Warum die Eurokrise kein Ende findet

Woman wearing a 15M sticker walks past a police officer as she arrives at Puerta del Sol on third anniversary of 15M movement in central Madrid

Die wirtschaftliche Lage in Spanien bleibt trotz aller Reformen dramatisch: Eine Frau protestiert an der Madrider Porta del Sol gegen die Sparmassnahmen im Zuge der Eurokrise (17. Mai 2014). (Foto: Reuters)

Sorgen um die portugiesische Bank Espirito Santo haben die Angst vor einer erneuten Verschärfung der Eurokrise geweckt. Am Beispiel Spaniens zeigt sich, weshalb eine nachhaltige Entwicklung noch nicht einmal in Sicht ist.

In der Öffentlichkeit, aber auch in der europäischen Politik scheint die Eurokrise fast schon abgehakt zu sein. Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt in seinem neuen Länderbericht zur Eurozone eine gewisse Reformmüdigkeit fest.

Die relative Lageberuhigung verdankt sich nur einer einzigen Institution: der Europäischen Zentralbank (EZB). Anfänglich hat sie mit ihrem Versprechen, im Notfall und gegen Bedingungen unbeschränkt Staatsanleihen gefährdeter Länder aufzukaufen (OMT-Programm), die Risikoaufschläge auf deren Staatsanleihen deutlich sinken lassen. Seither versucht sie durch eine immer expansivere Geldpolitik zu verhindern, dass die anhaltend angespannte Lage in der Realwirtschaft in eine weitere Eskalation dort und auf den Kapitalmärkten mündet.

Doch die EZB hält hier – bildlich gesprochen – bloss den seidenen Faden, an dem die Eurozone hängt. Für eine echte Stabilisierung kann sie allein nicht sorgen. Das wissen ihre Verantwortlichen, und das betonen sie zu Recht bei jeder Gelegenheit. Das Bild macht aber auch klar, dass sich die EZB in der gegenwärtigen Lage nicht aus ihrer lockeren Geldpolitik verabschieden darf – sie kann den seidenen Faden nicht auch noch loslassen. Das geht erst, wenn realistische Lösungen vorliegen.

Wie der Ökonom Kenneth Rogoff in einem ohnehin sehr spannenden Kommentar bei «Project Syndicate» festhält, wird die Grundvoraussetzung dafür allerdings noch nicht einmal mehr diskutiert. Ein «Endspiel» der Krise sei…

«ohne eine deutliche Schuldenumschichtung oder Umschuldung schwer vorstellbar. Das Unvermögen der europäischen Politik, ein derartiges Szenario in Betracht zu ziehen, erlegt der Europäischen Zentralbank eine enorme Belastung auf.»

Realistische Lösungen sind laut dem Makroökonomen und Co-Autor des Standardwerks über die Geschichte von Schuldenkrisen, «Diesmal ist alles anders», nicht ohne den Bankrott von Staaten und Privaten zu haben. Denn das bedeutet Schuldenumschichtung: den vollständigen oder teilweisen Verzicht auf die Rückzahlung durch die Gläubiger.

Wie Rogoff schreibt und auch die beiden folgenden interaktiven Grafiken zeigen, hat sowohl die Verschuldungsquote der Staaten (erste Grafik, Quelle: IWF) als auch jene der Privaten (zweite Grafik, Quelle: Eurostat) gemessen am Bruttoinlandprodukt seit der Finanzkrise weiter zugenommen:

Die gängigen und für sich gesehen bereits heftigen Debatten über die angemessene Wirtschaftspolitik hält Rogoff ohne das Thema Entschuldung im Vergleich dazu für zweitrangig:

«Im Allgemeinen können weder eine reine Sparpolitik noch krude keynesianische Konjunkturimpulse Ländern helfen, aus der Falle hoher Schulden auszubrechen. Im gesamten Verlauf der Geschichte haben typischerweise andere Massnahmen, darunter Umschuldungen, Inflation und verschiedene Formen der Vermögensbesteuerung (wie etwa Finanzrepressionen), eine wichtige Rolle gespielt.»

Die Absicht der europäischen Politiker, die Lage durch Strukturreformen in den Griff zu bekommen, beeindruckt Rogoff ebenso wenig:

«Aber was ist mit Portugal, Irland und (insbesondere) Spanien, die alle seit Krisenbeginn erhebliche Reformschritte unternommen haben? Alle weisen, bei moribundem Wachstum, noch immer zweistellige Arbeitslosenquoten auf und leiden, wie der letzte Fiscal Monitor des Internationalen Währungsfonds in aller Deutlichkeit aufgezeigt hat, nach wie vor unter erheblichen Schuldenproblemen.»

Kurz: Die Länder haben in den letzten Jahren wahrscheinlich so viele Reformen angepackt wie noch nie in einer derart kurzen Zeit in ihrer ganzen bisherigen Geschichte. Doch die wirtschaftliche Lage bleibt dramatisch (mehr dazu auch hier).

Wieso aber soll sich die Verschuldung nicht bewältigen lassen? Darauf gilt es im folgenden etwas genauer einzugehen. Immerhin sind die Zinssätze für die Staatsschulden – gemessen an der Rendite der Staatsanleihen – auch in den Peripherieländern nicht zuletzt dank dem oben erwähnten OMT-Programm der EZB deutlich gesunken. Die zuvor noch explodierenden Sätze galten damals als wichtigster Grund für ein drohendes Ende der Eurozone in dieser Form und damit auch für alle Notkredite. Die sinkenden Sätze galten seither umgekehrt als wichtigstes Zeichen der Überwindung der Krise.

Leider reichen die tieferen Zinssätze nicht aus.

Untersuchen wir also, was es braucht, damit Schulden (wir beschränken uns hier auf die Staatsschulden) nachhaltig sind. In einem älteren Blogbeitrag haben wir dafür die «Schuldenfallenformel» zu Hilfe genommen. Wie schon damals erwähnt, sollte man sich nicht abschrecken lassen: Es geht nicht um hohe Mathematik, sondern um eine eingängige Darstellungsform eines im Grund einfachen logischen Zusammenhangs. Hier also nochmals diese fundamentale Formel:

Schuldenfallenformel

B bezeichnet die Gesamtverschuldung, Y das Bruttoinlandprodukt (BIP), t das aktuelle Jahr, t–1 das Vorjahr. Die Formel besagt, dass die Veränderung der Verschuldungsquote (Ausdruck a) in einem Jahr einerseits vom Primärsaldo (Ausdruck c) abhängig ist, also von den Staatsausgaben G minus den Staatseinnahmen T, andererseits (Ausdruck b) aber auch von der Differenz des realen Zinssatzes r auf den Schulden und dem Wirtschaftswachstum g. Warum? Der Zinssatz r zeigt die jährliche Zunahme der bestehenden Schuld unabhängig vom Primärsaldo (Defizit oder Überschuss). Mit dem BIP-(bzw. Y-)Wachstum g sinkt dagegen die Verschuldungsquote unabhängig vom Primärsaldo. Wer ein höheres Einkommen generiert, für den wird eine bestehende Schuld besser tragbar.

Wenn der Realzinssatz r das Wachstum g übertrifft, ist im Minimum ein entsprechender Primärüberschuss nötig, um die Schuldenquote mindestens stabil zu halten. In der Formel müssen dafür die Staatseinnahmen T die Ausgaben G entsprechend übertreffen, damit ein solcher Primärüberschuss resultiert (in der Formel wird Ausdruck c dadurch negativ und muss den gleichen Betrag aufweisen wie Ausdruck b).

Die vorgängigen Überlegungen (wie auch das Umformen der obigen Gleichung) ergeben folgenden, einfachen Zusammenhang:

Schulden-Nachhaltigkeitsformel

Damit die Verschuldungsquote nicht zunimmt, ist es also notwendig, dass der Primärüberschuss S (in der obigen Formel ist das der Überschuss der Staatseinnahmen T über den Ausgaben G) mindestens gleich gross sein muss, wie der Unterschied des Realzinssatzes r höher ist als das Realwachstum g mal die Verschuldung B (der Einfachheit halber wurde hier, anders als in der obigen Formel, nicht expliziert notiert, dass es sich bei S und B um Quoten gemessen am BIP handelt).

