Die Partys an der Parade
Am Samstag in einer Woche dürften sich wieder mal viele Zürcher fühlen wie die Römer anno 455, als die Vandalen unter König Geiserich die ewige Stadt plünderten. Seltsam gekleidete, kriegsbemalte und vom Met in Rage versetzte Horden, die unter lautem Gepauke, Getröte und Gerassel durch die Stadt ziehen, derweil sich die braven Bürger unterm Küchentisch furchtzitternd aneinanderklammern. Ja: Es ist Street Parade.
Nun kann man den Ravern vielleicht Stilverbrechen vorwerfen, aber Brandschatzungen und Plünderungen zählen nicht zu ihrem Repertoire. Im Gegenteil: Bedenkt man, wie viele Menschen bis heute an den Paraden gefeiert haben und wie wenig Gravierendes passiert ist, dann ist das rekordverdächtig.
Dennoch meiden auch viele tanzfreudige Städter den Umzug. Insbesondere emsigen Club-Besuchern ist die Street Parade zu fasnächtlich und der Sound der Lovemobiles viel zu „kommerziell“. Sie lassen den Tag vorbeiziehen und feiern am Abend lieber ausgeruht an einer der vielen Afterpartys. Mit der Electric City (Maag Areal) und der Energy (Hallenstadion) fallen zwar zwei der bekanntesten und grössten Afterpartys aus, jedoch dürfte das Zürich Openair diese Lücke zumindest teilweise schliessen: Am Samstag spielen da viele Stars der elektronischen Musik wie Paul Kalkbrenner, Skrillex, Tale Of Us und Sascha Braemer.
Wem der Weg nach Glattbrugg zu weit und der Eintagespass für CHF 92 zu teuer ist, der findet in Zürich reichlich Alternativen, beispielsweise die MFM Booking Showcase im Kaufleuten. Zwar ist der Preis für ein reguläres Ticket (CHF 59) ebenfalls ziemlich happig, dafür spielen dort mit Robin Schulz und Felix Jaehn zwei der erfolgreichsten DJs und Produzenten der Welt. Auch im Aura steht mit Lost Frequencies ein Hitparaden-Stammgast an den Geräten und das Komplex 457 schlägt mit Bassjackers, Tujamo, Flic Flac und Möwe in dieselbe Kerbe.
Wem das alles zu kommerziell ist und wer dennoch Lust auf ein Tänzchen in grossen Räumen hat, der ist mit der Doppelparty Café Gold/Volkshaus gut beraten: Art Department, Barem, Davide Squillace, Hector Couto, Martin Buttrich und Steve Lawler sorgen dort für eine etwas härtere Gangart, weitab von allzu schmusigem Deep House.
Auch die Clubs lassen sich an diesem Abend nicht lumpen: In Friedas Büxe spielt der Dritte Raum, in der Zukunft tINI, im Plaza Oliver Heldens, im Hive Oliver Koletzki, Monkey Safari und Oliver Schories, im Blok Spor und die Bananenreiferei hat mit Talla 2XLC und Taucher zwei angegraute (respektive glatzköpfige) Herren gebucht, die schon die Raver der allerersten Stunde beschallt haben.
Wer nach der Parade nicht einfach nur den Club besuchen möchte den er sonst auch immer besucht, der kann sich an die Rakete Paraden Schleudergang im Strandbad Mythenquai (mit Animal Trainer, Dario D’Attis, Jimi Jules und ab 17 Uhr), an die Drum’n’Bass-Party Divercity mit Bladerunner in der Gessnerallee oder an die Kult Party im Hotel Helvetia mit Dejan, Reto Ardour, Gallo, Ronald Grauer und Phil Z’Viel halten.
Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.
31 Kommentare zu «Die Partys an der Parade»
Ich freue mich schon riesig auf Talla und Taucher pilgere den Jungs schon seit ihrer Technoclub CD hinterher. Teures Zürich von wegen, die Bananenreiferei nimmt ja nur 19 Franken im Vorverkauf.
