Politik ist eine undankbare Sache
Die Politik kämpft mit grossen Problemen, was ja auch ihre Aufgabe ist. Doch in vielen offenen Fragen sieht es heute so aus, als stünde sie wie der Esel am Berg – aktuell etwa bei Themen wie Atomausstieg, Überalterung, Sozialwerke, Gesundheitswesen, Einwanderung, Verlagerung der Güter auf die Schiene oder Zweitwohnungen. Die Res publica ist seit der Öffnung der Welt zahllosen Einflüssen ausgesetzt und kompliziert geworden. Von den Politikern verlangt die Öffentlichkeit trotzdem, dass sie vorwärts machen und auf jede Frage rasch die richtige Antwort finden. Wenn sie diese Aufgabe nicht schnell und wirkungsvoll, sondern halbherzig und langsam oder überhaupt nicht erfüllen, drohen ihnen Schelte von den Medien, vom Volk Schimpf und Schande und nach vier Jahren die Abwahl.
Natürlich darf man von den Politikern Antworten erwarten, denn sie haben das Amt gesucht und Lösungen versprochen. Und selbst im Schweizer Milizsystem werden sie für ihre Mühen nicht übel entlöhnt. Es kann aber nicht schaden, sich mal grundsätzlich darauf zurückzubesinnen, wie sie über die Jahrhunderte der Zivilisation in ihre Rolle hineingewachsen sind und was Politik eigentlich ist. Im komplexen Räderwerk der direkten Demokratie sind nämlich all jene, die wir bei gutem Gelingen wenig rühmen, aber für jedes Scheitern geisseln, auch nur kleine Teile eines ganzen Systems.
Die Stimmung im Land ist geprägt von Misstrauen auf Vorschuss, dem pauschalen Griff zur Verhinderung von Vorhaben der anderen und von einer Einstellung, die nur noch die eigene Überzeugung gelten lässt.

Politiker müssen für vieles den Kopf hinhalten: Gemeinsames Werk des Bundesrats am Ende der Bundesratsreise 2010. (Keystone)
Für Wesen und Funktion der Politik haben sich gescheite Köpfe zahlreiche Definitionen ausgedacht, in denen es von Stichworten wie Machtanspruch, Gemeinwohl oder Partikularinteressen wimmelt. Die Politik ist eine Art runder Tisch, an dem Delegierte des Volkes die Regeln aushandeln, um soziale Reibungslosigkeit zu garantieren. Damit die Gesellschaft geordnet und gewaltfrei funktionieren kann, verschaffen sie dem Staat die geeigneten Mittel, so dass er die definierten Werte durchzusetzen vermag. Dass dabei hauptsächlich der Bundesrat und die 246 National- und Ständeräte die Fäden ziehen, macht diese zur Projektionsfläche für den Unmut der Wähler, wenn etwas nicht nach deren Gusto verläuft. Dabei pflegen diese gern zu vergessen, dass das Parlament ihrem Abbild entspricht – oder wie es ein geflügeltes Wort formuliert: Jedes Volk hat die Regierung und die Gesetzgeber, die es verdient.
Blenden wir also die parteipolitische Färbung und individuelle Schwächen von Magistraten und Parlamentariern mal aus und wenden uns dieser Basis zu. Den «Abbildern» im Bundeshaus gereicht das Volk nämlich nicht zum Vorbild. Abgesehen davon, dass es seine Macht und seinen Gestaltungsspielraum als Souverän an der Urne oft nur noch zur Hälfte wahrnimmt, hat sich ein generelles Klima von Missgunst breitgemacht. Die Stimmung im Land ist geprägt von Misstrauen auf Vorschuss, dem pauschalen Griff zur Verhinderung von Vorhaben der anderen und von einer Einstellung, die nur noch die eigene Überzeugung gelten lässt. Jeder will erst mal den eigenen Vorteil und dessen Bewahrung.
Eine Tendenz ist ja bereits zur Masche geworden: Einsprachen gegen alles und jedes – und seis nur drum, noch 10’000 Franken herauszuschinden als «Belohnung» dafür, dass die Einsprache dann doch zurückgezogen wird. Fürs Misstrauen kommt das neuste Beispiel aus Hünenberg ZG. Dort hat sich ein Vater beschwert, weil die Schule auf der Internetseite ein Bild seines 6-jährigen Sohnes veröffentlicht hat, obwohl er sich das ausdrücklich verbeten hatte. Die Schule hat natürlich einen Fehler gemacht, was auch der Zuger Datenschützer bestätigt, und das Bild sofort gelöscht. Doch der Vater hat die unbefugte Verwendung des Fotos mit den Worten kritisiert, die Bilder von Schülern im Netz seien «quasi eine Menükarte für Pädophile».
