Das muss man gesehen haben
Überwältigend! Das ist die Ausstellung, die nur noch bis am kommenden Sonntag im Migros Museum zu sehen ist. «The Visitors» heisst die auf zehn Leinwände aufgesplittete Videoinstallation des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson, und man sieht auf jeder Leinwand im grossen Raum einen Musiker oder eine Musikerin, die synchron, verteilt über die Räume und Stöcke eines grossen Landhauses in Upstate New York, eine Hymne an die Musik einspielen. Das repetitve, beinahe einstündige Lied wird von der Besucherschaft durchwandert, man kann ganz nah bei den Künstlern sein, die ganz bei sich scheinen.
Doch natürlich: Ein gebrochenes Element in der Harmonie ist die Textzeile, die immer wieder ertönt – und die ich zunächst als «Once again I fall into my familiar ways» verstanden habe. Denn man kann hier, in dieser harmonischen Feierlichkeit, schon rasch an die Community, an die Familie denken, die durch die Musik gestiftet wird – zumal viele Kinder die Ausstellung besuchen.
Den Verhörer merkte ich dann erst spät, beim in der Badewanne singenden Kjartansson, denn statt «familiar» singen die meist bärtigen Nordländer wie auch die múm-Zwillinge hier «feminine». Ein Trick, ein Schwindel, der zum Wert dieses Kunstwerks nur beiträgt, während vor dem Landhaus ein Feuerwerk gezündet wird. Jedenfalls: So habe ich Musik noch selten erlebt. Benedikt Sartorius
Noch bis am 27. Januar. Migros-Museum
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