Anhand dieser Stabilitätsbedingung hat der Ökonom Paul De Grauwe am Beispiel von Spanien untersucht, wie nachhaltig die Verschuldung des wirtschaftlich viertgrössten Eurolandes (mit einem Anteil von rund 11% am BIP der Eurozone) nach dem deutlichen Rückgang der Zinsen geworden ist. Die Betrachtung knüpft an eine frühere Kurzstudie De Grauwes zur Entwicklung von Verschuldung und Zinsen in den beiden Ländern an, die im Herbst 2011 auch schon Thema dieses Blogs war. Darin hat er eindrücklich zeigen können, dass die Ursache für das damalige Explodieren der Zinssätze Spaniens die fehlende Rückversicherung durch eine unabhängige Notenbank war und nicht die Verschuldung selbst. Alles Weitere dazu hier.

Bezug nehmend auf seine einstige Studie, führt der Ökonom daher erneut die Zinsentwicklung der beiden Länder Spanien und Grossbritannien an:

Yield Spain GB

Die Grafik zeigt den deutlichen Rückgang der Sätze für Spanien, die mittlerweile nur noch leicht über dem Niveau von Grossbritannien liegen. Wie erwähnt, war das die Folge der schliesslich doch erfolgten Absicherung durch die EZB (OMT-Programm), wie es von De Grauwe schon in einer früheren Studie analysiert worden war. An einer gesunkenen Verschuldungsquote kann es jedenfalls nicht liegen, da diese nicht nur gestiegen ist, sondern mittlerweile sogar höher liegt als im Fall von Grossbritannien:

Debt Spain GB

Nun zur Prüfung der Schuldennachhaltigkeit Spaniens, die De Grauwe wieder mit dem Nicht-Euro-Land Grossbritannien vergleicht: Der gesunkene Zinssatz auf der Schuld hat für sich gesehen, die Lage deutlich verbessert.

Wie wir oben gesehen haben, müssen wir aber auch das BIP-Wachstum anschauen. Eine kleine Nebenbemerkung vorab: In unseren Schuldenformeln oben drehte sich alles um reale, also teuerungsbereinigte Werte. Doch weil die Zinsen immer nominal, also nicht teuerungsbereinigt, ausgewiesen werden, betrachten wir im Folgenden das Wachstum – das in der Regel real angegeben wird – ebenfalls nominal und damit inklusive der Teuerung. Die Aussagen für die Schuldennachhaltigkeit bezüglich Zinssatz und Wachstum bleiben damit genau die gleichen wie in der Formel. Nun aber die Grafik mit dem Wachstum in beiden Ländern:

Nominalwachstum GB und Spain

Hier nun fällt Spanien deutlich ab. Der Vergleich mit Grossbritannien ergibt sich vor allem aus zwei Gründen: Weil die Briten mit dem Pfund eine eigene Währung haben, wertete diese sich als Folge der Krise deutlich ab, was über die Exporte das Wachstum unterstützt hat. Das war im Euromitgliedsland Spanien nicht möglich. Die tieferen Zinsen – ebenfalls als Folge einer eigenen Notenbank – haben ausserdem nicht Austeritätsmassnahmen in einem Ausmass wie in Spanien nötig gemacht, auch deshalb litt das Wachstum in Grossbritannien weniger als in Spanien.

Die Folge: Die gefallenen Zinssätze in Spanien haben zur Stabilisierung der Verschuldungslage bei weitem nicht ausgereicht, weil das Wachstum noch viel tiefer geblieben ist. Die folgende Grafik zeigt für beide Länder die Differenz zwischen dem Zinssatz der Verschuldung und dem Nominalwachstum – in der obigen Formel als (r–g) bezeichnet (wie erwähnt spielt es in dieser Berechnung keine Rolle, ob beide Werte real oder nominal angegeben sind, also teuerungsbereinigt oder nicht).

r-g Grafik

Das Beispiel zeigt eindrücklich, in welchem Ausmass Spanien allein wegen dem Unterschied von Zinssatz und Wachstum in jedem Jahr Primärüberschüsse verzeichnen müsste, um die Verschuldungsquote stabil zu halten. Grossbritannien dagegen könnte sich in diesem Zusammenhang sogar Defizite leisten um das gleiche Ziel zu erreichen. Im Jahr 2014 zum Beispiel müsste Spanien einen um 4% höheren Primärüberschuss (immer gemessen am BIP) erzielen als Grossbritannien, wenn beide ihre Verschuldungsquote bloss stabil halten wollten.

Tatsächlich allerdings ist es selbst Grossbritannien nicht möglich, diese Stabilität zu erreichen. Denn dessen Primärdefizit wird sich laut Schätzung des IWF im laufenden Jahr auf 3,5 Prozent belaufen. Angesichts des Umstands, dass das Nominalwachstum den Zinssatz um rund 2 Prozent übertrifft, müsste das Land sein Budget aber nur noch um 1,5 Prozent durch Sparmassnahmen zurückfahren, um die Schulden in diesem Jahr zu stabilisieren. (Formal: r–g=-2% und G–T=3,5% bzw. T–G=-3,5% erfordert gekürztes G oder erhöhtes T von –2+3,5=1,5%)

Ganz anders Spanien. Das Land wird gemäss IWF ein Primärdefizit von 2,8 Prozent ausweisen. Zusammen mit dem Umstand, dass der Zinssatz das Nominalwachstum aber um rund 1,8 Prozent übertrifft, müsste Spanien sogar 4,6 Prozent zusätzlich einsparen, um die Schuldenquote zu stabilisieren. (Formal: r–g=1,8% und G–T=2,8% bzw. T–G=-2,8% erfordert gekürztes G oder erhöhtes T von 1,8%+2,8%=4,6%.

Solche weiteren Sparmassnahmen würden allerdings die Wirtschaftskrise erneut verschärfen, was angesichts der hohen Arbeitslosenquote von 25 Prozent und Jugendarbeitslosenquote von 54 Prozent allein eine Katastrophe wäre. Damit würde auch die Schuldentragfähigkeit erneut sinken und ohne EZB-Absicherung der Zins bei einer solchen Entwicklung wieder steigen. Dabei ist es keineswegs so, dass Spanien nicht bereits deutlich gespart hätte. Wie die unten stehende Grafik aus dem Bericht von De Grauwe zeigt, tat das Land dies sogar stärker als Grossbritannien, gemessen am zyklisch adjustierten Primärüberschuss über die letzten vier Jahre:

Strukturdefizitverbesserung

Fazit:

Selbst ein Land wie Spanien bleibt trotz aller Sparmassnahmen und Reformen und trotz drastisch gefallener Zinssätze dank der EZB-Absicherung in der Schuldenfalle stecken.

Die einzige Lösung wären Schuldenerlasse. Die Politiker der Eurozone fassen das heute aus dem gleichen Grund nicht ins Auge, wie sie es anfänglich bei Griechenland nicht getan haben (und dann in diesem Fall bereits ein erstes Mal nachgeben mussten): Sie haben Angst davor, dass ohnehin schon geschwächte Banken kollabieren könnten.

Die Frage der Schuldennachhaltigkeit haben wir hier nur für die Staatsfinanzen untersucht. Die Tatsache, dass der Privatsektor noch höher verschuldet ist, verschlimmert die Lage für die Staatsfinanzen und für den Finanzsektor.

Das Hinauszögern von Bereinigungen sowohl bei den Staatsschulden wie bei den Banken ist ein entscheidender Grund dafür, weshalb weder die Konjunktur noch der Finanzsektor in den Peripherieländern der Eurozone wieder nachhaltig gesunden können.

Doch selbst wenn alle Schulden erlassen würden und das Finanzsystem ohne Kollateralschäden restrukturiert werden könnte, wäre noch immer nicht wieder alles okay. Denn dass die Schulden überhaupt entstehen konnten, hat nicht nur mit dem Versagen einzelner Politiker in der Eurozone zu tun, sondern auch mit deren aktuellen konkreten institutionellen Strukturen. Wenn diese nicht geändert werden, dann würde das ganze Problem einfach wieder von vorne beginnen.

