Fangewalt? Schwamm drüber!

Ist den Fans der eigene Sport wirklich so egal?
Endlich können wir uns wieder der schönen Seite des Zürcher Fussballs zuwenden! Wir können über die Spiele, die Tore und über das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Fans reden.
Ja, kann man machen, wenn einem der Sport nicht wirklich am Herzen liegt. Wenn man in Kauf nimmt, dass es halt wieder kein Stadion gibt, weil die Leute langsam die Schnauze voll haben von den Auswüchsen rund um die Fankultur.
Menschen, die andere Menschen ins Gesicht treten, wenn diese am Boden liegen – zwei Wochen ist es jetzt her, seit der Staatsanwalt die verstörenden Bilder von Fangewalt veröffentlichen liess, um die Diskussion über die Auswüchse dieser Szene in den Fokus des gesellschaftspolitischen Diskurses zu setzen.
Und was ist geschehen? Nichts. Wären die primitiven Schläger Nazis, Schwarzer Block oder Muslime, die politischen Wellen gingen hoch. Aber Fussball? Ist in dieser Stadt sakrosankt. Wenigstens hat sich GC laut von der Gewalt distanziert, während der FCZ und die Südkurve einfach nur geschwiegen haben. Ich frage mich, ob die grosse Menge der Fans und der friedlichen Fanclubs ihren Sport so hassen, dass sie zulassen, dass die gewalttätigen Idioten ihn kaputt machen.
«Es ist nur ein kleiner Teil der Fans, die so unterwegs sind. Die Mehrheit ist ganz normal!», halten meine Fussballfreunde mir da entgegen. Ja, stimmt. Und trotzdem schaffen es die «gemässigteren» Fanclubs und ihre Capos nicht, mit Namen und Gesicht hinzustehen und diese Idioten zurechtzuweisen. Dabei wären es diese Figuren der Fanszene, die einen Einfluss hätten.
Die etwas ruhigeren Fanatics haben Angst, ihre Street Credibility zu verlieren, wenn sie den jungen oder nicht mehr so jungen Schlägern nicht zärtlich die Eier schaukeln. Die Capos von heute sind schliesslich die gewalttätigen Idioten von früher, hab ich mir sagen lassen. Da will man ja nicht als Schlappschwanz dastehen, weil man wirklich Verantwortung für die geliebte Sportart übernimmt. Da hält man lieber feige die Schnauze.
«Die Medien fokussieren immer nur auf diese Seite der Fankultur! Sie wollen den Fussball kaputt machen!», wird mir sicher in den Kommentaren entgegengehalten. Sorry, Folks, die Medien treten keine am Boden liegende Leute ins Gesicht. Es sind nicht meine Kollegen, die dem Fussball in der Stadt ein mieses Image verpassen. Es sind eure Fanfreunde, die ihr deckt und in eurer kindischen Omerta schützt.
Ich hab extra so lange gewartet, bevor ich mich zum Thema äussere, weil ich neugierig war, ob die Veröffentlichung der Bilder irgendwas ändert. Nun, nein. Nur ein weiterer runder Tisch, an dem Leute sitzen, die es sich mit den Fans nicht verderben wollen. Mit den runden Tischen, die zu diesem Thema schon gemacht wurden, könnte man wohl alle Ikea-Kunden auf Jahre hinaus mit Küchenmobiliar versorgen. Das ist dann aber auch schon alles. Ein Placebo für die Allgemeinheit.
«Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem, das würde auch woanders stattfinden», kommt jetzt der kluge Einwurf. Natürlich. Und wenns woanders stattfindet, würd ich wohl über «woanders» schreiben. Es ist nun aber mal die Pest, die den Fussball vergiftet. Es findet in der Fussball-Fankultur statt und nicht woanders. Also liegt der Fokus da.
Ich gebs zu: Ich versteh nichts von Fankultur. Die lustigen Choreos, die Pyros, das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Treue zum Club – das alles geht mir am Allerwertesten vorbei. Und das wär völlig in Ordnung so. Dieser Teil der Fankultur ist ja nicht das Problem. Ich interessiere mich auch nicht fürs Schwingen oder fürs Synchronschwimmen. Was mich aber interessiert, ist Gewalt in unserer Gesellschaft. Und ich verstehe etwas von pubertären, clandestinen Gruppendynamiken.
