Das Ende der Globalisierung?

NMTM

Normalisierung oder Krise des Welthandels? Containerschiff im Panamakanal. Foto: Tomas Munita (Keystone)

Seit der Finanzkrise wächst der Welthandel nur noch langsam, nachdem er sechzig Jahre lang stetig zugenommen hat. Da es immer schwieriger wird zu behaupten, die Verlangsamung sei nur zyklisch bedingt, hat eine breite Diskussion eingesetzt. Vor allem eine Frage ist drängend: Müssen wir uns Sorgen machen? Ist die Globalisierung zu Ende?

Die folgende Grafik zeigt, wovon die Rede ist. Seit 2009 ist eine Entkoppelung vom Trend festzustellen, trotz der starken Erholung im Jahr 2010.

An warnenden Stimmen fehlt es nicht. Es ist die Rede vom Superzyklus, der sich zu Ende neigt, von einer Krise des Wachstums oder vom Abstieg der USA und damit auch des Westens.

Schaut man sich die Daten etwas genauer an, ist das Ergebnis jedoch viel weniger spektakulär. Vor allem die langfristige Perspektive ermöglicht es, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. So zeigt eine neue Studie, dass es sich bei der Verlangsamung des Welthandelswachstums eher um eine Normalisierung als um eine Abweichung vom Trend handelt.

Der historische Rückblick zeigt ferner, dass wir uns keine grossen Sorgen machen sollten. Katastrophal war die Situation des Welthandels in den Kriegs- und Krisenjahren von 1914 bis 1948. Von einem solchen Szenario sind wir weit weg.

Figure 1. The growth of world trade, 1800–2014 (log scale)

Erklärt werden müssen also zwei Dinge:

  • Warum fand vor der Finanzkrise ein überdurchschnittliches Wachstum statt?
  • Warum setzte seit der Finanzkrise eine Normalisierung ein?

Eine Gruppe von Handelsökonomen betont in einer neueren Publikation, dass drei Entwicklungen beide Phänomene erklärten:

  • China startete in den 1980er-Jahren eine grosse Exportinitiative. Dies ist nun vorbei. Produktion und Innovation sind teurer geworden. Die hohen Wachstumsraten sind nicht mehr erreichbar.
  • Osteuropa hat sich in die Weltwirtschaft in schnellem Tempo reintegriert. Dieser Prozess ist abgeschlossen. Die alten Handelsverbindungen mit Westeuropa sind wiederhergestellt.
  • Die technologischen Durchbrüche (Transport, Kommunikation) haben ruckartig einen neuen Grad an internationaler Arbeitsteilung ermöglicht – man redet von Global Value Chains (GVC). Dieses Wachstum stösst nun aus Kostengründen an Grenzen.

Die Erklärungen sind also recht nüchtern und simpel. Ein Ende der Globalisierung scheint nicht in Sicht.

Müssen wir uns also keine Sorgen machen? Das wäre leichtsinnig, denn China tut sich ganz offensichtlich schwer mit der Verlangsamung des Exportwachstums. Es wird zwar oft behauptet, dass nun automatisch die Phase komme, in der das Wachstum des Binnenmarkts einsetze. Warum soll diese komplexe Umstellung so lautlos vor sich gehen?

Ebenso vorstellbar ist, dass China nochmals kräftig abwertet und den Weltmarkt mit seinen billigen Exporten überschwemmt. Das würde den USA und den europäischen Ländern stark zusetzen und möglicherweise Gegenmassnahmen hervorrufen.

49 Kommentare zu «Das Ende der Globalisierung?»

  • Fred Mazinaux sagt:

    Da ich kein .konomist bin, kann mir bitte jemand,
    1. Eine Rechtfertigung geben, warum es gut sein soll für alle Menschen seit Adam und auch schon geboren oder nicht, wenn Naturgüter vom Staat (i.e. Volk ) geschütztes Privates (persönliches & juristisches) Grosseigentum sein sollen?

    1a. auch gut sein, wenn diese endlos praktisch Steuern los vererbbar sind?

    2. auch die Vernünftigkeit diese Naturgüter mehr oder weniger unbeschränkt mit Fiat Geld kauf und verkaufbar sein sollen?

