Sexboxen: Kein Verkehr mit ÖV

Sexboxen

In der letzten Woche haben wohl alle Medien ausführlich über den neuen Strichplatz mit den Verrichtungsboxen berichtet. Jeder Aspekt wurde beleuchtet, sogar der erste Freier musste abgelichtet, interviewt und in die Öffentlichkeit gestellt werden. Die Einweihung des neuen Strassenstrichs war wie ein kleines Medienfestival am Ende des Sommerlochs.

Jetzt, da es wieder etwas ruhiger ist, wollten wir vom Stadtblog uns ein Bild machen. Und als eingefleischter Stadtzürcher machte ich mich mit dem ÖV auf den Weg zur Rotlicht-Institution im Aussenquartier Altstetten. Und schon da zeigt sich, dass der Strichplatz zwar von Stadtzürcher Steuern finanziert wurde, aber wohl nicht für Stadtzürcher gemacht ist. Die Anreise im Auto wurde wohl bei den Planern einfach vorausgesetzt.

Kommt man zu Fuss zur Einfahrt an der Aargauerstrasse muss man zur Kenntnis nehmen, dass Fussgänger vom Geschäft mit dem käuflichen Sex ausgeschlossen sind. «Bitte gehen Sie weiter, wir wollen nicht, dass hier Leute rumschleichen», weist mich ein Polizeipatrouille weg. Ich hab mich informiert, es gibt Unterkünfte für Freier, die die Dienstleistung nicht im Auto in Anspruch nehmen wollen. Trotzdem muss man wohl im Auto vorfahren. Ich fühlte mich als umweltbewusster Fussgänger ein wenig diskriminiert.

Also nächster Versuch: Mit dem Velo. Aber auch hier ist klar ausgeschildert, dass Fahrradfahrer nicht erlaubt sind. Da werden gleich sehr viele weitere Stadtzürcher ausgegrenzt. Schliesslich ist das Velo des Zürchers liebstes Fortbewegungsmittel. Und für Rocker und Biker gibts hier auch nichts zu stöhnen: Motorräder sind genauso verboten wie Fussgänger und Velofahrer.

Nun hat mich aber der Ehrgeiz gepackt. Ich will da zu den Boxen. Da ich aber noch immer kein eigenes Auto hab, halte ich den Daumen raus und versuche, von einem automobilisierten Freier mitgenommen zu werden. Aber auch altbewährtes Trampen funktioniert hier nicht. Selbst wenn einer der Männer mich in seinem Auto mitnehmen würde, es ist nur immer eine Person pro Fahrzeug erlaubt. Naja, für die CO2-Politik der rotgrünen Stadtregierung sollten doch wenigstens Fahrgemeinschaften erlaubt sein. Aber nein.

Nun, wir vom Stadtblog kommen zurück. Wir wollen uns wirklich mit den Prostituierten unterhalten. Und wir werden einen Weg finden. Und wenn wir dafür ein Mobility-Auto der SBB mieten müssen. Schliesslich gehts nicht, für eine moderne Stadt, wenn der Öffentliche Verkehr vom öffentlichen Verkehr ausgeschlossen ist.

 

75 Kommentare zu «Sexboxen: Kein Verkehr mit ÖV»

  • bondani sagt:

    ich gehe jetzt ein auto klauen

  • Alexandra Reber sagt:

    „Schliesslich ist das Velo des Zürchers liebstes Fortbewegungsmittel.“ – für gemessene 7%. Man sollte nicht jeder rot-grünen Propaganda aufsitzen. Aber das nur nebenbei.

    • Réda El Arbi sagt:

      Offizielle Statistik der Stadt Zürich (die sind imfall nicht linksgrün): „In 63 Prozent der Zürcher Haushalte steht mindestens ein Velo. Dennoch benutzt nur ein Drittel der erwachsenen Zürcherinnen und Zürcher das Velo.“ Ein Drittel. Das sind dann doch bitzli mehr als 7 %.

  • Maiko Laugun sagt:

    Die VBZ kann doch – analog dem Märli-Tram für Kinder – die Linie Nr. 6 als „Sexer-Tram“ in Betrieb nehmen. Dann sind auch die Bedürfnisse der OeV-Menschen abgedeckt. Und wenn es einem Verrichter kommt, dann wird laut gebimmelt.

  • K.Daver sagt:

    ohne Autonummer keine Nummer im Auto.. und bei Schrittempo nicht nach einem Hygiene-Tüchlein fragen.. wärs nicht besser gewesen die neue Tramlinie über den Sihlquai zu bauen damit die GA-Goiferis auch was zum gucken hätten..??