63 Kommentare zu «Warum die Eurokrise kein Ende findet»

  • Michael Peters sagt:

    Das Problem ist die Gemeinschaftswährung Euro. Die massiven LB- Überschüsse Deutschlands zwingen andere Länder im Euro-Raum in die Verschuldung. Für D. Ist der Euro unterbewertet. Das führt auf der anderen Seite zu Überbewertungen. Das ist simple saldenmechanik.

  • stephan frigg-kossien sagt:

    Sie sind einer der wenigen die erkennen, dass die gesellschaftliche ‚realität‘ kein physikalisches naturgesetz darstellt,
    sondern dass das konstrukt in dem wir heute leben,
    nur das von einem narzistischen und menschenverachtenden klüngel gesteuerte projekt widerspiegelt.
    ein projekt das demokratie und medien gekapert hat, um durch dieses mimkri
    zur jagd auf die ausbeutung der menschlichen arbeitskraft auf allen ebenen blasen zu können.
    so verkommt die im grundgesetzt verankerte menschenwürde zu nicht viel mehr als einer hohlen phrase.
    dieses theater der illusionen hat einen höchst destruktiven einfluss,
    auf das über so langen zeitraum entstandene humanistische fundament.
    ich bin ziemlich ratlos, wie man sich aus dem sog dieser spirale befreien könnte.

  • Dubois Charles sagt:

    Es ist heute Sonnenklar!! Eine gewollte Krise wird immer eine bleiben, diese Krise ist gewollt und es hat sich gezeigt, dass die Hochfinanz(Nenne Sie auch Gauner und Schlaechter). Um es Bildlich auszudruecken, man bindet den Voelker die Haende auf den Ruecken, damit ES ja nicht Arbeiten kann. Wer so was macht, sind nur LAUSIGE GANOVEN, das hat nichts mit der MAFIA zu tun, diese Leute sind schlimmer. Was da alles geplaudert wird, macht doch keinen Sinn. Wechselt mal die Regierungspitzen aus, schlechter kann es sicher nicht werden, als von diesen SESSELFURZER immer das gleiche zu hoeren. Wenn sie dem Volke schon die Haende gebunden haben, schickt diese Gaunerbande mit einer HACKE auf die Felder.

  • Herbert Bruckner sagt:

    Es kann noch soviel geschrieben werden,am Ende wird es zu einer Währungsreform kommen.
    Die Frage wird nur sein, wie viel jeder einzelne verliert.
    Man muss nicht glauben,klüger als der Staat zu sein.
    Ob Gold , Immobilien, Aktien oder andere Währungen,egal ….die rasieren uns alle.
    Auswandern wäre unter bestimmten Bedingungen eine Lösung…aber wer will und kann das schon !!

  • ast sagt:

    Die Schuldenquote in den entwickelten Ländern ist seit 2007 um rund zwanzig Prozent auf 275 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen, wobei vierzig Prozent der Konsortialanleihen an untergeordnete Schuldner ergehen ( gemäss BIZ) . Das ist ein höherer Anteil als in 2007, – jenes Jahr über welches die Welt aufgrund der Untersuchung von Stanford -Ökonomen später von einer Subprime Krise zu sprechen begann.

    Seither haben sich die aufstrebenden Märkte (auch auf Verlangen des Westens) massiv zu überschulden begonnen. Der Ausweg für Investoren seit 2009, besteht darin den Aktivitäten der Notenbanken aufzusitzen und entsprechend dem fliessenden Honig (Anleihen und nun Aktien) alles Andere nebenbei zu vergessen -vor allem die Realwirtschaft.

    Diese Realwirtschaft hat sich ebenso zunehmend begonnen von den Gewinnen über neue Produktezyklen abzulösen und stattdessen Aktien zu emitieren oder andere zu kaufen. Dieser Zustand könnte jederzeit platzen, oder die Notenbanken dazu treiben stützend in den Aktienmarkt einzugreifen -da dieser nun auch zum „to big to fail“ -Fall heraufgezüchtet wurde.

  • Anh Toan sagt:

    Die Schwierigkeiten der Schweiz im Umgang mit der EU sind Ausdruck einer Identitätskrise, nicht von wirtschaftlichen Problemen:

    Die Schweizer erkennen, dass sich die EU in Richtung eines Bundesstaates bewegt, und damit den Nationalstaat abschafft. Dies erkennen auch die Deutschen oder die Griechen, nur sind die auch ohne Nationalstaat noch immer Deutsche bzw. Griechen: Die Deutschschweizer aber werden zu Schwaben oder Bayern, die Romands zu Franzosen und die Tessiner zu Italieniern, es gibt keine Schweizer ohne schweizer Nationalstaat.

    Das Leben ist wie Lego: Wir haben einen tollen Nationalstaat gebaut, ohne auf diesen jkaputtmachen, könnent wir keinen tollen europäischen Staat bauen, wir brauchen die Teile: Wir sollten unsere direktdemokratischen Rechte der EU als Bedingung zu einem Beitritt abverlangen (weil wir diese sonst verlieren, entweder durch autonomen Nachvollzug oder „fremde Richter“ etc.): Die EU braucht Souveränität, denn ohne kann sie per definitionem nicht demokratisch sein (Demokratie sagt wer Souverän ist), der Verlust nationaler Souveränität im Gegenzug zum Gewinn an direktdemokratischen Einfluss auf die europäische Gesetzgebung, wäre meines Erachtens in Europa mittelfristig mehrheitsfähig (Also Vorschlag der Gründung eines europäischen Bundestaates mit direktdemokratischen Elementen)

  • Hanspeter Niederer sagt:

    Nach dem ganzen Debakel der Finanzkrise, die kein Ökonom vorausgesehen hat, braucht es schon eine gehörige Portion Lernresistenz oder halt das Greifen nach dem vermeintlich letzten Strohhalm, noch mit solch wirren Ökonomen-Formeln wie in diesem Artikel um sich zu schmeissen. Um das Schlamassel im Euroraum zu beenden, führt an der Abschaffung des EURO rein gar nichts mehr vorbei. Unabhängige Landeswährungen sind das Heilmittel der Wahl zur Beendigung dieser Tragödie. Das werden die verbohrten und verrannten Europolitiker natürlich nie zugeben und keinen einigermassen geordneten Rückbau an die Hand nehmen. Und so wird erst der schlagartige Kollaps nach gigantischen Turbulenzen neue, gesündere Verhältnisse schaffen.

    • Hampi sagt:

      „Und so wird erst der schlagartige Kollaps nach gigantischen Turbulenzen neue, gesündere Verhältnisse schaffen.“

      Schon möglich. Ein Anachronismus. Aber wäre es da nicht vernünftiger, wenn sich die EU (natürlich vor allem Deutschland) zur Solidaritätsunion erklären würde, eine europaweite Institution, die sowohl Banken reguliert, wie auch verbindliche Rahmenbedingungen für die Budget- und Verschuldungspolitik der einzelnen Staaten vorgibt und kontrolliert ?
      Wäre dies nicht auch das Vernünftigste in geopolitischer Hinsicht? Wollen wir in Zukunft dominiert sein von zwei Blöcken (USA-China), oder wollen wir auch mitreden ?

      • Linus Huber sagt:

        Dominieren bedingt die Kooperation des Dominierten.

        • Hampi sagt:

          …..in diesem Sinne wäre also ein Konzentrations-Zentrum (KZ) ein „Kooperations-Zentrum“ gewesen

          • Linus Huber sagt:

            Ein Beispiel der Verwendung eines Sündenbockes für das eigene Versagen einer in der Macht wenig limitierten Regierung. Die Macht von Regierungen darf nicht von einer noch höher liegenden hierarchischen Machstruktur kontrolliert sein, denn dies produziert eine noch höhere Machtkonzentration mit entsprechenden potentiell negativen Konsequenzen, sondern diese Aufgabe muss der mündige Bürger erfüllen.

          • Anh Toan sagt:

            @Linus Huber: „Die Macht von Regierungen darf nicht von einer noch höher liegenden hierarchischen Machstruktur kontrolliert sein…“

            Bestimmt der Bürger selber, wann er „mündig“ ist?

