Drei Pfade für Spanien

Die Zinssituation in Spanien hat sich dank der EZB etwas stabilisiert: EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt, 8. November 2012. (Keystone)
Mario Draghi verdient ein Lob.
Seit seiner im Juli geäusserten Ankündigung, die unter seiner Führung stehende Europäische Zentralbank werde alles unternehmen, um das Überleben des Euro zu sichern, hat sich die Zinssituation für Spanien und Italien stabilisiert. Das im August in Aussicht gestellte OMT-Programm (Outright Monetary Transactions), in dessen Rahmen die EZB nötigenfalls unbeschränkt Staatsanleihen aufkauft, hat sich bislang als Brandmauer bewährt.
Die Troika-Verhandlungen rund um Griechenland produzieren derweil freilich weiterhin viel Lärm, aber Griechenland ist im grossen Bild der Eurokrise nicht wirklich relevant. Wir bleiben – wie in diesem Blog schon mehrmals erwähnt – dabei: Spanien ist das Land, das im Auge behalten werden muss. Dort wird sich das Schicksal der Europäischen Währungsunion entscheiden.
Momentan ist es ruhig rund um Spanien. Die halbe Finanzwelt wartet darauf, dass die Regierung um Mariano Rajoy bald ein offizielles Hilfsangebot stellt, damit das OMT-Programm ausgelöst wird. Die französische Investorenlegende Edouard Carmignac etwa, hier im Interview in der FuW, erwartet den Antrag noch dieses Jahr, weil Spanien 2013 einen enormen Refinanzierungsbedarf hat.
Was wären die unmittelbaren Folgen des Hilfsantrags? Die Zinsen, die Spanien am Bondmarkt bezahlen muss, würden massiv sinken. Die Regierung würde Luft erhalten, das Haushaltsbudget würde nicht mehr vom Zinsdienst aufgefressen.
Doch wäre damit das Problem Spaniens gelöst? Nein, natürlich nicht. Mit dem EZB-Programm würde bloss Zeit gekauft.
Im Kern stehen Spanien – der viertgrössten Volkswirtschaft der Eurozone – nur drei mögliche Pfade für den Weg in die Zukunft offen. Für den ersten davon liegt der Schlüssel in Berlin. Der zweite wird brutal für die spanische Bevölkerung. Und der dritte Pfad hätte das Potenzial, die Weltfinanzmärkte ins Chaos zu stürzen.
Der Reihe nach. Eine extreme Abstraktion der Europäischen Währungsunion soll im folgenden Gedankenbeispiel dazu dienen, das Problem besser zu verstehen (das Gedankenspiel ist in Anlehnung an einen Kommentar des in Peking lehrenden Ökonomen Michael Pettis). Nehmen wir nämlich an, die Eurozone bestehe nur aus zwei Ländern: Deutschland und Spanien.
Stark vereinfacht liest sich die Geschichte der letzten zwölf Jahre so: Mit der Abschaffung der harten D-Mark und der Einführung des Euro konnte sich Deutschland, das zuvor jahrelang grosse Leistungsbilanzdefizite erwirtschaftet hatte, als Exportnation etablieren. Die Überschüsse in Deutschlands Leistungsbilanz begannen zu steigen (in diesem Blogbeitrag haben wir bereits einmal von diesem «Dirty Little Secret» gesprochen).
Diese positive Leistungsbilanz Deutschlands benötigte innerhalb der Währungsunion einen Gegenpart, ein Land, das ein Leistungsbilanzdefizit aufbaute: Spanien. Das Land erhielt mit den Euro eine überteuerte Währung und verzeichnete in den frühen Jahren der Euro-Mitgliedschaft einen internen Wirtschaftsboom mit überdurchschnittlich hohen Inflationsraten. Spanien überhitzte.
Also, simpel: Deutschland exportierte, Spanien importierte. Deutschlands Binnenwirtschaft lahmte, Spanien boomte.
Wenn Spanien mehr für Importe ausgibt, als es mit Exporten einnimmt, muss es sich per Definition im Ausland verschulden. Und wenn Deutschland mehr mit Exporten verdient, als es für Importe ausgibt, wird es gegenüber dem Ausland zum Gläubiger. Genau so geschah es. In Spanien stiegen die Schulden, und sie wurden finanziert von: deutschen Finanzinstituten. Man kann nicht oft genug betonen, dass es sich dabei in Spanien nicht um staatliche, sondern um private Schulden, also von Unternehmen und Haushalten, handelte (in diesem Blogbeitrag mehr Details dazu). Der gesamte Schuldenberg, der auf Spaniens Volkswirtschaft lastete, ist zwischen den Jahren 2000 bis 2007 massiv gewachsen.
Und diese Schulden können nun von Spaniens Volkswirtschaft nicht mehr bedient werden. Die deutschen Gläubiger fordern sie zurück. Kapital verlässt Spanien richtung Deutschland – ein Geldfluss, der sogar noch anschwillt, weil viele vermögende Spanier einen Teil ihres Geldes im Ausland in Sicherheit bringen wollen. Was nun?
Nachdem rund ein Jahrzehnt lang Kapital von Deutschland nach Spanien geströmt ist, fliesst dieses nun zurück nach Deutschland. Das klingt verständlich, hat aber einen grossen Haken: Spanien kann nur Kapital exportieren, wenn es gleichzeitig eine positive Leistungsbilanz hat, also mehr mit Waren- und Dienstleistungsexporten verdient, als es für Importe ausgibt. Angesichts des grossen Kapitalabflusses, den Spanien seit mehr als einem Jahr erlebt, müsste dieser Leistungsbilanzüberschuss sogar recht gross sein.
Ist er aber nicht. Im Gegenteil, Spaniens Leistungsbilanz wies bis Juli dieses Jahres weiterhin ein Defizit auf (nur am Rande bemerkt: Das Target-2-System der EZB übertüncht diese Zahlungsbilanzkrise innerhalb der Eurozone). Im August lag der Leistungsbilanzsaldo ganz minimal im Plus – was aber freilich noch viel zu wenig ist.
Im Grunde ist die Sache also ganz einfach: Spanien muss es gelingen, einen massiven Leistungsbilanzüberschuss zu erwirtschaften. Nur so kann es seine in den Händen ausländischer Gläubiger liegende Schuldenlast abbauen. Bloss, wie soll das gehen? Es gibt nur drei mögliche Wege, nennen wir sie den sinnvollen, den brutalen und den chaotischen Pfad:
Der Sinnvolle (wir arbeiten immer noch mit der Annahme, dass die Eurozone bloss aus Deutschland und Spanien besteht): Deutschland muss ein Leistungsbilanzdefizit erwirtschaften. Das hätte für Spanien per Definition einen Überschuss zur Folge. Deutschland müsste dazu nicht einmal seinen Exportsektor schwächen; vielmehr müsste Berlin die Steuern senken und mehr Anreize für interne Investitions- und Konsumausgaben setzen. Deutschland würde dann mehr importieren, und spanische Exporteure könnten mehr nach Deutschland liefern.
