Ungeduld mit China

Der Renminbi gilt als unterbewertet: Ein chinesischer Bankangestellter stapelt Noten. (Foto: Keystone)
Seit einigen Monaten sind die Banken äusserst optimistisch, wenn es um die Zukunft der chinesischen Währung geht. Sie glauben, dass die Internationalisierung des Yuan schneller vor sich gehen wird, als noch vor kurzem angenommen. Enorme Gewinnchancen würden sich damit auftun. Der Yuan bzw. Renminbi («Volkswährung») gilt als unterbewertet gegenüber dem Dollar. Die Internationalisierung und damit auch die Liberalisierung des Zahlungsverkehrs würde diese Aufwertung bald herbeiführen.
Als Belege für ihre Zuversicht nennen die Bank-Analysten zwei Indikatoren: die Zunahme des durch Renminbi finanzierten Aussenhandels Chinas (off-shore abgewickelt über Hongkong) und die Zunahme der Renminbi-Depositen (bei Banken in Hongkong). Die folgende Grafik zeigt die beiden Kurven (Quelle: CEIC).

Die Zuwachsraten seit der Teilliberalisierung des Renminbi-Zahlungsverkehrs in Hongkong sind in der Tat beeindruckend. Die Nachfrage nach chinesischer Währung scheint stark zu sein. Tut sich hier ein neues Eldorado auf?
Interessanterweise scheinen die Bank-Analysten mit ihrem Optimismus ziemlich alleine zu sein. Praktisch alle, die sich mit der Geschichte der Liberalisierung von Währungen und Finanzsystemen auskennen, sind weit vorsichtiger. Das Argument liegt auf der Hand: Eine Liberalisierung würde einen fundamentalen Umbau des chinesischen Wirtschaftsmodells mit sich bringen. Ich nenne nur mal drei Punkte:
- Die chinesische Regierung bzw. die Kommunistische Partei (KPCh) wäre nach einer Liberalisierung nicht mehr in der Lage, die Sparer dazu zu zwingen, ihr Geld bei den chinesischen Staatsbanken zu deponieren.
- Die KPCh hätte nicht mehr die Macht, die Kreditversorgung zugunsten der Staatsbetriebe zu steuern. Die Zinsen wären frei gegeben, das Kreditwachstum würde durch Nachfrage und Angebot bestimmt.
- Die Aufwertung der Währung würde das Wachstum der Exporte bremsen. Damit würde der Motor des chinesischen Wachstumsmodells verschwinden. Darauf will die Führung die KPCh nicht verzichten, denn China ist immer noch ein armes Land, wenn man das Durchschnittseinkommen als Massstab nimmt.
Dazu kommt noch das Problem, dass eine Liberalisierung des Finanzsystems und der Währung kaum ohne grössere Krise zu schaffen ist. Japan und Skandinavien in den 80er-Jahren oder Südostasien in den 90er-Jahren scheiterten bei ihrem Versuch, einen reibungslosen Übergang zu schaffen. Die ganze Sache ist ausserordentlich komplex. Sobald sich der Zug in Bewegung gesetzt hat, ist er nicht mehr zu stoppen.
Die Vorsicht der chinesischen Führung ist deshalb nachvollziehbar (dazu ein älterer Blog-Beitrag). Die westlichen Anleger und Banken werden sich noch einige Zeit gedulden müssen.
Keine Kommentare zu «Ungeduld mit China»
Noch eine Bemerkung, welche sich seit längerer Zeit in meinem Kopf festsetzte.
China wird dauernd von den Westlichen Regierungen der Waehrungsmanipulation beschuldigt und in diesem Zusammenhang werden auch öfter Drohungen ausgesprochen.
Frage: Was unterscheidet sich zwischen China und der Schweiz in dieser Beziehung heute? Einzig, dass sich im Falle der Schweiz niemand gross aufzuregen scheint.
(ich bin wohl eher die Ausnahme in dieser Beziehung als die Regel, da ich gegen Manipulationen und Zentralplanung eine intuitive Abneigung fühle)
@ Linus
„Was unterscheidet sich zwischen China und der Schweiz…?“
Aus meiner Sicht nichts grundsätzliches. Ich teile Ihre Abneigung gegen jede Form der Manipulation – Währungs- oder anderen. Und selbstverständlich ist die Festsetzung eines CHF Maximalkurses zum EUR (wird ja leider meist als EUR-Mindestkurs zum CHF dargestellt, was dann die leidige Fokussierung auf den EUR statt auf ALLE Währungen ausserhalb des CHF führt) eine Manipulation.
