Leiden die USA unter einer Depression?
Je länger die wirtschaftliche Stagnation in den USA dauert, desto mehr verstärkt sich der Eindruck, dass das Land in eine Depression geraten ist. Offiziell ist die Rezession zwar bereits seit zwei Jahren überwunden. Doch die Arbeitslosenrate bleibt unverändert hoch bei knapp 10 Prozent. Die «gefühlte Rezession» ist noch nicht vorüber.
Dass die Krise weiter andauert, zeigen zum Beispiel die Zahlen des Well-Being-Index, den das Meinungsforschungsinstitut Gallup regelmässig publiziert. Besonders beunruhigend ist der Befund, dass nur 80,1 Prozent der Befragten angeben, immer genug Geld für den Einkauf von Lebensmitteln für sich und die Familie zu haben. Auch die Angaben zur Gesundheitsversorgung zeugen von einer Unterversorgung. Die Tabelle zeigt den Vergleich zwischen September 2008, als die Rezession bereits begonnen hatte, und September 2011.

Wie lange wird die Stagnation der US-Wirtschaft anhalten? Gemäss Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff («This Time is Different») kann es bis zehn Jahre dauern, bis sich eine Volkswirtschaft von einer grossen Immobilienkrise erholt hat. Der IWF ist aufgrund von historischen Daten zu ähnlichen Ergebnissen gelangt. Das Problem ist der langwierige Entschuldungsprozess der privaten Haushalte. Solange sie ihren Vermögensverlust, den sie durch den Absturz der Immobilienpreise erlitten, nicht ausgeglichen haben, lahmt der Privatkonsum.
In dieser Hinsicht ist die gegenwärtige Krise sogar schlimmer als die Grosse Depression der 1930er Jahre. Damals fand zwar eine dramatische Schrumpfung der Wirtschaft statt – das BIP ging von 1929 bis 1933 um ein Drittel zurück –, dafür setzte von 1933 bis 1937 der stärkste Aufschwung in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte ein. Wie die Zahlen zur monatlichen Industrieproduktion zeigen, fand die Trendwende unmittelbar nach der Amtsübernahme von Franklin D. Roosevelt im Frühling 1933 statt. Sie zeigt aber auch klar, dass Roosevelt 1937-38 zu früh auf die Bremse trat und die Erholung abbrach, indem er zur rigorosen Inflationsbekämpfung und zum Balanced Budget zurückkehrte («Mistake of 1937»).
Diesmal ist es anders. Der Kollaps der Wirtschaft konnte zwar verhindert werden, aber es hat bisher keine Trendwende stattgefunden. Das Wachstum dümpelt vor sich hin, und die Politik ist bis zu den Wahlen im November 2012 vollständig blockiert. Die «gefühlte Rezession» dürfte frühestens im Jahr 2013 zu Ende gehen.
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Die Erholung kommt ausschliesslich wegen dem fehlenden Vertrauen nur so zäh voran. Und bestimmt trägt die expansive Geldpolitik (z.B. QEx) eine kleine Schuld an der Vertrauensmisere. Doch vor allem sind Fehler in der Politik („Policy-Errors“) am fehlenden Vertrauen verantwortlich. Und die grössten Fehler in der Politik wurden und werden zurzeit in Europa produziert. Zudem agiert auch die EZB etwa zehnmal starrsinniger als die FED.
Immerhin standen die USA (Politik und Notenbank) dem Markt ziemlich schnell mit einer „Bazooka“ (TARP/TALP) bei. Die Europäer jedoch tun sich markant schwerer mit solchen Entscheidungen. Und da bei solchen „Sich-selbst-erfüllenden-Prophezeiungs“-Krisen die Zeit und ein effektiver Knalleffekt (Bazooka) von enormer Wichtigkeit sind, steuern wir nach wie vor auf den Abgrund zu.
Unter diesen Umständen ist eine einigermassen gespürte Erholung schlicht unmöglich. Und darunter leidet eben auch die USA stark. Ich kann es zwar nicht beweisen, darum glaube ich, dass die Eurokrise der Hauptgrund für das zähe, rezessiv anfühlende Klima in den USA ist. Nebst dem primitiv polarisierten US-Kongress.
Aber von Depression würde ich (noch?) nicht sprechen. (Die Arbeitslosigkeit verharrte während der „Great Depression“ für viele Jahre zwischen 20 – 24 %. Also müsste man zurzeit, wenn schon, von einer „Little Depression“ sprechen.)