Der Brutale: Spanien muss eine interne Abwertung vollziehen und das Lohn- und Preisniveau um geschätzte 20 bis 30Prozent senken. Das Lohnniveau kann gesenkt werden, indem über längere Zeit eine hohe Arbeitslosenrate geduldet wird. Als Folge dieser Strategie müsste das Land ebenfalls eine stark positive Leistungsbilanz aufweisen, weil seine Exporteure wettbewerbsfähiger würden und sich – vor allem – die Spanier immer weniger Importe leisten könnten. Nach mehr als einem Jahr permanenter Rezession, einer offiziellen Arbeitslosenrate von 25 Prozent und einer Jugendarbeitslosigkeit von über 50 Prozent ist Spanien diesem Ziel aber noch keinen Millimeter näher gekommen. «Die Löhne in Spanien sind noch überhaupt nicht gesunken», sagte der in Barcelona lehrende Ökonom Jordi Galí am Montag an der Tagung des UBS International Center of Economics in Society.
Der Chaotische: Madrid könnte beschliessen, den Euro zu verlassen und die Peseta wieder einzuführen. Die neue Währung könnte danach sofort abgewertet werden, was Exporte vergünstigt und Importe verteuert und die Leistungsbilanz ebenfalls kräftig in den positiven Bereich hievt. Weil die alten Schulden Spaniens (private wie öffentliche) in Euro denominiert sind, wäre dieser Schritt mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit mit einem Zahlungsausfall (Default) verbunden. Dies würde die Weltfinanzmärkte ins Chaos stürzen.
Welcher Pfad wird gewählt?
Nach allem, was aus Berlin zu hören ist, deutet wenig darauf hin, dass sich Deutschland von seinem exportlastigen Wirtschaftsmodell verabschieden würde. Die Einsicht, dass die eigenen Leistungsbilanzüberschüsse Teil des Problems sind, scheint nicht sehr weit verbreitet zu sein.
Momentan befolgt Madrid, auf Druck von Brüssel und Berlin, den zweiten Pfad der internen Abwertung. Bloss, ist es den Beteiligten wirklich bewusst, dass diese interne Abwertung noch nicht einmal wirklich begonnen hat und Spanien noch mehrere depressive Jahre bevor stehen? Der Ökonom Michael Pettis – er ist in Spanien geboren und aufgewachsen – denkt, es würde mindestens fünf Jahre dauern, bis Spanien auf diesem Pfad wieder Licht am Ende des Tunnels sieht.
Ob der soziale Zusammenhalt im Land diese Tortur überleben wird? Oder ob am Ende vielleicht doch eine von Protestwählern ins Amt gehievte Regierung die nukleare Option ausübt und den Austritt aus dem Euro verkündet?
Vamos a ver.
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(2) Weitere sog. thermischer Zyklus in der Vergangenheit.
Geht man dann ins 4. Jahrhundert nach Chr. zurück, wird man folgendes registrieren: Das Römische Imperium hat erhebliche Probleme mit seinen Kornlieferungen aus Nordafrika. Dies scheint deshalb die Ursache zu sein, weil durch starke Trockenheit die entsprechenden Regionen versteppten und sich dann zur Wüste wandelten. Sicherlich ein Beitrag zum Untergang Roms. Auch scheint die Verbindung über die Alpen etwas leichter geworden zu sein. Ob das an den Erschließungen durch Wege und Straßen erfolgte oder ob es an dem geringeren Schneeaufkommen in den Alpen lag, sollte noch untersucht werden.
Geht man nochmals ca. 800 Jahre ins 3. Jahrhundert vor Chr. zurück, erscheint durch die Hypothese (der therm. Zyklen) der geringeren Schneemassen und des dadurch bewirkten Rückzuges der Gletscher die winterliche Querung der Alpen mit Elefanten, Pferden, Eseln und der riesigen Menschenmenge beim Kriegszug Hannibals gegen Rom nicht mehr unwahrscheinlich!
Im Gegensatz hierzu gibt es in der Mitte dieser Zyklen jeweils Abkühlung, Verschlechterung der Wetterlagen mit viel Regen und Schneefall sogar im Sommer. So im 8. JH und besonders auch im 16./17. Jahrhundert in Mitteleuropa bekannt.
Über andere historische Zusammenhänge in Afrika und Amerika im Zusammenhang mit diesen Zyklen bleibt hier kein Platz.
Fazit:
Wir befinden uns entsprechend der o.g. Ganglinie am Anstieg in die nächste Wärmephase von ca. 100 bis 200 Jahren.
Wahrscheinlich wird der Mensch diesen Anstieg nicht verhindern können.
Jedoch soll und kann er eine zusätzliche Steigerung vermeiden. Eigentlich wird man nur diesen Zuwachs abfangen können. Man sollte / müsste sich von unbrauchbaren Illusionen verabschieden, sonst fällt man in eine riesige Depression
Interessanter Aspekt. Danke für den Input.
@Thomas ernst
Aber gerne.
Solche historischen Details sind oft die notwendige Ultima Ratio, um hypererregte und hysterisierte Umweltbewegte zur Räson zu bringen. Damit kann man meist den umweltbelastenden Redefluss von sozio-, psycho- und anderen popologischen Besserkennern stoppen. Denn auch auf diesem Gebiet besitzen sie meist geringe Kenntnisse.
Da gilt halt auch die alte umweltphilosophische Aussage: „Unwissen kann man überwinden, die Dummheit jedoch niemals“.
(1) Natürlich ist der stetig wachsende CO2-Anteil menschengemacht!?
Aber, desto länger man sich den ideologischen Wirrwarr um dessen Genese und Wirkung anschaut, um so unsicherer kann man werden. Legte man seine ideologischen Brillen ab, wird man erstaunt in der Vergangenheit augenscheinlich ähnliche Vorgänge wie den jetzigen feststellen können.
Den heurig dramatisch empfundenen (bzw. hysterisierten!?) CO2-Anstieg kann man bei der Betrachtung der zugehörigen Ganglinien der sog. thermischen Zyklen von scheinbar ca. 800 Jahren etwas beruhigter untersuchen. Dann erscheinen die jetzigen „Temperatursprünge“ als eher lahme Vorgänge. Bei der Zugrundelegung dieser ca. 800 Jahre ist dann der Tangenten-Anstieg der Temperatur-Kurve in müden Bogen-Minuten, wenn nicht sogar in langweiligen Bogen-Sekunden, feststellbar.