Solche Beispiele für den grassierenden Generalverdacht, dass rundherum nur noch die Niedertracht lauert, gibt es zu Tausenden und auch in weit weniger heiklen Bereichen – wie etwa dem Schattenwurf von Nachbars wachsender Eiche oder eines neuen Fussballstadions auf den eigenen Garten. Wenn man diese Grundstimmung auf die Ebene der Politik extrapoliert, darf man sich nicht wundern, dass diese mit dem zunehmenden Bedürfnis nach Regeln nicht Schritt zu halten vermag. Die Politik braucht es ja überhaupt nur dafür, die Ansprüche aller unter einen Hut zu bringen. Sie muss immer nur so viele Aufgaben lösen, wie die Gesellschaft ihr stellt. Mit etwas mehr Selbstlosigkeit jedes Einzelnen, mit mehr Empathie für die Bedürfnisse der anderen und einer gewissen Gelassenheit nach dem Motto «Leben und leben lassen» wären es deutlich weniger.
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64 Kommentare zu «Politik ist eine undankbare Sache»
Politik wäre keine undankbare Sache, würden Politiker wie dereinst das Volk vertreten und nicht Lobbying nur bis zum eigenen Gelbeutel oder Imagehascherei auf eigene Kosten betreiben. Das war im Übrigen vor wenigen Jahren noch so, dass Politiker/Innen das Volk vertraten, heute immer weniger, sind zu stark mit ihren eigenen Interessen beschäftigt.
Man wundert sich schon gar nicht mehr, wenn der Wirtschaftsdachverband in Medienmitteilungen zu aktuellen Themen (wie hier zum indirekten Gegenvorschlag zur selbstsicher Sätze veröffentlicht, wie «economiesuisse akzeptiert diesen … verabschiedeten Vorschlag.»
Frau Bea Habegger, Ihre Worte treffen tatsächlich alle Nägel
voll auf die Köpfe! Danke für den kurz und klar abgefasten Beitrag.
… und wer hat diese Politiker gewählt ? Nicht etwa das Stimmvolk ? Es sind nicht immer die anderen schuld !
Und nochmal komplett: Man wundert sich schon gar nicht mehr, wenn der Wirtschaftsdachverband in Medienmitteilungen zu aktuellen Themen (wie hier zum indirekten Gegenvorschlag zur Abzocker-Initiative) selbstsicher Sätze veröffentlicht, wie «economiesuisse akzeptiert diesen … verabschiedeten Vorschlag.»
Politik ist die „Kunst der Staatsführung“ und daher immer das Geschacher um Interessen. Da das nicht mehr durchführbar ist, das ganze Volk mitmischeln zu lassen wie an einer Landsgemeinde, wählen wir Politiker. Wenn wir denen nicht vertrauen und sie den Job machen lassen, was soll das ganze dann noch?
Und ja, es gibt Leute, die organisieren sich, wie z.B. die economie Suisse, SWISSMEM, der Bauernverband, die AUNS, die GSoA, …..
Was sind die „eigenen Interessen“? Könnte es sein, dass für diese „eigenen Interessen“ einfach nur das ist, was Ihnen nicht gefällt?
Das Problem in der Politik liegt darin, dass viele gewählte ExponentInnen – nicht wie in der Privatwirtschaft – mehrheitlich fachlich inkompetent, resp. für ihren ‚Job‘ fachlich nicht qualifiziert sind; Quasi eine ‚Ins-Amt-Hievung‘ direkt ab der ‚Bushaltestelle‘, während professionelle Unternehmen ihre Exekutiv-Kandidaten einem Assessment unterziehen, was der Volkssouverän jedoch dummerweise unterlässt. Deshalb verstehen die entsprechenden ‚PolitikerInnen‘ weder das Bankensystem, noch die Wirtschaftskrise und schon gar nicht die globalen Zusammenhänge. Darunter leidet das Volk permanent.
Herr Gloor, wir haben ein Milizparlament und jeder Parlamentarier muss sich um alle Themen kümmern; man versucht das mit Kommissionen etwas aufzufächern, aber – wie Sie sagen – es sind oft Laien, die sich aber durchaus von Profis helfen lassen dürfen. Ein Staat ist kein Unternehmen, weil sich ein Unternehmen auf einem bestimmten Gebiet bewegt und profitorientiert ist; ein Staat muss sich um alle Aspekte kümmern und dabei auch die Schwächeren mitnehmen, die damit vom Staat auch profitieren und hoffentlich nicht permanent leiden.
Frage: wie würden Sie denn die geeignete Regierung bestimmen?