  • Peter Panther sagt:

    Hallo Reda, „als eingefleischter Stadtzürcher“ nimmt man diese Hurerei und übrigens auch die Kifferei in dieser Stadt, als einen ganz gewöhnlichen Teil des öffentlichen Lebens, gelassen.
    Du wohnst doch irgendwo in der Nähe der Langstrasse. Ist es doch für Dich überhaupt kein Problem in Momenten der Notgeilheit sich Abhilfe zu verschaffen!!! … oder…???

  • Herbert sagt:

    Ich hab von verlässlichen Quelle gehört dass der VCS die Anzahl Park-Boxen auf 3 halbieren wollte und zudem den hier öffentlichen Anschluss vehement forderte. Also nichts neues hier. (Die Forderung wurde fallengelassen nach Bezahlung des obligaten Schutzgeldes (Schutz vor vors Gericht gehen müssen)…

  • Héloise Ripley sagt:

    @Davd Daniel, 2. September 2013 10:24 und 11:47: Sehr süss, Sie und Ihr Kuchen (Zitrononemelisse mit Erdbeeren). Ich denke, Sie finden auch als Nichtautobesitzer eine nette Lady für allerlei vergnügliche Verr(n)ichtungen.

  • Hannes Müller sagt:

    Wenn ich die Tafeln sehe, dann ist der Rollator nicht verboten. Also vor dem Besuch in der Box einfach im Altersheim einen Rollator ausleihen gehen. (Oder beim kleinen Bruder ein Trotti)

    PS: Der Schlusssatz zum öffentlichen Verkehr ist genial.

  • Und ich hatte immer den Eindruck das velobegeisterte dreibeiner einen viel niedrigeren Testosteron-Level haben… 🙂

  • Markus sagt:

    Ich finde das Piktogramm, dass man(n) als Besucher älter als 18 Jahre sein muss so überfüssig. Wie kann ein Jüngerer „Kunde“ auf`s Gelände kommen, wenn er es nur alleine in einem Auto befahren darf???? Aber was hat meine Mutter schon immer gesagt, doppelt genäht hält besser!!!!

  • Zauberlehrling HSG sagt:

    Faszinierender Wachstumsmarkt für Garagisten, diese Sexboxen. Neue Märkte die man“ penetrieren“ kann und neue Geschäftsmodelle in der „Pipeline“, würde da der geneigte Manager sagen: Während im Auto das „Verweile doch, du bist schon schön“ durchgespielt wird, könnte man am Auto gleichzeitig bei Gelegenheit Reifen- oder Oelwechsel machen, Reifendruck kontrollieren etc. Ein ideales Joint Venture .

    • don sagt:

      herrlich dieser Kommentar. Lach mich krumm:-)))

      • severink@unterderbrueck.de sagt:

        Ich finde diese horizontal integrietrte Denkweise perfekt. Nur wird wohl die vom Gesetzgeber angesetzte Messlatte zu hoch sein um diesen Gummi- und Schmiermittel Servie umsetzen zu können. Ausser man fände noch das eine oder andere Schlupfloch welches die harte Hand des Rechts offengelassen hat.

    • Vonbun G. sagt:

      Köstlich Ihre Kommentar !!!!!

    • Jacques Zimmer sagt:

      Ölwechsel dauert aber wahrscheinlich zu lang 😉

    • Thinking sagt:

      Auch erstklassige Menüs sollten per Automat oder Durchreiche angeboten werden, so können Bedürftige beim blasen lassen ruhig das Abendessen absolvieren und haben nicht mal einen Zeitverlust.

  • Alissia sagt:

    Darf eigentlich eine Frau mit dem Auto da reinfahren oder ist das auch ein – nicht explizit dargestelltes – Ausschlusskriterium? Ich meine das Frau sein, neben den Autolosen und den Gruppentieren.

  • tststs sagt:

    ähm ja genau, danke für die Erinnerungsstütze…anno dazumal gab es ja regelmässig Stau am Sihlquai, weil zu viele Velöler mit Ihren Flexies, Rennern und BMXes die holden Damen aufgabeln wollten 😉

  • Ashiro sagt:

    Kann ich tagsüber mein Auto dort gratis abstellen?

    • Miriam Kübler sagt:

      Ich hatte Ähnliches schon an anderer Stelle vorgeschlagen, es wurde dann aber nicht veröffentlicht: Man könnte wohnmobilfahrenden Touristen den Platz tagsüber als Stellplatz zur Verfügung stellen – der bestehende Ticketautomat müsste nur leicht modifiziert werden. Abends fahren dann die Wohnmobilisten an’s Mythenquai hinaus, wo das Übernachten gratis ist. Stadtrat, bitte antworten!