Was dann bleibt, ist die Rechtfertigung der Manipulatoren (SNB) gegenüber dem „gemeinen Volch“ (alle Inländer, die in CHF leben). Die SNB behauptet ja, da die CH exportorientiert sei, davon der EUR-Raum dominant, müsse man so die Wirtschaft stützen. Das geschieht ganz offensichtlich auf Kosten a) der Konsumenten, b) der Importeure, c) der Sparer und Rentner. Damit haben wir eine klare Umverteilung von Risiken und Gewinnen.
ich bin mir nicht klar, ob und falls, wie die Chinesen ihre Kursstrategie begründen. Ich gehe aber davon aus, dass man im Inland keine Begründung benötigt (man ist ja Mandarin, nicht etwa abwahlgefährdeter Politiker), und im Ausland sich die Vorwürfe mit Hinweis auf die nationale Souveränität verbittet. Gelegentlich verweisen die Chinesen ja auch die Amis in die Schranken mit dem Hinweis, sie sollen zuerst ihr eigenes Schuldenbordell aufräumen, bevor sie mit Vorwürfen hausieren gehen.
Mag die Situation an den Beginn eines Waehrungs- und nachfolgenden Handelskriegs erinnern?
Diese Möglichkeit ist definitiv nicht von der Hand zu weisen, sondern wird einfach durch die extrem schleichende Entwicklung noch nicht als dies erkannt.
Zurück zum gängigen Thema: Folgender Artikel erklärt die eher fragliche Situation Chinas in Bezug auf die nicht nachhaltigen Massnahmen, welche sich zumindest mittelfristig sicherlich negativ auswirken dürften. Es ist natürlich sehr schwierig, wie sich dies auf den Wechselkurs der Währung auswirken dürfte, da verschiedene Faktoren Teil der Gleichung sind.
http://www.mpettis.com/2012/08/27/how-do-we-measure-debt/
Eine weitere stärker differenzierte Darstellung der Chinesischen Situation;
http://www.macrobusiness.com.au/2012/08/chinas-stimulus-headaches/
Off topic, aber mein beliebtestes Thema wird unter diesem Link ausführlich analysiert:
http://www.dallasfed.org/assets/documents/institute/wpapers/2012/0126.pdf
Die Konklusion der Analyse sollte wohl einige Ökonomen dazu anspornen, dieses Dokument zu konsumieren.
„The case for ultra easy monetary policies has been well enough made to convince the central banks of most AMEs to follow such polices. They have succeeded thus far in avoiding a collapse of both the global economy and the financial system that supports it. Nevertheless, it is argued in this paper, that the capacity of such policies to stimulate “strong, sustainable and balanced growth” in the global economy is limited. Moreover, ultra easy monetary policies have a wide variety of undesirable medium term effects ‐ the unintended consequences. They create malinvestments in the real economy, threaten the health of financial institutions and the functioning of financial markets, constrain the “independent “ pursuit of price stability by central banks, encourage governments to refrain from confronting sovereign debt problems in a timely way, and redistribute income and wealth in a highly regressive fashion. While each medium term effect on its own might be questioned, considered all together they support strongly the proposition that aggressive monetary easing in economic downturns is not “a free lunch”.“
Diese Analyse unterstützt meine These, dass finanzielle Repression (negative Realzinsen) längerfristig das Konsumverhalten negativ beeinflussen dürfte, womit schlussendlich auch die Wirtschaft absacken wird. Dies beruht auf der Einsicht, dass „Geld drucken“ die Einkommensschere weiter öffnet und die Mittelklasse immer stärker dezimieren dürfte in Richtung tieferer Einkommen und reduziertem Anteil des Volksvermoegens.
Tobias Straumann vergisst in der China-Angelegenheit 2 Sachen
1. wie viele andere schaut er nur auf den USD/CNY, die Entwicklung der abenteurliche Fehlbewertung EUR/CNY seit 2001 übersieht auch er völlig unter Berücksichtigung der zunehmenden EU/Handelsdefizite mit China. das nur als 1 Beispiel.
2. als kommunistisches Land kann Chinas KP sich binnenwirtschaftlich zwar leisten, was sie will. China ist aber nach wie vor vom Export abhängig. Dieser Erfolg verdankt es seinen globalen Abnehmern, die das marktwidrige Verhalten (Währungsmanipulation) unverständlicherweise viel zu lang geduldet haben. Ohne Markt haben sich bremslose Handelsungleichgewichte akzentuiert und die Weltwirtschaft fährt zunehmend gegen die Wand.