@Hampi
Ja, ich bin auch davon überzeugt, dass wir faktisch eine Vertrauens- nicht eigentlich eine Wirtschaftskrise haben. Inzwischen haben Grossunternehmen, Banken, Politiker, Nationalbanken, eigentlich alle, die an der Wirtschaft im grossen Stil rumpfuschen, den grössten Teil des Vertrauens der breiten Bevölkerung verloren.
Nur – wo soll denn das Vertrauen wieder herkommen? Wir haben zwar hier in CH gleich mal wieder Wahlen, aber glaubt denn irgendeiner allen Ernstes, dass die neuen Politiker irgendwie besser sind als die alten? Sofern sie nicht ohnehin dieselben Drittklassigen Laberi sind wie die letzen vier Jahre.
Vielleicht sollten wir doch besser drauf hoffen, dass demnächst die Ausserirdischen uns besuchen und den Planeten mal kräftig aufmischen…
@Hampi:
Leider hat Bernanke die Ursache erst nach zwei-jährige Experimente der Geldtheorie erkannt, dass das Vertrauen der Schlüssel ist für die nachhaltige Erholung, dieses Ziel kann erreicht werden, wenn die inländischen und ausländischen Investoren in den USA langfristige Investition tätigen werden. Die arrogante Haltung der Fed bzw. weil wir Amerikaner sind, deshalb können wir den Dollar drucken, dadurch werden die Konjunkturprogramme finanziert, ohne Konsequenz tragen zu müssen. Der Fed bricht jegliche Regeln der Ökonomie, ohne sich Gedanken über spätere Folge zu verlieren.
Es überrascht mich nicht, dass der Einkommen in den USA rückläufig ist, vor allem der Mittelschicht zusehend verschwindet, dies wieder auf das Konsumvertrauen negativ auswirken wird. Die spätere Folgen der Berankes Geldpolitik habe ich vor zwei Jahren bereits in diesem Blog beschrieben, nach zwei Jahren wurde es zur Realität. Das ist ein Prozess, der langsam aber sicher die US-Wirtschaft, US-Gesellschaft und die Demokratie verstört.
Die Little Depression könnte bald zu einer grossen Depression wieder führen, der Anzeichen stellt auf Gelb, bald wird auf Rot sich umschalten, dann gibt es eine Crash, dieser Crash wird zwar nicht so stark sein, wie 2008, aber stark genug ein grosses Vermögen zu verlieren.
@Hampi:
Leider hat Bernanke die Ursache erst nach zwei-jährige Experimente der Geldtheorie erkannt, dass das Vertrauen der Schlüssel ist für die nachhaltige Erholung, dieses Ziel kann erreicht werden, wenn die inländischen und ausländischen Investoren in den USA langfristige Investition tätigen werden. Die arrogante Haltung der Fed bzw. weil wir Amerikaner sind, deshalb können wir den Dollar drucken, dadurch werden die Konjunkturprogramme finanziert, ohne Konsequenz tragen zu müssen.
Es überrascht mich nicht, dass der Einkommen in den USA rückläufig ist, vor allem der Mittelschicht zusehend verschwindet, dies wieder auf das Konsumvertrauen negativ auswirken wird. Die spätere Folgen der Berankes Geldpolitik habe ich vor zwei Jahren bereits in diesem Blog beschrieben, nach zwei Jahren wurde es zur Realität. Das ist ein Prozess, der langsam aber sicher die US-Wirtschaft, US-Gesellschaft und die Demokratie verstört.
Die Little Depression könnte bald zu einer grossen Depression wieder führen, der Anzeichen stellt auf Gelb, bald wird auf Rot sich umschalten, dann gibt es eine Crash, dieser Crash wird zwar nicht so stark sein, wie 2008, aber stark genug ein grosses Vermögen zu verlieren.
@XY:
D’accord, ohne Frage. Aber: Haben Sie auch eine Idee, wie so eine Alternative aussehen könnte?
Dass sich was grundlegende ändern muss, ist ja nicht mehr zu übersehen. Aber ohne vernünftige Zielvorstellung – und damit meine ich nicht schöngeistiges Geschwurbel ala Nadine Binsberger & Co, das diametral gegen die menschliche Natur läuft – bündeln sich die Kräfte nicht und es gibt keine Bewegung.
@XY
Danke für die Ausführungen. Mich interessiert allerdings die systemische, nicht die individuelle Perspektive. Die Frage ist für mich nicht, was soll ICH tun, sondern, wie kann/soll man das Zusammenwirken vieler Menschen gestalten.