    Ich hoffe so eine Verbindung finden zu können zum Menschenrecht das ja in allen Propagandaübungen, wie es in den Nationalverfassungen, UNO, EU Verordnungen etc. als „Recht auf Leben“ ausposaunt wird…

  • Linus Huber sagt:

    In einem Interview beantwortet der Vorsitzende des „House Financial Services Committee“ (unter anderem verantwortlich für Banken und Geldpolitik), Kongressabgeordneter Jeb Hensarling, die Frage, nach seinem Vertrauen in die Zentralbanker respektive ob die Zentralbanker die richtigen Leute sind all dies zu bestimmen, mit „ich weiss nicht mehr was ich darüber denken soll im gegenwärtigen Zeitpunkt“ (sinngemäßes Übersetzung).

    Nachdem er zugab, dass das Fed ein „Asset bubble“ kreierte, welches zu platzen beginnt, erklärt er damit, dass er kein Vertrauen in das Fed hat.

    https://www.youtube.com/watch?v=4oat85pllVc

    Wahrlich interessante Zeiten.

    • Linus Huber sagt:

      Aber unser lieber Lampart will natürlich den Hebel bei der Nationalbank noch weiter massiv ausbauen, damit wir am Ende aufgrund kurzfristiger Vorteile komplett verarmen. Ein weiterer Hampelmann, der glaubt, dass es im Interesse der Bevölkerung liegt, wenn wir immer massivere zentralplanerische Übungen veranstalten.

  • Linus Huber sagt:

    Testen Sie Ihre freiheitsliebende Haltung anhand von 50 Fragen:

    http://www.targetliberty.com/2016/02/50-questions-you-need-to-answer-to.html

  • Linus Huber sagt:

    Es handelt sich auch in dieser Analyse wohl um eine vereinfachte Darstellung, welche etliche Aspekte nicht berücksichtigen dürfte (z.B. die Bedeutung fossiler Energieträger, des Bevölkerungswachstums etc.). Ein weiterer Aspekt, welcher zur Nachdenklichkeit anregen dürfte liegt darin, dass ein reduziertes Wachstums des Welthandels zwar in den 70iger Jahren wieder korrigiert werden konnte, jedoch im vorhergehenden Fall der 30iger Jahre zu verheerenden gesellschaftlichen Verwerfungen führte.

  • Hagmann sagt:

    Eine Weltwirtschatt kann in einem verbürokratisierten Europa und einer linken USA nicht gedeihen. Es braucht wieder einen Reagan Und eine eiserne Lady. Brüssel muss liquidiert werden. Dann spielt es auch keine Rolle, was In Der übrigen Welt
    Abläuft.

    • Monique Schweizer sagt:

      Seit Thatcher und Reagen 1986 den Samen der Gier in der übermächtigen deregulierten Finanzmärkte gepflanzt haben, haben wir Krisen und Crashes zuhauf! Und der ganz grosse steht uns noch bevor!
      .
      Solche Charaktere sind nicht die Lösung des Uebels sondern die Ursache!

  • Albert Baer sagt:

    Jetzt noch das Geld und das Eigentum/die Eigentümer abgeschafft und es sind alle Grenzen niedergerissen, welche die Ausbeutung von Menschen durch Menschen ermöglichen.

    • Markus Ackermann sagt:

      @Baer
      Der Liberalismus wollte und will die Ausbeutung von Menschen durch Menschen einschränken: nämlich die Ausbeutung der Untertanen (Bauern, Handwerker) durch die Feudalherren und ihre Verwalter (Bürokraten, Funktionäre).
      1. Das effiziente Mittel dafür war er Wettbewerb
      2. Nötige, institutionelle Rahmenbedingungen dafür waren u.a. Eigentumsrechte, Rechtsstaat, pol. Machtmittel der Bevölkerung und heute ein Sozialstaat. Bref: soziale Marktwirtschaft
      3. Die Abschaffung von Wettbewerb, Eigentumsrechten, Demokratie würde wieder zur Ausbeutung des Menschen durch den Menschen führen, dieses Mal in Form von Neo-Feudalismus (Bürokratie) – sei es durch Konzerne oder durch Sozialisten

      • Rolf Zach sagt:

        Man könnte noch dazu sagen, wichtig ist der Begriff von Besitz und Eigentum und diesem Kontext noch dazu der Zins. Bahnbrechend dazu die Schriften von Gunnar Heinsohn Begründet auch die Dynamik des Kapitalismus unserer Kultur und diese Logik ist zum Beispiel dem Islam vollkommen fremd und begründet auch dessen Dekadenz, die zur Überzeugung der Leute nur mit roher Gewalt oder der Logik einer Nomadengesellschaft argumentieren kann. Es gibt keinen Unterschied zwischen Besitz und Eigentum und deshalb auch keinen Zins und folgerichtig keine Dynamik wie im Kapitalismus mit dem Zins. Er bleibt statisch bei Ehre und Besitz und ohne Zins.