Die Frage ist also nicht, was sich China wünscht, sondern wie lange sich die Weltwirtschaft diesen marktlosen Zustand mit exponentiell ausbreitenden ökonomischen Krankheitskeimen noch leisten kann. So wie es aussieht, nicht mehr lange.
siehe http://weltwirtschaft.jimdo.com/blog/
Interessanter Link. Danke
Die heutigen Entscheidungsträger sind zur Zeit nur damit beschäftigt, einen unmöglichen Status Quo mit allen Mitteln zu retten. Den dadurch produzierten langfristigen Schaden erkennen sie teilweise noch nicht und/oder ist ihnen gleichgültig.
@Markus Ehrler:
Ihrem Kommentar bleibt einzig, bei Punkt 1 anzufügen, dass von den Beiträgen in diesem Blog (und ganz generell in der Diskussion) auch bei Betrachtung der innereuropäischen Differenzen der unterschiedliche Einfluss Chinas konsequent ignoriert wird, wie sollte er jetzt plötzlich berücksichtigt werden?
Deutschlands Überschüsse entstehen, weil es, im Unterschied zu Italien & Co., kein riesiges Defizit mit China hat. Chinas Überschuss in Europa resultiert nicht aus dem Handel mit der grössten Volkswirtschaft Europas, sondern mit Europas Volkswirtschaften, die einen grossen Teil ihrer Exporte primär über den Preis verkaufen. Europas Südländer hätten auch bei einer mit Deutschland ausgeglichenen Handelsbilanz Defizite, da sie riesige Defizite mit Asien haben.
Die Amis wehren sich gegen den Angriff Chinas, die Europäer liessen die asiatischen Währungen mit dem USD zum Euro abwerten, nahmen den ganzen Druck aus den chinesischen Manipulationen auf, bis die direkt betroffenen Volkswirtschaften kollabierten.
Ich vermute (konnte auf Anhieb keine Charts finden) der handelsgewichtete reale Wechselkurs Chinas ist bis zur Eurokrise trotz leichten Aufwertungen zum USD gefallen. Seit der Eurokrise steigt er, die Probleme der chinesischen Wirtschaft zeigen sich jetzt in schwachem Wachstum trotz riesiger Investitionen (Staat, Ausland und Inland). Die Investitionen beruhen aber auf der Erwartung, dass China weiterhin Handelsüberschüsse erzielt. Wie, wenn nicht über eine unterbewertete Währung, soll das gehen, bei einer auf kopieren und billig produzieren basierenden Wirtschaft? Der chinesische Konsum kann niemals die Investitionen und die Exporte auffangen, ohne Exporte können die Investitionen nicht dauerhaft in dieser Höhe erfolgen. Der resultierende Schmelzen der Währungsreserven falls China deutlich aufwerten würde, wäre ein Machtverlust für die KPCh, rund 3 Billionen (engl. „Trillion“) USD „Cash“ machen mächtig, nach innen und aussen.
Die Banken wissen sehr genau warum sie in eine Währung investieren, welche nicht durch sie selbst entwertet wird. Die Chancen steigen von Tag zu Tag, dass unsere überschuldeten Staaten eine Hyperinflation als letzten für Sie annehmbaren Weg aus der Schuldenproblematik einschlagen. Wenn mit Kürzungen der Ausgaben und Erhöhung der Einnahmen bei Staaten die Rezession verschlimmert wird, kann nur die Entwertung der Schulden oder die Bankrotterklärung eine Lösung sein. Für die Banken ist Inflation die weit angenehmere Lösung als ein Verzicht auf ihre Forderungen.
Nachdem sich vor einem Jahr auch der schweizer Franken aus dem Kreis der „sicheren Währungen“ verabschiedet hatte, suchen viele nach Alternativen. Dass die Chinesen gerne die Leitwährung der Welt stellen würden und auch könnten ist schon lange kein Geheimnis mehr. Die Chinesen zeichnen sich aber durch ihre Weitsicht aus, weshalb sie diesen Wandel, der sich ganz von alleine abzeichnet, nicht überstürzt aktiv beschleunigen, sondern sich in eine Lage bringen in welcher sie bereit wären den Dollar abzulösen.
Egal wie diese Entwicklung die Welt verändern wird, mit realen Werten wie z.B. Land, physischem Platin oder einer Kuh ist man besser dran als mit Papiergeld oder einer Zahl auf einem Bildschirm.