Aus meiner Sicht ist das, was heute passiert, nicht Resultat einer absichtlich/bösartigen Verschwörung irgendwelcher Sirianer, Freimaurer oder Klingonen, sondern das unvermeidliche Ergebnis an sich banaler und plausibler Elemente:
– Tausch / Handel / Währung
– Risiko und Risikoabsicherung (Zins)
– Internationalisierung, Automatisierung
– Persönliche Interessen und evolutionär programmierte Präferenzen
Wie ein schief gelaufenes Experiment mit Affen in aller Deutlichkeit gezeigt hat, ist der Tausch ein grundlegend plausibles Verhalten aller Primaten, egal ob es nun der Tausch Banane gegen Apfel oder Sex gegen Zwiebeln ist. Es braucht dazu keine Währung. Die Chinesen machen uns vor, wie unsichtbare „Guthaben“ und „Verpflichtungen“ in Beziehungen über Jahre entwickelt, gepflegt und gegeneinander aufgerechnet, in der Familie herumgeboten und ausgeglichen werden, ohne dass überhaupt nur schriftlich Buch geführt wird.
Ob Geldausleihe Zinsen kostet, ob Geld allein auf gutem Glauben (Fiat-Money) oder auf gelagerten Werten (Goldreserven) beruht etc. sind bei näherer Betrachtung Marginalien. Der Endzustand ist immer derselbe: Geld akkumuliert sich bei den reichen/mächtigen und – als eine Art universeller Energieeinheit – wird es immer wichtiger. Auch im Pflanzen-/Tierreich wird die Evolution letztlich über die Energiebilanz gesteuert. Für uns ist Geld eine Art Energie, darum zentral.
Es geht mir also nicht darum, wie ich meine kärglichen Mittel über die nächste Währungsreform rette (da müsste ich mindestens einen Anteil in physische Verteidigungsmittel investieren), sondern, wie wir eine „Wirtschaft“ gestalten könnten, welche die Dysfunktionalitäten der heutigen Marktwirtschaft vermeidet, ohne ihren enormen Nutzen für den Lebensstandard und die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen gleich zu liquidieren.
Wenn wir eine bessere Lösung haben wollen, müssen wir eine suchen, welche für ALLE funktioniert, und zwar möglichst „automatisch“, d.h. ohne Diktatur und Weltpolizei. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass es so eine Modell gibt (ev. unter Nutzung des Internets, das scheint mir der wichtigste neue Faktor gegenüber den Zeiten von Keynes und Marx zu sein).
Da ich von Ihren Überlegungen bisher immer sehr profitiert habe, hoff(t)e ich, dass Sie da auch schon einen Schritt weiter sind.
Any ideas??
„Es stimmt nämlich: Im Grunde seines Herzens ist der Mensch von Gier und Angst getrieben, denen er periodisch in manisch-depressiver Weise unterliegt.“
Ich bezweifle, ob die Aussage wissenschaftlich verifiziert ist. Aber es zeigt schön, wie Überlegungen zur Natur der Wirtschaft von den Überlegungen zur Natur des Menschen beeinflusst werden. Eine neue Wirtschaft wird sich nur durch eine neue Sicht auf den Menschen entwickeln
Ihr „Gier/Angst“ Mensch ist der klassische „homo oeconomicus“ der Wirtschaftswissenschaften. Wie ich an anderer Stelle schon mal geschrieben habe, stellen Forschungen zur Kooperation und Fairness (z.B. Michaeil Tomasello, Ernst Fehr) dieses einseitige Menschenbild in Frage.
Besonders interessant finde ich die Ergebnisse von Tomasello (Preisträger des Klaus J. Jacobs Forschungspreises 2011) der nachweisen konnte, dass Kooperation ein natürliches und kein kulturelles Verhalten ist. Dieses Ergebnis stellt die weitverbreitete Ansicht auf den Kopf, dass der natürliche Mensch primitiv ist (das ES) und erst durch Kultur (inkl. Gesetze) zivilisiert wird.
Vielleicht ist es ja gerade umgekehrt und es ist die Kultur, die den Menschen egoistisch, autistisch, brutal werden lassen kann (s. z.B. Milgram-Experiment).
In diesem Sinne sollte man sich überlegen, wie ein Wirtschaftssystem aber auch ein Gesellschaftssystem aussehen müsste, die die natürliche Veranlagung des Menschen zur Kommunikation, Kooperation und Empathie nicht behindert.
