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Leserreaktionen auf BananengateDer Ärger über das Kleinkrämerische

«Absurderweise ärgern wir uns mehr, je kleiner der Geldbetrag ist, um den es geht», sagt Ökonom und Glücksforscher Mathias Binswanger.

Es sind deutliche Worte, welche Leserinnen und Leser in den Onlinekommentarspalten dieser Zeitung an die Regierungsräte richten: Zurückzahlen. Schämt euch. Peinlich. Die Schreibenden beziehen sich auf die zusätzlichen Kleinspesen, die sich einzelne Mitglieder der Kantonsregierung nebst den Pauschalspesen auszahlen lassen.

Warum die Emotionen bei diesem Thema in der Bevölkerung derart hochgehen, weiss Ökonom und Glücksforscher Mathias Binswanger. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Es seien nicht die Beiträge an sich, welche die Menschen ärgerten, sagt er: «Vielmehr ist es der Gegensatz zwischen der Grosszügigkeit, die Politiker beim Ausgeben von Steuergeldern an den Tag legen, und der kleinkrämerischen Akribie, mit der eigene Ausgaben abgerechnet werden.»

Je kleiner der Betrag, desto grösser der Ärger

Ein Kommentarschreiber formuliert es so: «Mit so kleinlichen Beträgen die Spesenadministration zu beschäftigen, ist mir schon bei bedeutend kleinerem Einkommen zu blöd.»

Alles Kleinkram? 

«Absurderweise ärgern wir uns mehr, je kleiner der Geldbetrag ist, um den es geht», sagt Binswanger. Die Regierungsräte beispielsweise hätten hohe Gehälter und grosszügige Spesenregelungen. «Das Abrechnen der Kleinspesen ist zusätzlich stossend, da wir das mit unseren Steuergeldern finanzieren», sagt Binswanger. Bei einem Manager in der Privatwirtschaft interessiere so ein Verhalten nicht.

Erwartungen an Politiker sind hoch

In den Kommentaren ist von fehlender Kontrolle die Rede und davon, dass bei der Prüfung «wohl beide Augen zugedrückt worden sind». Läuft da sonst noch etwas schief?, fragen einige.

«Solche Aussagen zeigen, dass wir in der Schweiz an ein System mit relativ integren Politikern gewöhnt sind», sagt Ökonom Binswanger. Entsprechend hoch seien die Erwartungen, und es werde bereits bei kleinen Verfehlungen reagiert.

Im Ausland sei das anders; im Nachbarland Österreich etwa seien die Ansprüche an Politiker weniger hoch. Dass Politiker Kleinstspesen penibel aufschreiben und abrechnen, vermittle auch den Eindruck von Unglaubwürdigkeit und Verlogenheit. Was dazu führen könne, dass man deren Charakter infrage stelle.

In den Kommentaren werden die betroffenen Regierungsräte als Personen mit fehlendem Rückgrat bezeichnet, und es wird an ihre Vorbildfunktion appelliert.

Nimmt Anzahl Staatsverweigerer zu?

Kommentarscheibende machen sich auch Gedanken darüber, worin die Wut der Steuerzahlenden münden könnte, nachdem sie von solchen Spesenpraktiken erfahren haben. Man müsse sich nicht wundern, wenn es künftig mehr Staatsverweigerer gebe, heisst es da.

Doch Glücksforscher Binswanger gibt Entwarnung: «Solches Verhalten von Behördenangestellten veranlasst eine Person nicht, Staatsverweigerer zu werden.» Jedoch könne es sein, dass es in Ausnahmefällen zu Überreaktionen führe. Denn in der Schweiz verdienten Regierungsmitglieder, verglichen mit anderen Angestellten, verhältnismässig viel.

Mehr Spesen machen nicht glücklich

Es sei jedoch egal, wie viele Spesen die Regierungsräte erhielten, glücklicher würden sie dabei nicht, sagt Mathias Binswanger, denn: «Menschen, die bereits viel Geld besitzen, werden mit steigendem Einkommen nicht glücklicher.» Im Gegenteil: Das Glück hänge von Dingen ab, die man sich nicht kaufen könne, wie soziale Kontakte oder eine sinnstiftende Arbeit.

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