@ George
Der Pfad zwischen Hyperinflation und Deflation wird immer enger und immer vergleichbarer mit einem Tanz auf dem Seil, wo man jederzeit auf eine Seite runterfallen kann und nicht mehr hoch kommt. Beide dieser wahrscheinlichen Entwicklungen führen uns in eine längerfristige Krise, welche sich nicht nur in den Zeitungen und Blogs abspielen wird, sondern das tägliche Leben jedes Einzelnen negativ verändern dürfte.
In der Eurozone wird sich weder Deflation noch Hyperinflation voll entfalten, denn die Eurozone könnte die Spannungen, die damit verbunden sind gar nicht aushalten. Es mehren sich vielmehr die Zeichen, dass die Eurozone schon bald zerfallen könnte. Eine sich anbahnende Inflation – angefeuert durch eine von der EZB verursachte Geldschwemme – könnte der Auslöser für eine Auflösung der Eurozone werden.
Mehrere kürzlich erschienene Artikel – etwa hier kommen zum Schluss, dass die Eurozone nur überleben kann, wenn es einen Schuldenschnitt gibt. Doch wer will diesen Schuldenschnitt organisieren? Es fehlt an Personen in der EU, die eine solche Entscheidung durchsetzen könnten. Die einzig wirklich handlungsfähige Institution ist die EZB und diese neigt zum Gelddrucken und damit zum Weginflationieren der Schulden. Doch die Schulden sind zu hoch als dass das funktionieren könnte.
@ Martin
Sie sprechen hier ganz verschiedene Aspekte an. Der Zerfall oder nicht Zerfall der EU hat grundsätzlich nichts damit zu tun, ob sich Deflation oder Hyperinflation entfalten wird oder nicht, sondern ist einzig der Ausdruck der aussichtslosen Situation.
Ich stimme Ihnen zu, dass wir einen Schuldenschnitt benötigen. Die Vernichtung von Schulden resultiert in der Vernichtung von Guthaben. Dies entspricht einer Deflation, indem als Auswirkung z.B. die Pensionskassen ihre Auszahlungen um 40% kürzen muessen, da die Werte auf der Aktivseite massive Einbussen erfahren.
@ George
Und wo stellen Sie die Kuh solange hin, bis sie benötigt wird?
@ Thomas
Sie könnten beispielsweise bei einem Bauer investieren. Am besten handeln Sie einen Vertrag aus bei dem Sie Anspruch auf eine abgemachte Menge an Milch oder Fleisch haben. Das wäre in einer, hoffentlich nie eintretenden Situation, sogar mehr Wert als Platin oder Gold.
@ George
Das dann wohl einer selektiven Beteiligung am Bauernhof (Anteil = 1 Kuh). Interessante Idee. Könnte man wohl auch auf Schweine, Ziegen, Hühner, Obstbäume etc. diversifizieren.
Das einzige Problem, das ich sehe, ist, dass ich wieder mit einem Derivat (Beteiligungsschein) Vorlieb nehmen muss. Dh. ich bin davon abhängig, dass der Bauer die Kuh weder hinter meinem Rücken verkauft, noch zuwenig füttert, so dass sie abmagert etc. etc.
Das klingt für mich wieder nach dem selben faulen Geschäft, das die Banken schon mit uns gemacht haben. Man hat ihnen Geld für vermeintlich sichere Anlagen gegeben, und dann hiess es plötzlich: „Deine Super-Lehmann-Papiere sind jetzt leider nichts mehr wert und nur noch zum Abdichten der zugigen Scheune zu gebrauchen.
Ich sehe schon, wie der Bauer im Falle des Falles erklärt, die Kuh sei davongelaufen, oder sie sei leider an Altersschwäche abgenippelt, oder der Staat hätte sie nach Amerika verfrachtet, oder sowas.
Es ist wie mit dem Gold: Zertifikate sind für den Müll – nur physisches Gold (im Tresor, nicht auf der Bank) ist echte Absicherung.
Aber vielleicht könnte man ja eine Kuh-Community auftun, wo sich mehrere gemeinsam im Turnus um die Kühe kümmern, so eine Art Raiffeisenkuhhaltung.
@ Thomas
Raiffeisenkuhhaltung. Das bringt es wirklich auf den Punkt. Ihr Beitrag zeugt von Intelligenz und Humor. Danke dafür!
In diesem Zusammenhang eine Geschaeftsidee:
Safety deposit boxes accessible during 24 hrs. a day and 365 days a year and not under control of banking regulations or any other governmental control. 5,000 boxes at chf300 per year makes a yearly income of chf 1.5 mio. Expenses: Salaries 0,5 mio., interest on investment 0,3 mio., general expenses 0,2 mio, potential profit 0,5 mio.