Politik ist so süss…vor allem in Bananenrepubliken…In Seldwyla muss man ja nur das Gegenteil der SVP rumplodern, schon gilt man als nett stilvoll anständig lösungsorientiert und dem Volke dienend
Der Mainstream diktiert, der „Volksverteter “ kann es sich aussuchen wie beliebt er sein will
Schlimm sind nicht Politiker und Wähler der Linken, SP 18 % Melonen 8% Wischiwaschi 12% kommen samt Linksradikalen auf etwa 40% Stimm/Wähleranteil….schlimm sind die sich selber BÜRGERLICH schimpfenden Tuttifrutti-Sekten der sogenannten Mitte, die jeden linken Furz unterstützen Hauptsache gegen die SVP
Nein Frau Habegger, dem kann ich so nicht zustimmen. Da müsste das Stimmvolk objektiv richtig informiert, wissend und nicht nur indoktriniert sein. Man sollte vom BR und Parlamentarier eigentlich erwarten, dass sie das unterscheiden könnten, doch diese schauen – notwendigerweise – dem Volk zu oft aufs Maul und darum machen die Umweltaktivisten mit Vorliebe ihre Aktionen vor den Wahlen. Wie sonst könnten sie diesen unsäglichen CO2- und Klima-Mist dem Stimmvolk – auf dessen Kosten notabene – als unvermeidliche Notwendigkeit andrehen, obwohl dies jeder Logik widerspricht. Was für ein Dilemma!
Eine so undankbare Sache kann die Politik eigentlich doch nicht sein. Sonst würden sich z.B. für Kantonsratswahlen nicht 800 Personen für 200 Sitze bewerben. Oder sind diese Bewerber für die politischen Gremien nur öffentlichkeitsgeil und wollen mal ihr Foto in der Zeitung sehen? Wäre auch nicht ganz logisch, denn die Gewählten müssen sich dann ja mit der „undankbaren Sache“ konkret befassen.
Als Politiker muss man von Grund auf machtbesessen, profilierungs- und profitgeil sein, sonst ist man in diesem System fehl am Platz. Die meisten „Antworten“ auf polit. Fragen sind schon von langer Hand systematisch in den Parteien vorbereitet bzw. eingeübt und werden gebetsmühlenartig immer wieder heruntergebetet.
@ Williamson: Es darum die Listen voll zu kriegen, damits gut aussieht, sonst packt der gute Wähler nämlich eine andere Liste ins Couvert.
Erwin Haas – als „alter Hase der schreibenden Zunft“, geben Sie hier auf viele der gestellten Fragen gleich selbst Antwort. Als (noch) wacher Zeitgenosse, an „Dienstjahren“ jedoch uralter Leser, bin ich Ihnen/dem TAGI, dennoch ausserordentlich dankbar, dass dieses „grundsätzliche Thema“ gerade Heute – noch vor den Ostern auf die „Agenda“ kommt.
Halten wir inne – bleiben weiterhin „dran“ …
die vorlagen sind in der tat komplexer geworden. der bürger ist aber auch aufgeklärter und in der regel besser im bilde; auch durch die vermehrten themen-diskussion in den medien. das eigentliche problem ist aber, dass auf bundesebene die totale uneinigkeit herrscht und das vertrauen der bürger in die politik (zurecht) schwindet. ich persönlich würde mir wünschen, dass vermehrt wieder die intressen der schweizer bürger durch die politik vertreten werden. nur wenn das eigene volk zufrieden ist, kann eine konziliante auslandpolitik betrieben werden, welche auch beim bürger auf akzeptanz stösst.
Wenn man bedenkt, dass eine Alpeninitiative trotz 17 Jahren Zeit immer noch nicht umgesetzt wurde oder die Zweitwohnungsinitiative wohl ebenso von den Interessenvertretern in Bern kastriert wird, wundert mich das Misstrauen nicht.
Dass das Gros der SVP-Initiativen der letzten 20 Jahre schon lange gesetzlich geregelt sind – man müsste sie nur anwenden – sagt viel über das Funktionieren unseres Staates aus.
Natürlich ist Politik komplex und wird immer ein Minderheitenprogramm bleiben. Aber das Misstrauen ist zu 100 Prozent auf ein System zurückzuführen, das vollkommen dysfunktional geworden ist.
politik heutzutage ist einfacher als zur geburtsstunde des modernen staates. es giebt glasklare gesetze , die gesellschaft ist mehr oder weniger eingespielt. im prinzip ist politik überflüssig, wie ein geschwür am hintern. die verwaltung bedarf keiner parteilichen ansichten (pass,id,fühererschein)grenzen werden nicht mehr verschoben (staatliche) internationale abkommen gewährleisten das funktionieren zwischen den staaten. die wirtschaft funktioniert ebenfalls autonom , entweder du bist konkurrenzfähig oder nicht. (marktwirtschaft) der rest ist teuere philosophie.