Der jetzige Wärme-Anstieg ist sicherlich nicht einmalig. Im 12. Jahrhundert war offensichtlich der letzte Temperatur-Anstieg. Als glaubhafte Beweise erscheinen die Quellen, in welchen festgehalten wird, das die Weinernten in dieser Zeit in Hamburg. Koppenhagen und in England außergewöhnlich reichhaltig und gut gewesen sein. Auch um 1200 wird festgehalten, das Ende Februar in Stockholm die Mandelblüte (!!!) doch auffällig früh gewesen sei. In arabischen Quellen wird in Andalusien der starke Wassermangel verzeichnet, aber mit dem Trost, dass man aber die benötigte Pumpen-Technik wesentlich verbessert hätte. Beim Kinderkreuzzug erfolgte ein Teil der Wanderung von Mitteleuropa nach Oberitalien um die Weihnachtszeit über den Alpenhauptkamm. Bei schneefreien Wegen und zurückgezogenen Gletschern. Man möge sich das heute vorstellen. In diese Zeit fällt auch die Besiedlung von Grönland durch die Wikinger. Ermöglicht sicherlich erst durch den Rückzug der Eisberge und Gletscher.
Angesichts dieser verwirrenden Informationen kommt man doch arg ins Grübeln.
off topic, aber interessant fuer jene, welche sich fuer den Differenzen der verschiedenen Theorien (Hayek, Friedman) interessieren.
Hayek, Friedman, and the Illusions of Conservative Economics
http://www.tnr.com/article/books-and-arts/magazine/110196/hayek-friedman-and-the-illusions-conservative-economics?page=0,0
Der künstliche Cap der EZB auf den Zinsen dieser Länder ist 100% der falsche Schritt, weil er für diese Länder genau jene Anreize noch verstärkt, welche erst zur Krise geführt haben. Der richtige Weg wäre, entweder die Leistungsbilanzdefizite auszugleichen zB mit einer Transferunion oder in diesen Ländern einen Schuldenabbau zu betreiben. Der Zinscap inzentiviert diese Länder erst richtig, mit der alten Verschuldungspolitik weiterzumachen und wird unweigerlich zu starker Inflation in der ganzen Eurozone führen.
Logisch, wenn nicht mehr die richtigen Zinsen (oder auch Risikoprämien) gezahlt werden sondern diese Risiken zentralisiert werden (bei der EZB) dann geht das System den Bach ab. Aber ist genau das gleiche wie bei der CH-Exportindustrie (Währungsrisiken der Akteure, also Exportindustrie werden abgelöst bzw zentralisiert durch die Nationalbank, wo sie dann wieder auf die gesamten Frankenhalter exportiert werden).
Zentralbanken werden immer mehr zu sozialistischen Umverteilungs- bzw Pass-Through-Vehicles. Politik löst Probleme nicht, sondern lässt diese via Zentralbanken auf die Bevölkerung „runterscheissern“
@ Tobias und Kari
Ich gratuliere Ihnen. Sie erkennen den Kern des Problems.
Da wurde einen Haufen ausgeblendet. Spanien ist nicht wegen der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit in der Klemme sondern wegen der einseitigen Ausrichtung auf die Immoblilienindustrie. Wenn es die Wettbewerbsfähgkeit wäre, könnte es nicht sein dass sich SP zum 2. grössten Automobilproduzenten Europas gemausert hat. Das ist nicht so einfach wie es M. Dittli darstellt. In Spanien gabs eine Überhitzung des Immobilienmarktes, was zum Crash führte, das Gleich passierte schon mal anfangs 90er. Sicher sind die niedrigen Zinsen mitschuldig an der Sache Mitschuldig. Aber wenn man die Zinsen nicht mehr erhöhen kann, heisst das nicht dass man einfach nichts gegen Überhitzung tut. Je niedriger die Zinsen desto genauer muss man die Bonität prüfen und das ist der Job der Banken. Eine Kürzung aller Löhne um 20-30% wird keine Lösung sein, dann werden noch weniger Leute ihre Hypotheken zahlen können als jetzt und der Binnenmarkt bricht erst recht zusammen. Der Immobilien und Bankensektor muss schrumpfen und der Industriesektor muss gestärkt werden. Das passiert jetzt schon, die Ausfuhren Spaniens steigen. Es gibt immer Leute die an das Allerheilmittel Abwertung glauben: Das hilft weder gegen Korruption, Verschwendung noch Immobilienkrisen. Es ist nicht der Job der NB für Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft zu sorgen das ist der Job der Firmen. Was mich erstaunt ist die europaweite Unfähigkeit neue Steuerungsmittel gegen Überhitzungen zu entwickeln und anzuwenden, sondern man lamentiert ständig. Man merke: Auch alle anderen Nicht EU Länder können nicht mehr einfach die Zinsen senken und steigern, sie müssen auf die EZB schauen. Die neuen Mittel wären: Rückzahlung von Hypotheken innert 30 Jahren. Variable Eigenmittelvorschriften, bei Überhitzung würde dann verschärft. Es gibt viel zu tun, man muss zusammenstehen und es anpacken.
Aber überall kriechen die Populisten und Nationalisten aus den Löcher, die haben noch nie brauchbare Lösungen gebracht.
„Momentan ist es ruhig um Spanien“. Herr Dittli, die rekordhohen privaten Kapitalabflüsse in der Höhe von über 211 Milliarden Euro im September kann ich nicht als Ruhe definieren, sondern als rezessiver Orkan Richtung Bankrott (ohne die früher übliche Pressebegleitung bei solchen Zahlen). Die Machenschaften von Draghi kann ich nicht als Erfolg bezeichnen, es sei denn man würde seine Fähigkeiten zur manipulativen Schönfärberei als positive Eigenschaft einstufen.
Ich bin immer wieder schockiert, wenn ich so viele Kommentare lese von Leuten, die sich offensichtlich nicht die geringste Mühe gegeben haben, auch nur zu versuchen, den Artikel zu verstehen, die aber dennoch glauben, dass sie es besser wissen. Dies ist besonders der Fall bei ökonomischen Themen, wo jeder glaubt, ein Experte zu sein. Da ist mir mein eigenes Fach, die Chemie, fast noch lieber: (fast) niemand weiss auch nur das geringste darüber und (fast) jeder ist stolz auf seine Ignoranz.
Herr Albrecht, lesen sie mal die aktuellen Zahlen über Spanien nach. Wie ich weiss kann man in der Chemie, sofern man Erfolge damit zeichnen will die physischen Realitäten nicht ignorieren. Ganz anders sieht das aber in der Ökonomie aus, mir erscheint es so als habe man dort nur noch Erfolg indem man Andere an der Nase herum führt.
Einige bemerkenswerte Zahlen finden Sie zusammengefasst auf: http://www.querschuesse.de/spanien-exportvolumen-schwachelt/
Dort kann man übrigens auch erkennen dass die Importgeschäfte mit Deutschland bereits massiv eingebrochen sind.