Super Bericht, nun aber: ich würde wahnsinnig gerne mit meiner Freundin an’s Rakete Paraden Schleudergang im Mythenquai. Ich gehe unter dem Jahr genre ab und zu ins Hive, auch bade ich gerne in den Badis in meiner Stadt. Aber: Dort am Samstag an der Streetparade wirds ja wohl unmöglich sein, reinzukommen, wenn man niemand kennt der jemand kennt oder so.. was empfiehlt der Autor (ausser anstehen)?
Ja… die letzte war rappelknallvoll habe ich gehört… Ich kann Dir halt das Übliche empfehlen, weil da wohl die Türpolitik Hive grösstenteils übernommen wird. Der Anlass startet um 17 Uhr. Also um 17 Uhr da sein. Nicht in einer Männergruppe kommen (aber so wie ich Dich verstehe seid Ihr ja 1 Männlein und 1 Weiblein). Was ich halt auch empfehlen würde (auch wenn Parade ist): Auf fasnächtliche Kriegsbemalung und Marsmännchen-Verkleidung verzichten, auch auf plakativ umgehängte Nuggis, Trillerpfeifen, Vuvuzelas und Tubas. 🙂 …Ihr könnt Euch ja nur husch den Stempel holen und dann später nochmal wiederkommen.
sondern: einen Bart tragen, Tattoos tragen- wenn möglich an beiden Armen -die neusten Retro old – school sunglasses, geile Designerklamotten, aber nicht zu offensichtlich chic, heisse-doch trotzdem natürliche Mädels dabeihaben, ziemli durchtrainiert, geile ZH Insidersprache draufhaben, nicht zu lustig sein, ev Piercings in Nase plus geweitete Ohrläpplis, ja nicht zu offensiv, einfach arsch-cool drauf sein. Vielleicht hast du so eine 1’000’000- Chance, um da reinzukommen. Viel Glück…und viel Vergnügen, falls du’s dann doch schaffst.
Ich nehme an, dass all die genannten Clubs, die selbstredend naserümpfend den Kommerz der Party beobachten, nicht zu schade sind, auf die üblichen Eintrittspreise noch einen Zehner oder Zwanziger drauf zu schmeissen…
nur so, aber die drum’n’bass party in der gessnerallee ist tagsüber von 16.00 – 00.00 gratis. anschliessend gehts im stall 6 für läppische 20 stutz weiter. günstiger als wie an sonstigen, normalen tagen!
Herzlichen Dank. dem Nachplapperi der Stadt. Nun sind alle im Bilde – und wenn man gar anderer Meinung sein sollte, wird man gekonnt brüskiert, oder zurechtgewissen. Autor like. Züri halt, wenn es zu pflegen scheint. Man sollte ab den tausenden von Kommentaren dazu blind werden. Wo führt das hin?
Nono. Wie überall sonst passt sich der Diskussionspartner auch hier einfach nur dem Tonfall an. Z.B. wenn man jemanden als „Nachplapperi“ bezeichnet darf man nicht erwarten, dass der andere freundlich bleibt. Ich tu’s in diesem Fall trotzdem.
Lieber Alex! Und die beste aller Parties, die Lethargy bleibt aus welchem Grund bewusst unerwähnt? 🙂
🙂 die Liste ist (bei weitem) nicht vollständig, soll ein breites Spektrum abdecken und die Lethargy dürfte auch so klar sein.
Hmm, vielleicht liegt sie auch nicht auf der bezahlspur des lobbyisten.
Genau so ist es, Dorian. Genau so.
hahahahahaha
Ich gehe nach Winterthur ins Salzhaus, dort gibt es ein fantastisches Dancehall – Reggae Konzert!
Mit Techno kann ich leider nicht viel Anfangen wünsche aber allen Street-Parade Besucher
ganz viel Spass.. Das wichtigste ist immer das Tanz bein zu Schwingen, egal zu welcher Musik!
Blesss
Eine nette Übersicht für Interessierte, die absolut keine Ahnung mehr haben was es an diesem Abend zu tun gibt (Widerspricht sich vielleicht ein Bisschen, aber trotzdem – das gibt es 🙂 ) Danke für den Überblick.
Ah yes…. aller-, allerherzlichsten Dank, lieber Ivan. Exakt an diese Interessierten ist der Text adressiert. 🙂 Und nicht an jene, die sowieso schon über alles Bescheid wissen weil sie das entweder tatsächlich tun oder aber nur denken sie tun’s. Danke!
