Brauchen Lehrer einen Hochschulabschluss?

Das «Geissenpeter-Syndrom», wie Andreas Pfister das Unbehagen gegenüber Akademikerinnen und Akademikern kürzlich betitelte, zeigt sich auch in der Debatte um die Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Insbesondere mit Blick auf die Ausbildung von Lehrpersonen für die Kindergarten- und Unterstufe wird eine «Verakademisierung» beklagt und argumentiert, dass diese Lehrer keine Hochschulausbildung bräuchten, um unterrichten zu können.

Die nötigen Kompetenzen sind nur bedingt schulstufenabhängig.

Ganz Ohr für ihre Dozentin: Schülerinnen der Pädagogischen Hochschule Zürich. Foto: Dominique Meienberg

Ganz Ohr für ihre Dozentin: Schülerinnen der Pädagogischen Hochschule Zürich. Foto: Dominique Meienberg

Natürlich braucht es kein Doktorat in Mathematik, um dieses Fach auf der Primarstufe zu unterrichten, aber vertiefte Kenntnis davon, wie Kinder lernen. Lehrer und Lehrerinnen müssen beispielsweise wissen, wie sich Kinder mathematische Grundfertigkeiten aneignen und welche spezifischen Entwicklungsschwierigkeiten dabei entstehen können. Dies setzt sowohl ein Grundverständnis der Mathematik als auch fachdidaktisches, lerntheoretisches und diagnostisches Wissen voraus.

In der Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen (PH) lernen angehende Lehrer, wie sie Lernprozesse anleiten und guten Unterricht durchführen. Dieses Wissen vertiefen sie in den einzelnen Praktika – der Umfang der praktischen Ausbildung an den heutigen PH ist grösser, als dies vor deren Gründung der Fall war.

Neben dem Unterrichten gehört es auch zum Lehrberuf, Kinder und Jugendliche auf ihrem Lern- und Lebensweg zu begleiten. Lehrpersonen arbeiten dabei Hand in Hand mit Eltern und weiteren Fachleuten. Darüber hinaus wird von ihnen mehr denn je – und durchaus zu Recht – gefordert, dass sie ihre Schule sowie ihren Unterricht laufend verbessern. Dies verlangt von den Lehrpersonen ein hohes Mass an Selbstreflexion sowie organisatorische und kommunikative Kompetenzen.

Die Professionskompetenzen des Lehrberufs und das dafür notwendige Wissen sind letztlich also nur bedingt schulstufenabhängig, sodass das Argument, gerade Lehrer auf den unteren Schulstufen bräuchten keine akademische Ausbildung, nicht verfängt. Ganz im Gegenteil kommt gerade ihnen eine besonders wichtige Rolle im Hinblick auf die spätere Schullaufbahn von Kindern zu. Überdies müssen Lehrpersonen auf den unteren Schulstufen eine wesentlich grössere Übersetzungsleistung erbringen, wenn sie (akademisches) Fachwissen in lern- und damit vermittelbares «Schulwissen» umformen wollen.

Die Behauptung also, dass der Lehrberuf keine grossen intellektuellen Anforderungen stelle und deshalb kein akademischer, sondern primär ein (Klassen-)Führungsberuf sei, in dem es vor allem darum gehe, Kindern Disziplin und Fachwissen beizubringen, ist fernab von jeglicher pädagogischer Professionalität und Praxis.

85 Kommentare zu «Brauchen Lehrer einen Hochschulabschluss?»

  • Patrick sagt:

    Das alles lernten Lehrer in vor-PH-Zeiten nicht? Ich denke doch. Schaut aus als müsste eine PH-Dozentin ihre Arbeit verteidigen, was ja nur natürlich ist.

    Welchen Titel eine Ausbildung führt ist eigtl. irrelevant, so lange der Inhalt stimmt und man nicht allzufest dem Statusdenken anheim fällt.

    • Blanche Wu sagt:

      Ich frage mich nach diesem Artikel was denn alle Lehrer früher am Lehrerseminar gelernt haben? Gemäss diesem Artikel sind alle älteren Lehrer mit Lehrerseminarabschluss nicht akademisch genügend ausgebildet um Primarschülern Mathematik beizubringen. Das lernt man also nur an einer Hochschule. Man könnte das niemals an einer FH, HF od. eben Lehrerseminar lernen, da nur die Hochschule fähig ist diese Wissensvermittlung? Wie abgehoben ist das denn! Die angesprochenen Themen müssen nicht zwingend an einer Hochschule vermittelt werden….

      • Christoph Gut sagt:

        Eine Pädagogische Hochschule ist eine Fachhochschule. Ein Lehrerseminar wäre auch eine Fachhochschule gewesen, wenn es diese Kategorie damals schon gegeben hätte. Die Zulassungsbedingungen sind heute wie früher etwa die gleichen. Mit der BMS ist der Zugang an die PHs heute weniger restriktiv als früher an die Lehrerseminarien. Die Ausbildungszeit für Seklehrer hat sich praktisch nicht verändert, diejenige für Primarlehrer wurde länger, damit der Abschluss mit einem Bachelor gleichwertig ist.

    • Christoph Gut sagt:

      Das ist ja so erstaunlich an der Debatte der „Verakademisierung“ des Lehrerberufs. Vor 25 Jahren musste ein Primarlehrer eine Matura vorweisen, um ins Unterseminar aufgenommen zu werden. Heute reichen auch „äquivalente“ Ausbildungen wie BMS, FMS mit Aufnahmeprüfung etc. Der Seklehrer studierte schon vor 60 Jahren an der Universität und war neben dem Arzt, dem Apotheker und dem Pfarrer damals einer der wenigen Akademiker in seiner Gemeinde. Heute hat der Seklehrer seinen Bildungsstatus längst eingebüsst. In der Verwaltung einer grösseren Gemeinde arbeiten mehr Uni-Akademiker als in der Schule.