Albrecht: Mit Ihrem Kommentar zeigen Sie vor allem auf, dass Sie wenig bis keine Ahnung haben wie Oekonomien funktionieren oder funktionieren könnten. Wenn Sie die Geschichte der Oekonomie etwas kennen würden, würden Sie wissen, dass es die verschiedensten Schulen gibt, die sich halt auch mal diametral widersprechen, dazu kommt noch der Einfluss der Politik, die Spielchen der Hochfinanz (die vielfach in der klassischen Lehre zu wenig berücksichtigt werden), die schier unendliche „Kreativität“ der Bankster usw.
Oekonomische Modelle können die Realität nie perfekt abbilden, wie Sie das mit Versuchen im Chemielabor machen können. Ueber ein Chemieexperiment, sauber nach wissenschaftlichen Standards durchgeführt gibt es eben weniger zu diskutieren als über oekonomische Modelle und Realitäten.
Ich lese diesen Blog schon seit einiger Zeit, sicher gibt es ab und zu mal einen Beitrag, wo man den Kopf schüttelt oder völlig anderer Meinung ist – aber im grossen ganzen finde ich das Niveau nicht „schockierend“, sondern eher anregend.
Systemtheoretisch müsste man schnell (und so gut es geht einigermassen kontrolliert) den Weg vom Typ „chaotisch“ beschreiten. Blasenähnliche, ausgestaute Zustände lassen sich selten über lange Frist kontrollieren und in den Normalzustand zurückführen.
Typ „sinnvoll“ ist im Prinzip das sozialistische Modell: Alle sollen einander hilfreich und unegoistisch zur Seite stehen und tun es dann aber doch nicht.
Typ „brutal“ ist wohl demokratisch einfach nicht machbar, eine Regierungskrise würde die andere jagen.
Ja
Fasse ich diesen Beitrag etwas summarisch zusammen und spinne den Gedanken etwas weiter, erkenne ich folgendes:
Jedes Land muss unbwedingt versuchen, Handelsüberschüsse zu erzielen, den mit Defiziten geht es früher oder später unter, irgendwann sind die Defizite nicht mehr finanzierbar.
AUSSER die USA, welche SICH „OPFERN“, die Überschüsse der anderen ZU konsumieren und dies mittels Druck des einzigen echten Geldes, dem USD als Weltreservewährung die alle halten müssen, zu finanzieren.
Tja, kein Wunder wollen die Amis dieses System behalten. Ich würde auch gerne die Überschüsse der Anderen konsumieren und dies mit Druck von Anh Toans finanzieren.
Es ist gut, der Herausgeber der Weltreservewährung zu sein, noch besser ist, dies den Anderen als Opfer zu verkaufen: Wir müssen Defizite machen und die Überschüsse der Anderen konsumieren!
Zu viele fehlerhafte Vereinfachungen. Das wäre so, wie wenn man Wettermodelle auf Sonne und Regen beschränkt – der Einfachheit halber ohne Wolken, Wind und Jahreszeiten. Dann gibt es auch keine brauchbare Aussage mehr. Viel eher hat der Autor so lange vereinfacht, bis das Ergebnis seinen Vorstellungen entsprach, und nicht mehr der Wirklichkeit. Ziemlich unwissenschaftlich!
Dieser Artikel sieht wieder einmal die Lösung der Eurokrise (mindestens was Spanien betrifft) bei Deutschland. Für die vom Autor präferierte Lösung Nr.1 (Spanien exportiert mehr nach Deutschland, Deutschland exportiert weniger nach Spaniens) besteht (Zitat)„der Schlüssel in Berlin“.
Dumm nur, dass In Deutschland das Wesen der Eurokrise nicht verstanden wird und die FAZ gar einen Leitartikel geschrieben hat, in dem sie dem gängigen Fehlurteil huldigt, Überschüsse in der Handelsbilanz seine ein Zeichen der Stärke, Defizite ein Zeichen der Schwäche.
Doch warum soll die Lösung vor allem in Deutschland (Berlin natürlich, nicht Bonn) liegen? Der wichtigste Handelspartner Spaniens ist nicht Deutschland, das ist Frankreich, wohin Spanien 18% seiner Ausfuhren liefert. Spanien importiert allerdings etwas mehr aus Deutschland (12%) als aus Frankreich (11.5%). Von den immer wieder bejammerten Rekordexporten Deutschlands (die ja in Richtung Spanien zurückgefahren werden müssten um im Sinne des Autors die Handelsbilanz auszugleichen) gehen die meisten nach Frankreich, den USA, den Niederlanden, UK, China, Italien, Österreich, Schweiz, Belgien, Polen. Soviel ich weiss kommt Spanien erst an 11.Stelle. Deutschland braucht also seine Exporte nach Spanien gar nicht stark zurückzufahren, da es solche Exporte kaum gibt. Um den Autor zu zitieren: „Deutschland müsste dazu nicht einmal seinen Exportsektor schwächen“ Umgekehrt exportiert Spanien deutlich mehr nach Frankreich (18%) als nach Deutschland (12%). Trotzdem soll die Lösung in Berlin liegen.
Fazit: Die Lösung der Eurokrise, speziell der Spanienkrise (später Frankreich?) liegt in Berlin(?) Doch Deutschland ist nicht der wichtigste Handelspartner von Spanien und wird sein exportorientiertes Modell nich so schnell aufgeben
Herr Holzherr, wir befinden uns in der Phase der Postdemokratie (gemäss des britischen Sozialwissenschaftlers Colin Crouch), Fast alle wichtigen wirtschaftlichen Entscheidungen kommen nicht mehr durch demokratisch legitime Einflüsse zustande, die Wähler können nur noch Dinge ausserhalb der Ökonomie beeinflussen. Der Markt und seine Lobbys hat die globale Kontrolle über die Ökonomie übernommen. Es wird keine demokratisch legitime Lösung für Spanien geben, ebenso wenig für den Euro, den US$ oder den chinesischen Renminbi. Wer glaubt die Lösung liegt in Berlin, der hat instinktiv begriffen dass jede Form wichtiger Entscheide nur noch dort gefällt werden wo das Grosskapital ihre Glaspaläste konzentriert hat. jüngstes Beispiel ist die „Diskussion“ in der EU um Basel III. Der Markt hat entschieden dass diese neuen Vorschriften verschoben werden sollen ..bis zum St. Nimmerleinstag. Es regiert inzwischen nur noch eine Instanz, nämlich die Anleger mit dem grössten Konto, alles Andere führt zu Wettbewerbsnachteilen. Kranke, Behinderte, Rentner und Arme wurden bereits als Balast ausgemacht, sie werden weiter beschnitten.