Sie bestätigen gleich selber, dass menschliches Verhalten offensichtlich stark von Umweltvariablen (hier hochriskantes Umfeld des Spekulanten im Unterschied zu einem wenig riskanten Umfeld des Akademikers) abhängt. Sie müssten also Ihre Aussage „Der Mensch ist im Grunde seines Herzens von Gier/Angst getrieben“ einschränken, indem sie das Umfeld in dem dieses Verhalten (ängstlich/gierig) auftritt (hochriskant) möglichst genau beschreiben und miteinbeziehen.
…und noch was zum praktischen Verifizieren, zur praktische Erfahrung, zum gesundem Menschenverstand, Alltagswissen, Alltagswissenschaftler etc.:
Schon mal von Denkfehlern/kognitiver Verzerrung, Bias gehört?
http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verzerrung
In der Sonntagszeitung gibt es jeweils eine nette Rubrik von Rolf Dobelli:
http://dobelli.com/
Das stossende an der Ökonomielehre ist es ja, dass sie Aussagen zur Natur (Erleben/Verhalten) des Menschen macht, also eigentlich eine Sozialwissenschaft ist, sich aber nicht der Methoden des Sozialwissenschaften bedient. Eine löbliche Ausnahme sind zum Beispiel die Forschungen des Ökonomieprofessors Ernst Fehr:
http://www.uzh.ch/news/articles/2008/3175.html
Ist halt so das heute die gleichen Verantwortlichen mit dem genau gleichen Ideologischen Arsenal an Methoden an den Schalthebeln sitzen wie etwa 2008. Das kann sich nicht wirklich ändern… gesteuert und kontrolliert so im Sinne das man die heute noch Teilweise in Funktion stehenden Zivilgesellschaften die wir heute noch als gegeben ansehen (bis auf ein paar Opfer die man darbrachte wie das härtere Anpacken der Sozial- und Gesundheitlich Benachteiligten) erhalten möchte…
Niemand der noch einigermassen Entlöhnt wird macht sich wohl eine genaue Vorstellung was es am Ende bedeutet wenn ein Staat wirklich anfänmgt zu sparen. Zu sparen in einer Art und Weise die beinahe keine Rücksicht mehr auf negative Innenpolitische Reaktionen mehr nehmen muss… es wird den Menschen der Teppich untern den Füssen weggezogen…
Hier können sich die Anhänger Darwinischter Ansichten wollig den Bauch kraulen…
Es hat ja auch mehr als 30 Jahre gedauert um die Neoliberalen Theorien Tag für Tag, Jahr für Jahr umzusetzen. Aufschlussreich auch, das es in diesen doch etwas dümmlichen Theorien, keine Arbeitslosen gibt. Die sollten nämlich ganz nach einer gewissen inherenten Eigenintelligenz liberaliserter Märkte von selber verschwinden. Die Annahme das diese sich einem „natürlichen“ Preisgefüge ganz nach dem Spiel der Sozialdarwinisten nur billig genug anbieten müssten um wieder in Lohn und Brot stehen zu können… man muss also gar nicht’s tun. Entsprechend hat man sich dann daran gemacht die einstigen Sozialwerke dementsrepchend anzupassen… nicht mehr der Mensch stand fortan im Zentrum dieser Regelwerke sondern Marktmechanismen, Repression, Ausgrenzung…
Sicher, keiner muss… man kann sich in letzter Konsequenz dazu entschliessen diese Leute einfach auf der Strasse liegen zu lassen so das diese sich durch die niederen Lebensumstände von selber entsorgen… theretisch würde das mit dem Markt also funktionieren. Blos, keiner will wirklich liberaliserte Märkte… und trotzdem hat man eine Regel nach der anderen in einer Art und Wiese angepasst um diesen gerecht zu werden… frei nach „den letzten beissen die Hunde“ waren und sind das die redundant gewordenen Menschen… bald kamen dann, dank Steuerwettbewerb und Standortwettbwerb ganze Gemeinden, Regionen und am ENde ganze Nationalstaaten unter das Fallbeil.
Dumm nur, das dieses Kapitalistische System aufbaut auf einem Zahlenwerk das sich im laufe der Jahre immer mehr daran angepasst hat wie es theoretisch aussehen müsste anstatt wie es wirklich aussieht. Einige Schlüsselindikatoren sind nicht in der Lage das Wohlbefinden der Menschen und dessen Lebensraum zu messen und gehören deshalb ersetzt.