Ich habe selten einen derart ignoranten Kommentar gelesen.
Bravo Damian……. Nikkilein sagt eigentlich, dass wir lediglich eine Weltdiktatur brauchen, die den (fuer ihn befriedigenden) Status Quo beibehaelt und durchsetzt oder aber einfach dekretiert wie die Menscheit mit dem drohenden Absturz der uns bekannten Welt umgehen muss.
Die Nutzung unserer umfangreichen Volksrechte wäre an und für sich auch an die Pflicht gebunden, sich dieser Rechte massvoll zu bedienen. Mit dem Wegfall unseres inneren Zusammenhalts und dem Aufkommen des ‚big Ego‘ werden diese Rechte jetzt überstrapaziert, auch und vor allem von profilierungssüchtigen Politikern aller Couleur. Sie wollen damit ihren Anspruch bekräftigen, zu jedem Thema eine Kapazität zu sein und die allein seligmachende Wahrheit zu vertreten. Das Interesse des Ganzen geht mit einer solchen Grundhaltung vor die Hunde.
Es gibt leider schon sehr existenzielle Fragen, die auf das Individuum sehr drastische Auswirkungen haben können, aber von der der grossen Masse wegen der Komplexität der Materie nicht verstanden wird. Die Leute nehmen das Problem erst dann zur Kenntnis, wenn es schon zu spät ist, d.h. sie selber betroffen sind. Die Journalisten sind oft auch keine Hilfe, weil bei ihnen – aus was für Gründen auch immer – der Wille nicht vorhanden ist, ein komplexes Problem ganz zu verstehen. So berichtet man dann halt lieber über Banalitäten und überlässt die vom komplexen System Abgezockten sich selber.
Habe da eine kleine Frage. Haben denn Sie dieses „allumfassende Wissen“? Ich hab es nicht. Was wünschen Sie sich? Und was glauben Sie? Dann tun Sie nichts anderes als glauben. Dies ist besser als Wissen. Denn alle Planspiele wurden durchgemacht. Europäische Union und Poker der U.S.A. genauso. Kommunismus ebenso. Kapitalismus noch dazu. Und immer die selbe Leier.
Wann beginnt einer mal zu glauben? Im Glauben, seiner Konsistenz liegt die Kraft. Nicht im Debakeln. Auch Ihnen und mir geht mal was schief. Tragen Sie und ich die Verantwortung?
Ich sehe das Problem vor allem bei der Polarisierung: wenn man sich vor Publikum (dem Volk) nicht konstruktiv austauschen kann, denken viele Bürger, das sei ein guter Stil und „die anderen“ sind alle krank. Ich habe es wirklich satt, Statements über „Gutmenschen“ und „linke Neider“ von Leuten zu lesen, die ihre Intoleranz allen aufzwingen wollen. Dieses ständige Bombardement verfehlt die Wirkung leider nicht: manchmal schaffe ich es einfach nicht mehr, in Ruhe alle Seiten eines Problems zu betrachten. Ja, und die Demokratie sorgt leider nur für die Art von Regierung, DIE WIR VERDIENEN.
Und ich kann den blöden Spruch – die Regierung die wir verdienen nicht mehr lesen. Der ist nämlich an Blödheit nicht zu überbieten.
Was nervt Sie denn daran? Das wir im Moment Mitte-Links regiert werden?
Demokratie kann nur dann funktionieren, wenn die grosse Masse der Stimmbürger korrekt und unabhängig informiert ist. Diese Aufgabe ist im Informationszeitalter aber eine Vollzeittätigkeit geworden. Sie können sich noch so anstrengen, Sie werden kaum auf den Grund der Dinge kommen. D.h. wir entscheiden immer mit viel Bauchgefühl und Halbwissen und leider auch aufgrund von bewusst geschürten Ängsten.
Aber wer weiss eine bessere Lösung?
herr ulrich – ich empfehle ihnen ein kürsli für arbeitsorganisation zu besuchen.
Herr Rittermann, ich kann ihnen nicht folgen; habe aber mal nach Ihnen gegoogelt:
„ja herr kreidel – sind sie immer noch hier; ich dachte sie wollten wieder nach Deutschland?!“
„eine menschheit, die wie die geschichte zeigt, rein gar nichts aus der geschichte gelernt hat und mit beständigkeit und heuchelei die erde zerstört, verdient es nicht, „langfristig“ zu überleben.“
Interessante Einblicke, sehr konstruktiv, fast wie ich es erwartet habe.
Ich arbeite viel am Computer und habe ab und zu Zeit, was zu schreiben. Stört es Sie?