Die Bürger werden sich das langfristig nicht gefallen lassen, womit wir uns voraussichtlich bald nicht mehr mit der Politik der EU befassen müssen, sondern nur noch mit deren Abwicklung zugunsten des Grosskapitals und die dann unvermeidlichen politischen Ausschreitungen. Da ich nicht glaube dass die Demokratie ein Auslaufmodell ist, werden die postdemokratischen Kräfte irgendwann auf heftigen Widerstand treffen. Der Brite Colin Crouch ist hier allerdings pessimistisch gestimmt, er sagt durch die Deregulierung schaffe sich die EU (und wohl nicht nur sie) ihr eigenes Grab.
http://www.cicero.de/weltbuehne/europa-sprengt-sich-eigenhaendig/52638
@ Ast
Danke fuer den Link; er erklaert einen Aspekt, welcher mir sehr bewusst ist. Der Autor des entsprechenden Artikels erkennt die Tendenzen, scheint fuer meine persoenliche Ueberzeugung jedoch nicht das Grundproblem anzusprechen. Der Grund, warum wir heute in dieser Lage sind, besteht hauptsaechlich auf der Tatsache, dass grundsaetzliche marktwirtschaftliche Regeln ausser Kraft gesetzt wurden, indem es einfach als nicht mehr zulaessig angesehen wird, dass man fuer seine Fehler (Fehlinvestitionen) selber verantwortlich ist, sondern dass die Kosten dieser Fehler der Allgemeinheit untergejubelt werden. Diese Politik wird in erster Linie durch die fragwuerdigen Aktionen der Zentralbanken gefoerdert und zwar nicht nur seit 2007, sondern seit bald 30 Jahren.
Zu Ihrer Aussage:
„Es wird keine demokratisch legitime Lösung für Spanien geben“
Es stellt sich natuerlich die Frage, was man unter legitimer Loesung sieht. Ich bin der Meinung, dass ein Staat aufgrund einer demokratisch hergefuehrten Entscheidung und damit aufgrund einer in meinen Augen legitimen Entscheidung sehr wohl eine legitime Loesung finden kann, wobei natuerlich auch diese nicht schmerzfrei sein duerfte, da der Staat schlussendlich auch und gerade in diesem Falle sein Budget den Einnahmen entsprechend zu gestalten hat. Aber sicherlich kann ein Staat seine Schulden aberkennen und somit die unvorsichtigen Investoren zwingen, die Verluste zu tragen. Dies waere die Anwendung des marktwirtschaftlichen Prinzips, welches fuer jeden einzelnen ebenfalls gilt.
Herr Huber, „Michael Schwarz sagt: 24. November 2012 um 07:21″ ……“Die Ideologie, die er von Amis übernommen hat, ist nicht zu übersehen – die US-Ökonomen streben nicht nach Gleichgewicht, im Gegenteil“…
Sie aber schreiben….
“ Der Grund, warum wir heute in dieser Lage sind, besteht hauptsaechlich auf der Tatsache, dass grundsaetzliche marktwirtschaftliche Regeln ausser Kraft gesetzt wurden…“
Vielleicht trifft dies auf Regeln zu welche Sie Herr Huber oder ich selbst gerne sehen würden, aber der Markt tickt seit Jahrhunderten nach sozialdarwinistischen Regeln -die Schwachen erhalten wenig Geld und die Starken Geld im Überfluss. Die Krise wurde im Sinne der Starken für die Starken gelöst, das gehört zum Kernprinzip des Kapitalismus. Die Vermögen der Reichen zeigen, die Krise hat diese Leute noch reicher gemacht -der Kapitalismus funktioniert aus Sicht der obersten 1% der Weltbevölkerung noch immer sehr effizient.
Wie lange dauert es eigentlich noch bis die Menschheit das Lebenswerk von Karl Marx wirklich begreift? Die Regeln der Märkte wurden schon immer und werden noch immer nur nach dem Vorteil von reichen Investoren gestaltet. Diese Regeln sind derzeit nicht ausser Kraft, im Gegenteil, noch nie wurde der brutale Wettbewerb so effizient umgesetzt wie gerade heute. Der Markt und die Lobby-Politik für den Markt ist in höchstem Masse antidemokratisch und nimmt keinerlei Rücksicht auf Verluste.
@ Ast
„aber der Markt tickt seit Jahrhunderten nach sozialdarwinistischen Regeln“
Was heisst hier der Markt? Seit 30 Jahren wird durch die ankerlose Geldpolitik der Zentralbanken verfaelscht. Dem sage ich nicht Markt, sondern Vetternwirtschaft, Korruption oder Crony Capitalism, welchen Ausdruck Sie auch verwenden moegen.
Es fing doch in den 80iger Jahren an, dass den Banken das erste mal das Zeichen gegeben wurde, dass man sie mit staatlicher Unterstuetzung rettet. Das war der eigentlich Anfang des gegenwaertigen Problems. Haette man damals die Banken marktwirtschaftlichen Prinzipien ausgesetzt und rigoros den Schuldigen klargemacht, dass weder eine Zentralbank noch sonst wer ihnen hilft in Not, haette sich das gegenwaertige Geschaeftsmodell der Banken gar nie entwickeln koennen. Natuerlich kam spaeter noch die Deregulierung dazu, aber diese spielt im Verhaeltnis nur die Rolle des Puenktchens auf dem i.
Ebenfalls ist es eindeutig die Aufgabe der Zentralbanken das Kreditmengenwachstum im System zu ueberwachen und wenn dieses Wachstum weit ueber dem Wirtschaftswachstum liegt, entsprechende Massnahmen einzuleiten (z.B. Anheben der Zinsen) um Blasen oder massive Fehlinvestitionen zu verhindern. Dies ist die eigentliche und wichtigste Funktion der Zentralbanken. In diesem Sinne bin ich gerne fuer eine Regulierung, wobei selbst dies nicht notwendig waere, wenn man nicht manipulierbare Waehrungen staatlich anerkennen wuerde, womit jeder sich wohl ueber kurz oder lang in dieser Waehrung sein Sparkapital anlegte.
Ich verstehe Ihre Fokussierung auf den brutalen Wettbewerb in der Wirtschaft. Aber gerade beim wichtigsten Preis (naemlich dem Preis fuer Kapital) wurde der effektive Wettbewerb schritweise ausser Kraft gesetzt und dies in Tandem mit dem Markt der Kreditkreation indem man Banken mit einer implizierten Staatsgarantie ausstattete.
Aus meiner Sicht sind die groessten Verbrecher Greenspan, Bernanke, Trichet und Draghi.
Nehme nicht an, dass man in Spanien in nächster Zeit vom brutalen Weg abweichen wird. Und um was sollen die Löhne denn noch viel tiefer sinken, sie sind ja eh schon ziemlich unten und das Leben ist nicht billig in Spanien. Dass man die Hälfte einer Generation von jungen Menschen aus der Erwerbstätigkeit mittels u.a. der Sparprogramme praktisch „ausgrenzt“ wird sich noch bitter rächen in sozialen Unruhen und Radikalisierung.
Der „sinnvolle“ Weg ist ja reines utopisches Wunschdenken – kann mir nicht vorstellen, dass D diesen Weg einschlagen wird, gibt es doch die Target2 Salden, die wird man sicher noch mehr ausreizen.