            Um zu kontrollieren genügt es, wenn eine andere Machtstsruktur (Institution wäre neutraler als Begriff, machtloser Institutionen sind sinnlos) gleich „hoch liegt“: Die Regierung wird kontrolliert vom Parlament und den Gerichten, der Bürger ist damit von mir aus nicht fachlich, aber zumindest zeitlich überfordert:

            Nur Primarschüler fragen, ob jetzt ein Bundesrat oder ein Parlamentspräsident oder der Bürger „höher liegen“, sie haben klar abgegrenzte Aufgaben (Rechte und Pflichten) und sollten sich gegenseitig konrollieren.

            Institutionen können eben auch anders als die katholischen Kirche oder in einer Armee aufgebaut werden, lesen Sie doch ein wenig bei Montesquieu, statt die Lippen eines Lucke als Teleprompter zu verwenden.

          • Linus Huber sagt:

            Wie gut die Legislative und Judikative die Exekutive überwachen, erleben wir speziell in repräsentativen Demokratien, in welchen die Exekutive sich oft einfach Rechte anmasst, immer wieder, was auch nicht weiter verwunderlich ist, denn alle Bereiche gehören zum gleichen Konstrukt, kennen sich bestens und treten sich eher ungern gegenseitig auf die Füsse; dass das Volk überfordert sein soll, ist eine Unterstellung, welche meistens von jenen vertreten wird, welche das Initiativ-Recht abschaffen wollen.

            Aus dem Zusammenhang sollte es für einen Primarschüler erkenntlich sein, dass mit einer höher liegenden hierarchischen Ebene nicht der Bürger gemeint ist, sondern internationale Organisationen, welche oft in der Lage sind, Regierungen zu einem gewissem Verhalten zu nötigen, was keineswegs immer zum Wohle der Bevölkerung geschieht sondern oft einzig eine Reaktion auf diesen internationalen Druck darstellt, welcher hauptsächlich von den gegenwärtigen Großmächten (USA, EU) ausgehen dürfte. Diese Organisationen stellen eine mögliche Alternative bei einer evtl. Abwahl eines Politikers zwecks persönlicher Zukunftsabsicherung dar, was ihrem Einfluss zuträglich sein dürfte.

  • Linus Huber sagt:

    Wie bisher, versucht MDM in diesem Artikel das Problem einzig in Ländern wie eben z.B. Spanien zu orten und begründet dies mit der Einbindung in den Währungsraum und der damit verbundenen nicht zur Verfügung stehenden Möglichkeit der eigenen Währungspolitik. Um dieses Argument zu untermauern, verwendet er England als Vergleich, wobei er zwar darauf hinweist, dass England trotz massivem monetärem Stimulus (Währungsentwertung) zwar noch immer einen Primärdefizit aufweist, dies hingegen kleiner sei und damit beweisen soll, dass die Manipulation von Währungen von Nutzen sein soll. Einige Punkte, welche er dabei unterschlägt.

    1. Wachstum einer Volkswirtschaft basiert in erster Linie auf deren Fähigkeit, von der Gesellschaft gewünschte Produkte und Dienstleistungen mit möglichst tiefen Aufwand zu erzeugen und ist unter dieser Sicht nicht eine Frage, inwiefern durch das massive Aufblähen der Geldmenge ein künstlicher Boom produziert wird, sondern basiert auf dem technologischen Fortschritt, welcher davon unabhängig abläuft. Das BIP als Messinstrument des wirtschaftlichen Erfolges eines Landes misst einzig quantitative Aspekte, jedoch nicht die qualitativ oft langfristig wirkenden Errungenschaften, welche sich selbst bei negativem BIP-Wachstum einstellen mögen, womit das tatsächliche Wohlergehen einer Bevölkerung nicht anhand des BIP messbar ist. Das Wachstum des BIPs als Allheilmittel hinzustellen ist daher ein fragwürdiger Ansatz.

    2. Demokratische Regierungen besitzen die Eigenschaft, Versprechen an die Bevölkerung zu machen, welche in der Form von entsprechenden Programmen verwirklicht werden, welche jedoch, da auf Schulden basierend, langfristig nicht nachhaltig sind. Ebenfalls gibt es wohl eine sehr bescheidene Anzahl von Fällen, in welchen Regierungen je ihre angehäuften Schulden wieder zurückzahlte, sondern es werden quasi immer Wege gesucht, die Bevölkerung zu enteignen. Die Feststellung, dass jedes Volk die Vertreter hat, welche es verdient, greift hierbei zu kurz, denn die heutigen Wahlkämpfe sind in erster Linie eine Frage des Geldes, was nichts weiter heisst, als dass sich diejenigen, welche vom gegenwärtigen System schon am stärksten bevorzugt wurden, ebenfalls einen Wahlausgang dominierend bestimmen können.

    3. Indirekt versucht der Autor uns zu erklären, dass z.B. England und wohl auch die USA die Krise bereits gemeistert haben und unterlässt es zu erkennen, dass es sich bei den Programmen dieser Staaten um die gleichen Rezepte handelt, welche den Ursprung der Krise auslöste, nämlich weitere Staatsdefizite (welche nie zurück gezahlt werden) und Geldentwertung (welche die Bildung von Blasen produzieren), was nichts weiter heisst als dass das Schneeballsystem noch einmal angeworfen wurde und somit, wenn auch eher schwachen, kurzfristigen Wachstum erzeugt. Einzig Zeit wurde gewonnen, was jedoch das zukünftige Problem verstärken dürfte.

    4. Der Autor vermeidet ebenfalls zu erwähnen, dass zur heutigen Zeit fast sämtliche Staaten auf dem Globus versuchen, ihre Probleme durch die Entwertung ihrer Währung zu lösen (inkl. Schweiz), was jedoch nichts weiter heisst, als dass wir uns, ausser im Namen, in einem Währungskrieg befinden, in welchem alle immer mehr die negativen Konsequenzen spüren dürften. Es besteht ein grosser Unterschied, wenn einzig ein oder wenige Staaten dieses Rezept der Währungsentwertung verwenden, als wenn die überwiegende Mehrzahl von Staaten dies tun. Der nächste Schritt (bei der nächsten Wachstumsdelle) dürfte ein abrupter Rückgang des Welthandels und entsprechende Einfuhrschranken vieler Staaten darstellen, solange die nationalen Interessen von Regierungen noch vertreten werden können, was anhand der zunehmenden Machtkonzentration internationaler Organisationen immer schwieriger sein dürfte.

    • ast sagt:

      „was nichts weiter heisst als dass das Schneeballsystem noch einmal angeworfen wurde und somit, wenn auch eher schwachen, kurzfristigen Wachstum erzeugt.“

      Das war der letzte Versuch aus angelsächsischer Sicht, auf Kosten der restlichen Welt mehr konsumieren zu können als Staaten mit geringerer Machtfülle. Das führte aber in den USA und England zum Aufbau einer immer dünneren Plutokratie, die offensichtlich auf dem Buckel von 333 Millionen Menschen abläuft.

      Der Zitronensozialismus für Reiche ist schon derart auffällig geworden, dass selbst einige Milliardäre vorauseilend vor Angst zu zittern beginnen – warnen sie könnten bald zum Opfer einer Lynchjustiz werden.

      Die weisse angelsächsische Plutokratie verhält sich ebenso wie der Geldadel früherer Jahrhunderte, nur dass jetzt kein Grossadmiral Nelson mehr nötig ist um ihre Super- Jachten zu segeln und die Sklaven weitgehend unnötig wurden. Neu hinzugekommen sind Privatjet und mit ungeheurem Pomp unterhaltene Privatvillen, von denen es inzwischen sogar Solche auf Vulkanen in Indonesien gibt.

      Eine solche Zeit hat vielleicht einige Jahrzehnte anhalten können im 17. Jahrhundert, aber im 21. Jahrhundert läuft vieles schneller ab, vermutlich dann auch der plötzliche Kollaps des gegenwärtigen Luxus -Supermarktes für Multimilliardäre.

  • Manfred Böttcher sagt:

    Wenn man den ökonomischen FEHLER NÄMLICH DEN EURO;weil Gemeinschaftswährung erkannt hat !! Das hat man mit Sicherheit. Das zu ändern aber strickt ablehnt SOLLTE MAN SICH NICHT WUNDERN wenn die EURO Kriese „immer noch da ist.“Statt LÖSUNG lieber Ersatzlösungsversuch damit weitere Probleme unsw………..unsw……….

