«Who is Who»-Party oder «Wer ist Vujo?»

Die Bachelors: Warum zum Teufel sollten die wichtige Zürcher sein? (Wir mussten das Tilllate-logo drinlassen, sonst hätten wir bezahlen müssen, sorry)

Die Bachelors: Warum zum Teufel sollten die wichtige Zürcher sein? (Wir mussten das Tilllate-Logo drinlassen, sonst hätten wir bezahlen müssen, sorry.)

Zum siebten Mal wurden die 200 vermeintlich wichtigsten Zürcher in einem Buch vorgestellt. Der Stadtblog war da und versuchte herauszufinden, was man leisten muss, um ins Who is Who zu kommen. 

Sarasin schaut etwas zweifelnd am Gebäude der alten Börse, in dem die Release-Party der Zürcher Prominentenbibel stattfindet, hoch und fragt: «Du warst doch schon mal im ‚Who is Who‘. Wie kommt man eigentlich zur Ehre?» – «Keine Ahnung. Ich hatte einfach ein grosses Maul und dann war ich drin. Aber ich hab immer noch ein grosses Maul, und jetzt bin ich nicht mehr drin», resümiert El Arbi leicht betrübt. Wir stürzten uns in die Party der vermeintlich wichtigsten Zürcher. Die Mission: Endlich herausfinden, wie man genau in dieses Buch kommt. Wir bekommen ein VIP-Bändeli und einen kleinen verbalen Seitenhieb von Organisator Michel Pernet. Er ahnt wohl, dass wir hier nicht nur als freundliche Gäste anreisen.

Gleich beim Eingang bekommt Sarasin ein Glässchen mit einem Grey Goose, flüssige Bestechung, während El Arbi seine Integrität beim Flirten mit den Empfangsdamen verliert. Wir reissen uns zusammen und widmen uns der Aufgabe. Es ist nicht leicht, in dieser gefälligen Glitzeratmosphäre des Clubs Aura, den kritischen Blick und die Unvoreingenommenheit zu behalten.

Wer sagt, wer wichtig ist?

Wir treffen auf die Public Relation-Verantwortliche der Who is Who-Ausgabe und fragen sie, wie man denn nun reinkommt in dieses Buch. «Es ist ein differenziertes Auswahlverfahren. Wir haben ein Komitee, das uns Vorschläge bringt, insgesamt neun Personen. Dann sitzt die Redaktion dran, und schlussendlich wird entschieden, wer reinkommt», sagt sie. «Aber wer genau entscheidet am Schluss? Das Komitee? Eine Jury?» haken wir nach. «Der Chefredaktor, Michel Pernet.» Eine unserer Quellen im Komitee erklärte uns im Vorfeld, dass die Mitglieder je zwischen zwei und 10 Vorschläge einbringen. Im besten Fall also 90 Personen, von denen es nicht alle ins Buch schaffen. Da bleiben über hundert, die vom Chefredaktor und Inhaber der PR-Agentur Blofeld bestimmt werden. Hm. Wir gehen weiter.

Wir sehen einige Leute, die wir wohl kennen müssten. Jede Menge Frauen, vermutlich Missen oder Vizemissen, Männer in taillierten Anzügen und mit teuren Frisuren. Vorne auf der Bühne macht sich der Gastgeber und Initiator der Show, Eugen Baumgartner, bereit für eine Ansprache. (Unsere Insiderquelle behauptet, er sei nur noch ein Aushängeschild für die PR-Agentur).

Wir hören zu und sind mit unserer Frage noch immer nicht weiter. Was für Kriterien muss man nun erfüllen, um einer der wichtigsten Zürcher genannt zu werden? Das Auswahlverfahren muss komplexer sein als der geheime Google-Algorithmus: Wie sonst liesse sich erklären, dass Vujo Gavric, der Bachelor von 3Plus, neben Stadtpräsidentin Corine Mauch, Künstler und Denker Franz Hohler und Uralt-Szenefossil Rainer Kuhn einen Platz ergattern konnte? Was hat der nochmal genau gemacht? Wir fragen Radiomoderator Jontsch, er müsste es wissen, ist er doch bereits zum fünften Mal im Buch. «Keine Ahnung», meint er. Aber er freue sich seinerseits. Einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht ins Maul.

