Gute Ausreden für schlechtes Klettern
Kletterkurse sind dazu da, damit der Teilnehmer lernt, in der Vertikalen eine möglichst gute Falle zu machen. Das ist gut und recht und wichtig. Doch jeder hat in seinem Kletterleben mal «einen schlechten Tag»: Man kommt an der Schlüsselstelle nicht weiter, man stürzt, man muss eine Pause machen und ins Seil sitzen. Wie peinlich! Das kann ganz schön am Ego kratzen – selbst wenn man nicht leistungsorientiert klettert. Viele versuchen dann, sich selber und den Kumpeln einen plausiblen Grund aufzutischen, weshalb sie gerade heute keine Höhenflüge hinkriegen.
Interessant daran ist: Obschon es weltweit keinen Kurs «Gute Ausreden für schlechtes Klettern» gibt, hat sich folgendes Repertoire international durchgesetzt:
- Der Routenbauer ist schuld, er hat die Schlüsselstelle einfach idiotisch geschraubt.
- Für diesen Zug bin ich zu klein / zu gross / zu alt.
- Da fehlt ein Tritt / ein Griff.
- Diese Bewertung ist eine Frechheit.
- Ich bin in letzter Zeit viel zu wenig zum Trainieren gekommen.
- In der Schlüsselstelle habe ich zu langsam Seil bekommen.
- Es ist heute viel zu heiss / kalt.
- Diese Route ist schon total speckig.
- Meine Schuhe haben zu wenig Grip.
- Der Typ in der Route nebenan ist in meine Route hineingeklettert.
- Das Kindergeschrei da unten hat mich aus dem Konzept gebracht.
- Mein Partner klettert noch nicht lange, darum vertraue ich seiner Seilsicherung nicht und wollte keinen Sturz riskieren.
- Im Büro war heute so viel los, dass mein Kopf noch ganz voll ist.
- Ich habe vergessen, etwas zu essen, jetzt bin ich unterzuckert.
- Heute bin ich übermüdet, sonst klettere ich viel besser.
- Letzte Woche war ich krank, und jetzt fühle ich mich noch geschwächt.
- Die Route kommt mir heute strenger vor als letztes Mal.
- Ich wollte nur mal wieder meine Sturztechnik üben.
- Ich schwöre, letzte Woche konnte ich diese Stelle noch.
- Meine Unterarme sind schon vollgepumpt.
- Ich glaube, ich bin im Übertraining.
- Mein Finger / Ellbogen / Schultergelenk / Knie tut heute so komisch weh.
- Ich habe gestern nur schwierig geklettert, heute nehme ich es mal lockerer.
- Ich war gestern joggen / biken / schwimmen, jetzt sind meine Beine noch müde.
- Ich habe ein Hüftproblem, darum kann ich mein Bein in dieser Verschneidung nicht so weit spreizen.
- Ich habe heute die Halsstarre.
- Die Sonne / die Hallenbeleuchtung hat mich geblendet.
- In der Halle kann ich diesen Schwierigkeitsgrad.
- Meine Fingerhaut leidet noch vom letzten Klettertag.
- Ich bin es nicht gewohnt, im Kalk / Granit / Gneiss / Tuffstein / etc. zu klettern
- Der Fels ist viel zu scharf.
- Die Bohrhaken gefallen mir nicht.
- Hier ist alles zu brüchig.
- Meine Hände sind zu gross für diesen Riss.
- Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn mir Leute beim Klettern zuschauen.
- Meine Zehen schmerzen, weil ich die Nägel nicht geschnitten habe.
- Ich spare meine Kräfte für morgen, wenn es dann ernst ist.
- Der Fels ist zu feucht.
- Die Angaben im Kletterführer sind falsch.
- Mein Tageshoroskop sagt, ich solle heute kein Risiko eingehen.
Quellen: Eigene Erfahrungen (meine liebste Ausrede: «Keine Ahnung, warum ich heute nicht in Form bin.» Diese Ausrede von Klettergspänli geht mir auf den Geist: «Diesem Routenschrauber sollte man kündigen.»), Internetforen.
8 Kommentare zu «Gute Ausreden für schlechtes Klettern»
Climbing is all about excuses (Dave Graham)
Fehlt da nicht noch „Meine Sauerstoffflasche hat ein Leck“ ?
Eine eher vollständige Liste mit Erklärungen (nicht alles sind Ausreden, s. K. Moser). Es gibt gute und schlechte Tage im Fels und im Leben. Uebrigens willkommen im Leben.
Also Routen, die ich nicht punkte spare ich mir jeweils für das nächste Jahr auf. Da brauch ich doch keine Ausreden!
Wär ja peinlich…
Frau Knecht, was wollen Sie uns sagen? Vieles kann zutreffen, Sie würden natürlich nie eine Ausrede benutzen.
Da fehlt noch eine wesentliche: „Hier sind viel zu viele schöne Frauen, ich kann mich nicht konzentrieren“
Man kann aber zu klein sein, um den nächsten Griff zu erreichen.
Die Grosse hei Griff und die Chline chöi chlättere!