  • Christian Müller sagt:

    1. Niemand behauptet, der Lehrberuf sei nicht auf jeder Stufe ein anspruchsvoller und verlange nach einer sehr spezifischen Ausbildung. Die (hier unbeantwortete) Frage lautet: werden die nötigen Kompetenzen in einem akademischen Rahmen tatsächlich besser vermittelt als zB. am „Lehrersemi“?
    2. PH AbgängerInnen als die besseren oder schlechteren LehrerInnen zu bewerten ist verfrüht, unfair und v.a. unnötig: ein Blick in neue Grundstufen-Lehrmittel reicht um die fachliche Krise moderner Pädagogik zu erkennen. „Schrift erleben“, „Lernen in der Sprachsuppe“…
    Ch. Müller
    Ergotherapeut und Lerncoach

  • Peter Huber sagt:

    Es spielt doch gar keine Rolle ob es ein Hochschulabschluss ist oder nicht. Es geht rein darum, dass die Person als Lehrer geeignet ist. Mit den Seminaren von früher war der Einstieg relativ einfach. Es wurden Personen Lehrer, die geeignet waren und solche die es nicht waren. Nun ist eine Matura, egal auf welchem Weg erlangt, die Bedingung. Damit werden wie früher Personen Lehrer, die geeignet sind uns solche die es nicht sind. Durch die Vorbedingung der Matura wird das Feld der geeigenten Kandidaten einfach künstlich eingeschränkt.

    • Christoph Gut sagt:

      Das stimmt so nicht. Der Zugang an die Seminarien war frührer restriktiver als heute. Eine Matura musste man als Primarlehrer schon immer vorweisen. Heute reichen auch nicht gymnasiale Äquivalente. Der Topf ist heute grösser als früher.

  • Daniel Kast sagt:

    Ich habe das 5-jährige Primarlehrerseminar gemacht und finde es eine bodenlose Frechheit von Ihnen uns unterstellen zu wollen dass wir Lehrer minderer Qualität sind weil wir Ihre verakademisierte Schule nicht besucht haben. Kindergärtner und Lehrer haben Jahrzehnte fantastisch ohne Ihre Hochschule kindsgerecht unterrichtet und die 5-jährige Ausbildung inklusive Praktika sind komplett ausreichend. Wie heutzutage jemand 8 Jahre für Kindergärtner bei dem Lohn auf sich nimmt muss schon ziemlich bemitleidenswert sein. Für 8 Jahre Ausbildung würde ich heute sicher einen besser bezahlten Job suchen.

    • luftibus sagt:

      Ich habe den Eindruck, dass Sie 1. nur des Geldes wegen in dieser Branche tätig sind, 2. sich unfreundlichst über die jüngeren Primarlehrerinnen und lehrer lustig machen (Ui sind die dooof eine so lange Ausbildung zu machen) 3. mögen Sie offenbar die Beschönigungen (fantastischer und kindsgerechter Unterricht in den vor-ph-jahren) und 4. hat die Autorin sich aber gar nirgends vergleichend geäussert bezüglich der Lehrpersonen mit verschiedener Ausbildungen. Aber offenbar scheint sie da in einer (ihrer!) offenen Wunde zu kratzen.

    • Christoph Gut sagt:

      Wer heute das Primarlehrerpatent (sprich den Bachelor) an einer Pädagogischen Hochschule erwirbt, studiert 6 Semester, also 3 Jahre. Ähnliches gilt für den Eingangsbereich (Kindergarten). Die jungen Lehrpersonen kommen so mit knapp 23 Jahren in die Praxis. Voll ausgebildet, mit der Erwartung, dass sie für die kommenden 40 Jahre nichts mehr hinzulernen müssen. Ich verstehe nicht, wie man davon reden kann, dass man früher 5 Jahre für das Patent, heute 8 Jahre studieren muss.

      • Patrick2 sagt:

        Unter voll ausgebildet stelle ich mir aber etwas anderes vor. Ich (kein Lehrer, aber mit einigen Lehrer in der Verwandtschaft) höre regelmässig, dass praktisch kein PH-Abgänger eine Primarklasse mehr alleine unterrichten kann. Offenbar schaffen es viele PHs nicht, das ganze Curriculum des Primarunterrichts in eine Normalstudiendauer zu verpacken. Obwohl jemand den Abschluss hat, fehlen ihm Lehrberechtigungen in einzelnen Fächern, die dann mühsam berufsbegleitend noch nachgeholt werden müssen.

        • Christoph Gut sagt:

          Es sind vor allem Zusatzfächer wie z.B: das „neue“ Fach Englisch, für deren Lehrerlaubnis die Primarlehrer nach der Ausbildung noch Weiterbildung besuchen. Das bedeutet nicht, dass die Studierenden nach 6 Semestern voll in den Beruf einsteigen können. Es gab übrigens schon vor 50 Jahren in der Primarschule Fächer, die nicht von allen unterrichtet wurden (z.B. Schwimmen).

    • chocolate sagt:

      Naja, bei Ihnen muss die Ausbildung schon längere Zeit her sein, von den Kommaregeln haben Sie auf jeden Fall keine Ahnung. Statt wutbürgermässig in die Tasten zu hauen, wäre es besser, sich zu fragen, ob nicht die Lehrerausbildung – wie alle anderen Ausbildungen auch – den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden muss. Und ich habe keinen Kommentar gelesen, der die ‚alten‘ Lehrer als schlechter hingestellt hat. Ist Ihnen da jemand zu nahe getreten?

  • B. Folda sagt:

    Die Abwehrreflexe gegen den Artikel in den bisherigen Forumsbeitraegen setzen sich bezeichnenderweise nicht mit den wirklich wesentlichen Inhalten des Textes auseinander! Warum wohl?

  • Anton Schneider sagt:

    Nun – ich verstehe Frau Chr. Huber, dass sie ihren eigenen Beruft besonders wichtig nimmt. Allein das Schlusswort lässt mich aber Zweifel aufkommen, worin denn für Frau Huber das Problem besteht? Wenn es nicht darum geht, Kindern Disziplin und Fachwissen beizubringen – worum geht es dann? Unter Disziplin würde ich natürlich auch Sozialkompetenz subsumieren. Auf den Lebensweg vorbereiten? Warum also genau braucht es 6 Jahre Studium um einem 6jährigen Rechnen (oder dann halt Mathematik) bis 50 beizubringen?

    • Christoph Gut sagt:

      Ein Primarlehrer erwirbt in 6 Semestern an der PH sein Lehrdiplom. Er erhält dabei die Lehrbefähigung in verschiedenen Fächern wie Deutsch, Mathematik, Mensch und Umwelt (= Geschichte, Geografie, Naturwissenschaften, Technik, …), Werken, Turnen plus eine Fremdsprache. Geht man davon aus, dass von der Matura her das fachliche Wissen bereits vorhanden ist (leider ist dem nicht so), dann stehen für die verschiedenen Fachdidaktiken, die Allgemeindidaktik, die Pädagogik, Recht und die Praktika nicht viel Ausbildungszeit zur Verfügung!