Ich habe mir jetzt nochmal Ihren geschätzten Beitrag zu Gemüte geführt und glaube jetzt zu verstehen, was Sie eigentlich sagen wollten: Sie bewältigen die Aufgabe, ein verantwortungsvoller und profund informierter Bürger zu sein. Ich gratuliere Ihnen natürlich dazu. Ich hoffe, Sie stützen sich bei Ihren Recherchen wirklich breit ab und sind sich ganz sicher.
Ich weiss, dass ich nichts weiss. Da nützt ein bisschen Arbeitsorganisation leider nicht sehr viel…
Ich denke, wir haben sehr unterschiedliche Ansprüche an „die Wahrheit“.
Warum denn liebe Maja?
Geht mir genauso. Besonders bei Statements über Ewiggestrige, Hinterwäldler und wenn ein Patriot als Rassist verschrien wird. Das Problem in unserer Gesellschaft ist, es zählen nur noch die extremen Gegensätze. Entweder bist du links oder rechts oder wichtig ist nur der Erstplatzierte, der Zweitplatzierte ist schon ein Looser. Dieses schwarz-weiss Sehen wird unsere Gesellschaft nicht weiterbringen sondern spalten. Die Globalisierung hat aus einem ruhigen Fluss zu schnell einen unberechenbaren Strom gemacht. P.S. Die Regierung ist eben doch ein Abbild der Bevölkerung…
es wollen doch (fast) alle in die Politik, ist doch finanziell gar nicht so uninteressant, oder? Das Problem ist aber, dass nicht unbedingt die Gescheiten dort sind, vielleicht sinds nur die Schlauen und wir – das VOLCH – sind dabei die ganz Dummen.
NEIN. In die Politik wollen drei Sorten: Die, die in der privatwirtschaft nicht zu gebrauchen sind (profiteure), die ideologischen Rampenlichtsucher, und zuletzt, die die an das System glauben und etwas gutes bewriken wollen. Die letzte Gruppe wendet sich jedoch immer mehr davon ab, den diesen Shitstorm den die Medien zusammen mit dem Bünzli Volk verursachen tut sich kein vernünftiger Mensch an.
Als Mitglied der Schulbehörde meines Wohnortes musste ich einige Male den Kopf schütteln beim Durchlesen einiger Kommentare. Ja ich bin vom Volk gewählt worden – nein ich mache es nicht wegen der „grosszügigen“ Entschädigung (17’000 CHF pro Jahr für ein 30% Pensum…) – sondern weil ich mich einbringen will und mitmachen anstelle von nur meckern will. Ich habe noch einen Job daneben und eine Familie mit 4 Kindern….
Meiner Meinung nach ist das Milizsystem am Ende. Ich jedenfalls freue mich – trotz interessanter Arbeit – auf das Ende der Legislatur und Zeit für die Familie.
Wir haben eine Generation von Erwachsen herangezüchtet, die nur gelernt haben Ansprüche anzubringen. Der Staats soll für alles sorgen, und die Anderen sollen es finanzieren. Prinzipien wie die Besteuerung nach Leistungsfähigkeit, Schadensminderungspflicht wurden ausgehebelt.
Genau: Weicheier, keine Lust zur Selbstverantwortung, Jammer-Mentalität, Mutter Staat solls richten! Ich spreche von meiner eigenen Generation.
Ich sehe das ziemlich anders. Erstens wurde glücklicherweise keine Generation „herangezüchtet“, zweitens gibt es keine homogenen Generationen und drittens, sehe ich viele Menschen die viel zu stark einem Leistungsideal verfallen sind und in erster bzw. gar ausschliesslich egoistische Interessen verfolgen. Das Verständnis und Verpflichtungsgefühl für eine solidarische Gesellschaftlichkeit schwindet, die selbsterfüllende Profezeiung des homo ökonomikus ist im Vormarsch. Auch das ist überspitzt formuliert, mir erscheint diese Seite allerdings wesentlich relevanter.
Vielleicht stimmt beides.
Die Leute haben zu einem grossen Teil verlernt, Verantwortung zu übernehmen und haben dadurch die Solidarität an den Staat abgegeben. Wenn der Sozialstaat alle von der Wiege bis zur Bahre unterstützt – wieso sollte der Einzelne dann noch freiwillig solidarisch und philantropisch sein?
Wir werden alle zu narzisstischen, verantwortungslosen Egoisten, wenn wir nicht wieder lernen, dass wir unser Leben selber in die Hand nehmen müssen und nicht immer nach Vater Staat rufen können. Das gilt für Bauern, Jazzmusiker, Banker und Soziologiestudenten gleichermassen.