Der chaotische Weg wird dann in wenigen Jahren den brutalen Weg ablösen, aber bis dahin ist schon soviel zerstört und Strukturen verschwunden, dass dieser Weg vorerst nur eine Fortsetzung des brutalen sein wird, mit dem Unterschied, dass die restliche Welt auch noch mehr in den Abwärtsstrudel mitgerissen wird.
Bis es dann wieder mal aufwärts geht, muss zuerst ein tiefes und breites Tal der Tränen durchschritten werden.
@ Marcel
Ich stimme mit Ihnen ueberein.
Ich warte auf den Politiker, welcher saemtliche Vereinbarungen als ungueltig erklaert und die Schulden ganz einfach aberkennen will und damit politischen Erfolg haben wird. Bis anhin hat sich noch keiner gewagt, diesen Weg zu beschreiten (ausser vielleicht Iceland in gewisser Weise), was eigentlich verwunderlich sein muesste und zeigt, wie stark der Einfluss der Banken und Elite auf die politischen Entscheidungsprozess Einfluss ausuebt.
Es muss uebrigens nicht unbedingt ein Populist (z.B. Rechtspopulist etc.) sein, welcher eine negative Einstellung zu Gesellschaft und Bevoelkerung haben muss, sondern langsam ist genau das Gegenteil der Fall.
@Linus:
Weiss nicht, ob Sie mitbekommen haben, was gerade in meinem Nachbarland Argentinien passiert mit den Holdouts des 2005/2010 Schuldenschnitt resp. Schuldenumstrukturierung. Dass in NY Richter Griesa Hedge Funds (auch Aasgeierfonds) recht gegeben hat und diese rund 1.3 Mrd $ bekommen sollten. Argentinien muss Zinsen an die übrigen Schuldner (ca. 3.3Mrd) über die Bank of NY zahlen und Griesa hat angeordnet, dass davon die 1.3 Mrd an NML Capital einbehalten werden sollten bis zum 15.Dezember. Die übrigen Holdouts von ca. 10 Mrd würden dasselbe Recht dann auch einfordern und Argentinien würde vermutlich (wegen chronischem Devisenmangel) nochmals zumindest in einen technical Default gehen oder sogar eine richtige Staatspleite mit allen negativen Konsequenzen.
Das fatale wäre aber die Signalwirkung z.B. für weitere Aasgeierfonds die z.B. griechische Anleihen zu Spotpreisen gekauft haben und Griechenland und ev. weitere Bankrottkandidaten auf ewig bedrängen könnten.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/us-hedgefonds-paul-singer-erpresst-argentinien-a-869062.html
@ Marcel
Ich hatte irgendwo etwas darueber gelesen, aber war nicht genau im Bild. Daher danke.
Die Abwicklung von Staatsbankrotten ist wirklich noch nicht richtig geregelt. Mal sehen, wie sich dies weiter entwickelt.
…Off topic…
Kann ich mir einfach nicht verkneifen: Wie pragmatisch die Chinesen gewisse Probleme lösen.
Blog.markusgaertner.com
Aktuellen Eintrag von heute zu „Wohnzimmer auf dem Mittelstreifen“
thx
spanien, italien können (sofern alle bevölkerungsgruppen an einem strang ziehen) ihre krisen meistern. auch wenn spanien 2013 ordentliche rückzahlungen und (oder) umschichtungen an auslaufenden krediten zu bewältigen hat.
griechenland muss es endlich schaffen seine verkrustung aufzubrechen, die dank „freuderlwirtschaft“ entstanden ist.
im noch“ schlafenden“ problem frankreich sehe ich jedoch, sofern die regierung den momentanen kurs der reformunwilligkeit beibehält, dann die echte probe fuer den euroraum .
leider fehlt mir auch, das creative element beim krisenmanagement. für griechenland, spanien wäre (aufgrund der extem hohen arbeislosenrate) wohl über die einführung einer lebensgeld-strategie nachzudenken. flankiert mit bezugsbegrenzungen um eine ungewollte bevökerungsexplosion durch den zu erwartenden zuzug von „trittbrettfahrern“ zu verhindern.
…. und wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld ? …. trallalalala
Draghi hat das Lob nicht verdient. Im Gegenteil, er vergrösste das Risiko für die EZB und finanziert den Pleitestaaten, wie Griechenland, Spanieren und Italien. Das gesamte Wachstum in EU leidet unter seiner Geldpolitik.
Nämlich die Spanier und Italiener werden wie die Grieche enden, 5 Jahre ist eine sehr optimistische Einschätzung.
Hi Michael
Ich gehe mit Ihnen einig, dass Draghi zweifelsfrei die Stellung eines der uebelsten Sorte von Entscheidungstraeger ist. Vergessen wir nicht, dass Zentralbanken bis anhin hauptsaechlich und fast ausschliesslich zum Wohle der Banken und Eliten handeln und mit der prinzipiellen Idee, dass das Kreditausfallrisiko in keinem Falle beim Kreditrisikonehmer liegen darf, sondern der Allgemeinheit unterzujubeln ist.
Verletzungen solch grundlegender marktwirtschaftlicher Prinzipien nahmen schrittweise und unbemerkt immer staerker zu in den letzten 30 Jahren, was den Banken erlaubte ihr heutiges Geschaeftsmodell zu entwickeln.
Zum Glueck besteht keine Chance, dass ich ihm je nachts und alleine in einer unbewohnten Gegend begegne.
Hi, Huber:
Seit Draghis Amtseintritt hat er nur auf die wirtschaftliche Entwicklung der gesunden EU-Länder fokussiert. Die Länder, wie Griechenland, Italien, Spanien.. die überschuldet sind, werden bei geldpolitischen Massnahmen nicht berücksichtigt, deshalb ist das Ungleichgewicht innerhalb der EU grösser geworden. Trichet hat noch versucht das Ungleichgewicht zwischen den EU-Ländern so gut wie möglich auszugleichen. Der Grund liegt in den amerkansichen Einfluss auf Draghi, weil er in den USA studiert hat, und für GS danach gearbeitet hat. Die Ideologie, die er von Amis übernommen hat, ist nicht zu übersehen – die US-Ökonomen streben nicht nach Gleichgewicht, im Gegenteil, deren ökonomischen Theorie führen zu extremem Ungleichgewicht, die empirischen Evidenzen sind reichlich vorhanden. Die neoliberale keynianische Ideologie ist der Grund warum in den USA nichts, aber gar nichts mehr funktioniert.
@ Michael
Vorerst ist zu sagen, dass Draghi eigentlich eine schon verfahrene Situation von Trichet uebernahm.
Es ist schlussendlich nicht die Frage, auf welche Laender sich die Zentralbank bei ihrer Geldpolitik fokussiert, sondern es sollte eine fast automatische Steuerung der Geldmenge beinhalten, wobei natuerlich das Kreditmengenwachstum Teil der Geldmenge darstellt. Sofern die Geldmenge im System staerker waechst als die Wirtschaft, weitet man das Geldvolumen unverhaeltnismaessig und nicht nachhaltig aus, womit es langfristig zu Booms und Blasen kommt, welche beim Bust oder Platzen der Blasen grosse wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaeden nach sich zieht.