      Therefore, for

  • Rudolf Kupper sagt:

    Der grundlegende Irrtum heutiger Pädagogik liegt darin, dass Pädagogen glauben, Kinder seien so, wie in ihren akademischen Lehrbüchern beschrieben. Sind sie nicht. Wenn ich an meine Tochter denke, die die Arme ausbreitete und überzeugt war, sie könne fliegen – und nichts steht über den Erwerb von Flugkompetenz im Kompetenzerwerbsplan 21 (früher LP 21). Wenn ich nur schon das moderne Pädagogenkauderwelsch ansehe – kein Mensch sagt Lehrperson statt Lehrer, keiner Lernende statt Schüler. Hört mit dem akademischen Getue auf, redet wieder normal und verwendet wieder den gesunden Menschenverstand!

    • Theo Noetzli sagt:

      Genau, Sie sprechen da bezüglich ‚Lehrperson‘ etwas an, das mich auch befremdet: diese Berufsbezeichnung ist tatsächlich Pädagogenkauderwelsch; ich habe z.B. noch nie von Polizeipersonen, Politikpersonen, Pfarrpersonen etc. gelesen oder gehört.

      Leider sind die aktuellen Ausbildungsgänge an den Pädagogischen Hochschulen zu oft kaum mehr als profane Arbeitsbeschaffungsmassnahmen für Dozenten/Dozentinnen und angehende Doktoranden/Doktorandinnen.

      wie z.B. der Ausdruck ‚Gelingensbedingungen‘. Es

      • Rudolf Kupper sagt:

        In der Tat, das akademistische Geschwätz verbreitet sich wie eine schlimme Krankheit: Früher gabs in Orchestern Streicher, Holz- und Blechbläser, und es gab Dirigenten. Tempi passati: Heute sind das Streichende, Holz- und Blechblasende und Dirigierende. Kein Witz, es ist so! Regierungsrat – welch ein Graus, das ist eine Regierungsperson, Kantonsrat eine Kantonsperson, Doktoren sind Doktierende, neu auch die Professierenden, die Handwerkenden und die akademischen Mist Produzierenden.

    • chocolate sagt:

      Wenn etwas total überbewertet ist, dann ist es der sprichwörtliche ‚gesunde Menschenverstand‘. Das heisst doch übersetzt nichts anderes als ‚die meinen, was ich auch meine‘.
      Ich will, dass meine Kinder von gut ausgebildeten, auf der Höher der Zeit lehrenden LehrPERSONEN unterrichtet werden.

      Wenn das nächste Mal jemand wie Sie in meinem Sprechzimmer sitzt, nehme ich auch das medizinische Wissen aus den 50ern hervor und etwas ‚gesunden Menschenverstand‘ und vergesse die Entwicklung der letzten 70 Jahre in der Medizin…

  • beat lauper sagt:

    Wenn ausgerechnet Lehrer den Wert einer höheren Aus- und Weiterbildung hinterfragen dann ist es wahrlich nicht gut bestellt in unserem Ländle mit der tiefsten Maturitätsquote der OECD. Warum es für Mathematik „natürlich“ kein Doktorat braucht ist ja an und für sich bereits selbstaussagend: man kann sich dann nur ausmalen was für Werte diese Lehrer ihren Schülern mitgeben….

    • s.frei sagt:

      als nichtpädagoge kann ich nur die übertriebene leistungsanforderunge bestätigen, welche (einzig) der staat an unsere kindergärtner- primarschullehrer(innen) stellt. man hat mühe den aufgaben zu folgen, welche es braucht ein solches amt auszuführen, zumal die meisten gelehrten fächer absolut nix mit der schlussausbildung zu tun haben und nie (!) gelehrt werden können…!!!

      • chocolate sagt:

        s.frei: Ich hoffe nur, Sie sind kein Praktiker/in und unterrichten Schüler. Sonst sehe ich für die Deutschkenntnisse der nächsten Generationen schwarz!

  • Hans Grunder sagt:

    Wer diesen Unsinn gelesen hat versteht, warum unsere Schulen nicht mehr funktionieren!
    Lehrer, die auf ihre Schüler eingehen können, sind diejenigen, bei denen Fortschritte erzielt werden. Diese Fähigkeit wird nicht an Hochschulen vermittelt!

  • s.frei sagt:

    es geht nur um profilierungswut der beamten in bern, welche kindergärtnerinnen sogar 8-9jahre aufoktruieren. total sinnlose mathematikbüffelei und exotische kantonsschulen zur betreuung von 5-8jährigen ?
    die heuchlerei hat kein ende und verdienen daran : wie immer der wasserkopf, bern, verwaltung und beamte.
    gleichzeitig werden über die grenze (D,F,I) günstige andersgebildete reingeholt, welche dann natürlich ihre konzepte verklickern.
    dass ist dem bund egal, wenn man im tessin (zbsp) 4jahre lang in der primarschule das römische reich behandelt, die schweiz aber nicht einmal behandelt wird !!!

    • Blanche Wu sagt:

      Der Mathematikstoff von der 1-6 Klasse ist nun wirklich nicht schwehr und wer will kann sich den Stoff in einer Woche nochmals reindrücken…natürlich muss man lernen wie man diesen Stoff Kindern vermittelt, aber rein fachlich gesehen ist Mathematik auf dieser Stufe wirklich sehr sehr leicht und wer dies nicht so sieht muss sich überlegen ob er als Primarlehrer wirklich geeignet ist. Anscheinend mussten Dozenten bei der PH Schaffhausen nochmals zeigen wie man cm in m, etc. umrechnet da einige Studenten dies nicht mehr wussten!!!! Diese Info habe ich aus ehrlicher Quelle.

    • chocolate sagt:

      Wenn für Sie das Gymnasium ‚exotisch‘ ist, denke ich, dass Sie es nicht von Innen gesehen haben. Das würde auch Ihren abenteuerlichen Stil und Grammatik erklären. Warum aber so bitterböse? Ich möchte, dass meine Kinder von gut ausgebildeten Lehrpersonen betreut werden. Es gibt übrigens normalverteilt in der ganzen Bevölkerung ca. gleichviele Menschen mit Empathiefähigkeit (auch wenn das nicht in Ihr Schema passt). Bildungsferne ist also sicher kein Garant dafür, dass man ein guter Lehrer ist!