@ Linus
Man müsste wohl einiges in den Bau der Tresorfächer, v.a. In die Zugangssicherheit, investieren. Ausserdem muss die Location stimmen: Diskret und leicht zugänglich.
Gewisse mir bekannte Bankfilialen in Grenznähe sind in belebten Einkaufszentren und haben spezielle nicht markierte Zugangstüren direkt aus der Parkgarage. Ziel ist es, eine Ein- oder Auszahlung von Bargeld in weniger als 2 Minuten abzuwickeln. Der Kunde sagt seiner Begleitung: Ich gehe nur mal schnell Zigaretten kaufen, trifft sich mit dem Banker, prüft seinen Kontostand, überreicht ein Bündel Noten, nimmt die bereitgestellten Zigaretten mit und geht wieder.
Das nennt man unauffällig. So müsste auch der Zugriff auf den Tresor sein. Was nützen mir meine Goldvreneli, wenn ich vor dem Tresor überfallen werde?
Ich kann die Sicht gut verstehen und auch den Wunsch der Aufwertung der chinesischen Währung. Es wird zwar innerhalb des Artikels auf einige Probleme der chinesische Wirtschaft aufmerksam gemacht, jedoch nicht in der gewünschten Tiefe. Es gibt nicht nur ein Ungleichgewicht zwischen China und der Welt in Bezug auf Handelsbilanzen sondern auch ein gewaltiges Ungleichgewicht innerhalb Chinas, welches bedeutend wichtiger sein dürfte für die Regierung und damit die Stärkung der Währung wohl eher in der Form der andern Anstrengungen als begleitender Faktor eingesetzt werden könnte, jedoch in sich nicht die Bedeutung darstellt, welche dieser Artikel zu vermitteln versucht.
China litt seit längerem an finanzieller Repression, welche verstärkt durch die massiven Stimuli ende 2008 zu vielen Fehlinvestitionen führte. Zugleich ist die Sparquote der Chinesen in etwa doppelt so hoch wie in fast jedem andern Land der Welt. Das Ungleichgewicht bestand in der Tatsache, dass der private Bereich die öffentlichen Unternehmen indirekt durch die tiefen Zinsen subventionierte und dass der private Bereich (und damit meine ich hauptsächlich die Gehaltsempfänger und Kleinunternehmer) im Verhältnis zu den öffentlichen Betrieben einen viel zu geringen Anteil des GDP beanspruchen konnten. Dieser Aspekt resultierte in einem sehr vorsichtigen Konsumverhalten der Bevölkerung.
Es dürfte in den kommenden Jahren der Versuch unternommen werden, die Steigerung der Gehälter zu fördern um schlussendlich den Konsum anzukurbeln. Dies sind keine einfachen Veränderungen und sind begleitet von der Angst, dass zugleich die Arbeitslosenquote wieder steigen könnte. Aber mit weiteren Stimuli in Ghost towns zu investieren ist sicherlich kein Weg aus dem Dilemma.
Aus diesen aufgeführten Gründen (ein sehr kurze Zusammenfassung der Problematik) würde ich die Bedeutung der internationalen Währungspolitik Chinas eher als einen Nebenschauplatz bezeichnen, zumindest für die Chinesische Regierung.
@Linus
Danke für diese Ergänzungen. Die Ghost-Towns, auch wenn nur via Google besichtigt, hinterlassen einen ja deprimiert. Auch wenn die Währungspolitik fuer China selbst nur ein Nebenkriegsschauplatz ist – bei China sind immer gewaltige Mengen involviert, die allein deswegen eine spürbare Wirkung haben.
Ausserdem wird China in den nächsten 10 Jahren den USA unweigerlich die Weltherrschaft abnehmen. Die USA sind wirtschaftlich und moralisch am Ende, können weder Lebensstandards, noch Forschungsniveau noch Infrastruktur aufrechterhalten. 25% aller Brücken und 40% aller Stromleitungen sind schrottreif. Kuba lässt gruessen.mIm Gegensatz dazu bauen die Chinesen die Flotte aus, steigern die Raumfahrt, ziehen in der Forschung in einzelnen Disziplinen den USA gleich und investieren weiter.
Auch in China wird letztlich die Innenpolitik die Aussenpolitik bestimmen. Doch wenn der Elefant sich im Käfig umdreht, muss die Maus gut aufpassen.
Vor vielen Jahren sagte mir mal ein Chinesischer Besucher, er war etwa 30 cm kleiner als ich und musste ständig zu mir hochschauen: „Wir sind klein, aber wir sind viele…“
Habe ich nie mehr vergessen.