Besten Dank für diese Gedanken – wäre schön, wenn das hilft, damit sich Politiker und Behörden wieder auf ihre Aufgaben konzentrieren können und nicht jedem Bürger-Furz hinter her rennen müssen. Übrigens: endlich weiss ich, wo ich kleine Kinder treffen kann. Im Schulhaus in Hünenberg! Gibt es denn in anderen Schulhäusern noch mehr Kinder…? Ich denke dieser Vater hat einen aktuen Anfall von Übermutterung 😉
Diese Kritik am Bürger hat eine gewisse Berechtigung. Vor einigen Jahren las ich in einer Broschüre der Credit Suisse dass die wirtschaftliche Stabilität dadurch gewährleistet sei, dass bei uns kein grosses Reich/Arm -Gefälle vorhanden sei, gute Sozialleistungen den Menschen die Sicherheit gebe um demokratischen Entscheiden das notwendige Gewicht zu verleihen. Seit einigen Jahren scheint aber sowohl die Politik als auch die Bürger, wohl angetrieben durch die Angst die Wettbewerbsfähigkeit der CH zu verlieren, an diesen Grundfesten zu rütteln. Dadurch kommt es zunehmend zu Polarisierungen.
Ich bin grundsätzlich mit dieser Kurzanalyse einverstanden, aber sie ist mir etwas zu stark auf die Personen ausgerichtet. Untersuchungen über Kulturen, die verschwunden sind (z.B. Diamond im Buch Kollaps) zeigen, dass diese Kulturen daran zu Grunde gingen, weil sie die Rezepte, die sie gross gemacht hatten, nicht ändern konnten, als diese sich gegen sie zu richten begannen. Könnte es nicht sein, dass es bei uns mit dem Wirtschaftswachstum auch so ist? Und müssten wir uns dann nicht vor allem damit beschäftigen, wie wir uns vor diesem schützen können, als überall immer mehr zu verlangen?
Von Motten und Asseln! Danke für diesen Beitrag, genau hier ist der wunde Punkt! Gerade weil die Politiker konstant verunglimpft werden, stellen sich nur Profiteure und Extrovertierte Polemiker zur Wahl. Jeder Fähige und Gute bleibt der Politik fern, denn täglich von den Medien und dem Pöbel nur verunglimpft zu werden, zu jeder Frage sofort irgenden einen eindeutigen Blurb von sich zu geben (sonst heisst es hat sein Dossier nicht im Griff, Ha Ha Ha) tut sich keiner an, der eben nicht A.Profiteur (Asseln) ist, oder das Rampllicht(Motten) sucht: Es bestätigt sich: Wir kriegen was wir verdienen!
Der Bürger ist dumm und nicht Sachverständig. Dasselbe gilt für die Medien. Beide sollten den Mund halten bis zu den Wahlen wo sich ersterer aufstellen kann um es selber besser zu machen und letztere dann Ihren emotional geladenen Müll von sich zu geben.
es jammer sich halt so schön. und wie wohltuhend ist doch das ewige kritisieren und beleidigen, wenn man dann nur ja nicht selber verantwortung übernehmen und kompromisse suchen muss.
am eindrücklichsten findet man diese haltung in den kommentaren von online medien, wo einige das gefühl zu haben scheinen, die anderen warten sehnlichst auf ihre beschimpfungen oder verschwörungstheorien und fänden es besonders interessant und gewinnbringend etwas zu ihrer psychohygiene beitragen zu können…
Trifft eher auf Gemeinde- oder regionaler Ebene zu, wo man Muehe hat, geeignet Leute zu finden.
Auf nationaler Ebene eher nicht, siehe die vielen Kandidaten auf den Listen …
Politisches Engagement wird in der Schweiz kaum geschätzt. Die Bevölkerung ist polarisiert, viele Leute sind vorurteilsbehaftet und ideologiebefangen, Arbeitgeber scheren sich einen Dreck um politischen Einsatz und finanziell ist Politik ein Verlustgeschäft (ähnlich wie Fussball für die allermeisten Fussballspieler).
Wir würden gut daran tun, dies zu ändern bevor es zu spät ist.
Das generelle Misstrauen gegenüber der Poltik scheint mir berechtigt. Und zwar deswegen, weil sie ganz offensichtlich nicht mehr annähernd das Gestaltungsvermögen und den Einfluss besitzt wie früher. Das mag an der Globalisierung liegen. aber auch am Lobbyismus und den Interessensbindungen der Politiker selbst, die nicht mit dem Wohl des Volks kongruent sind. Wir brauchen aber Steuerungsmöglichkeiten durch die Politik, um Fehlentwicklungen in der Gesellschaft zu korrigeren. Man kann nicht alles den Märkten überlassen, denn dahinter stehen Spekulanten, Zocker etc ohne Sinn fürs Gemeinwohl.