        • Fred Mazinaux sagt:

          In was sehen Sie spezifisch einen wissenschaftlichen Beitrag den Heinsohn zur Ökonomielehre beiträgt.
          Oder ist er kein Wissenschaftler sondern ein Deuter von Orakeln und Horoskops?

        • Markus Ackermann sagt:

          „keinen Unterschied zwischen Besitz und Eigentum und deshalb auch keinen Zins“
          1. Danke für diesen Gedanken: Sie bauen damit die Brücke zw. dem Recht (Obligationenrecht vs Sachenrecht) und Ökonomie (Zins als Unterschied zw. Geld und Kapital)
          2. Das Zins-Thema stellt(e) sich auch im Christentum , z.B. solange der Zins verboten war und es Kredite gegen Zins eigentlich nur bei Juden gab
          Aber:
          Im Mittelalter waren die Christen schon längst sesshaft, also kann man nicht vom fehlenden Zins auf eine „Nomadengesellschaft“ schliessen.
          Zudem kann der Eigentümer ja auch z.B. eine Sache verleihen, vermieten oder verpachten – gegen Geld
          3. Aber es stimmt schon: Kredit und Zins sind wichtig

      • Linus Huber sagt:

        „Neo-Feudalismus (Bürokratie) – sei es durch Konzerne oder durch Sozialisten“

        🙂 Die Sozialisten und Obrigkeitsgläubigen benötigt man um gewählt zu werden, damit die damit bemächtigte Bürokratie den Konzernen dienen kann. Ob dies derart reibungslos abläuft, steht dieses Jahr in den USA auf dem Prüfstand.

        • Markus Ackermann sagt:

          Genauso wie Kredit und Zins eine Gesellschaft ökonomisch vorwärts bringen und Wohlfahrt (wealth of nations) begünstigen bzw. schaffen kann (falls eingesetzt zwecks höherer Produktivität),
          genauso können Transaktionskosten (weil so unproduktiv wie Zölle) eine Gesellschaft ökonomisch abwürgen.
          1. Transaktionskosten behindern den Wettbewerb und damit: Produktivität und Wohlfahrt.
          2. Die meisten Transaktionskosten werden durch Bürokratie verursacht und mittels Regulationen (zum Zwecke des Zwangskonsum)s fundiert.
          3. Die Transaktionskosten sind das ökonomische Mechano (Ursache und Symptom), das zu Ausbeutung und Neo-Feudalismus führt. Die Frustration darüber äussert sich politisch

          • Markus Ackermann sagt:

            Ein Radio-Beitrag im Echo der Zeit vom 3.2.2016 zeigt sehr schön die Mechanismen: 1% vs 99%
            … analysiert von einem links-liberalen Ökonomen im Zusammenhang mit dem US-Vor-Wahlkampf

            http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=f3670f8e-6fc6-4dd4-a839-ff0e44ba43f3

            Immer mehr Anwälte, Banker etc. hängen die 99% ab … nicht weil sie Genies wären, sondern weil bestimmte Berufsklassen die Regeln zu ihren Gunsten verändern: den Wettbewerb behindern.
            .
            Das war schon Adam Smith im 18. Jh. klar: „all those laws which restrain the competition to a smaller number than might otherwise go into them … are a sort of enlarged monopolies“ Wealth of Nations, Book I, Chapter VII

      • Albert Baer sagt:

        @Markus Ackermann

        Das mag gestimmt haben als wir noch unterentwickelt waren. Nun sind wir aber vor allem überentwickelt. Zeit also die ganze Sauce auf ein nachhaltiges Niveau runter zu fahren. Statt Eigentümer sehe ich eher Treuhänder, statt Eigentumsrechte treuhänderische Verantwortlichkeiten, welche z.B. von Kooperativen/Genossenschaften übernommen werden können.