  • luftibus sagt:

    Meine Güte liebe Leute, irgendwie schreiben hier einige, als wäre man ihnen auf die Füsse gestanden, und die meisten beziehen sich gar nicht auf den Text. Jedenfalls bezeichnend für das „volkstümliche“ Verständnis darüber, was eine gute Lehrerin oder einen guten Lehrer (LPs) ausmacht. Ich fasse zusammen: 1. Den Tarif durchgeben können 2. eine kurze Ausbildung reicht, weil sonst sind die LPs zu teuer, 3. Als „Person“ geeignet sein, was immer das heisst 4. auf Kinder eingehen können (was man an PHs nicht lernt) 5. Opfer der Beamten sein. Warum genau will kaum mehr jemand Lehrer werden?

    • chocolate sagt:

      Stimmt nicht ganz, luftibus, die Zahlen der Studenten an den verschiedenen PHs nehmen seit Jahren zu. Neuer Rekord dieses Jahr! Ist doch schön, oder?

  • Franz Süss sagt:

    Es gibt durchaus vernünftige Argumente für – und einige auch gegen – die Akademisierung des Lehrberufs. Ganz besonders froh bin ich aber um diese Bemerkung im obigen Artikel: „…Lehrer auf den unteren Schulstufen… Ganz im Gegenteil kommt gerade ihnen eine besonders wichtige Rolle im Hinblick auf die spätere Schullaufbahn von Kindern zu.“ Ja, das ist absolut richtig! Aber warum verdienen dann gerade diese so wichtigen Fachpersonen deutlich weniger, als die (akademisch höher gebildeten?) Kollegen, die in höheren Schulstufen unterrichten. Ein fataler Fehler im System!

  • Paradiso sagt:

    Ich bin eine gute Kindergärtnerin geworden nicht wegen sondern trotz der PH!

    Der Bund stellt sich selbst ein Bein. Selektiert die Auszubildenden nach absurden Kriterien und stellt zu hohe Anforderungen in der Ausbildung, die praxisfern sind. Das viele die Kindergärtnerinnen werden wollen/wollten. Kein Wunder besteht ein Mangel an Lehrpersonen auf dieser Stufe.
    Schön und gut kann man nach dem Abschluss weiterstudieren, dadurch verliert die Schweiz erneut an Lehrkräften.
    Trotz allem ist und bleibt der Kindergärtner/innen einer der vielfälltigsten und schönsten Berufe.
    PS Hätte nicht unbedingt auf dem Foto erscheinen wollen!

  • linus sagt:

    Für die Schülerinnen und Schüler wird wohl kaum ein Unterschied festzustellen sein, wo und mit welchem System ihre Lehrpersonen ausgebildet wurden. Pädagogisch wie auch didaktisch ist sowieso nie ausgelernt.

    Viel wichtiger aber ist, dass mit der neuen Ausbildung eine berufliche Neuorientierung viel einfacher zu managen ist. Die Türen stehen weit offen. Bei der Ausbildung Lehrerseminar war das anders. Völlige Fokussierung auf das Berufsfeld „Unterricht für Kinder“. 50jährige Seminarbesucher stehen ziemlich auf dem Abstellgleis, wenn sie nicht mehr unterrichten wollen und sind schwer vermittelbar bei Arbeitslosigkeit.

    • Markus Rytz sagt:

      Schwaches Argument, lass ich nicht gelten! Wo soll denn bitteschön die berufliche Neuausrichtung von einem PH-Absolventen von Vorteil sein gegenüber dem Lehrerseminar-Absolventen. Das ist doch Humbug. Der PH-Absolvent ist immer noch ein Lehrer. Meinetwegen mit einer vertieften akademischen Ausbildung. Ja und? Wenn eine Firma bspw einen Bauingenieur benötigt, ist es für beide Absolventen PH und Seminar, genau gleich anforderungsreich, das Ing-Studium nachzuholen. Keiner von beiden wird in der Lage sein, einfach so „on the job“ sich einzuarbeiten.

  • Fred Niederer sagt:

    Das Problem sind nicht die PH-Studenten, das Problem sind die praxisfernen PH-Dozenten

  • Armando sagt:

    Als ich Ende der 1950er-Jahre in den Kindergarten ging, war die Kindergärtnerin eine Ordensschwester, die etwa 35 Kinder allein betreute. Es machte Spass, obwohl diese Kindergärtnerin garantiert keine schulpädagogische Ausbildung hatte.

  • Christoph Gut sagt:

    Sie sitzen im Flugzeug. Welchen Kapitän möchten Sie? Einer mit langer oder einer mit kurzer Ausbildung?
    Sie werden eines Deliktes beschuldigt. Welchen Anwalt wählen Sie? Den renommierter Akademiker mit Doktortitel oder ein Hochschulabgänger?
    Sie haben Krebs. Zu welchem Arzt gehen Sie. Den Chefarzt oder zum Assistenzarzt?
    Sie schicken Ihre Kinder in die Primarschule. Welchen Lehrer möchten Sie?

    • Paradiso sagt:

      Ich wähle den Lehrer, der den besten Draht zu den Kindern hat und ihnen Lerninhalte mit Freude und Begeisterung mitgeben kann. Das leider ist in der Ausbildung nur minim inbegriffen…

      • Christoph Gut sagt:

        Einen „guten Draht zur Klasse haben“ ist eine Grundvoraussetzung für Lehrpersonen, aber nicht alles! Darüber hinaus erwarten Eltern, dass die Lehrperson ihrer Kinder auch fachlich stattelfest ist und über pädagogisches und didaktisches Orientierungswissen verfügt, um den Unterricht reflektieren zu können. Um dies „Sicherzustellen“ wird eine Ausbildung erwartet: Früher an den Seminarien, heute an den PHs. Dazu muss man wissen, dass PH-Abgänger mehr Praxiserfahrung haben als Seminaristen!

    • Rudolf Kupper sagt:

      Als Flugkapitän würde ich denjenigen wählen, der als Co-Pilot gezeigt hat, dass er seiner Aufgabe und seiner Verantwortung gewachsen ist. Seine Ausbildung ist mir egal. Auch als Anwalt würde ich jemanden nehmen dem ich vertraue, und von dem ich annehme, dass er meine – und nicht seine – Interessen wahrnimmt. Seine Ausbildung? Auch die Ausbildung des Arztes kümmert mich nur wenig: Berufserfahrung muss er haben. Und bei den Lehrern? Würde ich’s machen, wie Paradiso: Einen mit einem guten Draht zu den Kindern würde ich nehmen. Hat wenig mit Ausbildung zu tun.

