Pro Nachtleben – Party und Politik

Der Verein Pro Nachtleben versucht, Spannungen zwischen Anwohnern und Clubs politisch aufzunehmen.

Der Verein Pro Nachtleben versucht, Spannungen zwischen Anwohnern und Clubs politisch aufzunehmen.

Die Zürchern Nachtleben-Macher, insbesondere die Clubbetreiber, stehen der Politik misstrauisch gegenüber. Nicht ohne Grund, denn nur allzu oft bedeutet Kunde von Stadt, Kanton und Bund, dass sie sich mit weiteren Regulierungen, Vorschriften und Einschränkungen auseinandersetzen müssen. Als beispielsweise die Stadträte Richard Wolff und André Odermatt im Juni 2015 die Presse zu den Fortschritten des von Wolff initiierten Projekts Nachtleben, das Brücken zwischen Nachtleben und Anwohnerschaft schlagen soll, informierten, wurde bei dieser Gelegenheit verkündet, dass Betriebe die nach Mitternacht geöffnet haben künftig eine Baubewilligung benötigen. Das bedeutet, dass nun jede geplante Club-Eröffnung von Nachbarn mit Rekursen eingedeckt werden kann.

Nun aber hat ein überparteiliches Komitee von Jungparteien der Stadt Zürich ein Projekt lanciert, das die Exponenten des städtischen Nachtlebens mit einhelliger Begeisterung quittieren. Die städtischen Jungen Grüne, Jungen glp, Jungen CVP, Jungen SVP und die Jungfreisinnigen haben den Verein «Pro Nachtleben Zürich» gegründet, der sich für ein attraktives Nachtleben einsetzen wird. Zu den Zielen des Vereins zählt auch der Abbau hoher Eintrittshürden und Schaffung schlanker Regulierungen für Clubbetreiber. Das kommt an: Die Bar- und Clubkommission BCK steht in regem Kontakt mit den Initianten des Vereins und empfiehlt «allen, denen das Nachtleben am Herzen liegt, die Pro Nachtleben Zürich Onlinepetition zu unterzeichnen».

Direktlink zur Onlinepetition

Aber nicht nur die Nachtleben-Vertreter der BCK zeigen sich sehr angetan vom Effort der Jungpolitiker. Sandro Bohnenblust vom Club Supermarket: «Bin positiv überrascht über die Gründung `Pro Nachtleben` und begrüsse eine solche politische Bewegung. Werde am 14. April dem Politker-Apéro im Hive beiwohnen um ein paar Kontakte zu knüpfen».

Tony Bolli vom Plaza zeigt sich hoffnungsvoll («Die junge Politik kann hier sicherlich etwas bewirken») und auch Rolf Hiltl, der in seinen Räumlichkeiten den Hiltl Club betreibt, begrüsst den Vorstoss der Jungpolitiker: «Ich finde ich es sympathisch, dass das Komitee überparteilich getragen wird. Natürlich soll man in der Stadt Zürich in Ruhe wohnen können. Aber: Es gibt Orte die historisch ein hohes Aufkommen an Nachtleben haben und das soll respektiert werden. Oder Gebiete wie z.B. im Kreis 1 oder beim zukünftigen Europaplatz, welche einen sehr geringen Wohnanteil aufweisen. Es kann nicht sein, dass man nur wegen einer oder zwei Lärmklagen in der unternehmerischen Freiheit so stark eingeschränkt wird». Philippe Musshafen von der Maag Music & Arts AG hingegen relativiert: «Dass Sie all das was sie sich vornehmen schaffen bezweifle ich leider, aber auch wenn nur 20% erreicht werden ist das ein Gewinn!».

Nichtsdestotrotz dürften die Bestrebungen der städtischen Jungpolitiker helfen Misstrauen abzubauen. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die kommende Politikergeneration das Nachtleben nicht mehr nur als Problemherd sieht, sondern als wichtigen Teil des städtischen Lebens und dass sie bestrebt ist, es auch als solchen zu behandeln.

Alex-Flach2-150x150Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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