@ Thomas ernst
Ich bin nicht sonderlich bewandert mit China, darum gebe ich Ihnen wohl besser diesen Link, wenn Sie sich naeher damit befassen wollen:
http://www.mpettis.com/2012/08/17/1685/
Trotz allem bin ich der Meinung, dass der $ noch keines Falls ein Auslaufmodell ist, sondern noch länger die unangefochtene Master-Waehrung sein dürfte und zwar ganz einfach aus dem Grunde, dass der weitaus höchste Anteil der weltweiten Kreditvolumina in $ oder zum $ gelinkten Währungen besteht. Die militärische Überlegenheit muss ebenfalls bei solchen Überlegungen berücksichtigt werden. Ich rede hier von den nächsten 10-20 Jahren.
Danke für den Link.
Die USA sind ein Auslaufmodell. Das heisst nicht, dass das Produkt aus den Regalen genommen wird, aber es kommt kein Nachschub mehr. Genau das ist das US-Problem. Ihre Infrastruktur zerbröselt. Ihre Schulden steigen laufend. Noch haben sie ein kräftiges Militär, doch Insider berichten von zunehmenden Kürzungen. Noch ein Irakkrieg, und die Amis sind pleite. Die Huffington Post hat eben den Decline of flexibility und die zunehmende Angst dokumentiert. Die zwei Parteien (zu mehr Auswahl ist der Amerikaner offensichtlich zu doof) blockieren sich wo immer möglich.
Ja, die US werden noch etwa 10 Jahre am Drücker bleiben, aber Imperien fallen rasch auseinander, wenn der kritische Punkt überschritten ist. Und die Chinesen warten nur darauf, den tönernen Koloss zu beerben.
Hoffentlich nicht, Herr Ernst. China ist in keiner Weise bereit die Führungsrolle der USA zu übernehmen. Das wäre auch ein Desaster für die Welt. Ich lebe seit bald 20 Jahren in China, und obwohl sich in den letzten 30 Jahren wirtschaftlich hier sehr viel getan hat, muss man einfach sagen, dass sich auf anderen Gebieten eigentlich wenig verändert hat. Das ist lange gut gegangen, auch weil man praktisch bei Null begonnen hat, und die Bevölkerung still war solange es den meisten jedes Jahr wirtschaftlich etwas besser ging. Jetzt aber, da es vielen Leuten gut geht, nimmt man diesen Führungsan-spruch der KP und des ganzen Regierungsapparates immer kritischer unter die Lupe. Zuviele undurchsichtige Geschäfte und Korruption, zuviel Arroganz von Beamten gegenüber Normalbürgern, zu grosser Unterschied zwischen Stadt und Land, reich und arm etc. die Liste der sozial- und gesellschaftlichen Probleme ist ziemlich lang. Man spürt förmlich, dass das jetzige System am Anschlag ist und es politische Reformen braucht, sonst wird es zum Knall kommen. Die Regierung weiss das, und wird alles daran setzen um irgendwie die Kontrolle zu behalten. Da man also innenpolitisch noch viele Jahre beschäftigt sein wird, hat China kaum Zeit weltpolitisch gross aktiv zu sein und sich als Leader zu profilieren.
Zudem gilt folgendes: Historisch war das Hauptproblem jeder chin. Regierung die Ernährung des Riesenvolkes. Die wirtschaftliche Expansion der letzten 30 Jahre diente vorallem dazu, diese Versorgung sicherzustellen. Die 1 Kind Politik sowie der Drang sich Rohstoffe auf der ganzen Welt zu sichern sind Folgen dieser Ernährungsproblematik. China’s Politik ist daher vorallem darauf ausgerichtet sich selber zu helfen, sei dies Wirschaftlich, Geldpolitisch oder als Weltmacht.
China als Welt-Leader, nein danke ! Da sind mir die USA aber 10-mal lieber.
Historisch gesehen war das Hauptproblem jeder Chinesischen Regierung immer die Ernährung dieses Riesenvolkes
@ Linus
Hier noch aktuell zu unserer Diskussion über den Stand der USA
http://blog.markusgaertner.com/2012/08/27/vom-gelobten-land-zum-hungertuch-warum-die-wall-street-immer-gewinnt-und-gm-schon-wieder-geld-braucht-und-jeder-funfte-amerikaner-kaum-geld-fur-nahrung-hat/
PS Gärtner’s Blog ist m.E. die ideale Ergänzung zu NMM…
@ Thomas Ernst
Danke, gute Zusammenfassung.