  • ritva laaksonen sagt:

    Neine Gedanken sind weit einfacher.Euro ist eine Währung, die die Südstaaten zerstört, weil Euro verhindert den Wettbewerb für eben den Südeuropa-Staaten. Grösste Profiteur ist eben Deutschland, darum will DE niemals Euro aufgeben. De bestimmt alles auch in Brüssel.Niemals werden die anderen Eurostaaten aus dem Sunpf raufkommen, ausser die anderen europäischen Steuerzahler auf immer dafür gerupft werden.

  • Marcus sagt:

    Wann geht den Verantwortlichen endlich auf, dass die deutschen Exporte nur mit Schulden der Importländer finanziert wurden, die absehbar erlassen werden müssen? Während also die Exportindustrie längst ihr Geld bekommen hat, darf der Deutsche Michel-Steuerzahler die Suppe auslöffeln.
    Wer jetzt allerdings denkt, dass dann die Europäische Kommission ein Beihilfe-Verfahren gegen Deutschland eröffnen müsste wegen Subventionierung der Exortindustrie, hat sich wohl vergaloppiert. Denn dies ist doch das Ziel allen Transferunionsgedankengutes: Umsonst beim Big-Spender einkaufen.

  • Curdin sagt:

    Term (engl.) übersetzt man, wenn es um mathematische Formeln geht, besser mit Term (dt.) als mit „Ausdruck“, oder?

  • Mal eine Anmerkung eines Nichtökonomen. Die o.a. Formel sieht auf den ersten Blick beruhigend aus, weil sie eine Möglichkeit zur Beherrschung der Schuldenproblematik vorgibt, die aber nicht vorhanden ist. Es braucht ja nur der Zinssatz r dem Wirtschaftswachstum g zu entsprechen und der Ausdruck B ist null (r – g = 0 > B = 0). Wahrscheinlich ist das der tiefere Sinn, warum die Zentralbank die Zinsen drückt. Damit bleibt es nur noch Aufgabe der Regierung ihre Ausgaben den Einnahmen anzupassen und das Problem ist gelöst. Es klingt wirklich einfach.
    Doch die explosive Größe ist G, die Regierungsausgaben. Nicht weil die Regierung immer aus Unfähigkeit mit ihren Ausgaben über den Einnahmen liegt, sondern weil das monetäre System der permanenten Verschuldung sie dazu zwingt. Staatsanleihen werden ja nicht gelöscht sondern überrollt. Die fällige Anleihe wird durch eine neue ersetzt, wobei die fälligen Zinsen ebenfalls überrollt werden. Damit entsteht ein Zinseszinseffekt, der ein exponentielles Schuldenwachstum auslöst. Dieser Effekt ist am Anfang klein und alle fühlen sich wohl, er wächst jedoch unwiderstehlich gewaltig an und erwürgt letztlich jede Anstrengung die Schulden zu mindern. In einem Schuldensystem kann man die Systemschuld nicht konstant halten oder verringern, was bei Löschung der Staatsschulden der Fall wäre, das Kartenhaus der Schulden würde zusammenbrechen und das ganze Finanzsystem ebenfalls. Das wird auch das Schicksal aller Papierwährungen ob Dollar oder Euro sein. Interessant wäre, was Herr De Grauwes dazu zu sagen hätte.

    • Linus Huber sagt:

      Die Frage müsste eigentlich lauten, ob es unabdingbar notwendig ist, dass eine Regierung sich verschuldet, was ja nichts weiter heisst, als dass die Steuern (in welcher Form auch immer) in Zukunft verlegt werden.

    • Wymann sagt:

      Genau der Faktor r, die Realverzinsung, ist der entscheidende. Mit Ausnahme der EZB ist dieser in USA und Japan stark negativ. Die Erfahrungen in Japan der Vergangenheit haben gezeigt, dass QE nur funktionieren kann, wenn r kleiner als Null ist. Dazu müssen die Zinsen tief gehalten werden und die Inflationen durch expansive Geld und Fiskalpolitik hochgetrieben werden. In dem die Zentralbanken gleichzeitig die Inflationserwartung hochschrauben und Staatsanleihen aufkaufen. Schafen nimmt dabei nur die Papierwährung.

      • Linus Huber sagt:

        „Schaden nimmt dabei nur die Papierwährung.“

        nur?

        Könnte es sein, dass dieses Vorgehen weitere unvorhersehbare Konsequenzen nach sich zieht?

  • Philippe Leu sagt:

    Ich versteh nur Bahnhof

  • guguk sagt:

    Ganz ohne wissenschaftlichen Anstrich sage ich vorher, was passieren wird:
    Zusammenbruch des Währungssystems durch Hyperinflation, danach Währungsreform einhergehend mit Chaos, totale Verarmung, berechtigte Aufstände und hoffentlich folgende Bestrafung der Verantwortlichen.

  • Gautier Irgendwo sagt:

    Wahrscheinlich weil die Melkkuh Schweiz nicht mit mitmacht?

  • Roli sagt:

    BCG (Boston Consulting Group) hat einmal einen Vorschlag gemacht und der IMF hat ihn später übernommen, vorexerziert wurde er in Zypern: Schuldenschnitt
    Es gibt eine radikale Lösung: über Nacht am besten über ein Wochenende werden am Montagmorgen alle Vermögen um 10% (15%?) reduziert und mit dieser Solidaritätsabgabe die Staatsschulden reduziert. Gleichzeitig müsste aber auch eine Schuldenbremse eingeführt werden, sonst geht das Theater von Neuem los. (Dies wird eher nicht der Fall sein).
    Damit das funktionieren kann muss das Bargeld abgeschafft und totale Transparenz geschaffen werden (Bankgeheimnis etc.).
    Alles läuft auf diese allerletzte Rettungsmöglichkeit hin. Das ist der Rettungsring, an den unsere gescheiten Finanztheoretiker glauben, falls die heutigen Massnahmen versagen sollten.
    Übrigens hat Spanien rückwirkend per 1.1.2014 eine Kontosteuer auf alle Konten eingeführt. Schöne neue Welt.

    • Linus Huber sagt:

      Ich befürchte, dass Sie richtig liegen. Solch ein Vorgehen bedingt aus meiner Sicht einerseits eine neue Krise und eine Bevölkerung, welche im System derart gefangen respektive infantilisiert ist, dass sie sich nicht mehr wehrt. Eine direkte Demokratie, wie die Schweiz, stellt z.B. für die Machkonzentration der EU ein Dorn im Fleische Europa dar, da die Entscheidungsträger nicht fast uneingeschränkt frei entscheiden können, sondern in den entsprechenden Vorbereitungen durch etwelche Voten (Initiativen) der Bevölkerung, viel stärker als z.B. durch einzig die Wahl von Volksvertretern, gestört werden.

  • Hampi sagt:

    Die Realität ist, dass die EU in absehbarer Zeit nur durch die Unterstützung der EZB funktioniert.

    Ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass nur eine Umschuldung die EURO-Krise einigermassen nachhaltig lösen kann.
    Obwohl auch dies nicht garantiert wäre. Es würde nämlich nur funktionieren, wenn eine Bedingung erfüllt würde (im Beispiel Spanien): Entweder Spanien tritt aus dem EURO aus, oder aber die EU garantiert für die neu von Spanien ausgegebenen Schuldpapiere (ich weiss, immer die „armen“ Deutschen…..das alte Lied!). Ansonsten würde das r in der Formel so stark ansteigen und das g so klein (oder so gross negativ), dass die Verkleinerung der Verschuldung B zunichte gemacht würde.

    Die EZB kann, ausser der Verschuldung B, die Faktoren r (Realzins) und g (Realwachstum) beeinflussen. Und die Politik (Finanzpolitik) kann S steuern. Das reicht zwar nicht, um die Krise zu lösen. Aber es ist, wenigstens im Moment, die Realität.