Und ein weiterer Beitrag von Alex Flach zum thema “ Wo man als Stadtzürchen dann doch lieber nicht hingeht“ im Stadtblog. Merci Alex.
Ich weiss zwar nicht was ein „Stadtzürchen“ ist, aber ich bin mir sicher, dass da der eine oder andere Stadtzürchen sein wird dann. Auch wenn natürlich nur solche die nicht über einen solch erlesen-exquisiten Geschmack verfügen wie Du, Reini. Aber nichtsdestotrotz: Gerne. Helfe gern.
ein stadtzürcher ist einer, der abends erst die schnauze ins bett legt, und falls es danach noch platz haben sollte, den rest.
🙂
KMS: Ich glaube Reini meint irgendwann Zugezogene, denen alles zu kommerziell ist, wenn’s mal in der Zeitung war. Die besseren Zürcher. Also eben Zürchen. In Berlin gibt’s die Sorte auch: https://www.youtube.com/watch?v=iGJaY666Wks
Alex ein gutes Beispiel, dazu lohnt es sich dann noch zu wissen, dass die Situationskomik besonders daher rührt, dass die Prenzschwaben die wilden Zeiten gar nicht selbst erlebt haben, denen sie nachweinen, weil sie meist erst später in den 2000ern etc zugezogen sind. Da geht es nur ums Motzen um der Aufmerksamkeit willen und um sich ein künstliches hippes Szeneimage zu generieren. Zudem haben gerade sie dann meist zum kritisierten Gentrifizierungswandel beigetragen.
definitiv. wobei die zugezogenen in zürich einen leichteren stand haben als in berlin. weil der berliner auf kinkerlitzchen pfeift. beispiel “ ich habe doch gesagt – mandelmilch“. zürich: „kommen sie morgen wieder, dann haben wir sie“. berlin: „det is mir schnurz piepe!“
@Samuel: Ja… die Bärbel Stolz macht das echt klasse. Auch wenn es viele nicht verstehen und sie deshalb (gibt ja eine ganze Prenzlschwäbin-Serie) angefeindet wird. Die krassesten Nerds, Hippies und Alternativen sind immer die künstlichen. Und auch was die Gentrifizierung angeht hast du recht; das wird ja mit der Wohnungssuche der Protagonisten immer wieder mal kurz und trocken gebracht. Grossartig!
Ja, auch lustig ist Version II: https://www.youtube.com/watch?v=OSnAdaCMdmM
חחחחחחחחחחחחחחחחח…..oiiiiiii:)
Aso war letztes Jahr an der Street Parade!! Klasse!! Aber auch an der Helvetia Hotel Afterparty! Das war nicht so klasse…. eher etwas möchtegern szenig aber nichts besonderes, alle mit nem stock im arsch. Rate davon ab… Aber Mythenquai und Gessnerallee waren super!!!!! Danke für den Bericht! Sehen uns wieder im Mythenquai 🙂
After Hours? Wo denn? 🙂
Supermarket beispielsweise. Aber auch die meisten Anderen verlängern, verlängern, verlängern. Bei vielen sind die Partys aber nicht unterteilt: Da wird der Anlass vom Vorabend einfach bis Sonntagabend durchgezogen.
wir von der svp sind auch vertreten. wir stehen beim sanitätszelt und verteilen fähnli für die, welche nicht mehr in der lage sind, sie abzuweisen. 🙂 gleich daneben befinden sich vertreter vom jung-freisinn, welche die heruntergefallenen briefchen der kollabierten aufsammeln für ihren nächsten apero im atlantis. die cvpler – an den pamirs zu erkennen – sammeln derweil für herrn huonder und die grünen liegen mit dem kopf nach unten im gras. nur die spler sind unzufrieden, weil sie mit den sandalen nicht in die clubs eingeladen werden. die paar mit geschlossenen schuhen versuchen derweil kostenlos in den clubs unterschlupf zu finden. und so gibt es doch für jede/n ein gaudi, so neben der jährlichen lärmparade.
Svp= schtrublig viele preussen?????:::::))))) also echt Mann, wurden die nicht schon länger angepasst????