Zu Bedenken ist, dass wenn der Druck eines Imperiums schrittweise einbrechen sollte/dürfte, dies unweigerlich zu vermehrten Auseinandersetzungen zwischen Staaten führt, deren Differenzen zuvor durch die Grossmacht gedeckelt blieb. Der Zerfall der USA wird kein Fingerschlecken, obwohl sich viele danach sehnen.
@ Linus
„Der Zerfall der USA wird kein Fingerschlecken, obwohl sich viele danach sehnen.“ Wie wahr!
Jede grosse Veränderung wird mehr verändern, als wir uns bewusst sind.
Blackout, von Marc Elsberg, zeigt in form eines Thrillers, was alles z.B. von einer ständig funktionierenden Stromversorgung abhängt.
Andererseits gilt auch: „Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber um besser zu werden, muss es anders werden.“
So wie die globalisierte Welt zur Zeit „funktioniert“ macht es ja auch keinen richtigen Spass, und ich gehöre (wie Sie sicher auch) zu den absolut privilegierten 1% der Erde – aber eben auch nicht zu den 1%ern des Westens…
Man sorgt sich um China, man sorgt sich um die EU, dann wieder um Indien, England, Japan usw. usw.
Die tatsächlich wichtigsten Probleme des Marktes sind aber die Billionen -ja Billionen, die aus all diesen Ländern in den so genannten Offshore Depots verschwinden. Etwa 4 Millionen Bürger aus aller Welt entziehen Milliarden von Menschen den Boden unter den Füssen -das kann nicht mehr so weiter gehen.
Da drängt sich eine Währungsreform auf, die alle diese Steuerfluchtgelder vernichtet. Mein Vorschlag: In jedem Land führt man eine neue Währung ein welche die bisherige ersetzt- und zwar würde die Ausgabe der neuen Noten ahand der letzten Steuererklärung erfolgen. Das würde die Welt mit einem Schlag von Billionen Schwarzgeld befreien.
@ Ast
Darum ist Bargeld so wichtig.
China ist mächtig und schlau genug, sich dem Zwang zur Aufwertung oder einer vollständigen Liberalisierung noch längere Zeit zu widersetzten.
Bis dahin werden die europäischen Staaten vielleicht auch noch zur Einsicht gelangen, dass sich der Wohlstand hier nur mit gewissen Einschränkungen der Marktfreiheiten aufrecht erhalten lässt.
Welch unsinniger Trugschluss!
(Bitte entschuldigen Sie, dass ich keine Zeit dafür verschwenden will, ihren Unsinn mit Argumenten zu wiederlegen)
@Christian
Nein, ich entschuldige nicht!
Wir sind hier nicht an billigen Meinungen interessiert. Mit Meinungen ist es wie mit Arschloechern – jeder hat eines.
Wenn Sie ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) haben zum Thema – heraus damit! Wenn nicht, setzen Sie sich still in die Ecke und schämen Sie sich für 10 Minuten.
Ach ja richtig: die Asien-Krise der 90er war ja auch eine Finanzkrise, und wie „unsere“ Finanzkrise war auch die eine Folge des Neoliberalismus! Man hatte ost-asiatische Länder gezwungen, ihre Finanzmärkte zu „öffnen“ d.h. zu „liberalisieren“. Das war technisch vollkommen unnötig, denn in diesen Ländern war die Sparquote derart hoch, dass die Kredit-Nachfrage leicht aus „eigenen“, inländischen Mitteln bedient werden konnte. Aber Wall Street hat Zugang zu diesem Wachstumsmarkt gefordert, und so wurden die Märkte aufgebrochen. Das Resultat ist immer dasselbe und kann mit ein paar Stichworten zusammengefasst werden: Ausländisches Kapital flutet die Märkte. Immobilienboom. Blase platzt. Ausländisches Kapital fliesst ab. Inländisches Kapital sitzt fest in wertlosen (da halbfertigen, bzw. leeren) Immobilien. Kreditkrise. IMF-Hilfskredite mit „Auflagen“. Privatisierung von Staatsbetrieben.
China tut daher (offenbar) gut daran, sich die 2 Lektionen dieser „Liberalisierung“ zu verinnerlichen:
(1) Liberalisierung ist eine dumme Idee. Beweis: Asienkrise 90er Jahre, Finanzkrise 2008 und alle übrigen Finanzkrisen, die dazwischen lagen.