  • danile g. sagt:

    Kein Boxenstop für Reda El Arbi: Kein Wunder, denn Boxenstops sind nur für motorisierte Formel1-Fahrer (1 Mensch pro Fahrzeug) und bei den Zweirad-Rennfahrern heisst das Zwischenverpflegung (Würde zwar auch passen). Und die Boxenluder stehen eh nur auf Motorisierte, obwohl die Sportler anderer Kategorien eventuell noch fitter wären. Wer kann schon 2000 Kilometer und ohne Nachhilfe eine Tour de France fahren, wenn er trotz „medizinischem Zustupf“ nicht fit ist? (Sorry, das ganze ist so surreal, dass ich hier ironisieren muss).

  • toni müller sagt:

    Wie ist es eigentlich wenn ich mit dem Taxi anfahre?

  • Davd Daniel sagt:

    Ich bin ja Nachbar dieses Auto-Sexboxen-Verrichtungs-Korsos.
    Und ich bin weder im Besitz eines Führerscheins zum Lenken eines Automobiles – noch weniger besitze ich eins.
    Ich wollte auch schon ein Augenschein nehmen und habe für die Arbeiterinnen (skandalös (!!!), dass nicht einmal Arbeiter da zugelassen sind) einen Kuchen (Zitronenmelisse mit Erbeeren) gebacken.
    Auch ich wurde abgewiesen.
    Wer ist schon heutzutage noch im Besitz eines Autos? Und warum kann ich nicht mit dem Fahrrad/Tram/Rollator hin? Und: Warum sind männliche Sex-Dienstleister nicht erlaubt?
    Fragen über Fragen.

    • Lia sagt:

      erlaubt sind sie schon, aber keine Frau wird wegen Sex in irgendeine Verrichtungsbox kriechen. Da gehen wir, wenn wir nicht allzu übel aussehen, in den Ausgang oder bestellen uns einen Callboy nach Hause..

      • Réda El Arbi sagt:

        Nun, männliche Sexworker haben auch meist männliche Kunden.

        • KMS a PR sagt:

          das stimmt nicht. dazumal im sprüngli….. 🙂

          • Davd Daniel sagt:

            Gibt es Statistiken zu diesem Thema (Sexworker für Frau/Mann/Alles), Réda?
            (Und: Ich habe den Kuchen hingelegt und der war offenbar dann gegessen/vernichtet worden. Allerdings ist mein Tortenteller seit dann weg. Ich würde den gerne wieder zurück haben. Aber ich kann da nicht nachfragen gehen, da ich ja – wie schon geschrieben – weder ein Auto noch einen Führerschein besitze)

          • tststs sagt:

            Sprüngli = Verrichtungsbox für die oberen Tausend?!
            😉

      • Thinking sagt:

        Da es aber auch so viele übel aussehende Frauen wie Männergibt, würden diese solch ein Angebot sicher zu schätzen wissen.

    • sepp z. sagt:

      dass nur frauen dort anschaffen dürfen, zeigt wie stigmatisiert die männliche prostitution noch ist, gerade auch in sogenannt aufgeschlossenen rot-grünen kreisen. dabei hätte es mit dem einem homosexuellen männlichen stadtrat doch beste voraussetzungen, dass auch diese klientel ernst genommen wird. leider (noch) nein…

  • David Bühlmann sagt:

    Sauerei!!

  • Jacques Zimmer sagt:

    Reda hätte sich und uns diese Versuche ersparen können, wurden die aussagekräftigen Symboltafeln doch schon im voraus in der Presse veröffentlicht. Diese Tafeln sind sehr klar in ihrer Aussage, vor allem auch die letzte: Sex nur in den Boxen oder im Wohnmobil, keinesfalls auf einem Baum!

  • Columbo sagt:

    Na ja, wenn du REDEN willst, sind die Damen wohl eh nicht sonderlich interessiert. Stattdessen vielleicht den Polizisten kurz mit der Faust streicheln; dafür bekommt man ja bekanntlich rundum Privatbetreuung einer Gschpüüursch-mi Therapeutin, da kannst du dann reden, bis über den Romantik – Boxen die Sonne aufgeht.

  • Theo Sprecher sagt:

    Wo waren die Grünen und der VCS als dieses Projekt aufgelegt wurde?

  • Georges sagt:

    Die Kondome werden gesammelt und zu Kaugummi verarbeitet und danach nach Deutschland exportiert. Eine andere Art auf die Kavallerie zu reagieren.

  • Gerd Fehlbaum sagt:

    Es geht hier doch klar um die Identifizierbarkeit der Besucher.

  • sepp z. sagt:

    Ein etwas zaghafter erster Versuch.
    Versuchs mal mit Mobility, Reda.