Und trotzdem reissen sich unzählige u. a. auch unfähige um solche Pöstchen?
Ich lese hier immer, dass die Politiker nicht das Volk vertreten. Frage an das Volk: Warum wählt ihr dann diese? Bereits zu Tagsatzung-Zeiten wurden primär Partikularinteressen vertreten und nichts anderes. Auch ein Duttweiler wollte primär Geld verdienen mit M und Pestalozzi mehr Geld für die Bildung. Fakt ist, dass der Durchschnittliche Wähler sich primär von Parolen leiten lässt, nur dies erklärt warum ein Herr Blocher gewählt wird oder ein Herr Bührer oder eine Frau Wyss oder eine Frau Kiener.
In der Schweiz haben wir das Glück, eine mehr oder weniger Direkte Demokratie zu haben. Da stellt sich dann für mich schon die Frage, für was wir überhaupt noch Politiker brauchen. Man könnte ja auch eine Elektronische Direkte Demokratie einführen, das Volk über alle Sachgeschäfte onlline abstimmen lassen und das Parlament und die Politiker abschaffen. Dann hätten wir auch kein Problem mehr mit Lobbies und Korruption, und keine abgehobene und letztlich überflüssige Politikerkaste mehr.
Meiner Meinung nach fehlen schlichtweg die personell nötigen Resourcen für die neue Herausforderung. Nur wenige Politiker/innen haben das dafür nötige Format. Noch immer stehen Parteibuch und Rhetorik an erster Stelle. Besorgniserregend finde ich die Situation vor allem bei den Jungen. Mit Ausnahme von Pascale Bruderer fällt mir eigentlich niemand ein, dem ich das nötige Potential zutraue. Oder hat jemand den Eindruck, dass Leute wie Rickli, Reimann, Wermuth, Brunner oder Wasserfallen dieses Land weiterbringen? Es ist nur zu hoffen, dass im Herbst neugewählte Junge bald positiv auffallen.
Sind wir noch fähig, die gesellschaftlichen, konfliktträchtigen politischen Probleme zu lösen. Das Volk ist in Lager zerspaltet, die Parteienlandschaft aufgesplittert, Kompromisse zu finden immer schwieriger. Der Populismus nimmt zu; in weiten Kreisen hat Nostalgie das Denken ersetzt. Auch hat sich die Moral (Scheinmoral/Heuchelei ??) wieder vermehrt im Zentrum der Debatten eingenistet. Auf die wichtige Frage „Hat das Volk alle Rechte“ steht eine schlüssige Antwort aus. Bewegen wir uns nicht in Richtung Volks- bzw. Mehrheitsdiktatur ? Gegen Religionsfreiheit, Minderheitenschutz, Menschwürde !
. Das Volk ist in Lager zerspaltet, die Parteienlandschaft aufgesplittert, Kompromisse zu finden immer schwieriger. Der Populismus nimmt zu; in weiten Kreisen hat Nostalgie das Denken ersetzt. Auch hat sich die Moral (Scheinmoral/Heuchelei ??) wieder vermehrt im Zentrum der Debatten eingenistet. Auf die wichtige Frage „Hat das Volk alle Rechte“ steht eine schlüssige Antwort aus. Bewegen wir uns nicht in Richtung Volks- bzw. Mehrheitsdiktatur ? Wie halten wir es mit dem Minderheitenschutz, der Religionsfreiheit, der Menschenwürde oder dem Recht auf Hilfe in Notlagen.
alle politiker mitsamt den bundesräten könnten heute schon durch, mit künstlicher intelligenz ausgerüstete, computer ersetzt werden. dies wäre weit kostengünstiger und würde auch bessere, oder mindestens keine schlechteren, resultate liefern.
nobody, ein körperloser bitstring.
Das Problem in der Politik liegt darin, dass viele gewählte ExponentInnen – nicht wie in der Privatwirtschaft – mehrheitlich fachlich inkompetent, resp. für ihren ‚Job‘ fachlich nicht qualifiziert sind; Quasi eine ‚Ins-Amt-Hievung‘ direkt ab der ‚Bushaltestelle‘, während professionelle Unternehmen ihre Exekutiv-Kandidaten einem Assessment unterziehen, was der Volkssouverän jedoch dummerweise unterlässt. Deshalb verstehen die entsprechenden ‚PolitikerInnen‘ weder das Bankensystem, noch die Wirtschaftskrise und schon gar nicht die globalen Zusammenhänge. Darunter leidet das Volk ständig…
Mir kommen gleich die Tränen….die armen Politiker….:-)….mit Berufsmässigen…..ohne Scham lügende, selbst ernannten „Volksvertreter“ habe ich nun wirklich kein Mitleid…:-))
Je weniger Politiker machen dürfen, desto besser geht es uns allen. Ein Fehler wird mit dem nächsten verschlimmbessert. Der beste Politiker ist jener, der verspricht, soviel neue Gesetze wie möglich zu verhindern und alte abzuschaffen.
absolut einverstanden!