Endlich haben wirs auch mal geschafft, in dämlicher Pose abgelichtet und veröffentlicht zuw erden. Quelle: tilllate.com

Getränk und Überbelichtung: Die Zutaten für ein Partybild. Quelle: tilllate.com

Wir schlendern weiter durch die Partyschar und werden bald von einem Tilllate und einem Usgang.ch-Fotografen abgelichtet. Auch die scheinen keinen blassen Schimmer zu haben, wer warum wichtig ist, sonst hätten sie uns nicht fotografiert. Eine Ehre, die wir bisher hatten vermeiden können. Naja, wie gesagt, Küsschenküsschen-Cüpli-Atmosphäre. Langsam verstehen wir den Mechanismus, der den Leuten den Eindruck vermittelt, wichtig zu sein. Wichtig wie der Bachelor zum Beispiel, von dem wir noch immer nicht wussten, warum er ins Heft kam. Sein Nacktbild, das auf Facebook aufgetaucht ist (er konnte noch nicht von der «Sexting»-Kampagne der Pro Juventute profitieren, die davor warnt, Sexbildli von sich digital zu verschicken), oder seine innige Freundschaft zum kinderfreundlichen Playboy Carl Hirschmann, könnten etwas damit zu tun haben.

Der PR-Stunt

Also kehrten wir zur Blofeld-PR-Frau zurück: «Warum nochmals ist Vujo im Heft?» – «Weil er so einen klaren, witzigen Kontrast zum letzten Bachelor aufzeigt, weil er neu und so anders ist als der letzte.» Wir nicken mit dem Kopf. Ha, da hätte sie uns doch beinahe gehabt. Doch wir wissen auch nicht, wieso denn der letzte Bachelor einer der wichtigsten Zürcher sein soll. Gewitzte PR-Fuzzis.

Nun, wir konnten das Rätsel lösen. Bei einem konspirativen Treffen bei den Sofas steckte uns ein Informant, dass die PR-Frau vom «Who is Who» auch für die Öffentlichkeitsarbeit vom TV-Sender 3Plus, der die Sendung «Der Bachelor» produziert, verantwortlich sei. Hm, Pernet, immer wieder Pernet. Er alleine bestimmt, wer die 200 wichtigsten Zürcher sind. Und das mit System:  Sie benutzen Leute mit wirklichem Leistungsausweis, um in der Promibibel deren Glanz auf neue Promis und Sternchen abfärben zu lassen. «Ein kleine Traumfabrik» sinniert Sarasin. «PR-Agenturen schaffen neue C-Promis, die Medien (bestochen mit leckeren Drinks und hübschen Hostessen) berichten darüber, bis die Leser wirklich glauben, diese Leute seien wichtig. Dann können diese neu erschaffenen Promis wiederum PR für andere Kunden der Agentur machen. Cleveres Konzept.»

Und die Party? Ehrlich gesagt, wir feiern lieber mit Hinz und Kunz, ohne Glamour, dafür mit echtem Spass und guter Musik. Mit Leuten, die vielleicht für uns wichtig sind, die es aber wohl niemals in die PR-Maschine «Who is Who» schaffen, die niemals von Agenturen verheizt werden. Und das ist gut so. Für uns ist jedenfalls klar, dass die «Who is Who»-Party von nun an zu den Anlässen gehört, über die wir nicht mehr berichten werden.

42 Kommentare zu ««Who is Who»-Party oder «Wer ist Vujo?»»

  • Georg sagt:

    Interessant, wie Ihr indirekt über Tilllate herzieht. Gehören die nicht (wie Ihr auch) der Tamedia?