        • Fred Mazinaux sagt:

          Ganz Ihrer Ansicht!
          Vor allem muss Privateigentum (i.e der Gemeinschaft abgestohlen) der Naturgüter wie Land etc. wieder Gemeinschaftseigentum werden. Erbprivilegien der Aristokratien abschaffen. Machtgier der ca. 4% psychopathisch veranlagten Mitmenschen hat den heutigen Zustand erzwungen, aus deren inneren Unsicherheit & Angst vor anderen, eben die Gutgesinnten, hilfreichen Menschen, mit Macht bis zu deren Versklavung. (heutzutage durch Schuldgeldsystem, Bank Hypotheken mit Fiat Geldhebel aus Nichts geschaffen mit Zins/eszins, exponentiell!!). Dieses System wird heute von Generation zu Generation von den gewählten Regierungen den Bürgern weltweit als „Natur- Zustand indoktriniert.

        • Linus Huber sagt:

          @ Albert

          Wer genau soll diese Treuhänderfunktion erfüllen? Nicht vielleicht die Politiker, welche derart eklatant bewiesen haben, dass sie weder Weitsicht besitzen noch in erster Linie zum Wohle der Bevölkerung sondern eher den im Schutze eines stark regulierten Staates agierenden und de facto immunen Oligarchen dienen? Es scheint einem moralisierenden Gedankengut zu entspringen, die „Reichen“ zu kritisieren, jedoch nicht diejenigen, welche das Anreizsystem derart korrumpierten, was zu dieser klaffenden Kluft zwischen den 0,1% und dem Rest führte. Der Umstand, dass Sie eine Verschiebung von Entscheidungen auf eine tiefere hierarchische Ebene gutheissen, finde ich positiv.

        • Markus Ackermann sagt:

          @Baer & Mazinaux
          1. Sie beide erklären sich mit Ihren postings als unfähig, Ihre eigenen Interessen wahrzunehmen. Also brauchen Sie einen Vormund. In der Schweiz gibt es dafür die KESB: Ihre „ideale“ Erwachsenen-Schutzbehörde
          2. Genau diese Denkhaltung der Bevormundung legitimierte den Feudalismus, die Herrschaft der Kirche + der Fürsten. Denn die „wussten ja besser“ als die Untertanen „was gut sei“ für das Volk
          3. MEIN Menschenbild + Verständnis der politisch adäquaten Prozesse sind grundlegend anders als ihre: die BürgerInnen sind die KönigInnen + wissen am besten, was für sie gut ist
          4. Das genossenschaftliche Konzept der SELBSTverwaltung ist gut, da es KEINE Treuhänder hat

  • Anh Toàn sagt:

    Die zweite Phase der Globalisierung (Kapital war schon immer global) ist weitgehend abgeschlossen, fast alle physischen Güter werden global hergestellt und vertrieben. Wer mit einem Produkt auf dem Weltmarkt keine Chance hat, hat auch auf dem Heimmarkt keine.

    Inzwischen geht es um die Globalisierung von Dienstleistungen. Von Backoffices (Personaladmin, Buchhaltung, Fakturierung, Mahnwesen, Schadensabt. Sachbearb.) in der Verwaltung bis zu Telemedizin. Die Arbeitnehmer in den westlichen Verwaltungen, ob öffentliche oder private, werden in den nächsten 1-2 Generationen das erleben, was die Arbeiterklasse im Westen in den letzten 2 Generationen nicht erlebte, sie starb aus.

    • Josef Marti sagt:

      Darum hat man als Asylant, Wirtschaftsflüchtling oder sanspapier die besten Aussichten, in diesem Bereich gibt’s im Westen sicher eine aufstrebende Verwaltungsindustrie mit vielversprechendem Wachstumspotential. Nicht zu vergessen auch das Pflegen und Verwalten von Alten und Dementen.

      • Anh Toàn sagt:

        Die Asylanten, Wirtschaftsflüchtlinge oder sans papiers wischen den Alten und Dementen den Arsch, Die Schweizer arbeiten auf deren aller Krankenkassen, erstellen Lohnabrechnungen für die Arschabschischer, und Rentenbescheide für die Dementen, verwalten deren PK Guthaben, aber all das können auch Inder oder Vietnamesen lernen, nur bei der Kesb für die Dementen amten, und als Anwalt dagegen klagen (dieses Kartell ist unkaputtbar) bleibt den Schweizern.