Viel lieber stürzen wir uns mit Lust auf Finanzmarktindices, Bonistrukturen, Mio. Saläre einiger Manager, Dividendenzahlungen, Marktanteile, Umsatzsteigerung, Profitraten, Effizienzkalkulationen, Produktivitätsfortschritten, dem tanz um’s Goldene Kalb mit Geld noch mehr Geld verdienen zu können und einigem mehr und haben dabei bereits den Ueberblick verloren wieviel dessen schon von Steuern, Abgaben, Partizipation am erwirtschafteten Wohlstand und Produktivitätsfortschritten wir im laufe der Jahre einer immer homogener dastehnden Gruppe von Individuen zukommen lassen…
…wärend der ganze Rest weiter dazu angetrieben wird das dies so bleibt… uns fehlt eine gesunde Vorstellung dessen, wie eine Stakeholdergesellschaft aufgebaut werden könnte. Heute haben wir eine Shareholdergesellschaft… mit einem perfektionierten Umfeld um den geschaffenen Wohlstand konsequent von unten nach oben zu transferieren.
Viele Menschen ahnen was da warum nicht „gerecht“ ist. Haben aber gegenüber den äusserst geschliffenen Argumenten und der Pseudorationalen Welt der Bilanzen nicht viel entgegen zu setzen…
Die USA ist in der Phase leichter Stagnation, die bald zur einen zweiten Depression führen wird. Sie wird zwar nicht so stark wie 2007/2008, aber das Wirtschaftswachstum wird langsam und sicher zurückgehen. Wie ich vor ca. zwei Jahr schrieb, dass China womöglich der Auslöser der nächsten Krise sein könnte. Die Depression ist nicht nur gefühlt, die ist real, das Wachstum geht weltweit zurück, dies hängt mit dem expansiven Geldpolitik der Fed, sowie deren Wirkung auf die Geldpolitik der anderen Industrieländer und Schwellenländer.
Die Geldtheorie bzw. die Geldpolitik ist kein Heilmittel für konjunkturelle Schwäche, es ist ein gravierender Irrtum der Geldtheoretiker und Geldpolitiker. Die Ökonomen und Geldpolitiker haben die Ursache der Krise nicht verstanden, jede Krisen in der Wirtschaftsgeschichte sind einzigartig, aber sie weisen viele Gemeinsamkeit auf. Die Ökonomen fokussieren gern auf die Symptome bzw. Auslöser der Krise, aber die Ursache wird verkennt. Wie sollte man den Systemfehler beseitigen, ohne das System neu installieren zu müssen, mit solchen Fragen sollten die Ökonomen damit beschäftigen. Die modernen Ökonomen sind Sklaven des Systems, weil sie für die Finanzinstitution arbeiten, dadurch werden sie zum Lobbyist der Finanzindustrie. Es gibt nur wenige neutrale Ökonomen, die nicht von Finanzindustrie(Banken) bezahlt werden.
Die neoliberalen Kräfte haben in den USA ihr Ziel erreicht (In der Schweiz sind sie auf bestem Weg dazu): Die Reichen und die Unternehmer zahlen kaum noch Steuern. Als direkte oder indirekte Folge davon verarmt der Mittelstand. Woran die Neo’s nicht gedacht haben: Es gibt zu wenig Reiche, um all die von den steuerbefreiten Unternehmen produzierten Güter zu kaufen. Und die Armen können es sich nicht mehr leisten. Damit ist eine Abwärtsspirale vorprogrammiert. Eines Tages werden alle einsehen muessen: die Linken haben eben doch Recht!
In Eritrea oder Samolia waeren die Antoworten auf diesem Fragebogen im einstelligen, vielleicht tiefen zweistelligen Prozentbereich.
aehm???
Was ist mit dem Mann auf dem Bild los? Versucht er ein Produkt oder eine Arbeitsleistung zu verkaufen, um seine nächste Mahlzeit zu finanzieren? Auf wirklich Arme wirkt er, weder wirklich alt noch behindert, leicht übergewichtig (Alkohol?), mit cooler Sonnenbrille und (verkaufbaren) US-Flaggen, schickem Trolley, guten Schuhen , eher wie ein Mittelständler, der eine Pause beim Umzug macht. Wir jammern auf verdammt hohem Niveau, wenn wir von Depression reden: In Vietnam kann man sowas nicht sehen, weil jeder irgendwie versuchen muss, ein Auskommen zu finden, gibts keine Menschen, die sich damit definieren können, keine Arbeit zu haben. Die wirklich Armen verwerten recyclebare Abfälle, sammeln Getier dass sich als Futter an Fischfarmen verkaufen lässt, reparieren kaputte Reifen, verkaufen Lotterielose, Zigaretten, Taschentücher, Früchte, Fische an der Autobahn, am Busfenster, verkaufen ihren Körper, ihre Nieren, da gibts gefühlte Depression.