Anders gefragt ist die Politik tatsächlich eine undakbare Sache, oder sind die Parteien nicht schuldig für die Uneinsuchtigkeiten und deren absurden Vorlagen und Ansichten. Heute geht es doch nicht mehr um die Bedürfnisse des Volkes sonders nur um die Interessen der Wirtschaft. Auch angesichts der zu Ende gehenden Resourcen, ist das wirken der Politik nicht gerade vollumfänglich in der Lage dem Erdentrapanten Erde die nötige Gesinnung zu beweisen. Aber in ca. 45 Jahren sind sowieso die meistens Resourcen ausgebeutet, und dann…?
ein artikel dem ich zustimmen kann. sie haben recht, hr. haas. was mir auffällt: sie schreiben nicht’s über ideologische verblendung und deren negativen, politischen folgen. das wirkt bis in die gerichtsbarkeit hinein und wenn die medien mitspielen wird hass geschürt, unfrieden gesät und die negativspirale dreht und dreht sich bis zum polizeistaat. die freiheit verliert! momentan sind wir an einem absoluten tiefpunkt. die gerichtsbarkeit unterstellt einem ex justizminister, nationalrat wissentliches verletzen des bankkundengeheimnisses. das ist nur politisch zu bewerten. ( hollenwegerskizze )
Politiker werden an zwei Dingen gemessen
a) ob sie sich um aktuelle Probleme kümmern oder mit Lügen den Deckel draufhalten. Wir erinnern Doris Bibi Leuthard, die vor zwei Jahren noch sagte, die steigenden Mieten und die Wohnungsnot hätten überhaupt nichts mit der Masseneinwanderung aus der EU zu tun.
b) ob sie ihre Versprechen sich erfüllen oder plumpe Lügen waren. Wir erinnern Ruth Dreifuss, die uns einredete, die Krankenkassenpärmien täten sinken, wenn wir JA stimmen zum Krankenversicherungsgesetz.
Kurzum: Wir misstrauen Politikern, weil sie per definitionem Lügner sind.
Dieser Befund heisst doch nur dass die politische Wissensarbeit der Grundlagen ermangelt, dass es also gar nicht um die Sache und noch weniger um die Betroffenen, sondern nur um das Rennen nach Macht über Massenattraktivität, von den Medien angeheizt, von den politischen Wissenschaft zur Substanzlosigkeit fehlgeleitet, geht.
Der Befund kann vieles Andere signalisieren. Klar sollte aber sein, dass man Politik ohne Macht nicht ausführen kann. Wenn man aber Macht nur für 4 Jahre geliehen bekommt, kann man nicht ernsthaft Politik betreiben. Alle Probleme, die sich auf die Schnelle lösen liessen, sind gelöst. Jetzt kommen die langreichweitigen, für die man sehr viel mehr als eine Legislaturperiode braucht. Hinzu kommt, das gewählte Politiker viel Zeit, zuviel Zeit für Wahlkampf verschwenden müssen und der kann nur Schnellschüsse erzeugen. Unsere Politiker sind schlecht, haben aber auch keine Chance, besser zu werden.
da wurde man doch „gezwungen“ in obersten chargen (BR) politik zu machen und nun muss man noch hinstehen und verargumentieren. so etwas von gemein! auch fand man in der privatwirtschaft keine (angemessen entlöhnte) anstellung, so dass man auf die politik ausweichen musste. wer , in eigener dummheit noch ehrlich und motiviert, vielleicht idealist ist, wird schon auf gemeindeebene blockiert, keine angst. deshalb die „langen“ gesichter welche man in bern sieht, alles misshandelte. würde jede partei ihre besten (nicht populärsten) leute in den BR senden hätten wir die echten vertreter gewählt !
Na ja, ich denke, wir müssen bestimmt kein Mitleid für diese Politiker haben. Sie werden natürlich kritisiert, weil sie so tun, als ob sie so viel Einfluss hätten und wenn etwas positiv verläuft, sind sie die Ersten, welche die Lorbeeren beanspruchen wollen. Ein kluger Politiker wäre ein Politiker, welche sich bescheidener aufführen würde und seine Integrität als wichtigster Baustein seiner Persönlichkeit entwickeln würde. Solch ein Politiker würde bei einer gutgelaufenen Angelegenheit jedes Lob von sich weisen und jene erwähnen, welche die wirklich treibende Kraft gewesen waren.