Diese Stadt ist ein Wunder

Diese Woche eine Stadtwanderung in Basel (BS/BL)

Das Fazit vorweg. Am Ende unserer Basler Stadtwanderung hätten wir jederzeit ein Papier unterzeichnet, das festhält: Basel ist die beste und schönste Schweizer Stadt. Sie hat Stil, Cachet, Grandeur, sie ist ein Wunder.

Freddy Widmer, nicht verwandt, ist schuld an der Begeisterung meines Grüppleins. Und damit zum Anfang des Tages. Im SBB-Bahnhof begrüsst Freddy uns Zürcher um neun. Unser Wanderleiter für den Tag ist pensionierter Redaktor der «Basler Zeitung» und Co-Autor des eben im Rotpunktverlag erschienenen Buches «Wandern in der Stadt Basel».

Tod einer Dichterin

Wir verlassen den Bahnhof südseitig, kommen ins Quartier Gundeldingen, das Gundeli – und bereits merke ich beim Schreiben: Ich muss mich sehr knapp fassen. Zwei Dinge empfehle ich dem Nachwanderer: einen Stadtplan. Und besagtes Buch. Unsere Baseltour wird Teile der Routen 8 und 10 kombinieren.

Durch den Margarethenpark. Vorbei an der Kunsteisbahn, auf der 1939 die Schweizer Eishockeyaner Europameister wurden. Und sanft aufwärts aufs Bruderholz; wir wandern übrigens meist auf der Grenze zum Kanton Baselland, Grenzsteine noch und noch zeigen es an. Auf der Batterie, einer Schanzanlage, gefällt uns der Kunststoff-Dinosaurier. Ein Diplodocus von 23 Metern Länge, aus dem Naturhistorischen Museum während dessen Umbau ausgelagert. Er durfte auf dem Bruderholz bleiben und hört auf den Namen Batterieosaurus.

Beim nahen Wasserturm hält Freddy Einfränkler fürs Drehkreuz parat. Auf dem gedrungenen 36-Meter-Ding haben wir die perfekte Rundsicht: Gempen, Blauen, Elsass, Schwarzwald, Chrischona. Freddy erzählt Düsteres: In Lore Bergers «Der barmherzige Hügel» stürzt sich die Romanfigur Bea von diesem Turm in den Tod. Die junge Romanautorin tat es ihr nachher gleich. Das war 1943.

Wir gehen Richtung Predigerhof, biegen kurz vorher ab Richtung Neumünchenstein, tauchen aus dem Grünen wieder in den Asphalt. Basel Dreispitz: ein Urbanmix aus Industrie, Gewerbe, jungen Kreativen und – demnächst – auch Wohnen. Dann eine Oase, die Merian-Gärten. Die Merians waren steinreiche Handelsleute. Ihr Landgut in der Brüglinger Ebene stand am Anfang des heutigen Gartenareals samt Pro-Specie-Rara-Pflanzungen, einem mittelalterlichen Kanal, genussvoll verschlungenen Gehwegen und den zwei Teichen der «Grün 80».

Wo sind die Rowdies?

Im Café Merian, der alten Sommervilla, essen wir. Nach der Einkehr geht es durchs Park-Biotop an die Birs. Beim St.-Jakob-Park passieren wir die Muttenzerkurve, Fussballrowdies sind nicht in Sicht. Bald darauf der Birskopf, wo die Birs in den Rhein mündet; wir haben den Roche-Turm vor uns, der Schweiz höchstes Haus. Linksufrig folgen wir dem Rhein bis ins Dalbeloch. Wie feucht und unterklassig das klingt! Das Gegenteil stimmt. «Dalbe» steht für St. Alban, das historische Kloster. Die Dalbe ist Basler Wohnen vom Vornehmsten.

Die Stadtmauer, ein enger Wasserlauf, das Stadttor, das Kloster enthusiasmieren uns. Es geht ja aber noch weiter, denn wir peilen das nahe Münster an. Eine Bergtour beendet die Wanderung: Wir steigen auf den einen Turm, steil und beklemmend ist das. Oben bekommen wir die zweite Premiumsicht des Tages und sind nun Baselfans fürs Leben. Danke für die Führung, Freddy!

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Route: Basel SBB, Ladenpassage über den Perrons, südseitiger Ausgang – Gempenstrasse – Margarethenpark – Kunsteisbahn – Eisweglein – Unterer Batterieweg – Schäublinstrasse – Friedrich-Oser-Strasse – Arbedostrasse – Rappenbodenweg – Batterie-Denkmal – Dinosaurier – Wasserturm – Predigerhofstrasse – nach der Brücke über die Bruderholzstrasse gleich links – Dreispitzareal – Venedigstrasse – Merian-Gärten – Neuewelt/Grün 80 – Birs – St.-Jakob-Park Ost (Muttenzerkurve) – Birskopf – Dalbeloch – St.-Alban-Vorstadt – Kunstmuseum – Münster.

Wanderzeit: 3 1/2 Stunden. Knapp 15 Kilometer. Zur reinen Gehzeit muss man viel Zusatzzeit fürs Schauen und Geniessen rechnen.

Höhendifferenz: Je circa 130 Meter auf und ab.

Orientierung: Hilfreich ist ein Stadtplan. Oder die Neuerscheinung «Wandern in der Stadt Basel» (Iris Kürschner, Freddy Widmer, Michael Koschmieder; Rotpunktverlag, Fr. 39.90). Die Route dieser Kolumne ist zusammengesetzt aus Teilen der Routen acht und zehn im Buch. Dieses bietet viel Hintergrundinformation in Text und Bild.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Stadtwandern zwischen Asphalt und Grün, verlängerbar oder kürzbar nach Gusto, extrem abwechslungsreich.

Höhepunkte: Der Wasserturm auf dem Bruderholz und die Sicht von ihm. Die Merian-Gärten als Oase. Die Wiesenpassage auf dem breiten Westbord der Birs. Das pittoreske Dalbe-Quartier. Die Erklimmung des Münsters als Höhepunkt und Abschluss.

Kinder: Geht gut. Tipp: Die Papiermühle im Dalbe-Quartier, ein Museum, in dem Kinder Papier schöpfen können.

Hund: Abgesehen vom Münster keine Probleme.

Einkehr: Zum Beispiel im Café Merian in den Merian-Gärten.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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2 Kommentare zu «Diese Stadt ist ein Wunder»

  • Beni Greber sagt:

    Besten Dank für den Wandervorschlag. Wir haben gestern die Wanderung bei schönsten 2015 Winterwetter „gemacht“. Erstaunlich, wie schnell man vom HB Basel und dem Gundeli im Grünen und auf Wanderwegen ist.

  • Remo Gasser sagt:

    Wussten Sie das Reinfelden als nördlichste Schweizer Zähringerstadt sehr sehenswert ist. Ein Besuch dort lässt sich Prima mit einem Abstecher nach Basel verbinden.
    Mein liebster Ort in Basel sind die allzuoft vergessengegangene Merian-Gärten mit dem idyllischen Caffé im alten Schloss. Unbedingt ein Besuch wert!

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