(2) Nach der zwangsläufigen Krise bei Missachtung von (1) IMF-Regeln zu befolgen ist eine dumme Idee. Beweis: Die Schwere/Dauer der Nachwehen der Krise war proportional zum Ausmass, in dem Länder IMF-Anweisungen befolgt hatten. Die Länder, die die Anweisungen (Privatisierung!!) am genausten befolgt hatten, litten am schwersten, während andere IMF-Anweisungen praktisch ignoriert hatten und vergleichsweise glimpflich davon kamen (Quelle: Stiglitz – Globalization and its Discontents)
Mal sehen ob sich die Geschichte wiederholt….
Von China kann man halen was man will. Eines sind die die Chinesen aber bestimmt nicht: Blöd. Als Land traditionsreicher Händler und Geschäftsleute kennen die Chinesen sehr wohl den Zusammenhang zwischen der Liberalisierung der Finanzmärkte und dem damit zusammenhängenden Aufkommen des Neo-Feudalismus – wie wir ihn heute im Westen und sogar Japan haben. Gerade Japan ist ein gutes Beispiel für ein Land, das die guten asiatischen Tugenden verlassen hat und versuchte den Westen zu kopieren, um aus Geld noch mehr Geld zu machen: Trotz hohem Industrialisierungsgrad ist das Land zur Hochpreisinsel geworden und in einer Stagflations-Endlosschleife gefangen. Damit wächst die Staatsverschuldung und die Überalterung der Bevölkerung. Den Preis für unsere Finanzwirtschaft werden wir erst noch bezahlen müssen. Er wird unsern Wohlstand – wenn nicht gar unsere gesamte westliche Zivilisation kosten.
Ja.
Aber die grosse Mehrheit der Leute lässt sich lieber mit DSDS, Tatort und den Mainstream-manipulierten Nachrichten an der Nase herumführen, als selber zu denken.
Rom: Panem et circenses. Schweiz: AHV und Benni Turnheer
Wie wahr, Sacha Meier, wie wahr … – das haben Sie m.E. wunderbar auf den Punkt gebracht !
Aber ich kann Sie doch ein wenig beruhigen. Als ’80 %-Chinese‘ (ich lebe seit bald vier Jahren in China …) sehe ich das so: die „Roten Mandarine“ sind durchaus intelligent genug, um aus der Geschichte zu lernen … ! Das haben sie bisher exzellent bewiesen, indem sie diesem „Aufwertungsdruck“ (vor allem von Seiten der USA) bisher recht erfolgreich widerstanden haben. Auf der anderen Seite kaufen die „Roten Mandarine“ wie gestört US-Bonds auf – mit dem Resultat, dass bald 100 % der USA (öffentliche Hand!) China gehört. – Ich warte deshalb nur auf den Augenblick, bis Hu JinTao (oder später evtl. Xi JinPing) zu Barack Obama (oder noch viel peinlicher für die USA: zu Mitt Romney!!) sagt: „Well Mr. President, I see it in that way – and who is the boss here?!“.
Mal schauen, was uns die Zukunft noch bringen wird … – in China bin ich aber auf jeden Fall auf der sicheren Seite!
Lieber Gruss aus NanNing, GuangXi,
Hanspeter Lechner.
P.S.: Wann kommen Sie nach China, Herr Meier?
Lieber Herr Lechner,
gerne wäre ich längst nach China gekommen. Schliesslich habe ich von der chinesischen Regierung sogar ein Angebot für politisches Asyl. (Nein, das ist kein Scherz!) Dummerweise habe ich mich nämlich an meiner Hochschule forschend mit modernen Technologien in den Bereichen Energie- und Antriebssysteme beschäftigt, auf welche die US-Regierung die globale Kontrolle beansprucht. Als 51. US-Bundesstaat macht die CH bekanntlich immer, was Washington will. Deshalb bin ich nicht nur aus meiner Hochschule entlassen worden, sondern bin auch per amtlichem Auslands-Technologie-Transferverbot festgesetzt worden. Bei einem Verstoss gäbe es lebenslängliche Verwahrung. Heute arbeite ich in einem typischen CH-Beruf: IT für
Medizinaleinrichtungen. Das zahlt schliesslich die Krankenkasse und der Prämienzahler.
Ni Hao (=Grüezi) Herr Meier,
Kopfschüttel, Kopfschüttel … – aber schön, dass Sie wieder eine passende Arbeit gefunden haben! – Aus eigener Erfahrung weiss ich nämlich, dass das für einen über 50-jährigen Ingenieur (selbst mit besten Qualifikationen/Referenzen) alles Andere als einfach ist … !
Aber vielleicht kommen Sie mich mal besuchen? ‚Lechner, NanNing‘ (liegt nahe bei VietNam) genügt vollauf, um mich zu finden.
Freundliche Grüsse,
Hanspeter Lechner.