Die Anlehnung der Geldpolitik an den Konsumentenpreisindex ist fehlerhaft, da andere Einfluesse des Geldmengenwachstums vernachlaessigt werden. Es ist auch ganz natuerlich, dass aufgrund grosser Produktivitaetssteigerungen sich eine leichte Deflation einstellt fuer die meisten Produkte im Konsumentenpreisindex. Solch eine Deflation ist zu begruessen und nicht durch extreme Ausweitung der Geldmenge in Inflation zu drehen. Die schlechte Art von Deflation (als Resultat des Platzens einer Blase) hingegen ist einzig der Verdienst dieser ankerlosen Geldpolitik der vergangen Jahrzehnte, welche Hand bot fuer die Entstehung dieser Blasen.
Die Zentralbank sollte sich weniger um Inflation und Deflation kuemmern, sondern um die Wertbestaendigkeit des Geldes (sound money), da Geld heute Massstab fuer saemtliche wirtschaftlichen Transaktionen darstellt und eine tief verankerte Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben spielt; dies geht weit ueber die reine Funktion als Zahlungsmittel hinaus. Dies sind Werte, welche nicht leichtsinnig aufs Spiel gesetzt werden sollten.
@ Huber:
Die einseitige Wahrnehmung führt zum Ungleichgewicht im System, weil die Makroökonomen bei Zentralbanken eine dominierte Rolle spielen. Kurzgesagt, sie sind schlecht gebildet.
Spanien exportiert vermehrt. WAS denn bloss, wenn in Spanien sogar die spanischen Zitrusfrüchte-Einkäufer die Orangen und Zitronen lieber in Marokko einkaufen, die sie dann versaften und den Saft nach EU liefern……
Wie so oft, sind beim Tagesanzeiger (never-mind-the-markets-blog) fundierte Artikel zu lesen.
Wobei ich vielen Bloggern (gerade bei „Drei Pfade für Spanien“) in ihren weitergehenden Analysen Recht geben muss.
Das lese ich alles sehr gern. Bereichernd.
Dank und Gruß aus Berlin
Danke. Wir alle hier haben ja wohl die Hoffnung, dass sich unsere Intellektuellen Anstrengungen sich letztlich in einer friedlichen und prosperierenden Zukunft auszahlen werden
Wie bitte sollen die Spanier eine positive Leistungsbilanz erwirtschaften? Womit? Welche Waren könnten nach Deutschland in ausreichender Menge und Qualität exportiert werden? Das erscheint mir illusorisch. Ein Leistungsbilanz defizit kann auch reduziert werden, wenn weniger importiert wird. Also weniger Autos in Deutschland gekauft werden usw. Das erscheint mir der richtige Weg. Im übrigen ist das nicht nur ein Problem der Jugend in Spanien, sondern auch und vor allem ein Problem der Rentner in Deutschland, deren Geld in faulen Krediten in Spanien investiert wurde. Die faulen Kredite müssten bereinigt werden, dann geht es allen besser.
Wenn bereinigen Abschreiben bedeutet, gehe ich mit Ihnen einig.
Steve, da gehe ich mit Ihnen einig. Damals wurde 1 Euro mit 166 Peseten berechnet, aber ab 1.1.2002 schliesslich 1 Euro mit 100 Peseten verrechnet. Ich lebe seit 2001 in Spanien. Alles wurde 50-60% teurer und jetzt ist es noch viel schlimmer. Betr. Immmobilenpreise: wer hat denn diese Preise in die Höhe getrieben ? Natürlich damals die Mitteleuropäer, sie bezahlten jeden Preis, um das Schwarzgeld zu verstecken, egal ob Deutsche oder Schweizer etc. In den Boomjahren ab 2002 bis 2008 haben die Banken den Privathaushalten das Geld nachgeschmissen. Alles wurde über Kredit bezahlt. Egal was und jetzt haben wir die grosse Misere. Wer ist an all diesem Desaster schuld Vielleicht die verd. Ideologie des Shareholer values
Sehr guter Artikel.
Beim skizzierten sinnvollen Weg ist mir nicht ganz klar was genau den Spanien exportieren sollte um gegenüber Deutschland eine Leistungsbilanzüberschuss zu erzielen? Soviel Rotwein und Queso Manchego können die Deutschen gar nicht trinken und essen. Ein Produktionsverbot für deutsche Windmühlen damit die spanischen Konkurrenten mehr exportieren können? Massenschliessung von VW Fabriken weil die spanischen SEAT Fabriken so viel günstiger liefern können? Das wäre nur machbar mit der chaotischen Lösung, der eigenen Währung die Spanien wieder konkurrenzfähig machen würde. Oder soll der spanische Staat etwas per Dekret die Löhne um 50% für die Industrie senken um dasselbe Ziel zu erreichen? Diesen Entscheid würde zurecht keine demokratisch gewählte Regierung überleben. Europa muss sich zwischen Rettung des Euros und Rettung der Demokratie entscheiden.
@ Gion
„Europa muss sich zwischen Rettung des Euros und Rettung der Demokratie entscheiden“
Genau, wobei beide Entscheidungen von viel Leid begleitet sein werden. Die Frage liegt eigentlich darin, ob wir Freiheit, Demokratie waehlen, oder uns von den Entscheidungstraegern einlullen lassen, dass solch eine Entscheidung viel staerkere negative und schmerzhafte Auswirkungen zur Folge haben. Dabei unterlassen es natuerlich die Entscheidungstraeger, die laengerfristige Perspektive zu erwaehnen, ansonsten die Lage klar waere.
Das Vermeiden von kurzfristigen Schmerzen erzeugt desto groessere politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwerfungen an einem spaeteren Zeitpunkt.
Draghi brachte es doch auf den Punkt mit dem OMT-programm unbegrenzt marode Anleihen kaufen zur angeblichen rettung. GR allein reicht, um das Sytem zu zerstören, ist aber laut Draghi nicht wirklich relevant? das glaub´ich gern, denn Frankreich, Italien und Spanien reichen garantiert für den totalen Zusammenbruch. da rühmt er sich noch für OMT, auweh? wer immer noch die Märchen der wunderbaren und nachhaltigen Rettungen glaubt, hat einen an der Klatsche.
…oder ist von den Mainstream-Medien wunschgemäss indoktriniert…
Modell 1 ist Nonsens, da die Welt eben nicht nur aus Eurozone, und die Eurozone nicht nur aus Deutschland und Spanien besteht. Auch besteht Wettbewerbsfähigkeit nicht nur aus Lohnstückkosten.
Würde man jedem Deutschen 20 000 Euro schenken die er ausgeben müsste, würde davon trotzdem kaum etwas in Spanien landen. Das ist der Kern des Problems.