    Ich weiss auch nicht, wie lange dieser Zustand noch andauern wird. Aber ich rechne damit, dass weder die Wünsche der Ökonomen (Konkurs, Schuldenreduzierung), noch jene der Protestierenden an der „Puerta del Sol“ in nächster Zeit in Erfüllung gehen werden.

  • Goldinger Marc sagt:

    Die Schulden der Länder sind immer von den Bürge(r)n zu tragen. Spanien führt rückwirkend auf den 01.01.2014 eine Steuer von 0,03% auf Sparguthaben ein. Liest man hiervon was in den Mainstream-Medien? Wenn der Aufschrei klein bleibt, kann man das ja nach bis nach auf 30% erhöhen und in der ganzen EU einführen, so wie es von IWF und EZB bereits diskutiert wird. Wie formulierte Jean-Claude Juncker bereits 1999 so schön: „Wir beschliessen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein grosses Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“

    • Linus Huber sagt:

      Man kann dies auch als „Konditionierung der Bevölkerung“ bezeichnen, indem kleine unscheinbar schwach wirkende Massnahmen eingeführt werden, welche nach einer gewissen Zeit als normal empfunden werden. Dieses Vorgehen wird von fast allen Regierungen praktiziert und kaum jemand ist sich bewusst, dass viele als normal empfundene staatliche „Errungenschaften“ immer wieder von neu zu hinterfragen sind, denn die Parameter verändern sich dauernd. Allerdings sollte manch eine Veränderung nicht darin bestehen, neue Gesetze und Bestimmungen auf die bestehenden zu pflanzen, sondern vielleicht einen Teil der bereits bestehenden zu eliminieren.

  • Hans Reuter sagt:

    Hier ist von Sculdenfalle die Rede. Meines Wissens werden Fallen aber immer von jemandem aufgestellt. Eine dieser Fallen ist natürlich die EU und der Euro selbst. Warren Buffet hat einmal Geld als Berechtigungsscheine gegen die Gesellschaft bezeichnet. Ist dann doch ganz einfach wenn man privaten Institutionen wie FED oder EZB das Geldmonopol schenkt und sie damit jonglieren lässt bzw. per Nottenpresse solche Berechtigungsscheine selbst herstellen lässt. Dazu brauche dann nur noch irgendwelche verkrachten Existenzen als Politiker und Handlanger natürlich medial als Edelmänner und Menschfreunde hergerichtet und schon läuft der Laden. Das Problem bei der Sache ist nur, dass der Laden so nur für einige wenige gut läuft aber keinesfalls für die wirklich arbeitende Bevölkerung.

  • Daniel Wigger sagt:

    Ein wiederum sehr interessanter Artikel von Markus Diem.
    Natürlich ist noch gar nichts überstanden in der Eurokrise. Die Kommentare mit Smileys sind aber ebenso falsch am Platz, denn wenn es mit dem Euro erneut bachab geht, geht die Schweiz mit unter.
    Ein paar Faktoren werden hier nicht erwähnt: Der Vergleich Grossbritannien – Spanien ist hier zwar sehr interessant, jedoch nicht überall überzeugend, da diese beiden Länder nicht nur währungspolitisch in zwei verschiedenen Ligen spielen. UK ist das Stammland der Marktwirtschaft. Hier finden wir einen grossen Rückhalt im privaten Unternehmertum, breit diversifizierte Wirtschaftssektoren, höhere Arbeitsproduktivität, weltweit führende Standorte für Schlüsselindustrien wie Entwicklung/Forschung, Finanzierung, Bildung usw. UK würde auch gegenüber Spanien vorpreschen, wenn sie im Euroland wären.
    Das zweite ist eine einseitige Betrachtung des Schulden- bzw Staatsschuldenproblems in diesem Artikel: Natürlich drücken die Lasten in Spanien (und anderswo) aber sie geben keine Auskunft auf exogene Faktoren. Die Staatsfinanzen werden sich bestimmt niemals an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen können. Aber die grosse Hoffnung besteht, dass die Privatwirtschaft wieder in Gang kommt, z.B. der Fremdenverkehr oder der Immobilienmarkt. Dies trägt zur Gesundung der Wirtschaft bei, welches wieder mehr Steuern generiert, damit die Staatsfinanzen ins Lot kommen.

  • Manfred Grieshaber sagt:

    Spanien hat ein strukturelles Problem. Als in den 1970-Jahren die Diktaturen in Griechenland, Portugal und Spanien fielen wollte man die neuen Demokratien stützen indem man möglichst schnell für möglichst viele Menschen Arbeitsplätze schuf. Die EG (Vorläufer der EU) entwickelte dafür ein spezielles Förderprogramm zur Ansiedlung von z.B. Textil- und Lederindustrie. Dort konnten viele ungelernte Arbeitskräfte beschäftigt werden. Die WTO-Verträge von 1995 öffneten den EU-Binnenmarkt für asiatische Konkurrenten die viel billiger produzieren konnten als die Unternehmen in Südeuropa. So gingen diese Arbeitsplätze schnell wieder verloren. Kompensiert wurde dieser Arbeitsplatzverlust durch den Boom der Finanzindustrie ab dem Jahr 2000 was gerade in Spanien die Bauwirtschaft exorbitant wachsen ließ bis in 2007 die Blase platzte. Die zwischenzeitliche Konjunkturphase in Südeuropa von 2000 – 2007 hat dieses strukturelle Defizit nur überdeckt.

    • Hampi sagt:

      „Die WTO-Verträge von 1995 öffneten den EU-Binnenmarkt für asiatische Konkurrenten die viel billiger produzieren konnten als die Unternehmen in Südeuropa.“

      Wenn ich die Entwicklung in meinem Dorf (Südspanien) verallgemeinere, dann scheint dies nur die erste Stufe zu sein. Seit Beginn der Krise werden wir nämlich nicht nur von billigen Produkten aus China überschwemmt, sondern auch die Verteilung (Distribution, Retail) dieser Produkte ist immer mehr in den Händen von Chinesen.

      • Josef Marti sagt:

        Das sieht man auch in den Touristenorten wo es von chinesischen Ramschläden im Otto’s Stil nur so wimmelt.

  • Beat Hintermann sagt:

    Guter Beitrag, insbesondere in didaktischer Hinsicht. Aber die Aussage, dass man deshalb die Schulden erlassen soll, folgt nicht aus dieser Analyse. Mit r>g braucht es einen Primärüberschuss, damit die Schulden nicht schneller wachsen als das BIP, unabhängig von der Grösse der Schulden. In anderen Worten: Auch wenn man die Schulden bis auf einen Euro erlassen würde, braucht es trotzdem einen (positiven) Primärüberschuss, damit sie nicht sofort wieder ansteigen. Aber Spanien hat ein Primärdefizit. Was hier fehlt ist ein Argument, dass die Erlassung der Schulden entweder zu einem grösseren Wachstum (sodass r<g), oder zu einem Primärüberschuss führen würde, und beides ist nicht offensichtlich. Womit ich mit Ihnen übereinstimme ist, dass die Erlassung der Schulden den Ländern mehr Zeit geben würde, das Primärdefizit in einen Primärüberschuss zu verwandeln. Aber ohne diesen Wandel geht es nicht.

    • Josef Marti sagt:

      Richtig; deshalb ist zumindest ein teilweiser Schulderlass notwendig, wenn man Spanien temporär aus dem Euro austreten lassen würde; mit einer abgewerteten eigenen Währung wäre die volle Euroschuldenlast nicht zu stemmen. Ohne Austritt kann andererseits wiederum die Wettbewerbsfähigkeit nicht verbessert werden.
      Innerhalb eines Festkurssystems oder einer Währungsunion hingegen ist eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nur zulasten des anderen Währungspartners möglich, d.h. es müssen sich entweder alle gegenseitig zu Boden konkurrieren oder das bestehende Handelsungleichgewicht wird umgekehrt, indem das Überschussland bereit ist, zur Abwechslung jahrelang Handelsdefizite zu fahren bzw. den bisherigen Defizitländern Überschüsse zu erlauben.
      In einer Währungsunion ist das leider kein Automatismus, dagegen hat das System des automatischen Zahlungsbilanzausgleichs funktioniert im internationalen Goldstandard aufgrund des Goldautomatismus, welcher verhinderte dass Defizitländer real aufwerten und damit über ihre Verhältnisse leben konnten.