Wenn der Fussball immer mehr an Akzeptanz verliert, wenn Leute ausserhalb der Fanblase die Fankultur als primitive, asoziale Bande wahrnehmen, nicht anders als eine besoffene Truppe von Schlägern, dann liegt das in der Verantwortung der Leute, die sich nicht für ihren Sport einsetzen und lieber schweigen, als Stellung zu beziehen.
Und nein, ich will keine härteren Gesetze gegen Hools und Ultras. Das nützt nachweislich nichts. Aber ich würde den Fanclubs empfehlen, sich endlich für ihren Sport einzusetzen, wenn sie nicht wollen, dass er nur noch als Spektakel für primitive Randfiguren endet.
Mir ist es egal, wenn die Stadt auf weiteres ohne echtes Stadion dasteht. Damit kann ich leben.
19 Kommentare zu «Fangewalt? Schwamm drüber!»
Habe in den letzten Jahren immer weniger Spiele besucht, angewidert von der Gewalt. Nun ist aber ganz Schluss. Vielleicht hilft es oder auch nicht. Wenigstens bin ich nicht mehr Bestandteil davon.
So, liebe Leser,
ich schliesse hier die Kommentarfunktion, weil ich keine Rechtfertigungen aus der FCZ-Fanecke mehr lesen mag.
Ihr wollt euch aufregen? Ok, regt euch über Gewalt in der Fankultur auf. Macht das in euren Fanclubs, engagiert euch dafür, dass der FCZ sich klar von den Gewalttätern distanziert, zeigt Leute an, die Gewalt ausüben.
Aber lasst mich mit eurer pubertären Klanromantik in Ruhe.
Schöne Woche!
Lieber Reda
Deine Texte haben die Qualität von Aufsätzen in Primarschulen.
Gruss
Grossartige Argumentationskette, extrem treffende Diskussionslogik! Merci für den geilen Kommentar. Zeigt das vorhandene Problembewusstsein. Ich sollte den Kommentat rahmen und als Unterrichtsmaterial benutzen.
Ist immer wieder beruhigend zu sehen, das auch die armen gewaltätigen A**********r noch Leute haben, die sie lieben und sich um sie sorgen.
Vill Liebi!
Die GC-Fankurve hat zumindest versucht, dem Treiben engere Grenzen zu setzen.
https://www.sektoriv.ch/news/171/jeder-rivalitaet-sind-grenzen-gesetzt.html
Gebracht hats wenig. Was vor allem daran liegt, dass selbst die FCZ-Geschäftsstelle mit faschistoiden Marketingslogans hantiert und sich die Medien dafür nicht interessieren.
Ich stehe seit Jahren regelmässig in der Südkurve. Ich bin 37 Jahre alt. Ich gehe dorthin um ‚meinen‘ Club anzufeuern und ein Bier mit meinen Freunden zu trinken. Ich kenne die gewalttätigen Idioten nicht. Ich gehe bestimmt nicht auf einen aufgepumpten Schläger zu, der dort mit seinen Jungs steht, und bitte ihn, sein Treiben doch bitte zu unterlassen. Ist erstens nicht meine Verantwortung und zweitens gehe ich nach dem Match lieber wieder nach Hause zu Frau und Kind als ins Krankenhaus. Das hat nichts mit Hätscheln der Gewalttäter zu tun. Sollte ich einen von ihnen bei einer Straftat beobachten und ihn dazu noch erkennen, würde ich die Polizei gerne informieren, doch war das noch nie der Fall, da sie halt auch so gut wie immer vermummt sind.
Das ist doch schon was. Das ist der erste Kommentar, der wenigstens die Möglichkeit einräumt, die Täter anzuzeigen und nicht zu schützen.
Es ist aber so, dass die Fanclubs, auch die, die nicht selbst gewaltätige Mitglieder haben, meist zienlich genau wiessen, wer sie sind und wo sie zu finden sind.
