seien häufiger von Gewalt und Depressionen betroffen, hält Hollenstein fest, was die Massenmedien jedoch beharrlich verschweigen würden und zwar einzig aus dem Grund, weil die Opfer diesmal nicht weiblichen Geschlechts seien und überhaupt die Feministinnen Männer verachten würden. Komisch nur, dass mir das vom schwachen Männergeschlecht so bekannt vorkommt. Ja, eigentlich scheint mir, man lese überall und immer wieder davon, wenn auch vielleicht nicht so dramatisch akzentuiert, wie bei Walter Hollenstein. Inzwischen, so erläutert der seine These, habe es sich in den Köpfen der Leute festgesetzt, dass Männer Schweine sind und unser Männersystem ein Schweinesystem sei. Und so sei der Mann, einst Krone der Schöpfung, degradiert worden zur «Latrine der Gegenwart: ekelhaft, unnütz, widerwärtig, böse, aggressiv und degoutant.» Mich schaudert und ich frage mich: Redet Hollenstein von derselben Zukunft wie Frau Thürkauf, oder vielleicht sogar vom Mann der Gegenwart? Und wenn ja, wie konnte mir dieser dramatische Niedergang des männlichen Geschlechts nur entgehen? Denn obwohl ich immer wieder alarmierende Stimmen von weissen, privilegierten Männern vernehme, die im Mann den diskriminierten von Morgen sehen, spricht die Empirie dagegen. Die Männer, die ich darauf anspreche, versichern mir im Allgemeinen, dass es ihnen bestens gehe.

Immerhin hat Hollenstein ein Rezept gegen den weiteren Niedergang: Der Mann müsse wieder zu seinen Tugenden zurückfinden: Selbstbeherrschung, der Wille, über sich selbst hinauszuwachsen, die Bereitschaft Risiken einzugehen, sich Herausforderungen zu stellen und der Unterdrückung Widerstand zu leisten.

Jawoll, das kann ich unterschreiben. Eine Frage habe ich aber noch. Ist nicht dieses, unser System eines, das massgeblich von diesen Tugenden und von Männern in Führungsfunktionen getragen wird? Und gehören die oben aufgezählten Tugenden nicht gerade zu den entscheidende Faktoren, die gemeinhin für die höhere Sterblichkeit der Männer verantwortlich gemacht werden? Und wenn dieses System analog zur Krone der Schöpfung die Krone aller Systeme wäre, wieso geht es dann den Männern darin so schlecht? Wegen der Frauen?

Das ist in der Tat verwirrend. Aber als ich weiter darüber nachdachte, wurde mir einiges klar. Es gibt nur eine Erklärung. Die Gender-Mainstream-Weltverschwörung muss unser System schon in ihren Grundfesten zersetzt haben. Ich dachte nämlich bislang, dass nicht nur der Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», Felix E. Müller, ein Mann ist, sondern auch seine Kollegen im Verwaltungsrat, sowie die Chefs der anderen grossen Schweizer Medien. Und es gibt nur zwei Erklärungen, warum diese uns bisher die Weltverschwörung gegen den Mann verschwiegen haben, ganz zu schweigen davon, dass es ihnen gelang, einen solchen Posten zu erobern. Weil sie gar keine Männer sind, sondern Frauen, in Kindertagesstätten dazu umerzogen, die Weltherrschaft anzustreben. Aber einen Trost gibt es dabei: Wenn Frauen das schaffen, heisst das, dass sie inzwischen tatsächlich das stärkste aller Geschlechter sind. Und das ist immer noch besser, als wenn die Menschheit aus zweierlei schwachen Geschlechtern bestehen würde.

27 Kommentare zu «Hilfe, alle Menschen werden gleich!»

  • 001 sagt:

    es ist nicht zu verleugnen, dass eine Erziehung der Kinder von Frauen/Mütter die eine extrem ausgeprägte Abneigung gegen Männer generell haben, für die Prägung der Kinder sich negativ auswirkt. Was immer früher in der Beziehung zwischen Mann und Frau falsch gelaufen ist, wird durch die Z.T. herrschende Handlungs- resp. Lebensweise einiger fanatischen Femministinnen nicht besser, sondern führt genau so zum Desaster wie das die frühere Einstellung führte. Es beweist auch, dass Frau aus den von Männern gemachten Fehlern, rein garnichts gelernt haben. Das ist schade, beschämend undsehr gefährlich

  • 001 sagt:

    Malser Joe 30. Oktober 2012 um 19:16; also ob das geschöechtslose „Behandeln“ von Kinder dazu führt das eine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern einzieht, bezweifle ich sehr stark. Ein Mädchen soll, darf und muss sich als Mädchen fühlen und erleben dürfen, ein Bub soll, darf und muss ein Bub sein dürfen – wichtig wäre den Kindern beizubringen wie sie mit dieser „Macht“ richtig umgehen sollen.

  • Hanspeter Bruhin sagt:

    Mir sind Frauen lieber als Männer. Imperant!

  • Peter sagt:

    Habe mal in einer Geschichte des Feminismus gelesen, dass sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter weissen, privilegierten Frauen eine Front bildete.
    Dass unsere Gesellschaft heterogen ist und dass die Realität spezifischer Milieus einerseits unterschiedlich ist und von diesen auch jeweils anders wahrgenommen wird, ist doch eigentlich offensichtlich?
    Was sagt wohl die befreundete Nachbarsfrau von vor 100 Jahren, wie’s ihr geht?
    Es setzt sich damit auseinander wer sich daran stört.

    Einerseits stimme ich Ihnen zu, andrerseits finde ich, machen Sie es sich viel zu einfach.

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