      • André Hüsser sagt:

        Josef Marti: Zugegeben ich verstehe nichts von Buchhaltung. Auch noch solange Darstellungen, Vergleiche und Ausführungen lösen das Problem nicht. Selbst ein teilweiser Schuldenerlass regelt nichts, Würde höchstens die Notenpressen unendlich Aktiveren. Anbei wer soll diese erlassen, und wer sind die verliere, diese müssten ja einverstanden sein.( Siehe Argentinien) Nein , Nein der Euro ist eine fehl Konstrukt erster Güte, Im Sinne der Länder welche beim Eintritt in die Währungsunion schon eine schwache Währung aufwiesen. Ganz geschweige von deren Wirtschaftlicher Stärke. Zur Erinnerung: Der Euro wurde per Ausgabedatum mit 1.50Fr. Kodiert, Die Lira mit ca.18 Rp gegenüber des Fr. Dahingehend erachte ich eine zweit Währung als unumgänglich. Als mögliche Lösung sehe ich noch die Meinung von Bernd Lucke AFD. Warum der EURO so hoch gehantelt wird versteh ich nicht. Der gehört doch zwischen Dollar und Rubel.

        • Josef Marti sagt:

          Prof. Lucke AFD propagiert die Variante mit teilweisem Schulderlass und temporärer Austrittsmöglichkeit der Problemländer, die Nordländer behalten einen Nord-Euro. Dieser ist jetzt schon mit D, A, NL stark genug, F steht immer auf der Kippe.
          Dann gibt es noch die Lösung von Prof. Hankel mit dem Euro als Parallelwährung im Sinne eines Goldstandards während die nationalen Währungen mit fixem Umrechnungskurs zum Euro – aber ohne Aufwertungsmöglichkeit, dafür Abwertungsoption – wieder eingeführt würden.
          Lösungsansätze gibt es genug, aber eher macht ein Politiker Selbstmord als das er einen Gesichtsverlust riskiert, da sagt man lieber die Ökonomen seien alle schiefgewickelt.

          • Hampi sagt:

            Ökonomen, die solche theorieromantische Lösungen fordern sind leider tatsächlich schiefgewickelt:
            Sie denken nämlich, dass man von Sonntag auf Montag den Bankrott eines Staates abwickeln kann, dazu gleich auch noch eine neue Währung einführen, ohne dass dies schwerwiegende und chaotische gesellschaftliche Veränderungen nach sich ziehen würde, die alle bisher bestehenden Probleme locker in den Schatten stellen würden.

          • Anh Toan sagt:

            Ich bin überzeugt, würde MDM in Madrid für eine spanische Zeitung arbeiten, er würde seinen Artikel hier, der Spanien den Austritt aus Euro, einen Staatsbankrott und die Einführung einer schwachen Währung, also viel weniger Lohn in Euro für den Journalisten der spanische Zeitung, Verlust wesentlicher Rentenanspruchsteile empfiehlt, noch ein paar mal überdenken.

            Diesen Weg Anderen zu empfehlen ist einfach.

          • André Hüsser sagt:

            Josef Marti: Besten Dank für Ihre Stellungsname. Soviel ich von Prof. Lucke verstanden habe, spricht auch er von einer Parallelwährung. In welchem Sinne dies geschehen soll weis ich nicht. Der Schuldenerlass bezieht sich wohl auf Griechenland, Von dort darf auch die nächsten 25Jahre keine Rückzahlungen erwartet werden, wen überhaupt. Dass, die Währungen sich nicht mehr nach dem Goldstandart richten, erachte ich sowieso als grosses Übel. Können doch somit die Papierpressen volle Leistung erbringen. (siehe Dollar) Letzteres stimme ich Ihnen bei. Aber eines ist sicher, es muss eine Lösung hin, bevor alles zusammen bricht. Das wahrs dann Wohl auch von der politischen EU

      • urs lehmann sagt:

        Ein Austritt der schwachen Länder hat zur Folge, dass die bestehenden Schulden in harter Währung denominiert sind, diesbezüglich stellt eine abwertende nationale Währung keinen Vorteil dar.

        Deshalb müssten nicht die schwachen Länder austreten, sondern die starken. Wenn sie wollten, könnten sie danach immer noch ihren Nord-Euro gründen.

        • Josef Marti sagt:

          Das kann doch nicht ernst gemeint sein, dass der marode Süden mit einem „Vorteil“ austreten kann. Auch wenn D mit seiner Exportstrategie Fehler gemacht hat kann das nicht ernsthaft verfochten werden. Dann kann man alles lassen wie bisher, weil der „Vorteil“ in der Vergemeinschaftung der Schulden und schleichenden Einführung von Eurobonds sowieso realisiert wird zumal D im EZB Rat sowieso immer überstimmt wird.
          Aus Ihrem Votum dass der Norden austreten solle kann ebenfalls nur geschlossen werden, dass D und der Norden seine Guthaben wegen dem dann zwangsläufig ins Bodenlose fallenden Südeuro sich ans Bein streichen kann. Die Abwertung im Süden kann auch auf diese Weise realisiert werden, nur dass dann der Norden einen noch höheren Abschreiber trägt anstatt bei nur einem teilweisen Schuldenschnitt wie im Falle des Austritts der Problemländer.
          Das halte ich dann doch für sehr verwunderlich, dass man die Aufbürdung der Kosten des ganzen Schlamassels zulasten des nordeuropäischen Steuerzahlers und Schadloshaltung der Verursacher in Ordnung findet und in Kauf nimmt, dass der Süden niemals wettbewerbsfähig werden kann.
          Prof. Sinn bringt immer wieder das Beispiel Türkei welche boomt und im Vergleich zu GR (vergleichbare Strukturen) ca. 30-40% billiger ist. Es stellt sich aber kein ernst zu nehmender Ökonom hin und behauptet, eine Senkung des Preis- und Lohnniveaus im Euroraum von 30-40% könne ohne kompletten Kollaps und Gewaltchaos durchgehen und eine ernstgemeinte Alternative sein. Davon träumt höchstens der stammelnde Schäuble, …“there will not be a ‚Staatsbankrott‘ in greece“!

    • Peter Burkhard sagt:

      Sehr guter Kommentar: Mit dem Erlass der Schulden fällt dann automatisch der Schuldendienst weg (das sind gigantische Summen), womit dann hoffentlich tatsächlich ein Primärüberschuss resultieren könnte und man aus dem Teufelskreis ‚raus ist. Das wurde im Artikel leider nicht klar gemacht.

      • Peter Burkhard sagt:

        Das kommt aus der Formel leider auch nicht so klar hervor, darum hier in einfachen Worten. Wenn die Schulden erlassen werden, dann fällt der Schuldendienst weg und damit werden automatisch die Staatsausgaben (Gt in der Formel) kleiner. Bei Schuldzinsen von 3% für Spanien (siehe Grafik im Text) und einer Gesamtverschuldung von 100% des GDP (siehe Grafik im Text) macht das dann locker 3% des GDP aus (nicht der Staatseinnahmen!!!). Es wäre wirklich interessant zu wissen, wieviele % der Staatseinnahmen gebraucht werden, um den Schuldendienst zu bewältigen. Das dürften locker gegen die 20% sein! (In den USA sind es ca. 10% der Staatseinnahmen bei viel tieferen Zinsen und weniger grosser Staatsverschuldung).

        • Anh Toan sagt:

          @Peter Burckhard: „Das kommt aus der Formel leider auch nicht so klar hervor“ – Ja, weil dem nicht so ist:

          „Schuldendienst“ ist entweder Zinsen, das kommt eben nach dem Primärüberschuss (wenn da einer ist), oder Amortisation: Amortisation ist aber nur Vermögensumschichtung, kein Aufwand, nicht erfolgswirksam und ist darum nicht enthalten in der Formel.