Anh Toan sieht das schon richtig. In der Tabelle oben im Artikel würden höchstens 15 Prozent aller Menschen auf dieser Welt auch nur annähend auf diese Prozentwerte kommen.
Das liegt daran, dass in unserem ach so intelligenten Wirtschaftssystem kein einziger Euro freiwillig nach Eritrea oder Somalia gehen wird. Geld geht dahin, wo es rentiert, nicht wo es nötig ist.
Hr. XY: Ein kleiner Nachtrag.
Geldvermögen=Schuldenmenge -> ergo MUSS „man“ krankhaft innovativ sein, um dem „Nächsten“ ein Stückchen seines Kuchens zu nehmen (Zins bezahlen). Ansonsten muss man sich verschulden(=sog. „Mehrwert“). Dieses Dilemma wird oft missbraucht, um die „Schuldner“ als Faule, Unbrauchbare zu betiteln, was moralich als falsch zu bezeichnen ist.
Weil alle dies tun „MÜSSEN“ ist das auch der WACHSTUMS-Sachzwang. Dementsprechend sogar noch Exponentiel steigend. DAS ist die Triebfeder unseres „SOZIAL-Darwinismus“ -> weg mit Zinsen – ein Staat kann sich und anderen Schuldfreies Geld „schöpfen“ & = demokratisieren.
Dieser Wachstumszwang führt auch zur Ökonomisierung der Gesellschaft. Was verkaufbar ist, obsiegt. EGAL ob es nun SINNvoll ist oder nicht. Bsp. – durch immer schnellere Produktzyklen und dessen Wegwurf entsteht Wachstum. Ökologisch und zum grossen Teil auch ökonomisch stumpfsinnig. Das führt mitunter zur Überfischung, Treibhauseffekt usw. – externe Effekte werden in der Buchhaltung „sozialisiert“ und in die Zukunft verschoben. Atommüll, der tausende von Jahren strahlt. Wer kann wirklich behaupten, dass es ein positiv Bilanz des Strompreises gibt, wenn man tausend & Jahre Lagerkosten dazurechnet!? Alles abgesichert durch sog. Derivate – Wetten, Versprechungen in die Zukunft…
Arbeit hat es genug, nur das Geld dazu fehlt ….
Weg von Zinsen zu Gebühren. Die wirken nicht exponentiel. Auf zu einem bedingungslosen Grundeinkommen. Hierachien können & sollen bestehen bleiben, nur die Unterschiede sind auf ein vernünftiges, faires Mass zurück zu stufen. Warum nicht 1:12?
Menschen arbeiten hauptsächlich zur Sicherung der Existenz und danach wollen sie vor allem Anerkennung, welche heute als Fetisch über den Konsumzwang generiert wird. Es braucht ein Umdenken. Zu fördern sind Innovationen, die den Menschen NACHHALTIG weiter bringen. Dann wäre schon viel erreicht.
-> Das parasitäre, krebsartige Geldsystem ist zu reformieren, mit all seinen Helfern und Helfeshelfern.
Die Inflation wirkt auch vermögensverschwindend. Wenn also der Staat selber „etwas“ Geld in Umlauf bringt, anstatt die Banken, heisst das nicht, dass alle nichts tun würden. Aber – das allgemeine Lohnniveau könnte gesenkt werden, was wiederum den Arbeitgebern helfen würde, ihre Güter und Dienstleistungen günstiger zu verkaufen. Zudem wirkte dies wohl auch, dass Arbeit „demokratischer“ durchgeführt würde, da man Angebote wählen könnte, die einem eher behagen. Working poor adee? Oder Arbeitgeber sozialisieren ihre Dumpingarbeiter nicht mehr auf die Allgemeinheit.
Die Sozialkosten des Staates werden auch rapide zurück gehen und den Steuerzahler entlasten.