    • Réda El Arbi sagt:

      Ja und? Wir machen keinen Konzernjournalismus. Entweder uns gefällt etwas, oder nicht, egal, wessen Geld da drinsteckt. Nennt man Integrität 🙂

      • Georg sagt:

        Ok, von mir aus, finde ich ja gut. Nur der Kommentar unter dem ersten Bild leuchtet mir nicht ein. Ihr musstet das tilllate-Logo drinlassen sonst hättet Ihr (Züritipp/Tamedia) tilllate (ebenfalls Tamedia) etwas bezahlen müssen? Ihr hättet also Euch selbst bezahlen müssen um das Logo rauszunehmen… Hmm… whatever…

  • Claude-Anne sagt:

    Who cares?

  • Alex sagt:

    Bhüetis Gott, dass ich jemals so wichtig sein werde, dass ich in dieses (aus meiner Sicht schwarze) Büechli muss.

  • Erwin Koller sagt:

    „Man muss nicht nur nichts zu sagen haben, man muss sich auch nicht ausdrücken können.“ (frei nach Karl Kraus)

  • Samuel sagt:

    So produziert man kleine H-Level-Sternchen. Lasst uns auch ein Buch herausgeben „Wer ist der Beste oder die reichste Zürcher/in“, ohne objektive Prüfkriterien, und da setzen wir uns alle selber rein. Schon interessiert sich die eine oder andere Kamera oder Illustrierte für unsere reichhaltigen Lebensgeschichten und unser evtl. etwas echteres Lächeln.Vielleicht/ wahrscheinlich wäre sogar das Niveau eines solchen Exemplars nach gewissen Kriterien etwas höher. Wer 5000 Franken zahlt landet dann an den vordersten Plätzen. Reda übernimmst Du die Koordination für Produktion und Redaktion? 😉

  • David sagt:

    Immer, wenn Zürcher, die sich selbst heimlich zu den Promis zählen, bestimmen, wer besonders wichtig (Who is Who) oder nervig (FYYFF) sein soll, bleibt für uns Aussenstehende nur das befremdete Kopfschütteln. Lustigerweise steckt ja hinter allem der ungefähr selbe Kuchen, der über verschiedene Personen miteinander verschachtelt ist. Ohne die Liste gesehen zu haben, würde ich wetten, dass gewisse Leute sich darin ihren Platz gesichert haben. Traurig nur, dass die Publikation dann doch immer wieder zitiert wird… grosse Überraschung von wem, von welchen Medienleuten etc. Kuchen, Kuchen, Kuchen.

    • Réda El Arbi sagt:

      Der FYYFF ist national, nicht nur für Zürich.

      • David sagt:

        Schon klar, habe ich auch nicht behauptet. Aber das Rockstar Magazin ist aus Zürich. Der Award wird beispielsweise von Leuten promoted, die gleichzeitig die wichtigsten Zürcher bestimmen. Kurz: Alles der gleiche Kuchen. Der Zürcher Medien- und PR-Kuchen halt.

  • Irene feldmann sagt:

    Einfach Horror diese Gestalten auf den Bildern……Ichs Versuchs das nächste mal ohne Brille…:)

  • Dr. Mörgeli sagt:

    Hatte Lorenzo einen Schlaganfall?

  • Anna sagt:

    Ja wirklich, wieso sollten so Bachelor TV Idioten wichtige Zürcher sein?! Grässlichere Typen gibt es ja echt kaum, keine Ahnung was für Frauen solche minderbelichtete schief lächelnde Lackaffen toll finden. Und geleistet haben die zwei sowieso nichts. Heutzutage kann Jeder in eine dumme oder noch dümmere Reality TV show gehen. Das ist keine Leistung.

    Guter Artikel! 🙂

  • Johanna sagt:

    Und der Bachelor hat sich mit seinem Nacktfoto keinen Gefallen getan, da hätte man in dem Alter mehr erwartet, ich war enttäuscht.