Du schreibst „Ich versteh nichts von Fankultur … das alles geht mir am Allerwertesten vorbei. “
Wieso schreibst du über etwas, von dem du 1. laut deinen eigenen Angaben keine Ahnung hast und 2. dir das Thema am A… vorbei geht. Ich versteh das einfach nicht. Wenn ich deinen Artikel lese, stellst du eine Behauptung nach dem Anderen auf, die mit Verlaub einfach kompletter Müll sind und sich jeglicher Tatsache entbehren; Siehe Fans, die Sport hassen, schweigen des FCZ, eure Fanfreunde, hinstehen gemässigter Fanclubs, gewalttätige Capos und und und. Sogar, dass du mit dem Schreiben lange gewartet hast, ist falsch. Wie oft hast du schon über dieses Thema geschrieben? Reda, ernsthaft, informier dich bitte, wenn du über etwas schreibst. Sonst ist das einfach nur ein Werfen ver(w)irrter Böller.
Ich schreibe über pubertäre Verhaltensformen, Gewalt und Leute, die mehr Energie aufbringen, gegen mich zu schreiben,. als sich gegen Gewalt in ihrem Sport einsetzen. Sorry, gäll.
Aber genau das neue Stadion tritt auch keinem am Boden liegenden Menschen ins Gesicht.
Die Ablehnung des neuen Stadions ist ja genau das, was die Schläger mit dem aktuellsten Auswuchs der Gewalt bezwecken wollen.
Wieso setzt die Polizei diesem Treiben nie ein Ende? Weshalb laufen die Täter immer noch frei herum? Warum akzeptiert der Staat mafiöse Strukturen im Fussballumfeld?
Sehr guter und klarer Kommentar. Gewalttäter sind Gewalttäter, egal ob sie sich das Etikettchen Fussball, Südkurve oder irgend eine politische Gesinnung anheften.
Und ich kann jene, die Gewalttäter schützen und hätscheln genausowenig verstehen und akzeptieren wie die Gewalttäter selbst – sie sind schlicht und einfach Mittäter.
Lieber Reda, lass es doch bitte über Fußball zu schreiben. Danke.
Lieber Antonio, ich schreibe nicht über Fussball. Ich schreibe über gewalttätige Ar******r. Fussball interessiert mich nicht.
Dann halte dich doch bitte an Dieter Nuhr: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.“ Danke.
ja mit Gewalt und Leuten, die sie beschönigen kenn ich mich bestens aus. Auch Arschlöcher kann ich erkennen, wenn sie Leute in die Fresse treten, oder wenn sie solche Leute in Schutz nehmen oder decken.
Lieber Reda
You just made my day!
LG ch
Nein, du schreibst eben nur bedingt über gewalttätige Ar******r. Du schreibst vor allem über gemässigte Fanclubs, Fussballfans, GC, den FCZ, die Südkurve, das Stadion, Street Credibility, Synchroschwimmen, Nazis und Muslime. Wenn du schreibst „eure“ Fanfreunde, dann ist das adressiert an nicht gewalttägige Fans und stellt das Thema in Zusammenhang mit Fussball und mit Fussballfans. Von denen du laut deinen Angaben weder Ahnung noch Interesse hast. Du setzt dich in deinem Artikel keinen Satz explizit mit den Gewalttätern und dem Kern der Gewalt auseinander. Denn dafür hast du einfach kein Verständnis dafür und findest das alles saudoof. That’s it bezüglich „gewalttätige Ar******r“ und deinem Artikel.
Nein, ich setze mich in meine Text mit den Leute auseinander, die es schaffen, hier 1000 Zeichen zu schreiben, warum das alles nichts mit ihnen zu tun hat. Aber nicht die Eier haben, gegen Fangewalt anzuschreiben. Nicht mit einem Wort.
Und über Gruppendynamiken WEISS ich Bescheid, da ist es völlig scheissegal, ob da politische, sportliche oder nationalistische Themen den Zusammenhalt stiften. Wer Gewalt in seinem Umfeld beschönigt und nicht dagegen angeht, und zwar sichtbar, ist ein Feigling.