Die Illusion, dass alle nichts täten, habe ich nicht. Denn soziale Hierarchien wird es immer geben und deren Anreiz, dazu zu gehören. Status und privilegien sind genügend Anreiz…
& wenn sogar Hr. Wellershof als ex. Chefökonom der UBS sich dafür ausspricht, dann sollte das ja wirklich „durchdacht“ sein.
Ein menschenwürdigeres Leben.
Offiziell wird eine Rezession/Depression anhand des realen BIP erkannt. Dieses wird mit dem nominellen BIP und der Teuerungsrate berechnet. Die Teuerungsrate wird aus vier Gründen statistisch viel kleiner gerechnet als sie ist.
1. Damit der Glaube in den Wert der Währung bestehen bleibt, denn nur der Glaube gibt dem heutigen Kreditgeld überhaupt einen Wert.
2. Damit die Zinsen für Staatsanleihen tief gehalten werden können.
3. Damit die Forderungen für Lohnerhöhungen klein bleiben.
4. Damit das reale BIP höher ausfällt als es ist und so der wirtschaftliche Optimismus gestärk wird.
Die Methoden der Statistikfälschungen sind bekannt: Substitution, Gewichtung und Hedonik.
Zusätzlich werden gebetsmühleartig die Begriffe Inflation und Teuerung vermischt-verwischt (d.h. gleichgesetzt)
Auch für das nominelle BIP werden verschiedene Tricks angewandt, damit es möglichst hoch ausgewiesen werden kann.
Würden Teuerungsraten und nominelles BIP einigermassen richtig berechnet, wäre klar sichtbar, dass die USA und auch grosse Teile der EU in einer Depression sind. Die offiziellen Zahlen werden immer surrealer, und es stellt sich die Frage, wie lange sie von den Märkten noch geglaubt werden. Das Hauptproblem dabei sind die HFT-Programme, die niemals eine Kennzahl in Frage stellen. So bleibt der Marktmanipulation der Regierungen Tür und Tor geöffnet. Nach dem Motto Börse gut, alles gut.
Aber die Arbeiter/Konsumenten die immer mehr unter dem Reallohnverlust leiden, werden bald (oder sind am) erwachen. Sie können nicht einfach ihr Budget aufstocken indem sie Schuldscheine an die Banken verkaufen oder Geld drucken.
@Mark Althaus: Die Konsumenten „können nicht einfach ihr Budget aufstocken indem sie Schuldscheine an die Banken verkaufen oder….“ Doch, genau das haben die Amis gemacht, die Hypo erhoeht fuer I-Phone, Pick-up, LCD.
Herr XY, dies ist eine fantastische Zusammenfassung. Besten Dank.
Great read. Thank you.
Der Kollaps der Wirtschaft wurde nicht verhindert, er wurde nur hinausgezögert und zwar mit noch mehr (faulen) Krediten und einer völlig sinnlosen Bankenrettung, die eigentlich ausser den Boni auch nichts gerettet hat.
Der private Sektor sitzt noch immer auf den Schulden, die er 2008 schon nicht bezahlen konnte, plus weitere Kredite und Zinsen.
Wer immer auf diese Idee gekommen ist, ist ein kompletter Vollidiot und gehört bevormundet.
Die ganzen Billionen hätte man gescheiter den Gläubigern gegeben, damit diese ihre Schulden abzahlen und konsumieren können, damit wären die Banken fein raus gewesen (inkl. Profite und Boni) und die Wirtschaft hätte weiter gebrummt.
Dabei sehen die Zahlen im Gallup-Bericht noch recht freundlich aus. Dahinter verbergen sich aber 46.18 Millionen Amerikaner, die unter der Armutsgrenze leben (Zahlen per 2010). Dies entspricht 15.1% der Bevölkerung. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren machen mehr als einen Drittel aus.
Mehr dazu unter http://www.querschuesse.de/daten-der-schande-vom-u-s-census-bureau/
Dass die USA ein Wachstum ausweisen ist ohnhin nur verschiedenen Tricks und Kniffen zu verdanken. So werden quartalsweise Wachstumsraten ausgewiesen, die aber jeweil auf das Jahr hochgerechnet werden. Das für das zweite Quartal ausgewiesene Wachstum von 1.2% entspricht also einer Quartalszunahme um magere 0.3%. Des weiteren wird das hedonische Prinzip angewandt, womit die Preise für neue Modelle und somit für technologischen Fortschritt ungeachtet des effektiven Verkaufspreises in höhere Preise umgerechnet werden, was fiktives Wachstum generiert. Des weiteren verzeichnen die USA ein starkes Bevölkerungswachstum, woraus automatisch Wachstum entsteht. Effektiv dürfte das BIP ro Kopf der Bevölkerung seit Jahren stagnieren oder sogar leicht rückläufig sein. Dieses Gefühl hat auch eine zunehmende Zahl der Amerikaner selbst.