    • Claudio Morce sagt:

      Da hat er sich generell keinen Gefallen gemacht. Welcher normale Mensch hat noch Interesse an jemanden, der an einer solchen Show teilgenommen hat? Und damit meine ich als Bachelor oder als Frau (oder wie sagt man zu den weiblichen Darstellerinnen einer solchen Show?).

  • edi sagt:

    die (100) wichtigsten, laber laber, das gibts auch in der kunst, in der wirtschaft, in der wissenschaft usw usw, gähn (ich gehöre zu den 99 prozent, bin aber bei irgendwelchen 100 wichtigsten dabei), huh

  • Peche sagt:

    Zusammengefasst : wer drin ist, ist eigenlich ein Nobody. Auflage kann gerade wieder eingestampft werden oder als Biomasse für Biosprit benützt werden.
    Danke Reda, wieder was gerlent heute

  • harry hasler sagt:

    wow, ich fühl mich speziell, WEIL ich nicht in diesem büchli für peinliche möchtegerns bin…!

  • Hans Wurst sagt:

    Ich finde die Bildunterschrift interessant, warum muss Tagesanzeiger für Bilder von tilllate.com zahlen? tilllate.com gehört doch 20min und 20min wiederum gehört zu TA Media…. TA steht doch für TagesAnzeiger…… hmmmmm

  • Blutwurst sagt:

    Wieso habt Ihr EUGEN BAUMGARTNER seinen Namen nicht fett gedruckt……???????? Das wird er euch nie verzeihen!!!! Vuko od. wie der heiss,t hat die gleiche Schnurre (Zähne) wie Irina Beller………

  • Mike sagt:

    Es muss ja sehr schlecht um unsere schöne Stadt stehen, wenn mittlerweile sogar „Promis“ aus dem Unterschichten – Fernsehen unter den 200 wichtigsten Leuten figurieren…
    und sowieso fehlt auf der Liste GCZ – Caio, der am Mittwoch den fcz im Derby abgeschossen hat! 🙂

  • Oliver sagt:

    Wie man reinkommt? Gewisse werden wirklich ausgewählt. Andere gegen einen unkostenbeitrag. Hätte man wirklich in 10 minuten recherchieren können…einfach mal eine von den „preisträgern“ der dritten reihe anrufen & fragen. Ist keine these sondern facts – weil es eine bekannte von mir genau so rein geschafft hat…

  • hannes Wanner sagt:

    echt,wer kauft den so einen scheiss?

  • Craig sagt:

    Wusste gar nicht, dass man als Bätscheler seine Kukident-Schnurre so schief in die Kamera halten muss

  • adriano C sagt:

    Darf ich dann das nächste mal darüber berichten?

  • Flöru Hofstetter sagt:

    Ha! Ich dachte ihr wolltet nicht mehr über Carli schreiben?:-)

  • Hans Meister sagt:

    eigentlich sollte man zu dieser Veranstaltung die Rockstar-Magazin Redaktion einladen, dann könnten sie ihren FYYFF Award gleich an Ort und Stelle verleihen 🙂

  • Maiko Laugun sagt:

    War Irina Beller auch dort? Diese exzentrische und oberpeinliche Russin, bei der alles inkl. Altersangabe nicht echt ist, ausser dem Pelz den sie trägt?

  • Kaller sagt:

    @ El Arbi & Sarasin: Hände aus dem Sack (Foto). Habt ihr nicht gelernt mit Händen zu arbeiten???

    • Ivan Casale sagt:

      Hahahaha… das Foto; fast übersehen. Echt – Hände aus dem Sack.

    • Maiko Laugun sagt:

      Hände im Sack haben nur die Jodler im Appenzell. Es wird gesagt, dass man beim Singen etwas quetschen muss um überhaupt solche Töne heraus zu bringen. Das ist aber nur ein böses Gerücht!

    • Karrer sagt:

      und wenn wir schon am kritteln sind: unterlippenbärtchen weg, das ist schon so lange passé, dass es schon wieder fast in ist 🙂

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