      • Christoph Gut sagt:

        @Kupper: Grundsätzlich entscheiden Sie sich für den Fachmann mit längerer Ausbildung und mehr Berufserfahrung. Sie schreiben zwar, Ausbildung sei unwichtig, wahrscheinlich meinen Sie aber Bildung. Genau so verhält es sich auch beim Lehrer. Je mehr Ausbildung und Berufserfahrung, desto höher ist die Expertise. Ein Primarlehrer erwirbt sein Lehrpatent mit 23 Jahren, ein Sekundarlehrer ab 25. Wieso man bei einem Berufshorizont von 40 Jahren eine 3-4,5 jährige Ausbildung (Primar, Sekundar) als zu lang erachtet, ist mir schleierhaft. Der Käpten, der Arzt, der Anwalt bilden sich viel länger aus.

        • Markus sagt:

          Die Pilotenausbildung dauert ca 1-2 Jahre, eine Matur braucht man nicht. Die grundfalsche Annahme, dass wer nicht studiert hat voll doof und unfähig ist, basiert auf Überheblichkeit

          • Christoph Gut sagt:

            Die Ausbildung zum Pilot ist tatsächlich kurz, bis jemand aber Kapitän eines Jumbos ist, vergehen einige Jahre. Auch für ein ETH-Studium braucht es keine Matura. Man muss einfach die Aufnahmeprüfung bestehen. Ähnliches gilt wohl für die Pilotenausbildung. Ein bisschen Physik, das über das Maturaniveau geht, wird auch ein Jumbokaptiän vorweisen müssen.
            .
            Zudem geht es bei der Diskussion nicht darum, die Korrelation zwischen Studiertheit und Doofheit zu erörtern. Es geht um die Frage, welche Ausbildung wir von den Lehrern, denen wir unsere Kinder in Obhut und Ausbildung geben, erwarten dürfen.

    • Fred Niederer sagt:

      @Gut: Ich würde den Pilot nehmen der mehr praktische Erfahrung hat

      • Christoph Gut sagt:

        @Niederer: Dann nehmen Sie den Absolventen der Pädagogischen Hochschule. Der hat bei Berufseintritt mehr prakitische Lehrerfahrung als der frühere Seminarist.

  • Pascal Meister sagt:

    Liest man die Begründung, dürfte man bald gar keinen Beruf ohne Studium ausüben. Wohin das führt, kann in vielen Ländern der Welt beobachtet werden. Warum ganz genau kann man nicht eine vierjährige Kindergärtner-Lehre einführen? Für welche man vorher die menschlich besten Bewerber auswählt und nicht jene mit tollen Leistungen in Mathematik und Französisch?

    • Christoph Gut sagt:

      Lehrer ist nicht einfach so ein Beruf wie jeder andere: Es geht in der Schule zwar nicht um Leben und Tod, aber den Lehrern werden *zwangsweise“ (Die Schulpflicht ist eine der grössten, die Freiheit einschränkende Machtausübung des Staats) Kinder in die Obhut gegeben. Lehrer entscheiden mit über die Karrieren unserer Kinder. Es gibt Länder, wo man nur die besten als Lehrer will (Asien), es gibt Länder, wo die besten Lehrer werden wollen (Finnland). Und es gibt Länder wie die Schweiz, wo man, glaubt man den Kommentaren in diesem Blog, die besten als Lehrer nicht will.

  • Hans Käslin sagt:

    Das eine pädagogische Ausbildung zum Lehrerberuf gehören sollte ist selbstverständlich. Dazu braucht es allerdings keine Universität.

    • chocolate sagt:

      Angehende Lehrer studieren auch nicht an einer Universität (Ausnahme: Gymnasiallehrer), sondern an einer pädagogischen Fachhochschule.

  • Festo D'Angelini sagt:

    Genau dieses WIE habe ich bei praktisch allen meinen damaligen Lehrpersonen vermisst. Und ich vermisse es auch jetzt bei den Lehrerinnen und Lehrern meiner eigenen Kindern. Sobald eine Schülerin oder eine Schüler auch nur ganz wenig vom „Normalen“ abweicht, sind die Lehrpersonen völlig überfordert. Ich weiss nun nicht, ob dies auf mangelnde Kompetenz, schlechte Ausbildung oder zu wenig gesunden Menschenverstand zurückzuführen ist. Die besten Lehrerinnen und Lehrer sind doch diejenigen, die sowohl bei starken wie schwachen Schülerinnen und Schülern das bestmögliche Potenzial fördern.

  • pedro sagt:

    Ich kenne einige Lehrer und wir sind uns einig:
    Die Hochschule wird von sozialistischen und monotheistischen Demagogen und Agitatoren benutzt um die kruden. menschenfeindlichen, christlich kommunistischen Ideologien zu verbreiten.
    Die gleichen die auch Tamedia und Ringier verbreiten. Eine Scheinobjektivität deren ideologisch-manipulativer Totalitarismus enorm ist.

  • Alen Bacic sagt:

    Finde ich ausserordentlich schade.
    Wissen vermitteln, ist eine Passion, eine Gabe und ich glaube nicht dass man dies erlernen kann.

    Ich habe während meiner Schulzeit oft unmotivierte Lehrer erlebt, welche blos das Material vom letzten Jahr kopiert haben und im Unterricht so klangen wie hängengebliebene Schallplatten in einer Endlosschleife. Alles Intelligente Menschen welche für den Job überqualifiziert waren.

    Jemanden für ein Thema zu begeistern, bringt einem Schüler viel mehr als ein Mensch der sich Wissen akademisch aneignet, dieses aber trotz aller Hilfen nicht vermitteln kann/will.

  • Max Blatter sagt:

    Als Dozent an einer technischen HF kenne ich das tertiäre Bildungswesen; die (Kinder betreffende) Pädagogik habe ich „nur“ als Vater miterlebt. Dennoch: Egal in welchem Fachgebiet, denke ich, dass stets „verschiedene Wege nach Rom“ führen. Als ETH-Ingenieur habe ich die Arroganz mancher (längst nicht aller) ETH-Professoren nie verstanden, die eine ETH-Ausbildung meilenweit über die FH-Ausbildung stellten. Ebenso sollten auch die (pädagogischen) FH nicht den Fehler machen, verächtlich auf andere Bildungswege herabzublicken.
    Eines darf man nîe vergessen: Wissen und Können ist nicht das Gleiche!

