Die total unbefangenen Silvestertipps
Die Nacht der Nächte, die Mutter aller Partydaten. Der Silvester ist keins der beiden, war er noch nie. Das hat weniger damit zu tun, dass die Partys zum Jahreswechsel schlecht wären, sondern mehr mit den zu hohen Erwartungen all der Rutschwilligen, die in der Neujahrsnacht die Clubs stürmen. Es gibt sie nicht, die Frauen, die sich dem Nächstbesten an den Hals werfen, bloss weil Silvester ist. Es gibt keine Bartender, die jedem Gast eine Gratisflasche Prosecco in die Hand drücken und auch keine DJs die das Set ihres Lebens abliefern, bloss weil ein neues Jahr anbricht.
Nichts ist anders als sonst, ausser eben die Erwartungen der Partygäste. Und dennoch: Wer nach dem Anstossen mit Freunden zuhause nicht gleich ins Bett möchte, für den hält Zürich eine gigantische Anzahl Club-Silvesterpartys bereit. Bloss welches ist die richtige, die vielversprechendste Rutschfeier? Nun mache ich in dieser Kolumne nie Werbung für Partys, da ich für Clubs tätig und damit befangen bin, aber Jahreswechsel ist halt Jahreswechsel und da interessierten Themen wie die Gentrifizierung in Zürich West nicht wirklich.
Also gebe ich hiermit bekannt, wo die besten Silvestersausen steigen. Um der lieben Objektivität willen werden dafür all jene Clubs ausgeklammert, mit denen ich in den letzten zehn Jahren direkt oder indirekt gearbeitet habe (gilt auch für Fremdveranstaltungen), oder in deren Geschäftsleitungen Leute sitzen, mit denen ich seit Jahren bekannt oder gar befreundet bin.
Kurzum: Keine Tipps für Clubmacher die meine Mailadresse besitzen und die diese auf schändliche Weise benutzen könnten, um mir ihre Silvestersause aufzuschwatzen. Nun ist es jedoch so, dass jemand, der das Glück hat, sich zu einem grossen Stück aussuchen zu können mit wem er arbeitet, sich dafür nicht gleich die unsympathischsten oder Programm-seitig unbedarftesten Clubs erwählt.
Darüber hinaus läuft im Nachtleben nichts ohne Bekanntschaften. Lange Rede, kurzer Sinn: Allzu viele haben es leider nicht durchs Unbefangenheits-Sieb geschafft. Im neuen Wow Club spielen die DJs Mattias, Gianni Milani und Black M und es gibt exklusive Showacts zu sehen. Im Jil in Oerlikon wiederum erhält jeder Gast einen Welcome Drink. Das Jil wendet sich hauptsächlich an ein serbisches Publikum, also vorher unbedingt einen Sprach-Crashkurs belegen. In der Mausefalle singt die sensationelle Österreicherin Antonia, die auch schon mit DJ Ötzi gemeinsame Sache gemacht hat und im Hard One spielen Hispanic Joe und Mack Stax.
Bleibt nur noch der schnuckelige Revier Club: Da kenne ich wohl ebenfalls keinen aus der Geschäftsleitung näher und gearbeitet habe ich mit denen auch noch nie. Jedoch spielen da an Silvester mit Reto Ardour, Benja und Nader gleich mehrere DJs die ich sehr gut mag und Nader habe ich erst letzte Woche gemailt, er könne mir seine lustigen Partysachen jederzeit gerne zusenden… Also klammere ich das Revier lieber aus, wünsche Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Spass im Wow, im Jil, im Hard One oder in der Mausefalle.
Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter Anderem für die Clubs Supermarket, Hive und Zukunft.
10 Kommentare zu «Die total unbefangenen Silvestertipps»
es ist hier soo friedlich. ein einziger diskreter security-officer welcher nach verlorenen strandgaengern schaut. sonst. ruhe pur. ahhh. und heute soll es 34 grad warm werden. hier, in hua hin. die silverstershow war bunt und unverkrampft. man hat mir gesagt, ich haette mit einem der ladyboys ausgelassen getanzt, hat man mir gesagt. so, meine liege ist parat. gruesse nach zuerich.