        • Josef Marti sagt:

          Da sind wir uns also einig, die Arschabwischer sind in der Pole Position, die Inder und Vietnamesen brauchts allerdings infolge Digitalisierung nicht mehr, ausser sie beeilen sich so schnell wie möglich auch in den Westen zu kommen, da konkurrenzieren sie jedoch die moslemischen Arschabwischer welche zuerst da waren und die besseren Karten haben, Pech gehabt.

          • Anh Toàn sagt:

            Ich verteidige ja immer die Moslem, darum gestehe ich für einmal, vorausdenkend an meine dementen Tage, – auch noch obwohl es mir nicht gelingt, das Mitschwingen eines rassistischen und sexistischen und vielleicht sogar homophoben Untertones dabei ganz zu vermeiden, also vielleicht wäre mir und manch anderen in Europa, so eine asiatische Arschwascherin doch lieber als ein Moslem. Und seine Frau, Mutter oder Tochter schickt der auch nicht dafür. Ich glaube die Asiaten, haben gute Chancen in der Pflege, auch wenn sie später kommen. Ich hoffe ja, mich im Ausländerquartier bald für 5 oder 10 Franken, von einem „muslimischen“ Barbier richtig gekonnt rasieren lassen zu können.

    • Rolf Zach sagt:

      Ja wie definieren wir Globalisierung. Hat die Globalisierung des 17. und 18. Jahrhunderts etwas mit unserer heutigen Globalisierung zu. Wir wissen der damalige Antrieb war der Schatz der Schätze, nämlich das Silber aus spanischen Kolonien Bolivien und Mexico.
      Spanien war nur ein Durchlaufposten. Das Silber ging nach dem übrigen Westeuropa und von dort ein schönes Stück nach Indien und China für ihre sehr begehrten Güter. Das Silber wurde gehortet, aber hatte einen geringen Multiplikator-Effekt für die asiatische Wirtschaft.
      Im 19. Jahrhundert bis 1914 und dann mit absteigender Bedeutung war die Globalisierung ein weltweites Fertigwaren Europa-USA gegen Rohstoffe der übrigen Welt Geschäft.

      • Rolf Zach sagt:

        Der Geldkreislauf dieser Globalisierung war der Londoner Geld- und Kapitalmarkt, der dafür besorgt war, die Leistungsbilanz-Defizite der einzelnen Nationen auszugleichen auf der Grund des Goldstandards mit relativ wenig Gold und vielen Wechseln.
        Der Multiplikator-Effekt für die Binnenwirtschaft Euro-USA war erheblich günstig, für die indische Textilindustrie aber ein Faktor der Schrumpfung dieser Industrie und ein Rückgang der Binnenwirtschaft, was die Theorie von List für den Begriff Erziehungszölle populär machte. Ein Mann übrigens, den Krugman nicht schätzt. Diese Realität ist im Leitbild der Globalisierung weiterhin lebendig und hat sich mit dem Fertigwarenzentrum Asien ergänzt.

        • Rolf Zach sagt:

          Ist Afrika heute das Indien des 19. Jahrhunderts? Es gibt dort durchaus auf lokaler Ebene gegenläufige Entwicklungen, wo die Globalisierung vertreten durch den chinesischen Kochtopf auf Opposition der einheimischen Waren trifft. Je islamischer ein afrikanisches Land ist, desto schwächer ist die lokale Wirtschaft und desto schwächer kann sich die Binnenwirtschaft gegen asiatische Fertigwaren wehren.
          Was haben wir in Europa, wir erleben die Globalisierung mehr als Europäisierung als eine weltumspannende Globalisierung, die sich eigentlich für Europa auf dem Markt für Fertigwaren auf Bekleidung und Elektronik beschränkt.