  • Müller René sagt:

    Gottseidank hatte ich noch einen Lehrer. Kein „Hochgebildeter.“ All das Geschwafel im Artikel HATTE unser Lehrer schon vor Jahrzehnten auch OHNE „Hochbildung!“ Jetzt werden Lehrerinnen und Lehrer gezüchtet. Wissen ist wichtig. Mensch sein…????

  • Sportpapi sagt:

    Hm. Aber wenn dann ein Gymnasiallehrer auf der Volksschule unterrichten möchte – z.B. im Fach Sport – dann heisst es, man könne ihn nicht anstellen, der er für die Stufe nicht ausgebildet sei…

    • babuschka miro sagt:

      ist es dann nicht so,dass er angestellt wird aber mit einem lohnabzug von 10%? so gehört von englischlehrerin an sekundarschule (aargau), welche „nur das englischpatent für mittelstufe hatte.

  • Markus Schneider sagt:

    Frau Huber ist glücklich, wenn ihr Laden voll ausgelastet ist und sie ihren Job rechtfertigen kann. Da können wir uns ebenso die gedrechselten Weisen der Ärzte anhören, wenn es ums Thema Gesundheit geht. Das wäre ja etwas ganz neues, wenn Frau Huber den Wert ihrer Anstalt in Frage stellen würde oder auch nur dürfte. Insofern kann man ihr Geschwätz aber auch von Beginn weg gleich vergessen, denn es ist völlig klar, was sie sagen wird und sagen muss. Wieso werden nie die Schüler gefragt, was sie für Lehrer brauchen?

  • Markus sagt:

    Uni/FH Ausbildung sollte nur für Forscher, Wissenschaftler und Entwickler offen sein, alle anderen Berufe sollen einen bedarfsgerechte und kostengünstige Ausbildung absolvieren. Der Lehrerberuf ist ein Beruf der sich hervorragende via Berufslehre erlernen lässt. Bei Bildung geht es zu oft um Abschottung.

    • Benno Eggenberger sagt:

      „Bei Bildung geht es zu oft um Abschottung.“

      Diese Behauptung ist in sich schlüssig, da sie einer unausgebildeten Quelle entspringt, die eben gerade nicht weiss, dass Bildung zur Öffnung des Horizontes führt!

      Da ich erst eine kaufmännische Lehre gemacht und erst einige Jahre später studiert und promoviert habe, darf ich das sagen: Die Berufslehren sind eine unglaublich hervorragende, weltweit einzigartige Errungenschaft, aber die intellektuelle Horizonterweiterung erfahren Sie an einer Berufsschule niemals. Was nicht heisst, dass alle Akademiker fähig sind, nota bene.

    • Olivier Garcon sagt:

      Zum Glück gibt’s in der Pädagogik keine Forschung, keine wissenschaftlichen Erklärungen und Entwicklung.

  • A. Schaer sagt:

    Der Kommentar von Fred Niederer bringt es auf den Punkt. Als Unterstufenlehrer (1.+2. Klasse) mit über 20 Jahren Erfahrung, begleite ich Studierende in ihren Praktika. Viele Studierende kommen in meine Klasse, können zwar Gedichte interpretieren und Buchrezension schreiben, aber ein Erstlese-Lehrmittel haben sie noch nie in den Fingern gehabt. So lange an einer PH Professoren dozieren, welche selbst noch nie oder nur kurz im Klassenzimmer gestanden haben, wird der Begriff „Verakademisierung“ nicht verschwinden. Es ist, als ob der Bäcker beim Lebensmittelingenieur Brot backen lernt…

    • Christoph Gut sagt:

      Die Praxis lernt man auch nicht im Seminar, sondern im Berufsfeld. Deshalb haben die PHs ihre Praxisanteile gegenüber den Seminarien ausgebaut. Als Praxislehrperson darf man aber nicht erwarten, dass alles, was man den Studierenden in den Praktika bieten kann, bereits im Seminar und den Fachvorlesungen behandelt wurde? Als Praxiscoach ist man Teil der Ausbildung an den PHs. Für die Lehrerausbildung entscheidend ist, dass die Summe der Ausbildung gilt.

      • A. Schaer sagt:

        Ich bin grundsätzlich mit Ihnen einer Meinung. Nur rede ich nicht von einem Einstiegs- oder einem Vertiefungspraktikum, sondern von einem Diplompraktikum, welches Studierende kurz vor Beendigung des Studiums absolvieren. Dass es dann an mir liegt, den Studierenden nach 2,5 Jahren PH-Ausbildung obligatorische Lehrmittel vorzustellen, ist mir unverständlich. Denn als Praxislehrer bin ich sehr wohl Teil der Ausbildung, habe aber gleichzeitig weiterhin die Verantwortung für den Lernerfolg meiner Klasse. Und da bin ich schlicht darauf angewiesen, dass die Studierenden gewisse Grundkenntnisse haben.

        • Christoph Gut sagt:

          Lehrpersonen sollten an der PH so ausgebildet werden, dass sie sich rasch ein Lehrmittel aneignen können. Es ist ja nicht so, dass zu jeder Zeit und überall dieselben Lehrmittel verwendet werden. Wenn der Kanton ein neues Lehrmittel herausgibt, werden auch Praxislehrer sich rasch dieses Lehrmittel erschliessen. Wenn also der einzige Kritikpunkt an der Lehrerausbildung ist, dass ein gewisser Prozentsatz der PH-Abgänger aktuelle Lehrmittel nicht „kennt“, dann kann man damit gut leben. Es gäbe jedoch ganz andere, fundamentalere Kritik.

  • Dass die Ausbildung zum Lehrer eine vertiefte sein muss, ist unbestritten. Allerdings darf die Frage nach der Form der Vermittlung der nötigen Skills durchaus gestellt werden. Viele PH-Abgänger/innen beklagen sich bei Stellenantritt, zuwenig auf den schulischen Alltag vorbereitet zu sein. Das spricht nicht gegen eine universitäre Bildung der Lehrpersonen. Ich stelle aber nach 30 Jahren im Schulalltag fest, dass Lehrerseminar-Abgänger/innen im Allgemeinen eher mit den Alltagsanforderungen zurecht kamen/kommen als PH-StudentInnen. Es fehlt vor allem an Erfahrungen im Schulzimmer und mit Eltern!