Thailand????
In Berlin gibt es das alles, Frauen die sich einem zum Jahreswechsel an den Hals werfen und szenige Läden mit Eintritt 5 Euro inkl. Mitternachtssekt und Pfannekuchen. Vielfältige gute Partys verstehen sich von selbst. 🙂
…da muss man aber schon noch (fairerweise) einrechnen, was der berliner im schnitt fürs feiern vom monatsbudget abzwacken kann und was dem zürcher monatlich dafür übrig bleibt. 🙂 dann ist das verhältnis 5 euro zu 25 franken gar nicht mehr sooooo wüst…. aber die verhältnisse verschieben sich ja mittlerweile auch an der spree; in münchen haben sie ja längst die zürcher verhältnisse.
Ja in München war das schon immer so, aber München ist dabei noch ungemein langweilig und kein Vergleich zu Zürich. Wenn man dann die Vielfalt Berlins sieht und die regelmässigen Preise für die allermeisten events, so ist das auch für die Berliner noch sehr attraktiv und wird wohl auch so bleiben, da es in den nichtinnenstädtischen Bereichen immer noch genug Potential für neue locations gibt, wo die Szene hin ausweichen kann. Zürich scheint mir da schon ziemlich aufgeteilt, leider, was neue günstige locations für die Szene anbetrifft. Aber in Berlin ist das in der Innenstadt, also Mitte, Prenzlauer Berg, Charlottenburg ebenso, doch da geht auch keiner an frischen und neue kulturellen Impulsen Orientierter mehr weg. 🙂 Die besten neuen Läden veröffentliche ich hier natürlich nicht, weil dann bald auch dort die stressigen Zugereisten und Touris einfallen und die Orte unaufsuchbar würden. Sicher würden viele der Autoren und Leser dort auch reinpassen, aber viele eben auch nicht. Und da ich die Stadt sehr gut kenne, weiss ich das Läden schnell an Attraktivität verlieren, wenn sie erstmal in Reiseführern stehen, bei Easyjet überpromotet werden oder Fuckbook nutzen 🙂
Aus Erfahrung kann ich aber bestätigen, dass meist die unbekannten und günstigen Läden die besseren Abende versprechen. Die Überperfektion und Kommerzialisierung anderer Läden sorgt hingegen bei uns nur für Langeweile.
Allseits frohes Feiern und Rutschen! 🙂
Das ist leider schon ein Stück weit so; „zuviel Geld“ tötet die Kreativität. Handkehrum ist es aber auch so, dass Zürich auf diese Weise die Gagen von DJs und Musikern bezahlen kann, die sonst nie und nimmer hier spielen würden; dass Zürich dieses (Über)Angebot an herausragenden elektronischen Musikern und DJs fährt ist nur dem Umstand geschuldet, dass die hier soviel kriegen für ihre Arbeit/Kunst. Die kommen nicht hierher, weil Zürich so schön oder (im internationalen Vergleich) wichtig ist, sondern weil sie hier ordentlich kassieren können. Die Kehrseite ist halt die 100%ige Bestätigung Deines Statements: Wieso noch in anderen Bereichen innovativ und kreativ sein, wenn man einfach mit grossen Namen wedeln kann… oder wieso noch talentierte, lokale DJs fördern, wenn man für 2, 3000 CHF einen DJ buchen kann, der bereits auf namhaften Labels veröffentlicht….
Gang zum Konrad hat es leider nicht durchs Sieb geschafft, lieber Andreas. Aber gut wird das mit Sicherheit. 🙂
zu bekannt die lieben leute 😉
jup, da bin ich mir sicher 😀
Harr harr harr, wahrlich ein Programm treffend für den Vorsatz, sich das Clubben definitiv abzugewöhnen
… oder doch lieber gutschweizerisches Schaffen im Hive?
Animal Trainer, Manon, Styro2000 & Playlove, Nader, Benja & Reto Ardour, Gleichschritt (Galal), Dejan, Sonik, Chris Mono & Matija, Jimi Jules, Einzig & Färber …
& the party goes on 🙂
Gang zum Konrad: „Silvesterzauber“ in der Schreinerei wird wohl auch nicht schlecht 😉