Darum sollte die „occupy Wall Street – Bewegung“ ernst genommen werden.
„Offiziell ist die Rezession zwar bereits seit zwei Jahren überwunden.“ gegenüber „Die «gefühlte Rezession» ist noch nicht vorüber.“ Die offizielle Rezession war analog zum Börsenanstieg ab März 2009 zu Ende gegangen. Von diesem Anstieg profitierten aber vor allem die obersten 1% der US-Amerikaner, Forbes vermeldete neue Milliardärsrekorde. Die staatlichen Rettungspakete flossen praktische direkt in ihre Taschen. Da aber kaum etwas davon nach unten gelangte, gibt es nun eben einen Investitionsstau, die Reichen konnten praktisch nur noch im Ausland investieren oder das Geld horten.
Roosevelt bildete einen breiter abgestützten Aufschwung, der Aktuelle in den USA ist Zitronen-Sozialismus für Reiche. Deshalb fühlen Milliardäre einen Aufschwung und die Mehrheit der Amerikaner nicht, was diesem „offizielles Ende der Rezession“ entspricht. Roosevelt hat übrigens den Banken keine Geld auf Staatskosten in deren Allerwertesten gepumpt, vielmehr Arbeitsprogramme lanciert.
Sofern wie hier aufgeführt Offiziell nicht Mehrheitsfähig ist, handelt es sich um eine Depression. Es gibt keine eindeutige Begriffsdefinition was im wirtschaftlichen Sinn Depression ist, aber eindeutig ist dass der Ausdruck am Ende der 1920er Jahre erstmals benutzt wurde. Diese Depression war geprägt von einer Massenarbeitslosigkeit in einem bis dahin unbekannten Ausmass. Genauso ist das auch, sofern man sich an die Wortwurzel „Niedergedrückt“ hält im Sinne der breiten Bevölkerungsschicht.
Occupy Wallstreet entsteht aus der Differenz zwischen offizieller Bewertung der Krise und der gefühlten Krise, die Bewegung will aus gefühlter Wahrnehmung wieder die offizielle (durch Umverteilung nach oben manipulierte) Bewertung machen. Dahingehend entsteht nun politischer Druck.
Die Zwangsoptimisten herrschten nun schon eine Weile. Nun folgt der „Babyboomer“-Knick. Es müssen all die liebgewordenen Forderungen ausbezahlt werden und die Marktakteuere werden weniger… Schitter für ein „Schneeballsystem“, wie das Fiat-Money.
Solange die Überkapazitäten nicht abgeschrieben wurden und die Verluste sich durch eine Marktbereinigung wieder ins Lot bringen, sehe ich den „Schwarzen Schwan“. Die Enteignung der Massen ist ja gerade am Laufen.
Ja, heute ist die Frage nicht mehr „wann wird es besser?“ sondern „wann wird es noch schlimmer?“. Die USA haben 2 Jahrzehnte von massivem Leistungsbilanzdefizit hinter sich (lange liess sich das mit Schulden machen kaschieren). Eine rettende Rückkehr zu einem US-Leistungsbilanzüberschuss ist vorläufig jedoch nicht in Sicht. Stattdessen werden die Überalterung und Gesundheitsschäden den Staat weiter in die Enge treiben.
Die USA verlieren seit bald zwanzig Jahren stetig an Boden, überall. Ein Riesenland, ein Riesenheer an Arbeitslosen, viele Obdachlose und es werden immer mehr. Die einstige stolze Wirtschaftsmacht USA ist faktisch pleite und hängt am Tropf seiner Gläubiger, allen voran China. Sogar militärisch gehts nur noch abwärts, die verlustreichen Kriege in Vietnam, Irak und Afghanistan entzogen den USA das Geld für den Ausbau der maroden Infrastruktur im Land und dringend nötige Anhebung der Sozialleistungen. Eine geregelte AL-Kasse wie bei uns gibt es in den USA nicht, wir staunen! Die USA geben heute ein trauriges Bild einer einstigen Weltmacht ab, die mit sich selbst ringt. Vergleiche zu dem Untergang des römischen Reiches vor bald 1650 Jahren liegen durchaus auf der Hand.