  • Josef Marti sagt:

    Grob zusammengefasst sagen die Formeln, dass bei tiefen Zinsen und hohem Wachstum die Schulden munter steigen dürfen und dabei trotzdem die BIP Verschuldungsquote stabil bleibt. Wie kann es auch anders sein; das Schuldgeld- und Zinssystem ist nunmal darauf aufgebaut, dass Wachstum und Schulden untrennbar miteinander verbunden sind bzw. voneinander abhängen.
    Hohe Zinsen korrelieren aber nicht zwingend mit hoher BIP Schuldenquote; so hatte Bulgarien lange eine tiefe BIP Schuldenquote und trotzdem sehr hohe Zinsen, ganz im Gegenteil dazu Japan, wo bei tiefsten Zinsen die BIP Schuldenquote rekordhohe 250% beträgt.
    Dass die EZB die Zinsen praktisch bei Null halten will heisst ja wohl nichts anderes, als dass sich alle viel zu wenig verschulden. Das Aussitzen und Zeitkaufen bzw. Konkursverschleppungstaktik maroder Staaten ist die einzige Möglichkeit, das Establishment vor einer gravierenden Diskreditierung zu retten, also muss die Umschuldung zulasten künftiger Generationen gemacht werden.

    • Alex Kramer sagt:

      Danke. Erklären Sie das mal ihren lieben Kindern.
      Vielleicht werden diese gerade deswegen so verwöhnt, damit der Argwohn künftiger Generationen klein bleibt? Der so erzogene Konsument wird ja bekanntlich träge und fragt nicht nach, weder nach Herkunft oder Bedingungen…?

  • Han Hube sagt:

    Können Sie Ihr Fazit noch ‚ausdeutschen‘, Herr Diem, oder anders gefragt, was bedeutet Ihre Schlussfolgerung, sagen wir mal, für einen deutschen Harz IV Empfänger, einen niederländischen Rentner, einen italienischen Beamten, einen spanischen Jugendlichen, einen Schweizer Mittelständler etc.

    • Anh Toan sagt:

      The future’s uncertain and the end is always near

      Let it roll, baby roll

      The Doors – Roadhouse Blues

    • Josef Marti sagt:

      Das ist leicht. Für den spanischen Jugendlichen und den deutschen Hartz IV Empfänger heisst das, dass sich in den näachsten 20 Jahren an deren Situation nichts ändert. Für den CH Mittelständler bedeutet es, dass er mit 50 entlassen wird. Freuen können sich hingegen der niederländische Rentner und der italienische Beamte, diese können mit dem harten Euro jedes Jahr die Welt bereisen, sie müssen ja nicht arbeiten.

  • Roland K. Moser sagt:

    Die Schulden der EUR-Teilnehmer wachsen weiter ungebremst 🙂
    Es spricht nur niemand mehr darüber.
    Wäre die Affäre transparent, würde der EUR-Kurs dorthin fallen, wo er hingehört: Ins Bodenlose.

    • Josef Marti sagt:

      Das Gegenteil ist der Fall. Ohne die bis vor kurzem inflationäre Situation im Süden wäre der Euro wegen der Deutschen Exportüberschüsse längst durch die Decke gegangen, das hatte also einen wohltuenden kompensatorischen Effekt für die Exoportindustrie, deren Besitzer den grossen Reibach gemacht haben, das ist der Hauptgrund, weshalb in D die privaten Haushalte in den letzten 20 Jahren ihre privaten Vermögen um 2 Billionen gesteigert haben.
      Jetzt aber droht dem Euro wegen den beginnenden deflationären Tendenzen im Süden sogar eine reale Aufwertung, ganz zum Verdruss der Exportjunkies. Der Euro bleibt hart wie Kruppstahl.

      • Roland K. Moser sagt:

        Natürlich nicht.
        Denn die EUR-Teilnehmer können ihre Schulden nicht mehr zurück zahlen, D ausgenommen. Der EUR ist nur ein Ballon, der immer weiter aufgeblasen wird. Und je mehr der Ballon aufgeblasen wird, umso lauter wird er knallen, sobald er platzt.
        Die EUR-Teilnehmer sind längst bankrott. Eine Privat-Person hätte man längst bevormundet.
        Die USA haben das Problem auch, sind aber schon viel weiter. Für den aktuellen Wert des USD auf dem Markt gibt es keine gesunden Gründe.
        Eine Privat-Person hätte man längst bevormundet.

        • Anh Toan sagt:

          @Roalnd K. Moser

          „Natürlich nicht“ – was ist in diesem Zusammenhang „natürlich“

          „Die EUR-Teilnehmer sind längst bankrott.“ – Wie lange können sie das bleiben?

          „Für den aktuellen Wert des USD…“ – In was bitte? In CHF, aufgeblasenen Euro, Oel, Gold oder Aktien?

          „…längst bevormundet“ – also die Demokratie unter Vormundschaft stellen, eine starker Führer und so, immer das gleiche Geläut der braunen Liesl

          • Alex Kramer sagt:

            Solange sich (markt)gläubige Gläubiger finden, wie z.B. Ihre Pensionskasse, so lange wird der USD und EUR haltbar sein. Wenn die braune Liesl die Oberhand erhält, müsste man sie zuerst fragen, wer denn diesmal der bö Fei denn überhaupt darstellt, wenn nicht der Bürger selbst mit seinen delegierten Anlagevehikeln (PK, AHV, 3. Säule a/b, Lebensversicherungen, etc.); also das ziemlich ganze Spektrum an legalen Anlagen.
            Das Ganze ist gut eingefädelt, denn hinter diesem System lässt sich jeder Beteiligte sehr gut kontrollieren, ähnlich einem Schneeball-System oder einem Schenkkreis.
            Man wird u.a.Banker und ein paar (bürgerliche) Politiker anklagen. Anschließend werden diese frei- und heilig gesprochen und mit Prozessentschädigungen eingedeckt (siehe Artikel über ex RR Eric Honegger).
            Die einzige Möglichkeit, dieses System zu durchbrechen ist, es fallen zu lassen. Davor wird man sich hüten, denn das hiesse schlicht und einfach gesellschaftliche Desintegration und Krieg.
            Diesmal auch hierzulande.

        • Josef Marti sagt:

          Die Vormundschaftsbehörde sitzt allerdings in Washington und heisst IWF.

      • Benedikt sagt:

        Ach die Mär von den Deutschen Exporten wieder. Noch größer als der Deutscher Warenexport ist noch der Kapitalexport. Warenexport und Kapitalexport heben sich Währungstechnisch auf, so dass es zu keiner Aufwertung wegen den Deutschen Exporten gäbe. In diesen 2 Billionen sind auch eine Menge Auslandsvermögen enthalten. Wie werthaltig das sein kann, hat man erst bei den Brasilianischen Werken von Krupp gesehen.

        • Josef Marti sagt:

          Man sollte schon die kurze und die lange Frist auseinanderhalten. Sodann spielt das Wechselkursventil als Zahlungsbilanzausgleichsmechanismus nur ausserhalb des Euroraums, innerhalb einer Währungsunion kann dagegen ein Geldmengen-Preismechanismus (wie er im Goldstandard oder einem Festkurssystem zum Tragen komt) nur über die Einhaltung eines gemeinsamen Inflationsziels hergestellt werden, um Ungleichgewichte zu vermeiden.

          Richtig ist, dass hohe Nettoexporte immer mit einem entprechenden Nettokapitalabfluss korrelieren, also mit einem Erwerb von Auslandsaktiva. Oder andersrum, bei hoher inländischer Ersparnis und verhältnismässig tiefen inländischen Investitionen ergibt sich bei einem typischen Exportland wie D, CH oder Japan zwangsläufig ein hoher Aussenhandelsüberschuss und damit Nettokapitalabfluss.
          Als Gegenposten bzw. Schuldner der privaten Vermögen bleiben sowieso nur der Staat und das Ausland, denn die Unternehmen sind in D schon seit längerem zu Nettosparern geworden.
          Im Erwerb der Auslandsaktiva sind im Falle von D nicht nur die Zunahme von Devisenreserven der Bundesbank zu berücksichtigen sondern auch die Zunahme der Targetsalden gegenüber EZB; ich kann mir deshalb kaum vorstellen, dass „der Kapitalexport höher ist als der Warenexport“.
          So viel ich weiss lautet die Formel:
          Leistungsbilanzsaldo + Nettokapitalimport/ -Nettokapitalexport = Zunahme Devisenreserven der ZB.

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