    • Christoph Gut sagt:

      Es stellt sich auch die Frage, ob die Anforderungen 2015 in der Schulpraxis tatsächlich noch mit denjenigen von 1990 vergleichbar sind. Generell ist die Schülerschaft heterogener geworden.

      • Benno Eggenberger sagt:

        Sehr geehrter Herr Gut. Danke für Ihre Argumentationen und Ausführungen; selten habe ich von einem Verfasser so zahlreiche Kommentare gelesen, die informativ waren und auch noch die Rechtschreibung berücksichtigen. Ob das, was Sie schreiben richtig ist, kann ich nicht beurteilen, aber es hört sich plausibel an.
        Jeder darf zu einem Thema eine Meinung haben, aber die Kommunikation derselben sollte gewissen Qualitätsansprüchen gerecht werden. Vermutlich auch deshalb schadet es nicht, sich bis auf Stufe Bachelor auszubilden. Danke.

  • Peter von Arx sagt:

    Bei uns am Gymnasium hatte es EX-Seklehrer, die mehr verdienen wollten aber z.B. auch Unidozenten „ohne Vollprofessur“. Die EX-Seklehrer waren damals OK. Aber hatte man das Glück, einen Lehrer zu haben, der auch an der Uni war, erlebt man einen intellektuellen Flash: Kant, Hegel, Teilchenphysik, aktuelle Forschungsprojekte… das war wie Tag und Nacht. Oder unser Englischlehrer: der war mal Lektor aus Oxford. Der konnte auf englisch halbe Bücher auswendig. Das war wie Kino! Man sass in den Unterricht und WOW ! Und dann kam Ueli der CH-Seklehrer….gähn. Fazit: Es braucht Intellekt.

  • Roman Günter sagt:

    Der Lehrerberuf ist äusserst anspruchsvoll und gerade die erwähnten Kompetenzen in Wissensvermittlung, Einbindung der Eltern und Koordination mit Fachstellen und die hohe Präsenz im täglichen Unterricht setzen eine hohe Sozialkompetenz voraus. Das gilt aber z.B. auch für Polizeibeamte. Für die Berufslehren in der Schweiz muss in vielen Gebieten Wissen verarbeitet werden, das im Ausland nur im tertiären Bereich vermittelt werden kann. Dabei werden an vielen technischen Berufsschulen gerade für naturwissenschaftliche Fächer weit höhere Anforderungen gestellt, als dies für angehende Lehrer gilt.

  • Christoph Zürcher sagt:

    Es ist zweitrangig, ob die Lehrerausbildung akademisiert ist oder nicht. Beides kann gute,engagierte Lehrkräfte hervorbringen, falls die Auswahl vernünftig erfolgt. Das ist nun eben nicht der Fall. Beliebteste Matur im Kt. Bern ist die sog. pädagogische Matur mit Schwerpunkten Pädagogik, Psychologie, Philosophie. Sie gilt als leicht. Über diesen Maturtyp kommen viele in die Lehrerausbildung, die wenig leistungsfähig sind. Überdies landen sehr viele Studenten in der Lehrerausbildung nach gescheiterten Universitätsausbildungen. Also doppelte Negativauswahl. Das schlägt auf die Qualität durch.

  • Hans Weder sagt:

    Eigentlich muss man sich nur eine Frage stellen: Selektieren sich die richtigen Leute in die Lehrerausbildung? Nein, aus meiner Sicht, denn es ist verheerend einfach Lehrer zu werden. Das mag für den Kindergarten sinnvoll sein, wenn es aber richtig losgeht, dann wünschen sich wohl alle Eltern eine Lehrkraft, die leistungsfähig ist. Was hier als „Akademisierung“ bezeichnet wird, ist irreführend. Das Problem ist nicht eine wortwörtliche, tatsächliche „Akademisierung“, sondern bloss eine vermeintliche, die leistungsschwache Menschen pseudowissenschaftlich geschwollene Dinge sagen lässt.

    • Stefanie Keiser sagt:

      Die PHZ ist keine FHS! Eine FHS bietet Berufsmatur und FMS Absolventen einen prüfungsfreien Zugang, der PHZ reicht dies nicht. Die Dozenten kennen die Kindergartenstufen dafür oft nur aus der Zeitung. „Das müssen sie das einfach „runterbrechen,“ dann geht das auch“. Ausgebildete Kindergärtnerinnen der früheren Generation können nämlich mangels Zugang zur Hochschulbindung nicht als Dozentinnen arbeiten. Dafür kann ich versichern, dass die heutigen Bacelor of pre-primary Education Absolventinnen hoch motiviert sind, sie nehmen nämlich trotz gleichlanger Ausbildung eine hohe Lohneinbusse in kauf.

  • Bert Hermann sagt:

    Lehrer, die an einer Oberstufe (Sek/SpezSek/Gym) unterrichten sollten anders als in der Schweiz üblich, einen Hochschulabschluss haben. Hier hat es ehem. Schreiner/Metzger und Dachdecker, die sich in der deutschen
    Sprache, Literatur, Geschichte und Mathematik versuchen. Das geht gar nicht!
    Für die Real- u. Primarschule ist das noch ok.
    Entgegen dem was Schweizer glauben, ist das Niveau an Obstufenschulen katastrophal.
    Geschönte Studien (PISA u.a.) sind kein Alibi!

    • Philipp Wismer sagt:

      Wir haben zu wenig Schulabgänger die eine Lehre absolvieren möchten. Die Uni’s haben zu viele Studenten.
      Ja könnte es damit zu tun haben, dass einige studierte Lehrer den Draht zu dieser einfachen Welt verlohren haben?
      Für die Dinge im normalen Leben braucht es keine höhere Mathematik, besser wäre es zu abstrahieren, wissen wo man was vereinfachen kann und trotzdem zum Ziel kommt. Beim Franz. nicht die Rechtschreibung in den Vordergrund stellen – sondern sprechen. (Wie viele erwachsene Schweizer sprechen nach 9 Jahren Volksschule Französisch 30%?)
      Da wäre ich froh, es hätte mehr Quereinsteiger

  • Evelyne Niederberger sagt:

    Dass ich als Primarlehrerin und angehende schulische Heilpädagogin den Erwerb meiner „Professionalität“ durch das Verfassen einer wissenschaftlichen Masterarbeit beweisen muss, begreife ich bis heute nicht. Wissenschaftliches Arbeiten im pädagogsichen Bereich erscheint mir dann sinnvoll, wenn man später in der Forschung bleiben will. Ansonsten – was nützt mir die Fähigkeit, die Metastudien von Hattie kritisch zu durchleuchten und an meinem eigenen Unterrichtsstil zu reflektieren? …

    • Christoph Gut sagt:

      Was schadet Bildung, wenn man eine Klasse unterrichten darf. Sollen Lehrpersonen nur genau das und nicht mehr wissen als sie im Unterricht brauchen?