    • Jacques Zimmer sagt:

      Wie ich gehört habe ist bereits eine Mobility Station gleich angrenzend ans Sexboxen Gelände in Planung. Beim Sihlquai hat es ja auch eine. Diese wird dann wahrscheinlich bald geschlossen.

  • Lotti sagt:

    Ich würde vorschlagen das die so autofeindliche Stadt Zürich eine Art Veloanhäng, analog zu den Kinderanhängern nur etwas grösser, konstruiren lässt der eine kleine Liegestätte beiinhaltet und die dann für die Sexboxen zugelassen wird. Da können dann all die unzähligen Velofahrenden ihren Trieben frönen, der velofreundlichen Stadt wird ebenfalls Rechnung getragen und die vielen velofahrenden Freien werden nicht diskrimniert

    • Réda El Arbi sagt:

      Ich denke, dass Velofahrer vielleicht einfach ein wenig mehr Sex haben, ohne dafür zu bezahlen 😉

      • sepp z. sagt:

        passt gut zur these, dass das auto eine art schwanzverlängerung für zukurzgekommene ist.

      • Flöru sagt:

        Falsch! Velofahren macht impotent. Jeder Urologe kann dies bestätigen. Deshalb wird auch ständig mit neuen Velosätteln experimentiert.

        • sepp z. sagt:

          jaja, flöru. und onanieren macht auch impotent.

        • Pietro Bartoli sagt:

          Impotent machen die Rennvelosattel, die sehr dünn und hart sind und den Gümmeler durch die hohe Einstellung zwingen, sich vornüber zu beugen. Das drückt ihm dann von unten auf die „Leitung“. Aber damit man deswegen impotent wird, muss man schon sehr viel trainieren und das über Jahre. Wenn man mit einem gewöhnlichen Sattel unterwegs ist und eine eher aufrechte Haltung hat, passiert nichts. Dafür ist die Rückenhaltung bei den Rennvelo-Fahrern gesünder als bei denen, die aufrecht sitzen. Egal jetzt. Im Allgemeinen teile ich den Eindruck des Autors und setze noch einen drauf: Velofahrer haben mehr und besseren Sex als Autofahrer. Zur anderen Sache: Die StadtzürcherInnen finanzieren hier die Infrastruktur für männliche, autofahrende Auswärtige, die keine oder nur hässliche Frauen zu Hause haben. Aber an der Urne haben die Bürger entschieden, dass das die erträglichere Variante ist als das Sihlquai. So oder so muss die Stadt Zürich eine gewisse Anzahl von öffentlichen Strichplätzen anbieten, weil Bundesbern das seit 1975 so befiehlt. Ein alter Zopf. Ich warte noch auf die Stadtregierung, die eine Revision anstrengt und zwar, dass man Strichzonen auch in der Agglo macht, den Freiern vor die Haustür sozusagen, damit sie ihren Familien aus dem wippenden Auto zuwinken können. Allgemein bin ich für Dezentralisierung. Wenn nicht alle nur in der Stadt Arbeit finden, nur in der Stadt Spass haben können oder nur in der Stadt zu Sex kommen, hört vielleicht mal dieses Gedränge in den Strassen auf und die Wohnungsmieten sinken wieder. In der Zürcher Agglo gibt es so viele Dörfer, die sich Städte schimpfen weil sie sich aufgeblasen haben. Sollen die doch auch mal etwas Kultur anbieten oder was auch immer man darunter versteht.

      • Elise sagt:

        Ich habe schon mal das Gerücht gehört dass Velofahren sowieso Impotent macht.

      • Thinking sagt:

        Das denke ich auch, man muss nur morgens in die energiereicherin und kreislaufaktivierten Gesicher der Velofahrer im Verhältnis zu den trägen Abgaskollegen schauen.

    • Knut sagt:

      Den Anhänger können Sie sich sparen. Dafür gibts schon länger das Liegevelo.

  • Mobility-Autos gehören Mobility und nicht den SBB.

    • KMS a PR sagt:

      …und in diesem kontext würde ich die in zürich nur noch mit abwaschbaren sitzbezügen aushändigen…es reicht ja schon wenn die karren danach nach billigem parfum stinken.

  • KMS a PR sagt:

    na ja. dafür darf man mit dem camper reinfahren – die velos einfach hinten rein packen. ein spass für die ganze familie….!
    man kann so auch gleich die aufklärung mit dem puff-besuch verbinden – als live-show sozusagen. ganz sicher im sinne der soo aufgeschlossenen und äh-weltoffenen rot/grünen stadtregierung. was ich noch vermisse sind plakate wo frau mauch den gebrauch des kondomes aufzeigt….(äh ja, stimmt…schwierig…).

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