Es lärmt am Zürichsee

Die Seeanwohner sind geplagt: Flugzeuge, Kirchenglocken, Schiffshörner – und jetzt noch die SVP.

Sieht zwar idyllisch aus, verursacht aber Lärm: Das Kursschiff Wädenswil. Bild: Urs Jaudas

Was für ein Krach! In der Agglo Zürichsee ist Lärm DAS Thema. Zumindest erhält man diesen Eindruck. Drehen wir die Zeit etwas zurück. Als die frühmorgendlichen Südanflüge kamen, war die Goldküste jahrelang im Kampfmodus. Auf der anderen Seeseite gabs ein anderes Problem: Kirchengeläut. Wädenswiler gingen vor Gericht gegen das nächtliche Gebimmel. Wieder Seitenwechsel: In Meilen war plötzlich die S-Bahn der Quell des Ärgers. Anwohner bekämpften ein Wendegleis – ebenfalls vor Bundesgericht, ebenfalls wegen des Lärms, ebenfalls ohne Erfolg. In Herrliberg waren es Trillerpfeifen der Schiedsrichter und Jubelschreie von Kickern, welche Anwohner auf die Palme brachten. Sie wollten das wilde Treiben des lokalen Fussballclubs unterbinden. Was nicht gelang, aber wieder waren es die Bundesrichter, die die Amateurwelt retten mussten.

Dann kam die Schiffshorn-Diskussion – und jetzt haben wir mit Stäfa das Epizentrum der Lärmdebatte erreicht. Ein Seeanstösser beschwerte sich, weil die Schiffe jeweils kurz hornten, wenn sie ablegten. Der ehemalige Kampfjetpilot ertrug diesen Krach nicht mehr und stiess auf Verständnis in Bern. Die Kapitäne durften nur noch tuten, wenn Gefahr drohte. Aber dafür vier Sekunden lang. Stäfa ist eine gefährliche Gegend. Ein Jahr später zeigte der Anwohner die Kapitäne an.

In Stäfa, genauer im Kehlhof, ist aber auch der Autolärm aktuell, und damit die grösste Lärmbelastung überhaupt. Die Goldküstenautobahn – auch Seestrasse genannt – soll aufs leise Tempo 30 statt der lauten 60 km/h getrimmt werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Kehlhofer die jüngste Meldung von der Autofront nicht gelesen haben: Elektrowagen, diese lautlosen Vehikel, müssen künftig künstliche Motorengeräusche von sich geben, aus Sicherheitsgründen.

Ja, und ausgerechnet im lärmempfindlichen Stäfa findet dieses Wochenende das lauteste Festival des Kantons statt. An der Gewerbeschau gibts Flüge von Armee- und Rega-Helikoptern zu bestaunen und sogar Rundflüge zu buchen. Feuerwehr, Polizei und Ambulanz wollen zeigen, dass auch sie hornen können. Nichts aber ist lärmiger als Politiker im Abstimmungs- und Wahlkampf. Standesgemäss ist also die lauteste Partei der Schweiz mit einem Grösstaufgebot präsent: Neben Lokal- und Kantonspolitikern sind nicht weniger als 20 amtierende Nationalratsmitglieder der SVP angekündigt. Lärmkläger, übernehmen Sie!

41 Kommentare zu «Es lärmt am Zürichsee»

  • Jan Dubach sagt:

    Wetten, zuerst kommen die Kirchenglocken dran. Faustregel, je mehr Einwohner desto mehr Lärm.

  • Anton Schneider sagt:

    Ist es als Journalist beim Tagesanzeiger Pflicht und bonusrelevant in möglichst zahlreiche Beiträge eine Verbindung mit der SVP zu konstruieren und ohne Abonnementskosten ins Netz zu stellen?

  • Schneeberger Jürg sagt:

    Ein armseliger, linker Journalist versucht hier SVP-Bashing zu betreiben.

    • Regina Bischof sagt:

      Dieses linke SVP-Bashing wirkt nur in der eigenen Filterblase, bei Leuten, welche sowieso nie SVP wählen würden. In der Redaktion erhält Pascal Unternährer dafür Zustimmung und Schulterklopfen. – Wähler aus dem Mitte- und Rechtsspektrum fühlen sich durch solche Peinlichkeiten bestätigt. Die SVP dankt.

  • Fluhbacher Vreni sagt:

    Sie haben völlig recht, Herr Unternährer. Und am trockenen Sommer war sie auch schuld, die SVP. Und an den beiden Weltkriegen sowieso. Der Fluglärm wie auch die Fasnacht gehen auf ihr Konto. Und hätten Sie‘s gewusst? Die Erde ist eine Scheibe.!

  • Baschi Düür sagt:

    Wieso han ych uff minere BaZ-App e Blog iiber Ziiri? In dr hitige Zyt vom brogrammiere sott das jo nimm neetig sii. Bittscheen lesched dä Blog uss dr BaZ App, isch unneetig und nit zem lääse wäärt. Danggscheen.