          • Rolf Zach sagt:

            Wenn die Zürich-Versicherung Arbeitsplätze nach Polen verschiebt, ist dies das gleiche wie die Citibank ihr Verarbeitungszentrum von New York in den Staat North Dakota verlegt wegen dem Lohnunterschied zwischen diesen beiden Staaten. Bei der Citibank kann man sicher Betriebskosten einsparen, ob dies läuft zwischen Zürich und Wroclaw mit unterschiedlichen Sprachen, möchte ich bezweifeln.
            Folgerichtig ist diejenige Globalisierung gefährlich, die die einheimische Wirtschaft in der Gänze abbrennt und ferner diese, die auf der Geldseite sich völlig vom Güter- und Dienstleistungsmarkt verabschiedet und im luftleeren Raum operiert.

          • Anh Toàn sagt:

            @Rolf Zach: „…ob dies läuft zwischen Zürich und Wroclaw mit unterschiedlichen Sprachen, möchte ich bezweifeln.“

            Selbst in Ho Chi Minh City, vulgo Saigon, lassen sich viele Leute finden, die sehr gut Deutsch sprechen, in Deutschland auf Deutsch ein Hochschulstudium abgeschlossen haben. (Ich kenne auch einen Norwegisch Lehrer, welcher in China unterrichtet und die Frage, wer denn da Norwegisch lernen möchte beantwortet mit: Ziemlich schlaue Leute die sich ein Herausstellungsmerkmal für einen Nischenmarkt erarbeiten wollen, Englisch kann ja jeder mit Bildung. Ich habe wenig Zweifel, das sich im ehemaligen Breslau (Wroclaw) Leute finden lassen, die ausreichend Deutsch können.

          • Anh Toàn sagt:

            „Je islamischer ein afrikanisches Land ist, desto schwächer ist die lokale Wirtschaft…“

            Zimbabwe? Tunesien? Zentralafrikanische Republik? Wessen Wirtschaft ist stärker und wo ist mehr Islam?

            Eritrea ist ziemlich das ärmste Land in Afrika, hat aber keinen bedeutenden islamischen Einfluss, die meisten Frauen gehen höchstens mit Kopftuch auf die Strasse, die Hälfte der überhaupt Religiösen bezeichnet sich dort als Christen.

            Oder Mali: Zwar kommen seit ein paar Jahren die Islamisten aus der Wüste, aber Mali war schon vorher, weitgehend frei von Islam, bitterarm.

            Wenn man nur Afrika betrachtet, könnte man zum genauso falschen Schluss kommen: Je Islam desto reicher.

          • Anh Toàn sagt:

            Geht man in Afrika vom Norden nach Süden, nimmt der Islam ab und die Armut zu. Im Norden werden die Frauen eingesperrt, im Süden sind sie Freiwild oder Arbeitssklaven ihrer Väter oder Ehemänner oder männlichen Vorgesetzten. Botswana fällt, als die Regel bestätigende Ausnahme (?) aus dieser Sicht, sehe mich auch nicht als Afrika Kenner, in Subsahara Afrika war ich einzig in Eritrea, und kenne noch eine Schweizer Entwicklungshelferin, die seit Jahrzehnten in Mali lebt und arbeitet, und meine Antwort ist viel zu generalisierend, aber halt eine Antwort auf die gegenteilige Generalisierung.

  • Rolf Zach sagt:

    Japan hat wohl weder Kohle noch Eisenerz, dafür aber einen enormen Bedarf inländisch an hervorragendem Stahl, denn die japanischen Stahlwerke als bester Stahlschmelzer der Welt befriedigen können. Wer einen Stahl braucht, der wirklich einmalig ist, geht nach Japan und bestimmt nicht nach China.
    Diese zwei Beispiel zeigen extrem die Fehler einer falsch aufgestellten Globalisierung. Die Schwellenländer haben es bis heute nicht verstanden, die extrem schwierigen Güter mit viel Know How herzustellen. Das ist und bleibt der Krautgarten für die Japaner, die Koreaner, die Deutschen, die Schweden und die Schweizer. In zweiter Linie auch für die Franzosen und Italiener. Solche Fakten sind zu…

    • Rolf Zach sagt:

      Noch ein Wort zur Schweiz und zur Herangehensweise der Analyse der Globalisierung. Wir sind gegenwärtig aktiv in der Vernichtung unseres Werkplatzes. Wenn ich an die Geldpolitik unserer Nationalbank denke und unsere EU-Verhetzung, die kontraproduktiv ist, kriege ich, Entschuldigung ihr allfälligen Leser, einen veritablen Wutanfall.
      Was mich aber sehr als Echo interessieren würde, soll man für die Phänomene der Globalisierung deduktiv oder induktiv vorgehen?
      Ist induktiv überhaupt in der Volkswirtschaft die richtige Realität.