Das gilt genauso für Griechenland Frankreich und England, die ja auch nicht auf einen grünen Zweig kommen, obwohl UK eine eigene Währung hat und sich der Staat dort inzwischen direkt bei der Zentralbank bedient. Was aufzeigt, das auch Modell 3 nur weniger als eine trübe Hoffnung ist.
Ökonomen die sich nur in auf Penälerviveau vereinfachten Modellannahmen bewegen, werden die Kernprobleme nie begreifen und immer daneben liegen.
@ Ulrich
Mit Ihrer Abstraktionsfähigkeit ist es wohl nicht weit her! Sonst hätten Sie vom Originalbeitrag etwas mehr begriffen.
Keine Ahnung warum mein Beitrag weg ist, daher nochmal:
Bei dieser Definition von Abstraktion feiert der Stammtisch fröhliche Urständ. Eine Abstraktion kann eine Vereinfachung durch das Weglassen von unwesentlichem sein, keineswegs eine Vereinfachung durch das Weglassen von Wesentlichem. In der Realität sind die Annahmen die zu Weg 1 führen halt schlicht und einfach falsch, wenn auch verbreitet. Weil die Einnahmen Spaniens sich nicht erhöhen, durch höheren Import asiatischer Waren nach Deutschland. Ebenso ist nach der „Abstraktion“ des Blogautors ausgeschlossen, dass China ein Überschussland ist, obwohl, bzw. gerade weil es gegeüber Deutschland ein Defizit hat.
Das Ergebnis seiner „Abstraktion“ lässt eben nicht den Schluss zu, dass Deutschland mehr importieren muss um Spanien zu helfen. Sondern nur den Schluss, dass Deutschland ganz konkret mehr aus Spanien importieren müsste. Und da stellt sich dann halt die Frage: Was? Denn eigentölich wärs ja schon besser, wenn nicht nur Deutschland, sondern alle mehr in Spanien einkaufen würden, gell?
Vereinfachungen komplexer Problem für einfache Lösungen sind zwar wohlfeil, deswegen aber keineswegs sinnergebende Abstraktionen: Und sie sind vor allem eines: meistens falsch.
Der Beitrag erhält eine Vereinfachung: Nehmen wir an die Eurozone besteht nur aus zwei Ländern:
und dazu gibts ausserhalb der Eurozone nichts.
Ja, wenn dem so wäre, wäre die Vergangenheit wie beschrieben (Deutschlands Überschüsse waren Spaniens Defizite) und wohl wären auch die möglichen Zukunftsszenarien wie beschrieben. Damit Spanien Überschüsse macht, müsste Deutschland Defizite machen.
Aber das gilt nur, wenn die Eurozone nur aus Deutschland bestehen würde und ausserhalb der Eurozone nichts wäre. Schade ist die Welt nicht so einfach wie die Modelle der Oekonomen.
Spaniens Defizite haben ihr Gegenstück in den chinesischen Überschüssen, Deutschland erzielt einen Überschuss mit China, es liefert die Maschinen und Kraftwerke, zu welchen die Chinesen billige Arbeitskräfte hinzufügen und den Weltmarkt mit Billigprodukten überschwemmen.
Spanien müsste mit eigener Währung soweit abwerten, dass es mit China konkurrenzfähig wird (Monatslöhne von ca USD 500), oder wie Deutschland entweder die Maschinen herstellen oder wie Apple die Produkte entwickeln und vermarkten, die dann in China billig produziert werden.
Im Tourismus hat Spanien viel zu lange auf den billigen Massentourismus gesetzt (Ballermann), ich vermute, der durchschnittliche Übernachtungspreis ist auf Koh Samui (Thailand) höher als auf Mallorca oder an der Costa del Sol.
Zustimmung: Die Wirtschaft wird immer globaler. Mehrere der Autoren hier nehmen das nicht zur Kenntnis und betrachten die Eurozone als abgeschlossenes System.
@ Anh Toan und Martin
Ich gehe mit Ihnen einig. Um Michael Pettis ein wenig zu verteidigen, kann ich jederzeit seine Ueberlegungen im Grundsatz akzeptieren. Wie Sie jedoch gut erklaeren, ignoriert er Aspekte, welches sein Modell ebenfalls beeinflussen duerften.
Nach dieser Darstellung spielen allein die Geldströme innerhalb der Eurozone eine Rolle. Doch für mich werden Spaniens Probleme durch die Immobilienkrise verursacht und die Maßnahmen dagegen müssten ähnliche sein wie in den USA. Selbst wenn die spanischen Banken nicht vor allem in Deutschland und Frankreich verschuldet wären, sondern in den USA wären Spaniens Probleme fast dieselben. Da die Kreditgeber aber in Deutschland und Frankreich beheimatet sind entstehen Spannungen innerhalb derEurozone unter anderem deshalb weil alle wissen, dass es auch eine Alternative zur Eurozone gibt.
Nicht Spanien entscheidet aber über das Schicksal der Eurozone, sondern Frankreich. Währungszonen sind nämlich stabiler als die meisten Wirtschaftsjournalisten denken. Spanien genügt als Stolperstein noch nicht.
@ Martin
„Währungszonen sind nämlich stabiler als die meisten Wirtschaftsjournalisten denken“
Dies ist ein interessanter Aspekt, welcher evtl. weiter zu untersuchen waere. Gibt es einen Fall in der Geschichte, wo eine Waehrungszone sich wieder in die einzelnen quasi Komponenten (laenderspezifischen Waehrungen) aufloeste oder war das Endresultat jedesmal eine Hyperinflation (oder evtl. ein deflationaerer Kollaps)?
Ich schaetze die Beitraege, welche Michael Pettis jeweils verfasst und es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er sich auf solch fundiertes Wissen bezieht.
Ich verstehe die Idee unter Option 1 sehr gut, jedoch muss ich zu diesem Satz etwas sagen:
„vielmehr müsste Berlin die Steuern senken und mehr Anreize für interne Investitions- und Konsumausgaben setzen“
Wir reden hier, als ob Deutschland ein nachhaltiges Kreditmengenwachstum angewendet haette ueber die letzten 30 Jahre und somit den noetigen Spielraum besitzt, jetzt durch massives Erweitern der Kreditmenge sozusagen einen Boom des Konsums produzieren koennte. Leider lag auch in Deutschland das Wachstum der Kreditmenge massiv ueber dem Wachstum der Wirtschaft, womit der notwendige Spielraum wohl eher eine Illusion ist. Somit stellt die erste Option eigentlich nichts anderes dar, als den Versuch, jemanden aus dem Sumpf zu ziehen, indem man sich selber in den Sumpf begibt und wohl ueber kurz oder lang selber auch absauft.
There is simply no free lunch in the long run! All die geglaubten „free lunches“ der vergangen 30 Jahre werden langsam in Rechnung gestellt. Sorry fuer die schlechten Nachrichten.