  • Ursy sagt:

    Wissen diese Leute, die am See wohnen, was für eine bevorzugte Wohnlage sie geniessen dürfen?

  • Nina Eberle sagt:

    Liebe Leute die Ihr am Zürisee wohnt/dürft. Freut euch über die Nähe und den Anblick dieses Gewässers. Ihr habt die Albiskette, den Pfannenstiel, den Bachtel, usw. in der Nähe und habt nicht selten einen wunderbaren Blick auf die Glarner Alpen. Freut euch doch daran. Mir gefällt dies ausserordentlich.

  • Katy Ammann sagt:

    SVP Diskussionen gehören in eine intakte Demokratie. Nur unsere Politiker und Richter möchten die Diskussion und die Volksrechte unterbinden!

  • daniel werner sagt:

    Interessant an der Lärmdebatte ist vor Allem, dass
    – diejenigen, die sich gegen Fluglärm wehren selbst in die Ferien fliegen
    – diejenigen, welche wegen Autolärm klagen, selbst mit einem Offroader rumfahren (und meist auch noch weitere Fahrzeuge in der Garage stehen haben)
    – diejenigen, die sich gegen Geräusche der Kursschiffe wehren müssen, selbst ein Bösch Motorboot haben, welchesweit mehr Lärm verursacht
    – und welche, die sich wegen Kirchengeläut nerven, an der Gemeindeversammlung besonders viel Lärm und Unmut machen.
    Wir sollten uns fragen, ob es nicht besser wäre, solche Leute gar nicht so ernst zu nehmen, denn ich glaube, dass sie wahrscheinlich ein persönliches Problem plagt, und sie meinen, es zu lösen, indem sie auf andererLeute Füsse treten.
    Welch kranke Welt!

  • floki sagt:

    Guter Bericht danke. Fahre selbst Kursschiff, und weiss wie wichtig das hornen ist. Der absschliessende Zusammenhang mit der SVP hingegen ist billige effekthascherei. Schade. Es gibt überall Politveranstaltungen, Demos, Events, und alle sind laut. Sich da eine Partei rauszupflücken ist billig.

    • Regina Bischof sagt:

      Linke Journalisten haben ein SVP-Trauma. Der Anti-SVP-Reflex sagt mehr über den Verfasser aus, als er sich wünscht.

  • Maiko Laugun sagt:

    Kommt mal zu mir nach China. Dann wisst Ihr, was Lärm wirklich bedeutet. Alle anderen sollten besser die Schnauze halten.

  • Matthias Lemans sagt:

    Ist ein Hundegebell lauter als Ein Schiffshorn ? Ein Schiffshorn gehört zu einem Schiff Ich hoffe das die Schiffe in Zukunft wieder das Schiffshorn benützen dürfen Die Kapfflieger sind lauter als ein Schiffshorn! Ich wohne seit 1965 in Zürich Witikon und hörte das Schiffshorn auch mich stört es nicht. Der Fluglärm ist lauter Mit freundlichen Grüßen
    M. Lemans Matthias Lemans Carl-Spitteler-Strasse 20 8053 Zürich

    • Hans Hasler sagt:

      Ist das ein Witz? Sie wohnen Luftlinie 2 km von der nächsten Anlegestelle entfernt. Natürlich stört Sie das Schiffshorn nicht besonders. Könnte für Anwohner aber anders aussehen.

  • Regina Bischof sagt:

    Auf dem Friedhof ist es dann ruhig…

  • Matthias Lemans sagt:

    Dieser Schiffhorngegner sollte sich schämen als Kampfjetpilot ich musste diesen Lärmpegel in Volketswil auch ertragen wir kommten nicht Telefonieren da der Lärm zu hoch war Mit freundlichen Grüßen M. Lemans
    Matthias Lemans
    Carl-Spitteler-Strasse 20 8053 Zürich

  • Ursi Thonigs sagt:

    Liebe lärmsensible Schweizer— ich schreibe aus Vancouver und wünschte, wir hätten nur solche Probleme—– man kann sich wirklich über alles aufregen wenn man dazu Zeit und Lust hat. Anscheinend ist Großzügigkeit immer noch kein Schweizer Attribut!
    Danke für den super Artikel- der kafi schmeckte grad besser mit etwas Lachen!

  • Peter P. Odermatt sagt:

    Tempo 30 bringt immer mehr Lärm, da die Fahrzeuglenker im Gang runterschalten und mit höheren Drehzahlen fahren. Ein Eigengoal für die Anwohner…

  • Ursy sagt:

    Wissen alle diese Leute am See eigentlich, an was für einer bevorzugten Adresse sie wohnen?

  • Urs Guggisberg sagt:

    Nicht nur die SVP lärmt, auch die Berner Juso lärmt Landesweit. Wenn man schon das Gras wachsen hört, sollte man neutral sein.