  • Marcel Senn sagt:

    Der Baltic Dry index ist auf ein historisches Allzeit Tief gefallen — das sagt doch wohl einiges aus, wie erlahmt die Globalisierung mittlerweile ist

    http://n8waechter.info/2016/02/neues-historisches-allzeit-tief-baltic-dry-index-faellt-unter-300-punkte/

    Und seit dem dem Erscheinen des Artikels letzte Woche ist er nochmals ein paar Punkte gefallen – aktuell auf 291 Punkte

    • Rolf Zach sagt:

      Danke für den Link! Dieser Index spiegelt das rückläufige Volumen des Welthandels wieder. Was glauben Sie, werden sich die Fertigwaren mit geringerem Volumen aber höherem Wert entwickeln. Kommt es zu einem Rückgang von hochwertigen Investitionsgüter? Keine erfreuliche Aussicht für ABB und deren Aktionäre sowie die Schweizer Volkswirtschaft.

    • M.Vatansever sagt:

      Der Index widerspiegelt die Kosten des Transports auf dem Seeweg und nicht das globale Handelsvolumen. Meiner Meinung nach ist das Problem nicht nur Nachfrageseitig. Die Verlangsamung des globalen Wachstums (tiefer als erwartete Nachfrage nach Transport) kombiniert mit einem zu starkem Ausbau der Containerflotten (stärkerer Ausbau des Angebots) hat zu einem rapiden Preiszerfall der Transportkosten geführt. Das heisst natürlich nicht, dass alles in Ordnung wäre, da die entsprechenden Unternehmen sicherlich Probleme bekommen werden, wenn die Preise weiterhin so tief bleiben. (Beispiel Ölpreis und Erdölproduzenten)

  • Roli sagt:

    Sorgen müssen wir uns machen, wenn die Staaten neue Zölle einführen, sich abschotten, ihre Währungen abwerten und sich geopolitische Spannungen aufbauen.
    Das Handelsvolumen und die Produktion sind doch eine Funktion der Anzahl Menschen (Konsumenten), der Produktionsfortschritte und der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Energie. Der Nachholbedarf weltweit ist enorm, den sollte man ausnützen können.
    Wenn die Rohstoffe und die Energie teurer werden, dann sinkt natürlicherweise auch die Nachfrage und damit das Handelsvolumen.
    Jetzt haben die Rohstoffe und die Energie korrigiert, was für einen Aufschwung noch fehlt, wäre ein Schuldenschnitt, eine gemeinsame Geopolitik und ein Abbau der…

  • will williamson sagt:

    Vor langer Zeit hat jemand das „Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag“ formuliert. Dieses besagt, dass bei gegebener Fläche immer mehr Input benötigt wird um den Output zu steigern bzw. dass der Grenzertrag von zusätzlichem Input abnimmt. Das gilt nicht nur für den Boden sondern auch für industrielle Kapazitäten. Verkaufe ich im 1. Jahr 1 Computer und im 2. Jahr 2, dann habe ich eine Steigerung von 100%. Wenn ich aber schon eine Million Geräte abgesetzt habe, wird es schwieriger, im nächsten Jahr eine solche Steigerung zu erreichen.

  • Josef Marti sagt:

    Zwischen den Machtblöcken gab es nie Globalisierung sondern Protektionismus, Währungskrieg, Sanktionen, Kapitalkontrollen etc. Zweck der sog. Globalisierung ist, die Kleineren Staaten zwischen den Blöcken gegeneinander auszuspielen mit Steuerdumpingpolitik, Oasenwettbewerb, TTIP usw. um diese derart zu kolonisieren und auszubeuten zwecks Maximierung der leistungslosen Besitzeinkommen zulasten der Arbeitseinkommen, einen anderen Zweck dieser Übung gibt es nicht. Bei Schwellenländern geht es zudem darum mit von Anfang an nicht rückzahlbaren Krediten sich die Rohstoffe unter den Nagel zu reissen und die Schuldner in die Zinsknechtschaft zu locken.

    • will williamson sagt:

      Kurzum: Statt durch die Staaten erfolgt die Kolonialisierung neu durch die internationalen Konzerne.

