Rechteckige Bilder an weissen Wänden – das war gestern. Ab Freitag wird in der ehemaligen Galerie Roland Aphold in Allschwil dreidimensionale Kunst geboten: Unweit der 8er-Endstation hat die Ausstellung «kunstRAUM» ihre Pforten geöffnet. Gastgeber ist der neu gegründete Verein kunstraum.ch, der in seiner ersten Schau skurrile Skulpturen von Boris Tellegen (NL) und Reto Steiner (CH) zeigt. Was die beiden bildenden Künstler dem Betrachter bieten, unterscheidet sich markant von den fein säuberlich aufgehängten Bildern, die hier noch vor kurzer Zeit hingen. «Ich finde es wichtig, dass wir schon mit der ersten Ausstellung zeigen, dass es keine Galerie mehr ist», erklärt Kuratorin Carolin Lommaert. «Es muss ein deutlicher Schnitt sein.» Das ist es in der Tat: Die Wände des Kunstraums sind «tapeziert» mit Latten und Platten verschiedenster Grösse und Form. Diagonale Linien dominieren die verschachtelten Ebenen.
Es ist ein raumfüllendes Werk aus Holz, Karton und Styropor, das hier präsentiert wird von Tellegen (in der Graffiti-Szene geniesst er als «Delta» weltweit Pionierstatus). An gewissen Stellen liegen die Flächen seiner Installation so nahe beieinander, dass sich der Betrachter in einem Gang wähnt. Durch die Begehbarkeit wird das aus vorgefertigten Einzelteilen zusammengesetzte Werk ebenso neu erlebbar wie der Ausstellungsraum. Dieser verfügt an seinen zwei unverbauten zwei Seiten über eine grosszügige Fensterfront, durch die ein Haufen verschlungener schwarzer Rohre zu sehen ist. Hier hat Reto Steiner aus PVC-Rohren eine Installation erschaffen, welche Baumwurzeln nachempfunden ist. «Die Verbindung mit der Natur ist Steiners Merkmal», erklärt Lommaert. Da ist es nichts als konsequent, dass das Werk des Frutiger Künstlers im Freien steht. Der Verein kunstraum.ch hat sein Domizil – wie eingangs erwähnt – in den Räumen der ehemaligen Galerie von Roland Aphold (ganz früher wars ein Kindergarten). Das ist kein Zufall: Aphold gehört zu den Gründern des neuen Kunstvereins. Ende 2010 hat er seinen Ausstellungsraum dicht gemacht, um ihn nun als Kunstraum wieder zu beleben. Zudem widmet er sich nun vermehrt seinem Online-Künstlerverzeichnis isaart.com sowie dem neuen Kunst-Verkaufsportal artworks24.ch.
Doch warum wurde aus der Galerie nun ein Kunstverein? «Schon die Galerie habe ich immer auch unter dem Aspekt der Kunstförderung betrieben», erklärt Aphold. «Da ist es natürlich schwierig, wirtschaftlich zu arbeiten.» Ein Verein passe besser zum Fördergedanken als eine kommerziell ausgerichtete Galerie, in der Kaufzwang herrsche. «Schon mit der ersten Ausstellung sind wir in einem Bereich angelangt, wo nichts zu kaufen ist und man nichts nach Hause nehmen kann», lacht Aphold. Er will den Leuten die Angst davor nehmen, in Räume zu gehen und Kunst anzuschauen.
Apholds Ziel ist es, in Allschwil eine Kunstinstitution mit internationalem Charakter zu installieren. «Als grösste Gemeinde hat Allschwil hat so etwas nicht nur verdient, sondern braucht das auch.» Zudem hofft Aphold, dass «kunstraum.ch» dank Mitgliederbeiträgen und Gönnern mittelfristig selbsttragend sein wird – für die Anschubfinanzierung hat er selber gesorgt. Dieses Jahr sind insgesamt zwei Ausstellungen geplant, 2012 deren vier. Die Kunstraum-Première öffnet pünktlich zur 41. Art Basel ihre Tore. Man möchte die Gelegenheit nutzen, das internationale Publikum der weltweit wichtigsten Kunstmesse nach Allschwil zu locken – das Tram Nummer 8 verbindet dann schliesslich das Kleinbasel, temporärer Nabel der Kunstwelt, mit dem neuen Kunstraum in Allschwil.
kunstRAUM mit Reto Steiner (CH) u. Boris Tellegen (NL)
Mi. – Fr. 11-18 Uhr, Sa. 11-17 Uhr, Weiherweg 3, Allschwil
Dauer: 28.05 – 10.09.2011, Sommerpause: 03.07. – 16.08.