  • Guguseli sagt:

    Kei anderi Problem

    • Viktor Schicker sagt:

      Das kommt halt davon. Teure Liegenschaften, viel Geld, teure Autos und viel mit dem Flieger unterwegs. Sie verursachen selber Lärm. Bei andern. Aber sie selber wollen Ruhe und möglichst nicht gestört werden. Auch sie sollen Lärm mittragen oder aufs Auto, Töff und die Fliegerei verzichten.

  • Peter Birri sagt:

    Bin ich froh, wohne ich im Furttal. Bei uns hat’s nur dann und wann ein Flugzeug. Ich glaube, ich könnte allen diesen Lärm am See nicht vertragen.

  • Reto Meyer sagt:

    Bemerkung zum Kehlhof und 30 auf der Seestrasse:
    Die Seestrassenautobahn ist nun mal halt im Bezirk Meilen die einzige mögliche Verkehrsader. Vor x-Jahren (meine Kinderzeit) wurde die Höhenstrasse – analog Pfnüselküste mit der Autobahn – im Bezirk abgelehnt.
    Man müsste die ganze Strasse Züri-Rappi 30 machen, was kaum geht. Oder warum nicht im Dorfteil Stäfa 30 ? Die Leute vom Kehlhof sind etwas schräge Leute die das verlangen – extra nur bei sich 30 – die anderen Anwohner an den Enden der Zohne sind gar nicht dafür. Dort wird dann nämlich wieder beschleunigt, was denen wieder unnötig mehr Lärm bringt… Also nur eine reine Verlagerung.

  • Reto Meyer sagt:

    Lärm ist sehr subjektiv. Die einen empfinden das als Lärm andere dieses.
    Grundsätzlich wird Verkehr immer Lärm geben, Velo & Fussgänger weniger. Menge nimmt bei der Dichte halt zu.
    Mich stören noch ganz andere Lärmquellen viel mehr. Unsere externe Hauswartfirma hat die ätesten Geräte, Rasenmäher, Laubbläser, Heckenscheren – alle schön laut mit Benzinmotor ohne Schalldämpfer. An zwei Tagen wo die wöchentlich zur Gewinnmaximierung unnötig rumbolzen, ist z.B. Home Office nicht möglich – das Büro ist eine Ruheoase. Wenn dann der Eigene fertig ist, fängt der Nachbar an. Im Sommer schrecklich. Im Winter ist viel mehr Ruhe.
    Der Neubau der nebenan seit 2 Jahren erstellt wird, erzeugt Lärm ohne irgendeine Schutzmassnahme – habe das Gefühl mehr Lärm-mehr Abrechnungshonorar…

  • Manuel Ludwig sagt:

    Achtung-Signal.
    Kopfschütteln oder Schiffsfleute!
    Bis zu diesem Artikel kannte ich den Beruf des „Lärmklägers“ nicht; aber jetzt schon – da werden wohl viele wegen solchen Leuten nur ungläubig den Kopf schütteln.

    Ausgerechnet ein ehemaliger Kampfjetpilot war der „Lärminitiant Schiffshorn“….;
    DERJENIGE, welcher vor seiner Pensionierung „die ganze Schweiz“ in seinem beruflichen Leben mit „seinem Lärm“ terrorisiert hatte….
    Mit schiffischem Gruss von einem Rheinschiffer

  • Alejandro Romero sagt:

    Da zeigt sich dass alle und alles im Grossraum Zürich krank und dekadent sind. Man mag kein Autolärm, Fluglärm, Schiffs, Bahnlärm, schreiende spielende Kinder, Skater, Ballsportlärm, keine Kirchen, Kuhglocken. Wann kommt dann dass man kein Grillengezirpe, Hundegebell, Schafherdenbimmel und Vogelgezwitscher mehr mag? Die bünzli Schweizer finde ich das Letzte. Dann wäre Zeit in eine Nervenklinik zu gehen. Vielleicht sollte man sich im Klaren werden dass man das eigene Leben nicht im Griff hat und zu viel Anforderungen an sich und die Umwelt stellt.

  • Regina Bischof sagt:

    Der Lärm der SVP, ist mir der liebste Lärm.

  • Bernhard Piller sagt:

    Soll dies ein gegen die SVP gerichteter Satire-Versuch sein?
    Mir kommen die Tränen vor Lachen…

  • Walter Andreas sagt:

    Vielleicht wird der von aussen kommende Lärm als so störend empfunden, weil der innere Lärm (Tinnitus lässt grüssen) einen so nervt. Neulich haben wir bei einer Telefonkonferenz feststellen müssen, dass alle vier Kollegen unter Tinnitus leiden. Dann ist jeglicher Lärm von aussen einfach lästig. Aber ist das nicht eher mein persönliches Problem ?

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