      • Maiko Laugun sagt:

        … unter Aushebelung der demokratischen Rechte der Bürger durch Korrumpierung des Staates und deren Vertreter.

        • Rolf Zach sagt:

          Das die Teilnehmer an diesem Spiel keine Idealisten sind, sondern nur ihre Interessen beachten, ist mir schon klar und die Spieler mit den besten Karten, so viel einheimsen wollen, wie sie nur können. Trotzdem sind solche Erklärungen unbedingt , ich bitte die geehrten Kommentatoren um Entschuldigung, nicht unbedingt vollständig erklärend. Nehmen wir die chinesische Aluminiumindustrie, China produziert heute bereits 23 Mio. Tonnen davon, Canada mit den geringsten Kosten hinsichtlich Energie und Tonerde-Zufuhr nur 3 Mio. Soviel Aluminium braucht China gar nicht, es kann sie nur auf dem Weltmarkt absetzen mit der Abwertung des Yuan. Dabei hat es viele höhere Energiekosten als Norwegen+Island.

          • Rolf Zach sagt:

            Dazu kommt noch für China noch der Import von etwa 20 Mio. Tonnen Bauxit um diesen teuren Produktionsapparat auf dieser Höhe zu halten. Japan mußte vor 25 Jahren ihre Aluminium-Produktion eliminieren, eine Abwertung war nicht erlaubt.
            Dasselbe wiederholt sich bei der chinesischen Stahlprodution in einem noch schlimmeren Ausmaß. 800 Mio. Tonnen Jahresleistung hat China heute, für den Binnenmarkt sind vielleicht nur 500 Mio. Tonnen nötig. Wo gehen diese 300 Mio Tonnen hin? Nur mit Abwertung des Yuan auf dem Weltmarkt absetzbar. Kommt noch dazu, daß die in China geförderten Erze nicht einen hohen Eisengehalt haben, der ist in Australien etc. viel besser. China hat dafür genügend Kohle.

          • Maiko Laugun sagt:

            „Trotzdem sind solche Erklärungen unbedingt…*

            Die Zentralregierung in Peking verkörpert eine langfristige Gesamtstrategie, welche im wesentlichen (Kurzform) die Wirtschaft plus die Bedürfnisse der Bürger beinhalte, natürlich auch die eigene Machterhaltung. Die einzige Strategie des Westens ist die Beibehaltung der Pfründe der Elite, wie in anderen Kommentaren beschrieben. Wer will, kann diesen Unterschied durchaus erkennen.

          • will williamson sagt:

            Gerade in der DWN gelesen: “ In Wirklichkeit lädt China seine Überkapazität auf dem Weltmarkt ab und vernichtet mit einer gezielten Dumping-Politik Konkurrenten auf den Weltmärkten, dies strategisch und langfristig. Heute im Fokus: Die europäische Stahlindustrie.“ Bestätigt Ihren Kommentar!

          • will williamson sagt:

            DWN weiter: „Tragisch an der ganzen Geschichte ist, dass nach gut 15 Jahren unterbewertetem Yuan gegenüber dem Euro, nach Jahren eklatanter Verletzung von WTO-Richtlinien durch China, immer noch niemand auf politischer Ebene den Ernst der Lage erkannt hat. Die EU hat sich mit ihrer ‚Europe 2020’-Agenda im Jahr 2013 zum Ziel gesetzt, Europa zu reindustrialisieren und die Wertschöpfung des industriellen Sektors in Europa bis 2020 wieder von rund 15% auf 20% des BIP zu steigern. So wie die Kommission operiert, könnte die Industrie in Europa bis zu diesem Zeitpunkt ganz ins Museum gehören.“

          • Maiko Laugun sagt:

            @will williamson: Danke, werde das gerne noch nachlesen. Nebst der langfristigen Gesamtstrategie gibt es noch einen weiteren, eigentlich ebenso einfachen aber wichtigen Punkt: Die Chinesen kennen den Westen genau so wenig wie umgekehrt. Der Unterschied liegt darin, dass ihnen das bewusst ist. Gruss aus China in die Schweiz.

    • Massoni Kuno sagt:

      @Marti,
      ausgezeichneter Komentar. Da gibts nichts mehr hinzuzufügen!

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