  • Ruedi sagt:

    Die meisten Genies, Erfinder und Macher welche die Menschheit modernisierten, waren schlechte Schüler. Oft gar nicht, oder nur widerwillig an einer Universität (Albert Einstein). Die Schulen und Lehrer haben diese Genies weder erkannt noch gefördert, sondern Sie sind viel mehr, meist als schlechte Schüler aufgefallen.

    Thomas Edison zum Bsp., erhielt nur einige Monate geregelten Schulunterricht.

    Sie waren alle Autodidakten, die sich mit Büchern und Praktischen Experimenten ihr Wissen aneigneten. Problemorientierte Lösungen zu finden, sind Unis eher hinderlich, durch Verzettelung des Wissens.

    • Christoph Gut sagt:

      Neben den wenigen Ausnahmen gab es aber vor allem auch sehr viele gute Schüler, die später Genius wurden. Und dies nicht trotz, sondern wegen guter Lehrer und Universitäten.

      • Ruedi sagt:

        Wer? – Das Schweizer Schulsystem fördert Durchschnittliche Leistungen, und ein sich untergeordnetes, über-angepasstes, unauffälliges Verhalten.

        Leistungen über oder unter dem durchschnitt, ist unschweizerisch, dieses Denken kann keine Genies, oder nur sehr schwer, solche hervorbringen.

        Genies sind nach Schweizer Maßstäben Querdenker!

        • Christoph Gut sagt:

          Die Schweiz kennt sehr viele Nobelpreisträger, die auch schon in der Schule gut waren. Ganz normale Leute wie z. Prof. em. Richard Ernst.
          .
          Tatsächlich wird heute in der Primarschule für die „Schnellen* weit mehr geboten als z.B. 1970. Wer damals Interessen in Naturwissenschaften oder Fremdsprachen hatte, wurde von der Schule alleine gelassen.
          .
          Wir haben heute nicht ein Problem mit den guten unterforderten Schülern, sondern mit der Risikogruppe, also den 16% nach PISA, die im Lesen und Rechnen nur basale Kompetenzniveaus erreichen oder gar nicht erreichen.

          • Ruedi sagt:

            @Christoph Gut, Nobelpreisträger?

            Schauen Sie sich die Liste der Schweizer Nobelpreisträger an, Sie werden staunen!

            Wie Ausschlaggebend groß deren Lebenslauf und der Nobelpreis vom Ausland abhängig ist. Durch Studium und Forschungsarbeiten im Ausland.

            In der Schweiz hätten Sie das niemals geschafft.

            Viele Macher und Genies konnten das nur im Ausland erreichen – denken Sie mal über die Schweizer-Ursachen nach.

            Zum Bsp. Herr Chevrolet ein Schweizer, ist der Gründer des weltweit größten Auto-Herstellers, auch Er einer von vielen, die ihr Potenzial nur im, oder mit dem Ausland verwirklichen konnten.

  • Christian Duerig sagt:

    Uns erwartet nach der Postmoderne der Transhumanismus. Wir müssen mit Mathe, Physik, Chemie, Medizin,… Technologien, Informatik umgehen können. Ich warte gespannt auf die Nahrung aus der Steckdose. Bald werde ich meinen Arzt auffordern mit: „Lieber Herr Doktor, bitte montieren sie mir ein Albert Einstein Gehirn.“ Hoffentlich wissen Sie weshalb.
    Auf der Reise zu anderen Welten, werden wir in der virtuellen Welt uns für die Landung vorbereiten.
    Können Sie mit den Lorentztransformationen umgehen ? Kennen Sie sich mit dem Matrizenkalkül au ?.
    Beherschen Sie mindestens die Aussagenlogik ?

  • Hanspeter Amstutz sagt:

    Gründliche Kenntnisse sind in jedem Fach eine unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiches Unterrichten. Nur beklagen sich nicht wenige junge Lehrkräfte, dass sie sehr viel Zeit für akademische Arbeiten ohne direkten Bezug zu Schulthemen aufwenden mussten. Das anwendbare Fachwissen ist in Fächern wie Geschichte oder den Naturwissenschaften oft nur rudimentär vermittelt worden. Zudem sind einige der neueren didaktischen Konzepte in der Praxis sehr schwer umzusetzen und für schwächere Schüler oft völlig ungeeignet. Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis ist leider unzureichend verzahnt.

  • Hanspeter Amstutz sagt:

    Für die Redaktion:
    Vorhin habe ich einen Kommentar geschrieben, der nach 20 Sekunden bereits als „Double“ bezeichnet wurde. Da staunte ich nicht schlecht. Ich nehme an, dass das der Computer war, der irgendwelche Schlüsselwörter gefunden hat, die in einem früheren Kommentar von mir auch verwendet wurden. Von einem gleichen Beitrag konnte aber keine Rede sein. Bitte überprüfen Sie Ihr Kontrollsystem, ob es Plagiate richtig erfasst. Ich finde die Rückweisung völlig ungerechtfertigt und – wahrscheinlich ungewollt – ziemlich unfair.

  • Hans-Jörg Meister sagt:

    Ich habe nach der Promotion die PH absolviert (Lehrdiplom für Maturitätsschulen) und bin mithin definitiv ein ultra-overkill-akademisierter Lehrer, habe allerdings leider noch keine Stelle gefunden. Zwei Punkte:
    – Die beiden wichtigsten Möglichkeitsbedingungen guten Unterrichts sind Fachkompetenz und die Fähigkeit zur Komplexitätsreduktion. Ersteres eignet man sich tendenziell tatsächlich am besten im Rahmen eines Fachstudiums an; zweiteres erlernt man idealerweise an der PH.
    – Ich schreibe „idealerweise“, denn es gibt leider viel Leerlauf in der Lehrerausbildung.

  • Müller Kurt sagt:

    Ich hatte die Gelegenheit mit 3 Absolventen der PH zu diskutieren. Nebst guten Dozenten gibt es leider solche, die mit ihrem Unterricht zeigen, wie es nicht gemacht werden sollte. Strohdreschen ist auch eine Lehrmethode.

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